Willkommen, Ihr Lieben, zu meinem Tag in Angkor Wat.
Seit Jahren stehen die Tempelanlagen der alten kambodschanischen Hauptstadt auf meiner Reisezielwunschliste. Heute war es dann endlich soweit. Wir besuchten zuerst den Bayon-Tempel von Angkor Thom („große Hauptstadt“), der berühmt ist für die vielen Buddha-Gesichter. Anschließend besichtigten wir den Tempel Ta Prohm („alter Brahma“). Im Hotel nahmen wir dann ein Mittagessen ein, um den ganzen Nachmittag der Hauptattraktion zu widmen, dem Tempel Angkor Wat („Hauptstadtkloster“).
Koth hat die Tour sehr schön geplant, hat in Betracht gezogen, wann von wo die Sonne scheint, wann welche großen Gruppen wo einfallen etc., um uns so die bestmöglichen Ausblicke auf die beeindruckenden Bauwerke zu ermöglichen. Wir erfuhren einiges über die Könige zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert und über den Verlust und die Wiederentdeckung von Angkor. Die Tempel gehören zum Weltkulturerbe und werden mit deutscher, indischer und chinesischer Hilfe restauriert.
Was soll ich sagen? Ich habe es mir ganz anders vorgestellt. Und doch war es wunderbar. Angkor Thom fand ich toll, aber es fehlte ein kleiner Tick zum WOW. Wobei der Zutritt zur Anlage durch das gut erhaltene Südtor schon wirklich besonders ist. Auch das östliche Tor des Todes und die Elefantenterrasse sind sehenswert. Übrigens wurde für einen bevorstehenden Besuch des Königs alles ein bisschen raus geputzt. Pavillons, Tribünen, Esstisch mit Hussen.
Ta Prohm hatte ich mir viel verwunschener vorgestellt, aber es wurde auch viel Urwald von den Bauwerken entfernt, da dieser am Zerstörungsprozess des Tempels wesentlich beteiligt ist/war. Unglaublich, welche Kraft Wurzeln haben, dass sie Mauern sprengen können. Wer sehen will, wo ich heute war, wenn ich von Ta Prohm spreche, könnte sich heute Abend mal Tomb Raider ansehen. Der Film wurde in Ta Prohm gedreht. Also, auch mächtig interessant, aber Gänsehaut hatte ich auch da nicht.
Kurz vor dem Tempel spielte übrigens eine Veteranenkapelle auf. Davon gibt es wohl mehrere. Statt zu betteln, spielen die Mitglieder klassische kambodschanische Stücke und verkaufen ihre CDs.
Dann aber Angkor Wat, der besterhaltene/restaurierte der drei Tempel. WOW. Trotz der Tatsache, daß halb China heute zur Besichtigung da war, hat mich der Besuch in Ehrfurcht und Staunen versetzt. Was für ein Tempel! Ähnliche Gefühle hatte ich bei Sakralbauten zuletzt beim Tempel von Karnak. Man geht davon aus, daß König Suryavarman II den Tempel als eigenes Mausoleum erschafft haben soll, da er anders gebaut ist, als zu der Zeit üblich. Aber nichts genaues weiß man eigentlich nicht. Auf jeden Fall ist es eine architektonische Meisterleistung!
Nun, was die Schimpftirade unserer Reiseleitung über die Chinesen angeht. Es tut mir leid, aber sie hat recht. Während alle Reisegruppen, seien es französische, britische, japanische oder sonst welche, sich dicht umeinander versammeln, um den Ausführungen der Reiseleitung zu folgen, um dann in relativer Stille das Erzählte zu erkunden, quäken die Chinesen mit Megaphon Ihre Erkenntnisse gut hörbar bis nach Peking in die Welt hinaus. Die Reisegruppen sind riesig und sie scheuen nicht davor zurück, auch mal andere Leute von den Laufstegen zu schubsen (unserer Gruppe passiert)! Auch johlen und kreischen die Teilnehmer um die Wette. Dabei muss man wissen, dass Teile der Anlagen immer noch als aktiv genutzter Tempel dienen. Zusammenfassend, und das mit Bedauern: schlecht erzogen, laut, prollig und rücksichtslos.
Im Tempelbezirk laufen sehr viele Hunde herum, die sich alle sehr ähnlich sehen. Außerdem ein paar Affen, die aber sehr aggressiv sein sollen. Koth hat uns vor Tollwutansteckung gewarnt. Übrigens haben die Affen trotz der heiligen Umgebung keine Probleme damit, sich in aller Öffentlichkeit zu paaren.
Am Abend aßen wir im Yellow Lotus in der Innenstadt zu Abend. Das war ganz okay, aber im Hotel schmeckt es dann doch besser. Anschließend hatten wir – nach ewigen und peinlichen Diskussionen, dazu aber mehr in meinem Extrakapitel „Reisegruppenbetrachtung“, das bestimmt irgendwann kommen wird! – noch eine Stunde Zeit, auf dem Nachtmarkt zu shoppen bzw. zu tun, wonach uns der Sinn stand. Ich erstand Elefantenhosen. Ja, fragt sich vielleicht der geneigte Leser, was mag das wohl sein? Die Auflösung gibt es morgen, da lasse ich mich mal darin fotografieren.
Apropos morgen: Die Gruppe fährt zum Frauentempel, der ca. 30 Kilometer außerhalb liegt. Der wird dann eine Stunde besichtigt, dann kehrt die Truppe zurück zum gemeinsamen Mittagessen im Hotel. Ich habe mich aber abgeseilt, weil ich jetzt mal eine Tempelpause brauche. Ich werde mir wahrscheinlich die Kolonialbauten in Siem Reap ansehen oder aber in das Museum für zeitgenössische Kunst gehen, das gar nicht weit vom Hotel entfernt liegt. Mal sehen.
Bis morgen dann, wenn Ihr mögt!
Euer Gerald