Spanien 7: Von Barcelona nach Madrid

Ihr Lieben,

warum werde ich eigentlich zunehmend nervöser? Wird der Flughafen-Bus fahren? Und wenn er fährt, wird er nicht zu voll sein? Bin ich auch wirklich eingecheckt? Ist mit meinem Handgepäck alles in Ordnung? Habe ich mein Portemonnaie eingesteckt? Wo ist denn die Busfahrkarte? Herrjeh. Ist das das Alter, von dem alle sprechen? Denn natürlich hat alles, wie IMMER, gut geklappt und nun sitze ich drei Stunden am Flughafen. Aber ist ja besser, als irgendetwas hinterherzurennen.

Im Frühstücksraum heute früh hat es sehr unangenehm gerochen. Eine der frühstückenden Personen schien mir ihre Körperhygiene deutlich vernachlässigt zu haben. Leute, wenn ihr zuhause rummüffelt, ist das ja eure Sache, aber bitte gebt euch etwas Mühe, wenn ihr euch unter Menschen begebt. Ich schnappte mir also Kaffee und Croissant und frühstückte zur Verwunderung der Rezeptionistin in der Lobby. Sie hat es aber gelassen hingenommen. Ich nehme an, als Rezeptionistin kann einen nur noch wenig erschüttern.

Am Flughafen gönnte ich mir dann einen Sekt. Ich hatte Aussicht auf einen Duty-Free-Shop, wo als Weihnachtsfrauen (?) verkleidete Promoterinnen kleine Kinder erheitern sollten. Sie hatten aber wenig Glück, die Kleinen hatten Angst. Allerdings waren die Damen auch sehr grinchig geschminkt und brachten sogar mich zum Fürchten.

Der Flug war kurz, die Wartezeit auf das Gepäck lang. Ich versuchte herauszufinden, wie ich am besten in die Stadt gelangen könnte. Google schlug mir die Linie C1 von was auch immer vor. Diese Linie fand ich nicht. Ich stieß aber auf ein Gleisfahrzeug, das mit einer 8 gekennzeichnet war und mich schon mal zu den Nuevos Ministerois bringen sollte. Ich kaufte ein Ticket mit Zielangabe „Sol“ und setzte mich rein. An der Endhaltestelle stieg ich aus und fand mich dann gar nicht mehr zurecht. Ich verließ die Haltestelle und versuchte an einer, von der ich glaubte, sie sei richtig, wieder reinzukommen. Karte ungültig, wurde mir beschieden. Ich begab mich zu einem Schalter (einer von vieren besetzt, ich musste warten). Nene, ich dürfe mit der Karte ja nur dies und das, keinesfalls aber jenes. Ah, ok. Zu dies und das gegangen, Karte ungültig. Ich wieder zum Schalter, diesmal doppelt so viele Personen in der Schlange. Ne, keine Lust! Das muss doch auch ohne Beratung gehen. Ausschilderung völlig wirre. Ich fand kaum aus dem Untergrund heraus und verbrachte einige Stunden in dem Tunnelgewirr. Irgendwann auf der Straße konnte ich mich mithilfe der Handy-Navigation wieder orientieren. Aha, da und da lang. Karte gekauft, wieder Tunnelgewirr. Ohne verständliche Ausschilderungen. Ein Metro-Mitarbeiter brachte mich dann zum richtigen Gleis. An der Zielstation das gleiche Spiel.

Ja, irgendwann stand ich auf der „Puerta del Sol“ und bekam direkt die nächste Krise: Es war breeeechend voll. Das kann man sich gar nicht vorstellen. Die Menge wogte und man musste sich teils schieben lassen und teils durchboxen. Gottseidank war mein Hostal nicht weit weg. Es liegt im 4. Stock eines Hauses in einer der Nebenstraßen. Hochgefahren, wieder 2 Menschen vor mir, die sich ganz Madrid erklären ließen. Ich bekam eine Ahnung, warum Hannibal Lecter so wurde, wie er wurde. Das Hostalzimmer ist wieder sehr einfach, aber nett eingerichtet. Frühstück gibt es hier nicht, dafür hat es ein Kaffeetablett und einen Kühlschrank im Raum. Ich sortiere mich und meine Plünnen ein wenig und schmiss mich wieder ins Gewühl.

Schrecklich, Ihr Lieben. Einfach schrecklich. Ein Geschiebe und Gedränge. Ich habe mit Ach und Krach eine Stunde Erkundungsspaziergang ausgehalten. Die Kaffees oder Cerveserias, die ich mir auf dem Zimmer markiert hatte, waren alle voll. Ich beschloss, im Supermarkt des Corte Inglès für den Abend und das Frühstück einzukaufen und lief zurück ins Hostal.

Ja, jetzt habt Ihr statt toller Erlebnisse nur Gejammer serviert bekommen. Ich fürchte, einen Madridbesuch muss man anders angehen als einen in Barcelona, wo alles viel entspannter wirkt. Immerhin habe ich aber schon ein Onlineticket für den Hop-on-hop-off-Bus erstanden. Ich will früh aufbrechen, um mich einmal ohne Aussteigen komplett durch Madrid gurken zu lassen. Und dann entscheide ich bei einer weiteren Runde, wo ich mal aussteige und mich umsehe.

Ihr Lieben, morgen wird es wieder einen gescheiten Tagebucheintrag geben. Heute war mmir alles halt ein bisschen zu viel. Sehen wir uns? Liebe Grüße, Euer

Zu allem Unglück wird man auch noch ständig angequasselt. Komm, noch zwei Dönekes: Die Straßenhändler haben ihre gefälschte Ware auf Bettlaken ausgebreitet, an jedem Zipfel hängt eine Kordel. Wenn jetzt ein Ordnungshüter des Weges kommt, rupft man an dem Seil, das alle Schnüre verbindet und hat einen geschlossenen Beutel. Seeeehr unauffällig!

Ja, und ich habe schon Kühlschrankmagneten! Yeah!

Spanien 6: Feliz Navidad en Barcelona

Ihr Lieben,

ja, das war ein super Abend gestern, aber heute bin ich irgendwie gar nicht aus den Federn gekommen. Um halb 10 habe ich es geschafft, mich halbwegs zurechtgemacht in den Frühstücksraum zu schleppen. Das Angebot war – das war aber zu erwarten – äußerst übersichtlich: Croissants, Kaffee, Butter, Joghurt und Saft. Finito. Und um Punkt 10 Uhr wurde das Licht ausgeknipst. Gut, dass ich um 9 Uhr 59 noch schnell einen Kaffee gezogen hatte. Und danach legte ich mich einfach wieder hin. Was für ein Luxus, ich sach et euch!

Gegen Mittag zwickte mich dann aber das schlechte Gewissen und ich verließ das Hotel, um ziellos durch die Stadt zu irren. An Weihnachten hat hier ziemlich viel geschlossen, nur wenige Läden sind auf, Museen und andere touristische Einrichtungen sind in der Regel dicht. Da der Palau Güell direkt um die Ecke des Hotels liegt, habe ich mir den wenigstens von außen angesehen. Dann lief ich die Rambla Richtung Meer herunter, bestaunte die Columbus-Statue, lief zu den Anlegern und durch den Hafenweihnachtsmarkt Richtung Parc de Ciutadella. Ein Riesenrad ist die Hauptattraktion des Weihnachtsmarktes, leider standen da zu viele Menschen an, so etwa 50. Eine weitere Attraktion war das Kettenkarussel, das ich gerne für Euch getestet hätte, wirklich!, aber auch hier standen zwei Menschen an, da konnte ich leider, leider nicht so lange warten. Extremst schade! Ansonsten besteht der Markt zu 99% aus Fressbuden. Ich habe allen tapfer widerstanden.

Auf meinem Weg kam ich an der Kirche Sta. Maria del Mar vorbei. Das ist die Kirche, die in dem Buch „Die Kathedrale des Meeres“ von Ildefonso Falcones die Hauptrolle spielt. Ich fand das Buch ziemlich gut! Es gibt sogar eine Eckkneipe gegenüber, die „Bastaix“ heißt, nach den Steineschleppern, die die unbehauenen Brocken vom Steinbruch zur Baustelle brachten, und die in dem Roman eine große Rolle spielen. Leider war die Kirche auch geschlossen.

Durch den Stadtteil Es Born flanierend, gelangte ich zum Parc Ciutadella. Da kann man erstaunlich viel Zeit verbringen. Es gibt viele mehr oder weniger talentierte Musiker, ein paar Straßenkünstler, viele interessante Bauten (wie die Zitadelle der drei Drachen, einen Triumphbogen oder die Cascada Monumental), Seen, Orangenbäume und rasend viele Besucher, die dort lustwandeln, Bötchen fahren, picknicken oder abhängen.

Zurück lief ich durch das Gotische Viertel, an Sta. Maria del Pi und der Kathedrale vorbei und verirrte mich ein bisschen in den Gässchen, die abseits der Touristenzentren wie verschlafen wirkten, aber dennoch ganz tolle Eindrücke lieferten. Wie auch in anderen spanischen Städten, sind viele der Rollläden der heute geschlossenen Geschäfte sehr kunstvoll bemalt, überall kann man Street Art entdecken, und mittendrin immer wieder winzig kleine Bodegas, Churrerias, Kneipen. Es ist ganz wunderbar!

Mein Abendessen nahm ich dann im Hotelrestaurant auf der Terrasse zu mir. Es ist zwar teurer als in einem Restaurant in den Gassen, aber dafür kann man sofort wieder ins Zimmer fallen. Ich hatte Arroz Nero con Mariscos, das war schon arg lecker, und Tarta die Queso Imperial, mit Früchten und Baklava. der war einfach nur WOW! Der Hausrosé schmeckte auch, das war ein schöner Abschluss des Tages.

Ja, und schwups war wieder ein Tag rum, ein halber davon halt mit Verpennen. Draußen war es viel milder geworden, wir hatten 16°C und der Himmel zeigte sich in tiefem Blau mit vereinzelten Wölkchen. Und was ist das eine schöne Stadt! Hier gibt es ja nichts, was irgendwer vermissen würde. Berge drumherum, das Meer vor der Tür, enge Gassen, prächtige Boulevards, Sterneküche und Brötchen auf die Hand. Einzig die wirklich sehr vielen Baustellen trüben den Gesamteindruck ein wenig. Scheint irgendein Großprojekt bzgl. Kanalisation oder Verkabelung zu sein. Also, ich könnte hier leben.

Morgen geht es in die spanische Hauptstadt, ich werde, weil ich eben so merkwürdig gestrickt bin, wieder Stunden zu früh am Flughafen sein; in Madrid komme ich, den Berechnungen des international anerkannten Prof. Pirkheimer zufolge, um etwa 14 Uhr an. Dann muss ich noch das dortige Hostal finden, das auch mitten im Zentrum liegen soll.

Gestern um halb drei Uhr morgens der Bericht, jetzt wieder zu einer zivilen Zeit. Und damit allen eine gute Nacht und hoffentlich bis morgen. Liebe Grüße, Euer

Spanien 5: Zurück nach Barcelona

Ihr Lieben,

eines der großen Mysterien der Menschheit wird bleiben, dass ich es nicht schaffe, Spannbettlaken vernünftig aufzuziehen, so dass sie wenigstens eine Nacht halten, ich aber drei Tage brauche, um mich aus der allumfassenden, fast nahtodartigen Umklammerung einer unter die Matratze gestopften Hotelbettdecke zu befreien.

Das wichtigste vom Tage zuerst: das Rührei war warm. Heißa! Jetzt musste ich nur noch zwei Stunden bis zur Abfahrt des Busses überbrücken. Meine Plattfüße schmerzten immer noch und mir war klar, dass ich doch ein zweites Paar Schuhe hätte mitnehmen sollen. Jetzt rächte sich die Packerei im Schickerkopp. Kurzerhand kaufte ich vor Ort noch ein Paar Sneakers. Blasenpflaster habe ich immerhin dabei. Und ein letztes Mal schaute ich mir Andorra la Vella an. Die Berge waren inzwischen wieder fast schneefrei, die Temperaturen auf Plusgrade gestiegen.

20 Minuten vor Abfahrt des Busses fand ich mich an der Haltestelle ein. Wieder wartete niemand anders. Wieder war der Bus pünktlich. Wieder war er brechend voll. Ich musste diskutieren, damit ein Mann sein Gerümpel vom einzig freien Platz wegnahm. Er rächte sich dadurch, dass er ohne Unterlass in sein Handy schrie und auch sonst ein unangenehmer Sitznachbar war (er müffelte und machte sich breit). Hinter mir schnatterten pausenlos zwei Personen in einer unglaublichen Lautstärke miteinander, vor mir zog ein Teenager im Fünfsekundentakt die Nase hoch. Gegenüber am Gangsitz trank jemand Bier aus der Dose in winzigen Schlückchen und kaute (!) es dann geräuschvoll. Und das alles drei Stunden lang. PUH! Im wahrsten Sinne des Wortes eine reizende Reise. Die Kopfhörer hatte ich natürlich zu Hause vergessen, die Ohrstöpsel lagen im Koffer in den Innereien des Busses.

Kurz vor der spanischen Grenze hieß es noch, wir sollten alle unsere Pässe bereithalten, aber wir durften dann doch einfach so durchflutschen. Ich hatte auch gelesen, dass es stichprobenartige Kontrollen wegen der zollfreien Waren geben könne, aber es war ja trotz niedriger Mehrwertsteuer alles nicht billiger als im Rest Europas, wer soll da bittesehr schmuggeln? Ansonsten kam der Bus pünktlich in Barcelona an und ich erreichte auch sofort eine Anschluss-Metro zum Liceu, von wo aus ich noch drei Minuten zum Hotel laufen musste, das direkt an der Plaça Reial liegt. Es ist, so glaube ich, das erste Einsternehotel, in dem ich je übernachtet habe. Es macht auf den ersten Blick keinen schlimmen Eindruck, es liegt super zentral, es ist sauber, es ist billig, es gibt sogar eine Badewanne auf dem Zimmer. Nur schaue ich leider wieder auf die 30 cm entfernte Wand eines Schachtes, diesmal ohne in ein Nachbarzimmer glotzen zu können. Und ein paar Fliesen in Bad und auf Boden sind leicht angeschlagen. Ein Blick auf die Plaça Reial wäre natürlich der Hammer gewesen. Aber wahrscheinlich wird es nachts dort furchtbar laut.

Liebe Andorradevellaner, es tut mir furchtbar leid, aber ich bin froh, wieder in Barcelona zu sein. Ich lief sofort durch das gotische Viertel, stöberte in niedlichen Läden nach Geschenken für mich selbst, kaufte Wein und Turrón. Auf der Hotelterrasse nahm ich dann ein Bier zum Touristenpreis zu mir. Dafür hatte man dann aber auch viel Entertainment. Der „Einrufer“ (oder wie das heißt) ist aus Pakistan, der Rezeptionist des Hotels aus Marokko. Wir haben uns ein bisschen unterhalten. Zwischendurch wurde mir ein Armband von einem umherziehenden Händler geschenkt, weil ich ja so ein netter Kerl sei. So schnell konnte ich gar nicht gucken, wie er mir das fest ums Handgelenk verknotete. Und dann war es auf einmal doch kein Geschenk mehr. Sowas. Haben etwas gebraucht, um es wieder aufzuknoten.

Um 19 Uhr traf ich mich dann mit Rolf und Otto in deren Bleibe, um für unser Heiligabendessen vorzuglühen, das wir anschließend in einem ecuadorinischen Restaurant einnehmen wollten.

Wie soll ich den Abend beschreiben? Er war so skurril! Wir trafen uns in der Wohnung, tranken Sekt, knabberten Nüsse. Dann war es Zeit, loszugehen, etwa 10 Minuten Fußweg lagen vor uns. Wir kamen an in einem 4 Meter breiten und 50 Meter langen Restaurant. „Ah, Sie haben reserviert? Prima, bitte hier entlang.“. Man führte uns in einen kleinen Saal mit Bildschirmen, Ballons hingen unter der Decke, Partymusik lief, aber es wollte keine Partystimmung aufkommen. Ob wir uns auch weiter vorne hinsetzen könnten, wir hätten es lieber ein wenig weniger laut? Ja, klar doch. Dann saßen wir da. Und warteten und saßen. Und warteten.

„Hallo, gibt es auch was zu essen?!“. Ja, gäbe es, die Karte läge ja vor uns (keiner hat sie verstanden), es gäbe aber auch das Weihnachtsmenü für 45 Euro pro Person. Da sei ein Glas Wein inkludiert. Da hätten wir ja schon misstrauisch werden müssen. Wie das denn funktioniere? Nunja, es gäbe 5 Vorspeisen, dann die Hauptgerichte, 3 Nachspeisen und das Glas Wein und einen Kaffee. Wir waren überfordert und baten um das Menü.

Wir bekamen einen Teller gerösteten Mais mit geröstetem Hühnerfett (nehme ich an). Und einen Teller geröstete Zwiebeln. Dann geröstete Hühnerflügel. Gefolgt von – ah! – gebratenen Scampi! Dazu geröstetes Brot mit Tomate und Knoblauch. Wir waren quasi durch mit den 5 Tellern, da fing der Mann von vorne an und brachte wieder gebratene Scampi. Wir bräuchten mehr Wein, beschieden wir ihm. Den müssten wir aber bezahlen, beschied er uns. Jaja, mach mal. Aber hör mal auf mit wiederkehrenden Vorspeisen, bitte.

Dann passierte nix.

Und nix.

Nix.

„Hay mas platos principales?“ Jaja, das würde jetzt aber dauern. Wir waren eigentlich schon durch mit essen und hatten auch nicht weiter Lust. Zumal in der Partyzone gerade der ecuadorianische Superstar…äh… ja… ähhhm… zu singen anfing. Was es denn kosten würde, wenn wir jetzt einfach gingen? Wir erklärten freundlich, dass wir uns das alles ganz anders vorgestellt hätten. Man war seeeehr kulant und ließ uns den Wein bezahlen und berechnete uns für die vielen Vorspeisen gerade einmal 10 Euro. Man kann eigentlich gar nicht in Worten wiedergeben, wie seltsam das alles war. Rolf, Otto, sagt mal was!

Wir gingen dann noch (mit meinen neuen Schuhen!) ins queere Viertel, wo ich dann mal spontan eine Bar aussuchte, in der es mir (und den beiden anderen auch, wie ich meine) gut gefiel. Wir plauderten kurz mit einem Kölner Rugby-Spieler und einem Tunesier, der mal in Köln lebte. Schöne Kneipe, da gehe ich vielleicht nochmal hin.

Ja. Und dann muste ich 42.973.035.388 Schritte nach Hause laufen. Und all das in den neuen Schuhen. Gute Nachricht: Es wird keine Blasen geben.
Es ist jetzt sehr spät und ich habe keine Ahnung, was ich morgen unternehmen werde. Aber ich hoffe, ihr seid dabei und lasst Euch ebenso überraschen wie ich mich selbst.

Liebe Grüße, Euer

P.S.: Wenn ich so spät noch schreibe, garantiere ich nicht mehr für Logik. Aber für jeden Rechtschreibfehler den ihr entdeckt, dürft ihr gerne 10 Euro an Ärzte ohne Grenzen spenden 🙂

Spanien 4: Andorra

Ihr Lieben,

was um Himmels Willen hat mich dazu veranlasst, beim Check-in eine frühe Frühstückszeit zu wählen? Draußen schneeregnet es, es ist grau und ungemütlich. Da hätte ich auch noch ein Stündchen länger schlafen können. Das Wichtigste zuerst: das Frühstück ist okay. Es wäre prima, wenn das Rührei nicht eiskalt gewesen wäre.

Das Wetter lädt jetzt nicht gerade zu Ausflügen ein, also suchte ich nach Museen. Leider haben montags fast alle Museen in Andorra la Vella geschlossen. Es gibt allerdings das Centre d’Art d’Escaldes-Engordany, das eintrittsfrei auf drei Etagen Kunst präsentiert, immer mit einer Wechselausstellung. Dort beschloss ich, meinen Tag zu beginnen, allerdings liegt das CAEE am anderen Ende der Stadt. Also einmal wieder die gesamte Einkaufsstraße runter gelaufen.

Kurz vor Ankunft am Museum erspähte ich linkerhand eine gläserne Kathedrale. Wie interessant! Lief hin, nur um herauszufinden, dass es sich um eine Therme handelt. Und zwar mit gepfefferten Eintrittspreisen! Aber ganz schön pompös, meine Fresse.

Im Museum wird man total nett empfangen, es wird ein bisschen was erklärt, und es stellte sich heraus, dass die temporäre Ausstellung Wassily Kandinsky gewidmet war. Wie schön. Schwerpunkte waren Holzschnitte und Lithographien aus der Serie „Klänge“. Außerdem gab es Skulpturen des spanisch-andorranischen Künstlers Josep Viladomat sowie Miniaturnachbauten andorranischer Bauwerke zu sehen. Das lohnt sich, vor allem, wenn man länger in der Stadt verweilt oder bei schlechtem Wetter.

Ich durchforstete einige Souvenirshops nach Kühlschrankmagneten. Ich habe da einen richtigen Fimmel, ja, fast schon einen Fetisch. Mein Kühlschrank ist schon vollgepflastert und meine Freunde und Bekannten müssen auch unter dem Fetisch leiden, bringe ich doch auch immer welche für sie mit. Leider gibt es hier nicht wirklich schöne, daher werden die ausgesucht hässlichen gekauft. Übrigens scheinen als sonstige Mitbringsel, auch in Barcelona, billig fabrizierte T-Shirts mit ordinären Sprüchen äußerst beliebt zu sein.

Es wurde Zeit für einen Kaffee. In einem riesigen Selbstbedienungscafé, Viena, mümmelte ich ein Apfelküchlein und süppelte einen lauwarmen Café latte. Ich hatte noch Glück, denn als ich dort ankam, warteten drei andere Kunden vor mir, danach ging die Schlange einmal durch den ganzen Laden. Ich hätte gerne noch ein Getränk zu mir genommen, aber die Wartezeit wäre mir zu lange gewesen.

Draußen schneite es jetzt noch stärker, dazu blies ein kräftiger Wind. Sehr ungemütlich. Ich verpieselte mich ins nächste Einkaufszentrum und organisierte mir erst einmal eine Strickmütze, da mein um den Kopf gewickelter Schal nicht mehr gegen die Kälte ausreichte. Ich war ganz hin- und hergerissen wegen des Wetters. Einerseits verlieh es der ohnehin tristen Stadt ein noch tristeres Grau, auf der anderen Seite blieb in den Bergen (im Gegensatz zur Stadt) der Schnee liegen und, naja, wer kann schon dem Anblick schneebedeckter Berge widerstehen?

Ich weiß nicht, ob es so etwas noch bei uns in Deutschland gibt, aber in Barcelona und hier in Andorra stehen Eltern mit Kindern Schlange vor Weihnachtsmannbehausungen. Und die Schlangen sind extrem lang. Das finde ich irgendwie nett; kurz hatte ich überlegt, mich auch anzustellen. Aber das wäre vielleicht doch zu seltsam rübergekommen.

So langsam hatte ich Plattfüße. In Barcelona bin ich vorgestern angeblich über 30.000 Schritte gelaufen. Gestern waren es nur knapp 10.000 (aber das bergauf und bergab!). Inzwischen habe ich aber herausgefunden, dass man hier von der „Unterstadt“ in einem Parkaus einen Aufzug nutzen kann, um in die „Oberstadt“ zu kommen. Mein leichter Muskelkater von gestern bedankt sich ausdrücklich für diese Möglichkeit. Apropos Aufzug: Das Hotel hat 3 Etagen, aber neun Etagenknöpfe. Ich habe mich noch nicht getraut, einen der scheinbar überflüssigen 6 zu drücken, da ich nicht in einem Paralleluniversum landen wollte.

Wo war ich? Ach ja, Plattfüße. Am frühen Nachmittag bin ich erst einmal wieder ins Hotel und habe mich für ein Stündchen hingelegt. Mir waren auch die Ideen ausgegangen, was ich noch in Andorra la Vella unternehmen könnte. Wenn ich die Sehenswürdigkeiten im Internet abrief, konnte ich hinter fast allem ein Häkchen setzen. In der Umgebung gibt es wohl noch ein nettes Kloster und einen netten Gebirgsort, aber bei dem Wetter fand ich das jetzt auch nicht prickeln.

Also lief ich noch einmal über einen Weihnachtsmarkt (die sind hier fast quasi leer, in Köln bringen mich ja keine 10 Pferde mehr auf einen!), streifte durch andere Gassen der Altstadt, aß in einer kleinen Cerveseria eine Art Bocadillo, kaufte im Supermercado einen Rosé und begab mich zurück ins Hotel.

Morgen geht es am Mittag wieder zurück nach Barcelona, da freue ich mich auch drauf. Andorra la Vella war jetzt nett für einen Tag, aber länger muss man hier auch nicht verweilen. Vielleicht wäre das Museum Thyssen noch interessant gewesen.

Bis morgen, wenn ihr mögt. Euer

Spanien 3: Nee, heute mal nicht.

Ihr Lieben,

heute werden Grenzen überschritten. Je nach Zählart (ich war ja in Ländern, die es so gar nicht mehr gibt) besuche ich für 2 Tage mein 65. Reiseland, Andorra. Aber von Anfang an: Ich schlief ziemlich lange, frühstückte spät und lief noch einmal durch den – leider langweiligen – Joan-Miró-Park (Eine!!! Skulptur) zur Aussichtsplattform des Arenas C.C., um auch mal tagsüber den Blick über die Plaza España schweifen zu lassen. Dort wollte ich außerdem noch in einem der vielen Restaurants in der obersten Etage einen Tisch für Heiligabend reservieren. Aber da hat leider alles geschlossen. Ich klapperte noch zwei, drei andere Restaurants in der näheren Umgebung ab, aber keine Chance. Schlussendlich reservierte ich dann etwas über eine entsprechend App.

Ich räumte mein Zimmer und hatte noch knapp 2 Stunden Zeit. Die verbrachte ich damit, mit Rucksack und Rollkoffer bewaffnet durch die Altstadt zu flanieren. Eine selten dämliche Idee! Es war so voll, ich war in Sekundenschnelle genervt. Überall eckte ich mit meinem Gepäck an. Ich erstand ein paar Souvenirs (Melli, rate mal!!) und machte mich dann auf zum Bus. An der Haltestelle wartete niemand anderes und ich wurde nervös. Schnell mal in die App geguckt. „Welchen Bus meinen Sie? Gibt’s hier nicht. Sie Dumpfbacke!“. Aufkeimende Panik. Aber eine Minute später war er dann da. Puh! Und schon brechend voll! Immerhin bekam aber jeder einen Sitzplatz. Mein Sitznachbar war offensichtlich sehr müde, er schnorchelte die Fahrt über leise und machte ab und an seltsame Geräusche. Wir hatten mal einen Dackel, da sagten wir immer, der jagt gerade Kaninchen.

Die Fahrt dauerte etwa drei Stunden. Die hügelige Landschaft wurde nach und nach immer gebirgiger. Zeitweise fuhren wir durch nebelverhangene Täler, dann durch einen Tunnel und zack!, war’s wieder himmelblau. Die Landschaft ist reizvoll, einige Orte sind hübsch. Es gibt Seen, Flüsse, Staudämme, Tunnel, schneebedeckte Gipfel zu sehen.

Gegen 15:30 Uhr passierten wir den Grenzposten Andorra. Der Bus hielt aber nur kurz, wir wurden nicht kontrolliert und so waren wir pünktlich um 16 Uhr in der Hauptstadt des Fürstentums: Andorra la Vella. An der Hotelrezeption standen etwa 15 Menschen am Check-in, daher dauerte es dort ein wenig. Das Hotel, Les Pyrénées, ist ganz nett, das Zimmer ist auch okay, wobei es allerdings nur ein Fenster zum Fenster eines anderen Zimmers hat und dazwischen ca. 70 cm liegen. Aber egal. Sollte es ein netter Nachbar sein, werde ich rüberwinken.

Als ich mich aufmachte, die Stadt zu erkunden, fing es leider an zu nieseln. Dazu war es auch noch ziemlich kalt. Ich lief die obere Bergstraße, die den Beginn der ellenlangen Einkaufsmeile darstellt, bis zur Plaza de la Rotonda, wo man direkt zwei der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Andorra la Vella bewundern kann: Dalís Skulptur „Noblessa del temps“ und die Brücke mit dem Schriftzug der Stadt. Man scheint hier auch sehr weihnachtsverliebt zu sein, alles ist in Lichterketten gehüllt, überall stehen Weihnachtsmänner und Rentiere herum, die um die Wette blinken. Sehr nett. Die Stadt an sich ist nicht besonders sehenswert, abgesehen von dem „alten Viertel“, das aber nicht wirklich groß ist.

Ich lief über einen Weihnachtsmarkt, durch einen der zahlreichen großen Duty Free Shops (wo alles viel teurer ist als bei uns in Deutschland), bis ich vom vielen Auf und Ab – wir sind im Gebirge – schwere Beine bekam und dringend ein Bier brauchte. Es waren inzwischen 0 Grad, aber man saß draußen. Schräges Volk. Und schräger Gerry, der es ihm gleichtat. Als ich das Gefühl hatte, komplett von Eiskristallen überzogen zu sein, wechselte ich in eine Hamburguesería mit Heizung, aß zu Abend und schleppte mich satt und zufrieden ins Hotel, wo ich nun diese Ergüsse formuliere.

Morgen soll die Temperatur hier auf bis zu – 7°C sinken und es soll schneien. Winterurlaub! Yeah! Ich muss mich mal vertraut damit machen, wo es Schneeschuhe zu kaufen gibt. War Andorra eigentlich schon einmal so eingeschneit, dass es von der Außenwelt abgeschnitten war? Darüber rede ich morgen an dieser Stelle mit den Staatsoberhäuptern Andorras, dem französischen Präsidenten und Co-Fürsten Emanuell Macron und dem Bischof von Urgell und zweiten Co-Fürsten, Joan Enric Vives i Sicília.

Ich hoffe, wir sehen uns morgen im Winterwunderland in den Pyräneen wieder.
Liebe Grüße, Euer

Ich schaue nicht verdrossen, wie es den Anschein hat, sondern konzentriert. 🙂

Spanien 2: Barcelona, die Zweite

Ihr Lieben,

das Hotelfrühstück ist sehr frugal, es gibt Toast, Marmelade, kleine Kuchen und Kaffee. Der Kaffee allerdings ist trinkbar und es gibt Saft und Obst. Leider keine Eier und keinen Obstsalat (ich faule Sau!). Das gibt Abzug in der B-Note.

Wie schon angedeutet, bin ich ziemlich unvorbereitet hierher gereist. Ich suchte erst einmal die Touristen-Information an der Plaza de España auf, kaufte eine Straßenkarte, fuhr mit der Metro Richtung Rambla und lief dann zur Kathedrale. Der Innenhof der Kathedrale ist schon etwas Besonderes. Viele kleine Kapellchen in den Nischen, jede einem anderen heiligen Superstar geweiht. Riesige Entengänseschwanenvögel (was sind das für Tiere?, weiß es jemand?) schnattern am Brunnen des heiligen Georg um die Wette, eine große Krippe ist aufgebaut. Ich schlenderte durch das gotische Viertel, gelangte auf den Plaza Real, dort wieder auf die Rambla und fuhr von der Station Liceu zur Sagrada Familia. Im gotischen Viertel gibt es sehr nette Läden! U.a. einen Shop, der auch die T-Shirts verkauft, die ich immer im Internet bestelle. Eine Tienda (muss mal mit meinem spanisch angeben!) verkauft ausschließlich „Caganer“, Figuren in Hockstellung, die ihre Notdurft verrichten. Ein unverzichtbarer Bestandtteil einer katalanischen Krippe und inzwischen in allen Farben und Formen (Politiker, Sportler, Showgrößen etc.pp.) verfügbar.

Leute, was ein Trubel drumherum. Tausende Menschen. Und Gerry mittendrin. Liebe das ja. Die Sagrada Familia ist ein Meisterwerk des katalanischen Architekten Antonio Gaudí. Ich habe die Kirche vor Urzeiten im Baustellenzustand besucht, sie ist jetzt schon viel größer und ausgebauter. Ob sie einem gefällt oder nicht, es ist eine spektakuläre Kathedrale des Modernismus. Persönlich finde ich aber, dass die neuen Teile nicht wirklich zu den alten passen. Naja, angeblich sind die Stilbrüche geplant. Eintritt, wie gesagt, habe ich mir geschenkt, aber es war auch wirklich brechend voll und ich hätte möglicherweise ein bisschen Probleme ob der Massen an Touristen bekommen.

Brechend voll waren auch die Hop-on-hop-off-Busse, eigentlich wollte ich mir ja ein Ticket gönnen. Die tumultartigen Szenen beim Ein- und Ausstieg haben mich dann aber doch abgeschreckt. Wohin also jetzt? Parc Güell? Eines der anderen Häuser von Antonio Gaudi? Hafen? Strand? Ich warf einen virtuellen Dartpfeil, indem ich „Sehenswürdigkeiten von Barcelona“ in die Suchmaschine eingab und mich vorab für das dritte Ergebnis entschied. Das war dann die Seilbahn zum Montjuïc hinauf. Yeah.

Um dahin zu kommen, muss man mit dem Funicular, einer Standseilbahn, bis zum Park Montjuic fahren und dort in die… ja, wie heißt denn das dann, äh… die Nicht-Standseilbahn umsteigen. Die hat eine ganz tolle Besonderheit, die fährt nämlich einmal um die Ecke. Das habe ich, glaube ich, so auch noch nicht erlebt. Der Ausblick aus der Seilbahn ist fantastisch! Barcelona liegt einem zu Füßen! Wun-der-bar!! Am Castell oben angekommen lief ich einmal eine Art Wallgraben um die Burg herum entlang. 12 € Eintritt in das Kastell schenkte ich mir, ich hatte gelesen dass es nicht ganz so spektakulär sein soll. Auf jeden Fall kann ich die Seilbahnfahrt absolut empfehlen. Der imaginäre Dart-Pfeil war mein „Harry-Potter sorting hat“ und hat alles richtig gemacht.

Ich hatte jetzt schon etwa 18.000 Schritte auf der Uhr. Ich brauchte ein Bier. Ich schrieb Rolf an (der Exildeutsche), der mich zu einer Cerveseria lotste, wo ich mich Otto und Rolf dann für ein spätes Mittagessen anschloss. Ich hatte Mejillones marinera. Die Muscheln rochen etwas muffig und waren nicht so toll, aber vergiftet werde ich mich wohl nicht haben. Wir trennten uns, ich kaufte noch eine Flasche Wein ein und lief zum Hostal, wo ich mein heutiges Tagebuch begann und mich dann für den Abend frisch machte. Denn um 18 Uhr wollten wir uns schon wiedersehen. Den Versuch, ein kleines Nickerchen zu machen, brach ich ab, da das Hostal die Wiege der Hellhörigkeit ist und die derzeitigen Bewohner die Funktionsweise einer Klinke nicht verstehen.

Rolfs neue Bleibe ist ziemlich in der Nähe meines Hostals, so musste ich nicht weit laufen. Ich bekam eine kleine Wohnungsführung: die Bleibe ist riesig, aber leider ein bisschen verfallen. Rolf ist schon zweimal hier in Barcelona umgezogen, er muss noch ein drittes Mal umziehen. Ich wäre nervlich schon ein Wrack. Nach einem kleinen Apero machten wir uns auf zu einem Italiener, wo wir wirklich sehr gut gegessen haben. Otto und Rolf waren schon öfter dort, daher wurden wir sehr herzlich behandelt! Dann machten wir uns auf in das schwule Nachtleben, wo wir am Ende wegen Überfüllung anderer Bars in einer eher für jüngere Menschen ausgerichteten, sehr modernen Bar landeten, wo wir aber trotzdem preiswerten Wein und leckere Cocktails bekam.

Das war ein superschöner Abend mit den beiden Schnuckels, aber ich war am Ende doch so geschafft, dass ich für nur zwei Stationen die Metro nahm und nicht zu Fuß nach Hause ging. Ob ich morgen früh noch etwas unternehme? Ich muss mittags an der Haltestelle für den Bus nach Andorra sein, daher bin ich skeptisch. Lieber ausschlafen, lange frühstücken und in Ruhe mal lesen, was in Andorra eigentlich so los ist. Das Zimmer im Hostal habe ich bis 12 Uhr.

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr wiedeer mit mir reist. Andorra ist zumindest geschichtlich und politisch ein interessanter Ort. Und es soll ein Einkaufsparadies sein, da es ein verzwackeltes Steuersystem haben soll. Was ich davon habe? Wein soll auch preiswert sein!

Liebe Grüße, Euer

Etwas, was man viel zu selten macht!

Spanien 1: Barcelona, die Erste

Ihr Lieben,

eigentlich wollte ich gestern nur ein paar Minuten auf der Weihnachtsfeier verweilen, einfach um da gewesen zu sein. Jetzt dürft ihr dreimal raten, wer es bis zum Ende ausgehalten hat. Aber es war auch wirklich eine schöne Feier! Eine Brass-Band spielte, es gab Spiele (unsere Gruppe hat den zweiten Platz bei einem Quiz gemacht!), es gab Leckereien… und immer wenn ich mit den Worten „Ich muss jetzt wirklich packen!“ meinen Aufbruch ankündigte, war mein Sektglas wie von Zauberhand wieder voll. Das führte dazu, dass ich leicht angezwitschert nach Hause fuhr, meinen Koffer packte, ins Bett fiel, und mich heute Morgen wunderte, warum der Koffer so leicht ist. Ich habe nicht noch einmal überprüft, was ich jetzt möglicherweise vergessen haben könnte. Ich hatte nämlich auch etwas Zeitnot, weil ich mich dem Wecker zum Trotz ungefähr zehnmal rumgedreht hatte.

Der Zug war pünktlich, große Überraschung. Da ich ja immer Verspätungen einplane, war ich dafür umso früher am Flughafen, aber ich hatte Lufthansa gebucht, und da kann man einfach, wenn man in Frankfurt Flughafen den Bahnhof verlässt seinen Koffer abgeben und man muss sich um nichts mehr kümmern. Das ist schon eine große Erleichterung. Ich wollte dann eine Kleinigkeit essen und einen Kaffee trinken, aber „Frühstück ist vorbei!“. Ich aß dann eine mit 3 Tonnen Käse belegte Pizza und hatte dann auch leider Magenprobleme. Übrigens, manche Menschen sind so frech zu Servicepersonal, aber da gehört ihr ja gottseidank nicht zu. „Sie bekommen kein Trinkgeld, unser Flug hat Verspätung!“ schimpfte eine Frau am Nebentisch. Ja klar, sie kann Euch ja auch erst fliegen, wenn ihre Schicht vorbei ist. Dann das Geschimpfe an der Sicherheitskontrolle. Leute, das ist inzwischen bekannt, dass man keine größeren Mengen Plastiksprengstoff mitführen darf! Der Flug ging dann auch mehr oder weniger pünktlich, aber auf das Gepäck in Barcelona mussten wir ziemlich lange warten. Dann galt es, den Aerobus zu finden. Der hat mich in Null,nix zur Plaza de España gefahren, von wo aus ich noch sechs oder sieben Minuten Fußweg zum Hostal hatte.

Das Zimmer ist ca. einen Quadratmeter groß, aber das war mir vorher klar. Es ist ein wenig schwierig, ein bezahlbares Hotelzimmer in der Weihnachtszeit in einer der angesagtesten Städte Spaniens zu finden. Dafür liegt das Hostal sehr zentral und der Rezeptionist war sehr herzlich. Er hat sich sehr über meine Spanischkenntnisse gefreut, ich mich im Laufe des Gesprächs weniger über seine, denn er hat mich gut verstanden, ich ihn dafür umso weniger.

Inzwischen war es schon sehr spät und stockfinster, daher erkundete ich zuerst einmal die nähere Umgebung, lief zur Plaza España und war dort ein bisschen lost. Es ist doch ein sehr großer Platz mit sehr viel Verkehr. An der Plaza España steht das Einkaufszentrum Arena. Man kann mit einem Glasaufzug auf eine Aussichtsplattform fahren und hat einen 360°-Rundumblick über Barcelona. Na ja nachts sieht man dann eigentlich nur Lichter… Auf der Aussichtsplattform gibt es keine Läden, sondern ausschließlich Restaurants. Ich suchte mir eins aus, wo ich Chipirones und Albondigas bekam, sowie das größte große Bier meines Lebens, abgesehen von dem, was ich mit Rolf einmal in Rhodos trank.

Nach dem Essen lief ich durch das nicht besonders gut besuchte Zentrum und kaufte in einem der 24-Stunden-Supermärkte Wein und Kekse. Diese rund um die Uhr geöffneten Mercados sind eigentlich übergroße Kioske, aber einigermaßen gut sortiert; ich fürchte, sie sind etwas teurer als normale Läden. Mein Ainkauf schien scheinbar so lukrativ, dass mir der Besitzer sogar noch eine Minipackung Lindt-Kugeln schenkte.

Einen wirklich großen Eindruck von Barcelona habe ich heute natürlich nicht gewonnen, aber morgen geht es früh los. Ich hatte übrigens überlegt, schon daheim Eintrittskarten für die Hauptattraktionen zu reservieren, da haben mir aber mal die Ohren geschlackert. Kirchenbesuch 40 Euro. Park Güell 30 Euro. Und viele der Terminslots einfach schon vergeben. Ich habe dann ganz darauf verzichtet und lasse mich mal so ein bisschen treiben.

Also, zieht Euch festes Schuhwerk an, morgen laufen wir gut was rum! Nehmt eine Jacke mit, es ist hier auch ziemlich frisch!

Liebe Grüße, Euer

Zuerst dachte ich, ich hätte mich verflogen. Berlin und Barcelona kann man ja mal verwechseln. Die Schlange vor seinem Laden ist beachtlich lang!

Spanien, der Prolog: España Olé

Ihr Lieben,

es ist kalt in Deutschland. Seit Wochen dudelt Weihnachtsmusik aus allen Rohren, aber richtig festlich wollte es bei mir nicht werden. Stress, mieses Wetter, gesundheitliche Probleme. Und jeden Abend vom Büro aus über den Weihnachtsmarkt zur absolut verspäteten und brechend vollen Bahn. BAH! Was hilft? Verreisen, wie immer!

Am Abend des 19. Dezember feiert unsere Firma ihre Weihnachtsfeier. Das Datum stand erst im November fest, da hatte ich schon längst meine Reise geplant und alle Verbindungen gebucht, unter anderem die Zugfahrt nach Frankfurt am Nachmittag eben dieses Tages. Ich wollte dem ganzen Trubel ja eigentlich auch entkommen. Ich habe aber dann doch umdisponiert und werde erst am Tag der Abreise zum Flughafen fahren. Hoffentlich bereue ich das nicht. Aber mein Zeitpuffer ist monströs… äh… ja… puffrig!

Rolf ist ja quasi nach Barcelona ausgewandert. Und ich plante zuerst, dort zu starten, mir einen Mietwagen zu nehmen und dann bis Südspanien runterzufahren. Das erwies sich bei späterer Betrachtung als undurchführbar; zu viel Hektik und Stress. Daher warf ich alles über den Haufen (außer den Flug nach Barcelona, der war nicht stornierbar schon gebucht): Jetzt geht es erst nach Barcelona, dann mit dem Bus nach Andorra la Vella, zurück nach Barcelona, dann mit dem Flieger nach Madrid, weiter nach Sevilla und wieder über Barcelona nach Hause. Und ja, ich weiß, es ist nicht gerade eine Greta-Thunberg-Gedächtnisreise. Aber Fliegen ist in Spanien billiger und wesentlich schneller als Bahnfahren. Sorry. An jedem Ort werde ich einige Tage verbringen.

Ich war ja schon oft in Spanien, aber zumeist auf den Inseln. Als Kind mal an der Costa del Sol, wenn ich nicht irre. Da wurden wir übrigens als Grundschulkinder von Verwandten meiner Mutter, die zeitgleich dort waren, mit Likörchen abgefüllt. Das gab ein Theater! Der Kontakt war danach quasi abgebrochen. Dann war ich im Jahr 2000 in Barcelona (ich werde es nicht wiedererkennen) und meine geplante Dienstreise nach Madrid 2006 zu einer Konferenz fiel ins Wasser, weil ich mir einen Tag vor der Abreise das Bein gebrochen hatte.

So freue ich mich jetzt auf unbekannte Städte sowie auf mein 65. bereistes Land: Andorra. Ich bin total gespannt! Und ich würde mich wie üblich über virtuelle Begleitung freuen. Freitag geht’s um 10 Uhr zuhause los.

Wenn ihr mal nichts von mir hört, liegt das eher an technischen Problemen, als daran, dass ich mich im Sangria-Rausch einer Flamenco-Truppe angeschlossen habe und nun an der Costa Brava durch Touristenhotels tingele.

Liebe Grüße, Euer

Das Vorschaubild entstand auf meiner ersten Reise nach Barcelona und zeigt den Parc Güell, ein Meisterwerk des Architekten Antonio Gaudi.