Ihr Lieben,
dieses Wochenende verbringe ich an der Ahr, wo ich mich eigentlich mit Freunden treffen und eine hier lebende Freundin besuchen wollte. Leider kam etwas dazwischen und unser Treffen wurde abgesagt. Ich habe allerdings mein Hotel nicht storniert, sondern beschlossen, hierher zu fahren, hatte ich mir doch ohnehin schon das Wochenende freigeschaufelt.
Ich bin in den Eifelstuben untergekommen, das ist ein Anbau an einem historischen Restaurant, sehr zweckmäßig eingerichtet. Was ich aber toll finde ist, dass ich einen Parkplatz im Hotelinnenhof mitten im Zentrum von Ahrweiler ergattern konnte. Cora gefällt das auch sehr.
Was mir zum Zeitpunkt der Buchung nicht klar war: heute ist der zweite Jahrestag der Flutkatastrophe. Auf dem Marktplatz steht auch eine Bühne, es soll wohl eine Gedenkveranstaltung stattfinden. Bei einem Stadtspaziergang stellte ich fest, dass viele Häuser noch nicht wiederhergestellt und dass viele Läden noch geschlossen sind. Im Radio hörte ich, dass bis zu 30% der Spenden noch nicht ausgezahlt wurden. Hier ist einiges zu tun, aber die Region scheint auf einem guten Weg zu sein. Zumindest die Besucher sind wieder zahlreich vor Ort.
Vor ein paar Jahren war ich mit einer Doppelkopfrunde in Ahrweiler. Wir wollten wandern, wandern, wandern! Aber zuerst stärkten wir uns auf dem Marktplatz mit einem Secco. Daraus wurden zwei, dann drei… und dann haben wir aufgehört zu zählen! Wir sind insgesamt vielleicht hundert Meter gelaufen. Und so ging es mir heute in ähnlicher Weise. Nach etwa einer Dreiviertelstunde Stadtspaziergang ließ ich mich schon auf dem Marktplatz nieder, glotzte in die Gegend und trank meine wohlverdienten Wanderbiere.
Dann übermannte mich nach zwei Gläsern aber doch das schlechte Gewissen und ich spazierte noch zur Wallfahrtskirche Calvarienberg. Eine, wie ich finde, sehr imposante Anlage für ein so beschauliches Fleckchen.
Nach kurzer Rast im Hotel, wo übrigens alle ganz furchtbar nett, aber auch äußerst beschäftigt sind, kaperte ich einen Tisch im Ahr Vinum. Es gab Pfifferling-Rahmschnitzel. Legga! Am Nachbartisch das obligatorische überforderte Elternpaar mit einem geschätzt vierjährigen Lars-Sören, der munter mit Besteck um sich warf, ununterbrochen krähte und wie ein Derwisch hin- und herrannte. Ich fürchte, man muss sich daran gewöhnen, dass der Nachwuchs so ausgebildet wird.
Zum Abschluss kaufte ich mir noch eine leckere Genossenschaftsplörre, die ich mit in mein Hotel-Büro nahm. 22er Pinot-Noir weißgekeltert.
Morgen steht auf jeden Fall der Regierungsbunker auf dem Programm, der Rest ergibt sich aus der Tageslaune. Leider, leider gibt es keine Seilbahn, keine Glasbrücken oder eine Schluchten überspannende Zip-Line. Seeeehr schade!
Aber die Zeit bekomme ich dennoch totgeschlagen. Schlagt Ihr mit?
Liebe Grüße, Euer Gerry
P.S.: Überall im Ort herrscht Personalnot, die Servicekräfte sind nur am Rumrasen und die Gäste stänkern. Ob ich wohl wieder anfangen sollte, zu kellnern?