Tag 13: Von Camagüey nach Holguín

Ihr Lieben,

man soll ja die Lottozahlen nicht vor der Ziehung loben. Natürlich wachte ich mitten in der Nacht mit vollkommen verstopftem Riechkolben und Schluckbeschwerden auf. Also, wieder fleißig Tabletten gekaut, gelutscht und geschluckt. Den Rest der Nacht konnte ich dann irgendwie knicken. Um 6 Uhr räumte ich auf, machte mich tagfein und wartete auf die Vermieterin und mein Fahrradtaxi. Das klappte prima und ich war mehr als pünktlich am Busbahnhof. Dort wurde ich von einer wogenden Menschenmenge empfangen. Jeder wollte, dass ich sein Taxi nehme. Erst dachte ich, was ein Quatsch, wenn ich zum Bahnhof fahre, habe ich ja im Zweifelsfall ein Ticket für den Bus. Aber man könnte natürlich auch versuchen, mit anderen eine Fahrgemeinschaft zu bilden und so schneller (preiswerter eher nicht) ans Ziel kommen. Und wenn das nicht klappt, eben doch einen Restplatz für den Bus ergattern. Die Fahrt habe ich dann irgendwie verdöspennt.

Anders verhielt es sich dann am Busbahnhof in Holguín. Hier wogte mal so gar nichts und ich wusste, der Fußweg wäre nicht ohne. Resigniert lief ich zur Straße, wo mir ein Mofa mit Beiwagen entgegenkam. Taxi? Heißa. Es dauerte etwas, um mich und meine Plünnen zu verstauen, der Beiwagen war eher für Hamster konzipiert und nicht für gestandene Koffer mit ihren prallen Besitzern. Dann wurde mir ein Helm übergestülpt. Wer den wohl zuletzt aufhatte? Sauber war der keinesfalls. Wenn mir jetzt die Haare ausfallen… Der gute Taxista verfuhr sich ordentlich und wollte am Ende mehr als das vereinbarte Geld, es hätte ja jetzt viel länger gedauert als geplant. Geschenkt, wir redeten über 60 Cent.

Die Begeisterung ist grenzenlos!

Im Hostal war erst einmal niemand. Supi. Ein kleiner Junge ging auf die Suche nach jemandem. Eine Dame kam, öffnete und wusste offensichtlich nichts mit mir anzufangen. Sie musste jemanden suchen, die dann jemanden suchen musste. Diese Person war dann richtig. Ich bekam ein Zimmer in einem Nebengebäude, das ist sauber, ruhig und nett.

Holguín war dann in weniger als 2 Stunden erkundet. Die sehenswerten Plätze liegen alle an der Straße meiner Unterkunft. Hübsche Kolonialhäuser, Kirchen, Monumente. Am Ende der Straße, Maceo genannt, erhebt sich der Kreuzhügel, dessen Ersteigung über 458 Stufen einer kleinen Wallfahrt gleicht. Dreimal dürft ihr raten, wer in Windeseile… Na, ich heute mal nicht. Je weiter ich nach Osten komme, desto heißer wird es. Und dann mit der dicken Rübe. Vielleicht morgen. Ansonsten gibt es auch hier viele Museen. Ich werde den Tag schon herum bekommen.

Das Zentrum von Holguín macht einen erstaunlich wohlhabenden Eindruck. Die Läden sind gefüllt, Bettler gibt es kaum, alles gefegt, hübsche Menschen… Man könnte sich auf den Kanaren wähnen, wenn man nicht genau hinschaute. Ich kaufte mir im Dollar-Markt mal eine Flasche spanischen Wein, damit ich auf meiner kleinen Terrasse auch mal was anderes als Bier trinken kann.

Für Siesta war es jetzt zu spät, ich setzte mich in die Bar des Hotel Esmeralda und machte dort einen auf Hemingway. Trinken und Schreiben halt. Und Glotzen, das mache ich bekanntlicherweise ja gerne. Ob Ernest das auch gerne tat, entzieht sich aber meiner Kenntnis.

Am Abend wollte ich relativ früh essen gehen, ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen, aber das macht man hier einfach nicht, früh essen. Ich wäre immer der einzige Gast gewesen. Ich fand dann aber eine große Terrasse, auf der das Leben tobte. Man trinkt hier gerne Bier aus riesigen Plastikzapfanlagen oder stülpt sich Bierflaschen in einen roten Cocktail. Igitt. Ansonsten ist man sehr laut, raucht wie ein Schlot und fuchtelt viel mit den Armen. War ich am Ballermann? Ja, so ein bisschen schon. Aus allen Anlagen ballerte Musik, aus der linken Rap, aus der rechten Pop, in der Mitte lief Salsa. Das hielt eine Gruppe Cowboys mit Gitarren und Akkordeons nicht davon ab, von Tisch zu Tisch zu laufen und die Kakophonie zu komplettieren.

Als es mir zu viel wurde, suchte ich wieder nach einem Platz zum essen. Inzwischen war aber mal wieder Stromausfall, so dass die Auswahl sehr eingeschränkt war. Wer hatte einen Generator? Ich suchte mir das Hotel Saratoga aus. Der Rindereintopf war dann sogar sehr lecker. Und just als ich fertig war, saßen wir auch da im Dunklen. Aber nur etwa 10 Minuten.

So, das war – bis auf meinen wilden Mofaritt – ein eher ruhiger Tag, mal sehen, was morgen so passiert.

Liebe Grüße, Euer Gerry

2 Gedanken zu „Tag 13: Von Camagüey nach Holguín“

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