Ihr Lieben,
die Nacht verbrachte ich eher unruhig. Die Matratzen des Doppelbettes sind dergestalt, dass man in die Mitte des Bettes zum Zwischenmatratzencanyon rollt, da ist es dann weniger bequem. Zudem brauchte ich die Oropax dringend, und ich kann zwar damit leben, aber ich empfinde sie auch als leicht störend.
Elke hatte heute Bestimmertag, sie durfte alles entscheiden. Ich hatte ein geschmackvolles Geburtstagsarrangement auf der Anrichte aufgebaut (die singende Kerze funktionierte leider nicht), wir tranken unseren ersten Kaffee, machten uns frisch und dann ging es auch schon los. Eigentlich hatten wir gestern noch beschlossen, heute ein üppiges Frühstück in einem der vielen Restaurants hier zu uns zu nehmen; da ist auch, soweit wir sehen konnten, für jeden Geschmack etwas dabei. Allerdings sind wir beide gar nicht die großen Frühstücker und so entschieden wir uns um für eine spätere „Bemme auffe Hand“.

Unsere ersten Ziele waren der Aussichtspunkt am Binnenhof und die „Passage“, ein kathedralenartiges Einkaufszentrum. Der Binnenhof selbst ist leider wegen Renovierung nicht zugänglich, aber wir kletterten den gelben Stahlturm daneben hinauf, um einen schönen Rundumblick auf Den Haag zu bekommen. Oben schaukelte der Turm ein bisschen im Wind, das ist ja genau das Richtige für uns! Aber der Blick ist super.





Die Passage ist schick, es gibt nette Läden, ich kaufte Souvenirs und Küchenbedarf (was stimmt mit mir nicht?). Die Einkaufsstraße entlang schlenderten wir dann zum Großen Markt, wo wir einen ziemlich mächtigen Toast und einen Kaffee in der Sonne (!) genossen. Von da aus ging es zur Grote Kerk und durch einige Gassen zurück – mit einem Abstecher in die Chinatown – zum Binnenhof. Was mir ganz gut gefällt, ist die Menge an Kunst im öffentlichen Raum. Trifft jetzt nicht alles meinen Geschmack, aber allein die schiere Menge begeistert mich. Einige Bauten sind auch sehr bemerkenswert. Das „Bienenkorb-Haus“, z.B., oder einige der anderen Häuser aus den Endzwanzigern/Anfangdreißigern. Man ist mindestens fasziniert. Den Haag ist auf jeden Fall eine Wundertüte für Architekturinteressierte.









Es drängte uns zum Strand. Scheveningen wurde sowohl vom Reiseführer, als auch von Bekannten empfohlen. Also, ab in die Straßenbahn. Ich nehme es vorweg… man muss das schon mögen… Mitten in einer baulich nicht zuordenbaren Stilistik steht ein prunkvolles Kurhaus. Es gibt Meer, es gibt Strand. Das Drumherum wird von Scheusslichkeit regiert. Selbst, wenn man davon absieht, dass alles eingezäunt und mit Planen verhüllt ist, gibt es wenig Schönes. Typische Wohnblocks mit Blick aufs Meer, ein verranzter Pier, langweilige Spaßbuden und dazu ein Hauch von Tristesse. Kaum Menschen, aber aus den Läden schallte Tanzmusik. Eine Giraffe aus Legosteinen zählt hier zu den Highlights.
Wir liefen vom Pier bis zum Leuchtturm, unterwegs nahmen wir auf einer Terrasse ein Bier zur Stärkung ein, wobei von den 50 Tischen zwei Tische besetzt waren. Von dort aus gelangten wir in das historische Zentrum, das aus ziemlich genau einer Straße besteht. Die verbirgt neben Souvenirshops und Dutzenden von Barbershops wenigstens ein paar nette Häuser aus dem vorletzten Jahrhundert. Ein schönes Café, das wir uns bei Einsetzen des Regens gewünscht hätten, suchten wir hingegen vergebens. Wir verließen Scheveningen mit der Tram Richtung Stadt und machten kurz Pause in der Ferienwohnung, um Kuchen zu essen und Sekt zu trinken.










Dermaßen gestärkt liefen wir wieder los und erkundeten weitere Straßen und Gassen, verlustierten uns im königlichen Garten, der so königlich jetzt gar nicht war, schauten uns in Tinnef- und Delikatessenläden um, kauften ungesundes Zeug, u.a. im Albert Heijn, und kehrten zum Schluss erschöpft in einer kunterbunten Plastik-Bar für einen Aperitiv ein. Wir waren die einzigen Gäste und dem Personal gegenüber deutlich in der Unterzahl.






Die schon zuhause getätigte Reservierung rückte näher, wir machten uns auf in das Restaurant Botanica, das hatten wir gestern schon durch Zufall auf einem der Spaziergänge gesehen. Umso überraschter waren wir, als wir heute von Google Maps an einen ganz anderen Ort geleitet wurden. Wir standen vor einem Hotel der gehobenen Kategorie. Nanu? Wir schauten noch einmal nach. Wir waren richtig. Gestern waren wir nur am Hintereingang. Wir wurden nett empfangen; es war zwar fast wie ausgestorben, aber daher auch schön ruhig. Uns hat es gefallen, es gab Muscheln, Krabbenkroketten und Senfcracker mit Selleriesauce. Dazu einen schönen Wein und alles Bio.






Pappsatt schleppten wir uns in die Wohnung zurück, wo Elke drei Stunden damit verbrachte, auf die vielen Glückwünsche zu reagieren, die so ein 🍀. Geburtstag mit sich bringt, während ich Tagebuch schrieb. Wir tranken dazu noch ein Weinchen und planten ein wenig die morgige Abreise. Jaja, es ist leider schon wieder Zeit für den Abschied. Aber wir haben morgen noch einen sehr schönen Programmpunkt, den Ihr sicherlich nicht verpassen wollt. Programmpunktet Ihr mit? Liebe Grüße, Elke und


Natürlich Programmpunkte ich mit.
Strandbesuch ausserhalb der Saison ist wohl nicht zu empfehlen.
Aber wenigstens ist es nun auch bildlich festgehalten – zwei Engel auf Reisen!
Bin neugierig auf morgen.
Das B vorne haben wir chirurgisch entfernen lassen… 😇
Schön, dass Du morgen mitfährst!