Tag 20: Die Löwenstadt

Ihr Lieben,

lasst Euch durch die Überschrift nicht verwirren, ich musste die Reise nicht plötzlich für einen Arbeitseinsatz in Braunschweig unterbrechen. Es gibt noch weitere Löwenstädte in der Welt… Singa steht für den Löwen, pura für die Stadt.

Die Nacht war leider mal so was von Scheibe. Ich habe Dutzende Dolodobendan-Imitate gelutscht, mehr rumgesprayt als so manch‘ Graffiti-Künstler und Schmerztabletten wie Smarties eingenommen. Heute morgen konnte ich nur noch krächzen. Ich war fast ein wenig verzweifelt. Würde man mich so an Land lassen? Ich beschloss, den Schiffsarzt, dem die Passagiere vertrauen, aufzusuchen. Dieser diagnostizierte eine handfeste Laryngitis und gab mir einen Stapel Medikamente mit. Die Bordapotheke ist nun geplündert, die Bordrechnung wird wahrscheinlich explodieren.

Ich nahm die neuen Schmerzmittel und Lutschtabletten und lief zum Frühstück. Nachdem ich dreimal hin und hergerannt war, um alles zu besorgen, wurde mir mitgeteilt, dass ich „hier“ nicht sitzen könne, hier würde jetzt das Mittagessen vorbereitet. Ich war ohnehin nicht bester Stimmung, konnte mich aber gerade noch zusammenreißen, nicht loszuschimpfen. Ich bat mühsam beherrscht darum, mir die Sachen zu einem Platz zu bringen, wo es genehm wäre. Das tat man dann.

Die Skyline von Singapur ist schon beeindruckend. Und wenn man tags zuvor einen fun-fact-Vortrag über die Stadt gehört hat, ist der Blick darauf ein ganz besonderer. So fragte ich mich, wie viele Menschen wohl gerade die Straßen in ihrem Viertel fegen mussten, weil sie wiederholt wegen Geschwindigkeitsübertretungen erwischt wurden. Denn Sozialstunden in der Nachbarschaft (mit Aushang der Übeltäter am schwarzen Brett des Viertels) sind wohl eine gängige Strafe bei minder schweren Vergehen.

Im Laufe des Vormittags linderten sich meine Beschwerden und so konnte ich mit Volker-Lechtenbrink-Stimme an Land gehen. Die Einreise war jetzt kein Zuckerschlecken, etwas zeitraubend auf jeden Fall, aber nicht so schlimm wie gedacht.
Unser heutiger Busausflug brachte uns auf das Dach des Marina Bay Sands Hotels. Natürlich nicht mit dem Bus! Herrjeh, jetzt seid mal nicht so albern! Das ist eine der Hauptattraktionen der Stadt. Es ist das größte Hotel der Stadt, verfügt über einen berühmten Infinity-Pool für Hotelgäste und ist mal so gar nicht preiswert. Die Aussichten aber sind spektakulär! Man bekam ein Fotoshooting mit Bildern zum Download und da ich alleine war, alberte ich mit dem Einweiser herum, ob er nicht mit aufs Foto wollte…

Unser zweiter Ausflugspunkt war der botanische Park mit seinem berühmten Orchideengarten. Hier wird auf Deubel komm raus gezüchtet, damit man ausreichend Pflanzen hat, die nach prominenten Besuchern der Stadt benannt werden können. Helmut Schmidt, z.B., war ein guter Freund des langjährigen Staatschefs Lee Kuan Yew und hat demgemäß eine Orchidee. Ein wunderschöner Ort.

Letzter Programmpunkt war eine Bootsfahrt mit einem „traditionellen“ Bumboot. Das war auch sehr nett. Einzig die anderen Passagiere störten. Sie konnten nicht still sitzen bleiben und rannten hin und her machten die Stimmung zunichte und Fotografieren unmöglich.
Die Rückkehr auf das Schiff war eine ähnlich aufwändige Prozedur, wie mittags der Landgang. Wir wurden etwa fünfmal kontrolliert.

Ich stärkte mich mit einem Bier an der Außenalster und fing dann an, auf der Kabine zu packen, da für den Kofferservice alles bis 22 Uhr vor der Kabine stehen sollte. Und wir hatten ja noch ein ausgedehntes Essen vor uns.

Bevor ich mich aber mit den anderen im Surf&Turf-Steakhouse traf, lief ich noch bei der Galerie vorbei, wo ich mir zwei Bilder hatte reservieren lassen. Da gab es ein bisschen Durcheinander, da die falschen Bilder zurückgelegt waren, aber meine waren auch noch da. Lasst Euch überraschen, ich poste Bilder, wenn sie hängen. Auch meine Rechnung vom Bordhospital musste ich abholen. Ich sag mal so: Selbst das Guten-Tag-Sagen hat etwas gekostet.

Das Steakhouse war wunderbar. Wir hatten eine gestresste Kellnerin, der man nicht anmerkte, dass sie die Jobs von mindestens zwei Personen machte, das Essen war sehr gut und wir hatten so einen schönen letzten Abend an Bord.

Ich war unruhig wegen der ganzen unerledigten Dinge, die ich noch zu tun hatte, aber nach 30 Minuten war ich schon damit durch, so dass ich mit zweien aus der Gang noch einen letzten Absacker nehmen konnte.

Die Schiffsreise ist jetzt quasi um, aber wenn ihr jetzt erleichtert aufatmet… Neeeeeee! Ich bleibe ja noch ein paar Tage in der Stadt der Löwen. Und fände es schön, wenn Ihr die auch noch mit mir verbringt.

Also, bis morgen, wenn Ihr mögt. Liebe Grüße, Euer Gerry

Manes hat dieses tolle Bild der nächtlichen Skyline gemacht und mir erlaubt, es zu verwenden.

2 Gedanken zu „Tag 20: Die Löwenstadt“

  1. Gerald, herrlich Deine Reiseberichte zu lesen. An vielen dieser Orte komme ich regelmäßig, aber durch Dich habe ich jetzt viele andere Sehenswürdigkeiten kennengelernt bzw sehe sie aus einer anderen Perspektive. Viel Spaß noch in Singapur Grüße Sylvia

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