Ihr Lieben,
auch heute fangen wir wieder einmal mit erbaulichen Geschichten von Bord an. Gestern war ich in einer Akrobatik-Show, nach und mit Motiven von James Bond, und die war tatsächlich sehr kurzweilig. Ich erwähnte ja schon an anderer Stelle, dass die Sänger hier wirklich talentiert sind, denn es wurden natürlich auch einige James-Bond-Titelmelodien vorgetragen.
Etwas nachgeradezu slapstickartiges ist mit den Aufzügen passiert. Scheinbar hat sich jemand beschwert, dass die Aufzüge viel zu schnell fahren. So wurde für gestern angekündigt, dass die Aufzüge gewartet werden. Das Ergebnis ist, dass die Kabinen jetzt auf jeder Etage für ca. einen halben Tag verweilen, bevor sie die nächste Etage anfahren. Und heute ist auch noch einer der vier Aufzüge ausgefallen. Da es zwischen 12 Uhr bis 13 Uhr wieder ein Bierfest auf dem Lido Deck gab, bedeutete dies für eine Stunde Freibier! Da das sowie die kostenlosen Weißwürste und Brez’n natürlich nicht verpasst werden durften, die Aufzüge aber nicht im gewohnten Rhythmus fuhren, schleppte sich die geriatrische Fraktion die Treppenhäuser hoch, und überall sah man in den Ecken erschöpfte Menschen herumliegen.
Heute dann also Warnemünde. Ein See- und Kurbad. Diesmal hatte ich keinen Ausflug, sondern bin auf eigene Faust losgezogen. Warnemünde ist ja nun weiß Gott auch nicht groß. Es hat mir gut gefallen. Der alte Strom, ein Hafenabzweiger, an dem viele hübsche Schiffe liegen und alte Häuser die Seiten zieren, die Leuchttürme, die Strandpromenade, der Strand selbst, der Kurpark, alles in allem ein netter Ort. Einziges Schandmal das berühmt-berüchtigte Hotel Neptun, das sich in seiner architektonischen Grausamkeit über das gesamte Stadtbild erhebt.
Der alte Leuchtturm, das Wahrzeichen der Stadt Warnemünde. Hm, ja. Wie einige von euch vielleicht wissen, bin ich kein Freund von Höhen. Warum ich Trottel trotzdem ständig auf irgendwelche Türme klettern muss, oder über gläserne Stege laufe, oder irgendwelche Abgründe heimsuche, oder – noch schlimmer – Seilbahn fahre, erschließt sich mir selbst nicht. Der Kirchturm in Ribe hatte zumindest eine große Plattform, auf der man ausreichend Abstand zum Geländer halten konnte, aber die Plattform auf dem Leuchtturm, vor allen Dingen auf der zweiten Laufebene, war ca. 30 cm breit, und ich drohte jeden Moment in den Tod zu stürzen. Ich versuchte die Aussicht zu genießen, so gut das mit schreckgeweiteten Augen und mit einem Puls von 500 eben geht.
Insgesamt strollte ich circa zwei Stunden durch diesen Ort, an dem man durchaus gut einen kleinen Kurzurlaub verbringen könnte, meiner Meinung nach.
Um 12 Uhr legten wir wieder ab, und es ging weiter nach Wismar. In Wismar habe ich vor einigen Jahren für mehrere Tage einen Bekannten besucht, so dass ich die Stadt schon ganz gut kenne. Auch Rostock, Schwerin, Heiligendamm und die anderen Orte der Umgebung hatte ich schon erkundet. Sogar mit der Molli bin ich gefahren. Daher verzichtete ich auch hier auf einen Ausflug und ging nur noch einmal durch die Altstadt spazieren. Kurz hatte ich überlegt, Jens zu fragen, ob er mich treffen will, aber wir lagen wieder nur kurze Zeit am Pier, da hätte das ganze wenig Sinn gehabt.
Unser Kapitän hat übrigens in Wismar rückwärts im Hafen eingeparkt, das vom Oberdeck aus zu beobachten war schon spannend. Und wieder standen tausende von Menschen am Kai und warfen ihre Hüte in die Luft. Wie, Ihr habt mir das schon an Tag 1 nicht geglaubt? Das tut jetzt weh. Na gut, es waren ein paar Dutzend und es flogen auch keine Hüte. Immerhin wurde gewunken.
Hier ein paar Impressionen aus Wismar:
Heute Abend ist Schlagerparty. 🕺Yeah! Ich bin leider vor Glück wie festgefroren in meinem Panorama-Bar-Sessel. Morgen dann statt Ærø eben Kiel. Gerade sollen Kieler Wochen sein. Vielleicht wird es doch interessanter, als ich glaube. Und wenn mich mal ein Ærøaner einladen möchte, komme ich gerne.
Viele liebe Grüße, bis morgen in Kiel, Euer Gerald