Tag 12 – Camagüey: (K)ein finsterer Tag

Ihr Lieben,

die gute Nachricht zuerst, ich musste nicht verhungern (ich habe zur Not ja auch noch ausreichend Reserven). Als ich Gummibärchen auspackte und aß, ging es plötzlich ganz schnell. Das Essen war dann allerdings eher mau. Als hätte es (hat es?) ewig am Pass gestanden: die Panade des Fisches matschig, das Hauptgericht kalt. Der Laden war bimsvoll, die Nachbarrestaurants hingegen fast verwaist. Ich bin fast versucht, eins von denen auszuprobieren.

Heute blieb ich mal etwas länger im Bett. Ich habe ja schließlich Urlaub. Ich hatte auch Kopfschmerzen, was ich zuerst auf das gestrige Bier schob. Außerdem habe ich quasi alles gesehen, was es in Camagüey zu sehen gibt. Muss ich nachher etwa doch in den Zoo? Na, mal sehen. Erst einmal wieder in einen Minimarkt, denn das Plastikbier war – wie oben angedeutet – nicht trinkbar. Es hat nicht geschäumt, hatte keine Kohlensäure und war eher süßlich. Puh. Die Einkaufsstraße war weniger deprimierend als gestern, da echt gut besucht. Aber die meisten Läden waren immer noch leer, die Schlangen immer noch lang. Ein Supermarkt stach heraus und quoll über vor Kunden. Der hatte wundersamerweise auch bis unter die Decke gefüllte Regale.

Heute war die Kirche La nuestra Señora de la Merced für Touristen geöffnet. Sie ist bekannt für den wundertätigen Jesus de Praga. Den habe ich nicht gefunden, aber der Besuch war wegen einiger kostbarer Schnitzereien dennoch interessant.

Ich wollte in einem Innenhofcafé frühstücken, das ich gestern in der Nähe gefunden hatte. Ich bestellte einen Kaffee und die Kellnerin eilte davon. Moment! Sandwich, Fruchtsaft, Wasser? Alles nicht da, nur Kaffee… Und der war bitter wie nix. Aber der Innenhof war schön…

Ich besuchte das Atelier der bekannten Künstlerin Martha Jiménez an der Plaza del Carmen. Bevor eine Reisegruppe von Berge und Meer (ihr wisst schon, das sind die, die meine Südamerikareise so kurzfristig stornierten und die sich mit der Rückzahlung der Anzahlung seeeehr viel Zeit ließen) das Atelier stürmte, wurde mir einiges über ihr Leben und Werk erklärt. Sie ist als Bildhauerin und Malerin unterwegs und ist in einigen Städten im Ausland mit ihren Werken in Museen vertreten. Mir gefällt ihre Kunst sehr. Allerdings ist sie (gut für mich) sehr schwer zu transportieren… Sie zeichnet auch verantwortlich für die sehr gelungene Gestaltung des Platzes (siehe gestern).
Ich nahm gegenüber einen Cappuccino und einen Mangosaft (stilecht aus dem Tetrapack) ein und beobachtete die Bustouristen. Die Frauen verzückt ahs und ohs ausstoßend, die Männer gelangweilt in der Sonne schwitzend und verstohlen nach der Bar schielend. Ich komme zwar keineswegs billiger weg als mit so einer Reisegruppe, aber ich bin schlussendlich doch froh, mich für eine Individualerkundung entschieden zu haben.

Ich lief noch einmal zur Plaza San Juan, da gibt es auch noch so einige Galerien. Viel Talent auf kleinem Raum. Das Hostal San Rafael hatte ich ja in guter Erinnerung, da trank ich dann einen Sommerwein, einen Tinto de Verrano,bevor ich zu einer sehr späten Siesta in die Casa zurückkehrte.

Inzwischen hatten sich die Kopfschmerzen ausgebreitet und ich fing an rumzuschnupfen. Der Hals kratzte und insgesamt fühlte ich mich sehr schlapp. Leichte Temperatur hatte ich auch. Na super. Ich fühlte mich an Asien erinnert! Ich nahm Pillen und beschloss, das Bett bis zur morgigen Abreise nicht zu verlassen. Das war ein unsinniges Unterfangen, hatte ich heute gerade mal drei Kekse gegessen. Aber nach fast vier Stunden Schlaf ging es auch etwas besser, die Pillen schlugen an und der Hals war GOTTSEIDANK!!! nicht mehr akut. Habe halt einen handfesten Schnupfen, den ich wohl überleben werde, obwohl Männer ja nachweislich wesentlich schlimmer erkranken als Frauen… 😉

Ich sprang in meine Plünnen und lief zur Plaza de Colón. Columbus ist hier allgegenwärtig, hat er doch Kuba entd… äh… warte mal, lebten zu der Zeit nicht schon Leute da? An diesem Platz lag ein weiteres Restaurant, das Irenia empfohlen hatte, das Eleazar. Das hatte im Innenhof einen Kinderspielplatz und einen Pool. Und war sehr laut. Aber die Hühnerbrust war okay und der Salat lecker. Bier ging auch schon wieder.

Und was soll jetzt diese kryptische Überschrift? Finsterer Tag? Wegen eines Schnupfens? Übertreib doch nicht so! Nein, Kuba sollte heute eine partielle Sonnenfinsternis erleben, die mich in Abständen die Dachterrasse erklimmen ließen. Da war aber nix. Später fand ich heraus, dass ich einfach zu weit östlich war. Lügenpresse! Da schreibt man dann doch „in Kuba, aber nicht bei Dir, Du Torf!“.

Morgen kommt hoffentlich um 7 Uhr 45 ein vorbestelltes Bici-Taxi, um mich zum Busbahnhof zu bringen. Um 9 Uhr 15 geht es (spätestens, wie wir inzwischen wissen) nach Holguín. Der Gastgeber dort freut sich schon. Es klappt bisher wirklich ausgezeichnet mit den Airbnb-Buchungen. Die Busfahrt ist etwas kürzer als die bisherigen, das ist ja auch mal schön.

¿Nos vemos en Holguín, compañeros?

Liebe Grüße, Euer Gerry

Bienen suchen ein Zuhause

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