Brügge 2025, Tag 1: Brügge sehen und toll finden…

Ihr Lieben,

gestern noch habe ich versucht, irgendwo den erwähnten Film „Brügge sehen und sterben…“ zu streamen. Vergeblich. Selbst gegen Bezahlung war das nicht möglich. „Dieses Video ist in Ihrem Land nicht verfügbar!“ schrie man mir sogar seitens ausländischer Streaming-Dienste entgegen. Naja. Ist dann halt so.

Für 4 Tage war schnell gepackt und da mit der Bahn unterwegs, musste ich mir auch keine Gedanken über Sicherheitskontrollen machen. So schmuggelte ich schon eine Flasche Wein und eine Flasche Wasser ins Gepäck. Im Büro blieb ich nur 4 Stunden, um dann in den Zug um halb 2 Uhr zu steigen. Erleichtert wurde mir die Arbeit zudem durch ein Glas Sekt, das ein lieber Kollege auf seinen Geburtstag ausgab. Noch einmal herzlichen Glückwunsch, mein lieber Christoph!

An Anreisetagen hat man ja in der Regel nicht so viel zu berichten. Was tun? Na, über die Bahn und Mitreisende schimpfen geht ja immer. Der Zug nach Brüssel war zwar pünktlich, aber gerammelt voll. Eine Dame ohne Reservierung forderte mich auf, mich „dorthin“ zu setzen, sie zeigte auf einen anderen reservierten Sitzplatz, damit sie und ihre Freundin zusammensitzen könnten. Ich bestand darauf, meinen Platz zu behalten, da wurde sie ausfallend. Und natürlich waren alle reservierten Plätze dann belegt. Beide schimpften noch 10 Minuten nach Abfahrt, bis ein anderer Fahrgast sie fragte, ob sie sich selbst mal zuhören würden. Da wechselten sie den Waggon. Ich hatte blöderweise einen Vierertisch-Platz, die anderen drei packten sofort eine Wochenration Stullen aus und, sorry dafür, fraßen wie die Schweine. Was ist bloß mit den Leuten los? Der Zug nach Brügge toppte dann alles. Statt 10 Wagen kamen vier. Das könnt Ihr Euch kaum vorstellen. Gottseidank fand ich einen „Sitzplatz“ auf einer Treppe. Sonst hätte ich wegen Platzmangel Anfälle gekriegt. Aber immerhin war dieser Zug auch fast pünktlich.

In Brügge sprang ich vor dem Bahnhof dann in den Bus (Kreditkarte an den Leser halten auch hier!) und kurvte durch die Altstadt bis zu meiner Unterkunft. Meine Bleibe ist privat geführt und der Betreiber schrieb mich schon vorgestern an, er erwarte mich bis 15 Uhr. Ich schrieb zurück, dass ich dies nicht schaffe. Er war dann aber auch um 17 Uhr vor Ort. Er spricht ausgezeichnet deutsch, erklärte mir alles, fragte meine Frühstückszeit ab und brachte mich ins „blaue Zimmer“. Leute, das ist wie Königin Geraldines Separée, antike Möbel, groß, ein wenig – seien wir mal freundlich – vom Leben gezeichnet, aber total charmant. Einzig die hochweißlackierten IKEA-Nachttische fügen sich nicht glücklich in den Gesamteindruck. Aber das ist jetzt Jammern auf sehr hohem Niveau.

Ich wusch mir den Wüstenstaub von der Reise aus dem Gesicht, packte meinen City-Rucksack und erkundigte mich nach dem Verbleib meiner beiden Freunde. Wir trafen uns bei deren Hotel um die Ecke in Joey’s Bar auf einer kleinen Terrasse in einem ruhigen Hinterhof. Sehr netter Kellner, sehr kühles Hoegarden und Stella Artois. Ein guter Auftakt. Mein Gemach liegt an dem anderen Ende der Altstadt und auf dem Weg zum Bier konnte ich schon einiges von Brügge sehen. Leute. Das ist wunderschön hier! Ich war ja schon in Brügge, konnte mich aber kaum, ja, fast eher gar nicht an all das erinnern. Der Marktplatz, der Belfried, die Gassen, die manchmal schiefen und manchmal zinnenbewehrten Giebelhäuser. ENTZÜCKEND!

Nach der Stärkung wollten natürlich auch die beiden anderen etwas von der Stadt sehen, sie waren erst eine Dreiviertelstunde vor mir in ihrem Hotel angekommen. Wir beschränkten uns aufs Altstadtzentrum und suchten uns auch schnell ein Restaurant aus, direkt am Marktplatz und entsprechend (vor allem bei den Getränken) etwas hochpreisiger. Ich meine, ich erwähnte schon auf meinem Trip mit Elke nach Antwerpen, dass Belgien bei Essen und Trinken preislich in der Oberliga mitspielt. Aber das Essen war sehr gut und der Blick war dann auch ein 12-Euro-Bier und einen 22-Euro-Rosé wert.

Wir streunten im Anschluss noch um den Block und gerieten in ein Musikcorps, das auf einem kleineren Platz ein Ständchen gab. Die etwa 20 jungen Blech- und Holzbläser/innen gaben alles. Von „Anton aus Tirol“ über Abba und Gospels. Nicht immer tonal gefestigt, aber mit einer unglaublichen Spielfreude! Das war toll!

Wir beschlossen den Abend in einer laut Google LGBTQIA+-freundlichen Bar (ich muss mal – als Schwulette – fragen, ob dieser Buchstabenbandwurm wirklich not tut), hatten einen leckeren Rosé aus Südafrika und trennten uns um 23 Uhr. Jetzt sitze ich auf einem durchgesessenen Stuhl aus dem 18. Jahrhundert vor einem englischen Sekretär, den ich auf 1880 schätze und freue mich, dass ich hier bin. Sooo schön!

Für morgen habe ich mir einen Stadtrundgang gebucht, der die anderen nicht so interessiert hat. Ich habe ein spätes Frühstück, dass aber nicht sooo spät ist, dass man mir ein dekadentes Lotterleben unterstellen könnte, und werde mir dann zwei Stunden von einem Einheimischen die Geheimnisse der Stadt näherbringen lassen. Danach werden wir wohl wieder zusammenfinden.

Meine Reisebegleiter heute wollen nicht bildlich im Blog erscheinen, aber ich versichere Euch, es sind nicht meine imaginären Freunde von früher, aus der Anstalt 🙂 Morgen kommen dann noch drei Personen dazu und dann geht hier die Post ab. Naja, das Pöstchen. Im Rahmen unserer Möglichkeiten. Das Pöstchenchen.

Habe ich es schon geschafft, Euer Interesse zu wecken? Dann guckt doch bitte morgen wieder rein! Liebe Grüße, Euer

Mein Gott, so gucken Sie doch einmal normal!

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