Tag 4: Guter Trubel und schlechter Trubel

Ein Albtraum! Es ist ein Albtraum!

Doch fangen wir vorne an, liebe Adventsfeiernde!

Wir wurden nach dem Frühstück mit gepackten Koffern am Santi Ressort abgeholt. Es war vereinbart, dass wir auf dem Weg zum Flughafen noch am Phosi-Markt Stop machen. Dies ist der wohl größte nicht-touristische Markt in Luang Prabang. Es gibt dort alles. Es ist vielleicht nicht ganz so sauber wie in einem Edeka, dafür aber ungleich voller. Es gibt von allem reichlich. Gemüse, Obst, Fleisch, Klamotten, Küchenwaren…. einfach alles. Alleine an die gefühlten 150 Sorten Reis. Aber auch Schweinegesichter, Frösche, Ratten. Früchte, von denen ich nicht weiß, wie sie heißen, Gemüse, das ich noch nie gesehen habe. Und ein Gesummsel wie in einem Bienenstock.

Reis ist nicht gleich Reis!

Trotz des Trubels war der Besuch sehr interessant, kommt man doch sonst selten so nah an das wirkliche Leben dran. Ich kann das nur wärmstens empfehlen. Außerdem bekommt man ein bisschen Aufmerksamkeit, besonders, wenn man wie ich eine vergleichsweise große Nase* hat.

Dann ging es zum Airport, wo wir zwei Stunden Wartezeit zu überbrücken hatten. Ich gab meine letzten Kip aus, für einen Kaffee und einen Holzelefanten. Interessant war die Priority-Liste für das Besteigen des Flugzeuges einer anderen Fluglinie:

Der Flug war überpünktlich und angenehm. Ich teilte mir eine Sitzbank mit der Lehrerin und wir kamen mit zwei auf der anderen Seite sitzenden Damen aus Hongkong ins Gespräch. Das war sehr nett, zumal wir alle vier jeweils einmal eine Runde Wein für alle bestellten :-).

Dann große Überraschung: Einreiseformalitäten und Gepäck waren im Nullkommanix erledigt. Das hätten wir nach der Transiterfahrung nicht vermutet. Dann versammelten sich die Mitreisenden, denn der Flug aus Frankfurt mit den anderen Passagieren kam zeitgleich mit unserem Vorprogrammsrückkehrflieger an. Nun… ich scheine, zusammen mit einer alleinreisenden Dame, das Durchschnittsalter mächtig zu senken. Selbst meine laosmitreisenden Rentner waren ob des geschätzten Durchschnittsalters irritiert. Auch scheint die Gebrechlichkeitsrate…. Aber wir werden sehen, wer solche Reisen macht, kann ja nicht… Oder?

Unser thailändischer Reiseleiter heißt Sanchai. Und er spricht sehr gut deutsch! Während der Busfahrt zum Hotel informierte er grob über das Land, das Programm und die Formalitäten im Hotel. Wir bekamen unter anderem zu erfahren, dass es ungewöhnlich heiß für die Jahreszeit sei. Ja! Das erklärt, warum ich dieses Backofengefühl beim Verlassen des Flughafens hatte. Zudem wies er auf die strengen Kleidervorschriften beim Besuch von Königspalast und Tempelanlagen hin, was wiederum eine Frau veranlasste, eine Diskussion über Dreiviertel- und Siebenachtelhosen anzustoßen.

Wir kamen gegen 16:30 Uhr im Hotel an. Die Laoten wollten sich um 18 Uhr zum Essen treffen, das war mir dann zu früh und ich beschloss, einen ersten Erkundungsspaziergang durch die Stadt zu machen. Aber ich kam leider nicht in mein Zimmer in der 14. Etage. Wieder runter, neue Karte geholt. Dann war der Koffer noch nicht da, den ich wegen des Frischmachens gebraucht hätte. Wieder runter. Nee, die seien oben unterwegs. Ich wieder hoch. Koffer bekommen. Seife ins Gesicht. Runter. Draußen Backofen.

Sanchai, den ich vorher fragte, meinte, dass quasi hinter dem Siegesmonument, das unweit unseres Hotels steht, schon ein sehenswertes Viertel anfange und man am Ende zu einem wunderbaren Einkaufszentrum käme. Die Wechselstube sei 100 Meter weit weg, ich solle dort tauschen.

Die Siegessäule

So. Wechselstube unbesetzt. Klingeln blieb unerhört. Also losgetrabt. Erster Geldautomat kaputt. Zweiter Geldautomat kaputt. Da war ich schon zwei Kilometer gelaufen. Dritter Geldautomat betriebsbereit. Yippieh! Aber er sprach nur thai. Hmm. Karte reingeschoben, da sprach er auch englisch. Geheimzahl bitte. Betrag bitte. OK drücken bitte. Dann plötzlich kein Englisch mehr. Lauter fremdartige Zeichen und eine Menge erschreckend langer Zahlen und mehrere Pfeile zu den Funktionstasten. Da ich ja meine Karte wiederhaben wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als überall wild drauf rumzudrücken. Ich bekam einen 1000-Baht-Schein und meine Karte wieder. Später im Hotel checkte ich meinen Kontostand. Ja, man war so frei, mir für eine 28-Euro-Abhebung 7 Euro Gebühr zu berechnen.

Inzwischen war ich klatschnass geschwitzt, und es war irrsinnig laut, unglaublich voll und staubig und irgendwie überhaupt nicht schön. Ständig Sirenen, Gehupe, schlechte Luft. Entweder slumartige Häuserblocks oder aber misslungene Protzbauten. Egal, ich schlug mich durch. Irgendwann kam ich am Siem-Erlebniseinkaufszentrum an. Klimatisiert, wie schön. Aus den Lautsprechern „Last Christmas“, wie unschön. Ich beschloss, zum Hotel zurückzukehren, mir auf dem Weg ein Bier fürs Zimmer zu kaufen, zu Abend zu essen und dann mit dem Taxi nach Chinatown zu fahren.

Aber es wurde plötzlich immer voller und voller. Menschenmassen wälzten sich die Bürgersteige entlang. Also, alles was ich über Trubel und Fülle und Überlauf in Laos geschrieben habe: Bitte streichen und durch das Gegenteil ersetzen. Ich habe richtige Panikattacken bekommen. Die Hälfte der Bürgersteige inzwischen durch Straßenhändler besetzt, die andere Hälfte teilten sich pro 10 Meter 438 Leute, wo rein rechnerisch höchstens 30 Platz gefunden hätten.

Genau das Richtige für mich!

Ich war froh, als ich wieder im Hotel war. Das Bier aus einem 7/11 habe ich dann fast in einem Zug ausgetrunken, obwohl es auf den 200 Metern zum Hotel schon von Kühlregal auf Heizdecke gestiegen war. Und dabei beschloss ich, Chinatown sausen zu lassen, zumal ich hörte, da sei nachts wunderbar was los.

Aber es kommt immer auch was positives: Das Abendessen im Hotel war fast Spitzenklasse. Und der Service sehr aufmerksam. Das hat mich so getröstet… Essen ist halt doch der …. nunja. Aber ich bin danach nicht mehr raus. Das Zimmer ist schön und wir werden morgen früh um 6.30 Uhr geweckt, damit wir das Tagesprogramm schaffen.

Ich bin sehr gespannt, ob ich mich mit Bangkok noch versöhne.

Sawadie khrap, Ihr Lieben!

Euer Gerald

P.S.: Heutiges Rätsel: Auf welcher Etage wohne ich, wenn ich Zimmer 1430 habe? Und warum ist das so? 🙂

* P.P.S.: Während der Besatzungszeit bekamen die Buddhas in Laos plötzlich lange Nasen… Blasphemisch und pc-inkorrekt vielleicht: wäre das gleichzusetzen mit einem schlitzäugigen Jesus bei asiatischer Besatzung?

Ein Gedanke zu „Tag 4: Guter Trubel und schlechter Trubel“

  1. 14. Etage, der aufmerksame Leser merkt sich das was du geschrieben hast ;-). „Aber ich kam leider nicht in mein Zimmer in der 14. Etage…“

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