1. Tag: Einschiffung

Ihr Lieben,

nach einer eher kurzen Nacht (der einjährige Pavarotti nebenan übte ab 5 Uhr seine Fortissimo-Koleraturen und seine hörbar überforderte Gesangslehrerin kritisierte ihn lautstark, was dazu führte, dass sich andere Bewohner der Etage ab 6 Uhr 30 laut türenschlagend zum Frühstücksraum begaben) inspizierte ich das Frühstücksbuffet (das ging schnell, da sehr übersichtlich) und begab mich dann erneut in die Stadt, denn ich hatte meine Reiseapotheke nicht ordentlich aufgefüllt, meinen Rasierer daheim vergessen und beschloss zudem, mir einen Barbierbesuch zu gönnen; mein letzter Friseur war ein bisschen schlampert mit den Übergängen gewesen. Also, wer jetzt schöner ist als ich, trägt ’ne Perücke! Zum ersten Mal in meinem Leben wurden mir auch die Ohren abgeflämmt. Von Selbstversuchen zuhause rate ich ab.

Die Stadt war sehr gut besucht. Die Schlangen vor den Museen verknoteten sich mit denen vor den Hafenrundfahrten und denen vor den vielen Fischbuden. Wie mir schon öfter aufgefallen war, wenn ich im Norden Urlaub machte, klönsnacken die Nordlichter gerne. Das finde ich ganz entzückend. Immer nur zwei, drei Sätze: „Riecht n büschn streng inner Stadt, nech? Is aba auch n komischen Wetter, wa?“.

Am Hafen gibt es ein ganz nett gemachtes Outlet, das habe ich mir auch noch angesehen. Hübsche kleine Läden, darunter viele bekannte Marken.

Im Hotel trank ich dann noch einen Kaffee, packte meine Sachen wieder ein und beschloss, zu Fuß zum Kreuzfahrtterminal zu gehen, da ich ja die Schiffe von meinem Hotel aus ganz in der Nähe sehen konnte. Was für eine – gelinde gesagt – saudämliche Idee. Es dauerte nämlich ewig, der Fußweg war stellenweise falsch beschildert, so dass ich 20 Minuten lang unnötig umherirrte, und dann fing es auch noch an zu regnen, wobei mir mein Schirm nicht half, da es auch noch stark stürmte. Und wir erinnern uns: mein Gepäck wiegt mehrere Tonnen!

Naja, irgendwann erreichte ich, etwas nass, das Kreuzfahrtterminal. Es war schon ganz schön voll, und es waren erschreckend viele Menschen mit sofort ins Auge springenden Eigenschaften anwesend, wenn Ihr wisst, was ich meine.

Die eigentliche Abwicklung der Einschiffung ging dann aber zügig vonstatten. Kaum in der Kabine angekommen, brachte man mir auch schon mein Gepäck, dass ich vor dem Kreuzfahrtterminal schon abgeben konnte.

Auf der Norwegenreise habe ich eine Innenkabine mit der Nummer 718. Für Menschen mit klaustrophobischen Neigungen bestimmt nicht geeignet. An Platz allerdings mangelt es nicht, und ich denke ich werde mich gut damit arrangieren können. Später auf der Dänemarkreise habe ich eine Außenkabine mit Fenster, dann kann ich ja noch einmal berichten, ob das wirklich einen großen Unterschied macht. Ein Fenster kostet auch mal eben schlappe 800 Euro mehr für die erste Fahrt.

Kurz ausgepackt, das Schiff erkundet, den kostenfreien Begrüßungssekt entgegengenommen, dann ging es auch schon zur obligatorischen Rettungsübung. Die war allerdings unspektakulär. Allerdings lernten wir den Kapitän kennen, der uns versicherte, dass wir in Norwegen prächtiges Wetter haben würden, wenn wir erst einmal durch die kabbelige Nordsee durch und übermorgen am Geirangerfjord angekommen wären.

Das Ablegen erfolgte pünktlich, unter Abspielen einer zu Herzen gehenden Melodie, die extra für dieses Schiff komponiert wurde. Leider bei dem allermiserabelsten Wetter, dass man sich vorstellen kann.

Zur Verabschiedung des Schiffes standen mehrere tausend Menschen am Kai, warfen ihre Hüte in die Luft und riefen „Huzzah!“

Zum Abendessen ging ich in das Hauptrestaurant des Schiffes. Obwohl ich extra spät ging, war es sehr voll. Man buxierte mich zu einem Achtertisch, wo man sich angeregt über Reisen unterhielt. Das Essen war wie immer auf diesen Reisen phantastisch! Und der Tischwein ist auch sehr trinkbar.

Jetzt sitze ich in der Kabine, schreibe dies und werde von links nach rechts geschleudert, weil wir stampfen und rollen. Aber da ich bekanntlicherweise zu Übertreibungen neige, müsst Ihr Euch nicht sorgen. 🤗

Jetzt muss ich mir noch eine Bar suchen, in der keine Schlager oder Elvis-Schmachtfetzen gespielt werden, und dann kann der Abend ausklingen.

Morgen ist Seetag und es gibt ein volles Bordprogramm. Vom Shuffleboarden über Kino bis zum ABBA-Revival.

Ich hoffe, wir sehen uns morgen wieder.

Liebe Grüße, Euer Gerald

Heute Mittag, vor dem Sturm, saß die Frisur noch…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert