Ihr Lieben,
die wichtigste Nachricht zuerst: es gibt eine zweite Kaffeemaschine. Die befindet sich am Ausgang zur Terrasse und führt ein Mauerblümchendasein, während an der Kaffeemaschine am Buffet die Schlange dreimal um den Tresen mit dem Aufschnitt geht. Auf der Terrasse zu frühstücken ist ein sehr, sehr guter Start in den Tag. Nur das Omelett machte mir wieder klar, dass die gastronomische Qualität dieses Hotels mit der von vor 4 Wochen nicht zu vergleichen ist.
Heute war mir mal nach Laufen und so brach ich nach dem Frühstück nach Puerto Portals auf, dem Ort auf Mallorca mit der größten Yachtdichte. Bei wunderbarem Wetter lief ich über Portals Nous bis zur Küste hinunter. Ich war sofort erschüttert über die bittere Armut, die aus allen Ritzen tropfte. Das sah man schon an den Autos. Schlimm, dass Menschen so ihr Dasein fristen müssen. Aber im Ernst, ich bin ja nur neidisch. Der ganze Ort schreit „Geld Geld Geld“. Ich überlegte, dort eine Kleinigkeit zu essen, mir erschienen dann aber 18 € für eine kleine Pizza Margarita etwas übertrieben. Erfreulicherweise wurden auch ein paar Klischees bedient. Unter anderem das von der optischen Diskrepanz von Ferrarifahrern und ihren weiblichen Begleitungen.
Von Portals Nous aus fuhr ich nach Santa Ponça, einem insbesondere bei Briten beliebten Touristenort, deutlich erkennbar an der Pub-Dichte des Ortes, wo auch schon um 13 Uhr kräftigst gefeiert wurde. Ich habe da übrigens mal eine Frage. Was ficht Menschen, insbesondere Männer, an, quasi halbnackt durch geschlossene Ortschaften zu laufen? In den wirklich allermeisten Fällen ist es nämlich kein schöner Anblick. Santa Ponça an sich ist jetzt auch nicht mein Traumort, aber es gibt schlimmere.
Mit dem Schnellbus fuhr ich über Palma de Mallorca nach ses Illetes zurück. In allen Ortschaften und auch im Bus sah man viele Einheimische, vor allem ältere Damen, die Olivenzweige und geflochtene Palmblätter mit sich trugen; heute ist nämlich „Dominica in palmis de passione domini“. Da merkt man dann doch, dass die Spanier sehr religiös sind. Ich glaube, ich habe in Köln noch nie jemandem mit einem Palmzweig durch die Gegend laufen sehen.
Zurück im Hotel überlegte ich, eine Kleinigkeit zu essen. Aber die Barterrasse war sehr voll, und die arme Kellnerin war ganz alleine. Ich war kurz versucht, sie zu fragen, ob ich ihr helfen könne. Schließlich war ich ja mal Zugkellner. Dann fiel mir ein, dass ich eigentlich in Urlaub bin. Ich glaube, ich habe ihr geholfen, indem ich von Essen Abstand nahm und nur eine Gerstenkaltschale orderte.
Erika kam dann gegen 17 Uhr im Hotel an. Sie wohnt schräg links über mir. Um 18 Uhr enterten wir die Terrasse und prosteten uns auf unseren Urlaub zu. Nach unserem Willkommenstrunk nahmen wir ein Taxi und fuhren nach Palma, um im „13%“ zu essen, ein Bistro, dass ich schon vor drei Jahren einmal besucht hatte. Dort hinzukommen war nicht einfach. Wir stiegen an der Plaça del Reina aus und gerieten in eine Semana-Santa-Prozession. Die Semana-Santa-Umhänge und -Masken erinnern ja leider ein bisschen an eine ekelhafte Gruppierung in Amerika, daher fand ich den Umzug etwas spooky. Und, ungelogen, die Teilnehmer liefen geradewegs in die schmale Gasse, in der sich das Restaurant befand. Wie wahrscheinlich ist so etwas? Über Umwege gelangten wir dann aber hin. Und es hat uns gut gefallen, es gab unter anderem eine spanische Platte, die wir nicht geschafft haben. Ganz besonders erfreulich war die Endabrechnung, denn Wein in Restaurants in Spanien ist im Gegensatz zu Deutschland einfach bezahlbar.
Unseren ersten Absacker nahmen wir dann in der Bar Abaco ein, einer üppig dekorierten großen Halle eines herrschaftlichen, mittelalterlichen Hauses. Ein tolles Ambiente. Kamin, grandioser Innenhof, alles imposant und fast erschlagend. Es ist wirklich ein ganz besonderer Ort, das rechtfertigt wahrscheinlich auch die Cocktailpreise, die jenseits von Gut und Böse liegen. Fly me to the moon! Beide Drinks waren aber auch sehr lecker. Das Publikum eine bunte Mischung aus neugierigen Touristen (wie uns), schmuddeligen Halbweltgestalten und mehr oder weniger betrunkenen, fleischgewordenen Peinlichkeiten. Als musikalische Untermalung wuchtige und laute klassische Klänge. Allemal einen Besuch wert!
Meinen Geburtstag feierte ich dann im Taxi ins Hotel, wo wir auf dem Balkon noch einen weiteren Absacker zu uns nahmen, begleitet von einem kleinen und leckeren Schokoladenkuchen, den Erika unversehrt von der Eifel ans Mittelmeer bugsiert hat.
Jetzt geht noch ein Gruß an meinen Vater, der gestern, am 10. April seinen 85. Geburtstag feierte. Ich hoffe, Papi, Du hattest einen schönen Tag! Ein weiterer Gruß geht an meine Tante Ute, die mit mir heute zusammen Geburtstag feiert. Liebe Tante Ute, alles Gute und mach Dir einen schönen Tag!
Morgen dann mehr von unserem Missetaten aus der Stadt der Palmen.
Liebe Grüße, Euer Gerry