Ihr Lieben,
zum Frühstück hatte ich heute ein Omelett bestellt, davon wären vier Personen satt geworden! Megalecker! Zudem gelang es mir, in ein weiteres Zimmer zu spinxen, das gerade gereinigt wurde. Auch sehr schön! Das Hotel ist wirklich uneingeschränkt weiterzuempfehlen.
Heute war Pärchentag; Claudia und Uwe waren mit ihrem Klassentreffen beschäftigt, Ute und Andreas wollten den Osten erkunden, Petra und ich sind mit der Bahn nach Wernigerode gefahren. Schon wenn man aus dem Bahnhof rauskommt, ist Wernigerode einfach schön. Kein Müll, kein Dreck, ein wunderschöner kleiner Park vor dem Bahnhof… Wir liefen zum Eingang der Breiten Straße, die auf das touristische Zentrum von Wernigerode, dem Platz mit dem Rathaus, hinführt. Viele schöne Fachwerkhäuser mit kleinen Lädchen, aber auch deutschlandweite Filialableger links und rechts. Dazwischen das ein oder andere Baudenkmal, wie die Krell’sche Schmiede oder das mit einer einzigartigen Fassade ausgestattete Krummelsche Haus. Insbesondere waren aber Boutiquen mit ausgefallenen Dingen, die Spezialitätenläden mit Harzer Produkten und ein Schokoladentempel schuld daran, dass wir für die kurze Strecke schon fast eine Stunde brauchten.
Einen kleinen Abstecher machten wir zu der im Reiseführer lobend erwähnten Kirche St. Johannis, die wir fatalerweise erst einmal von außen inspizierten. Denn als wir sie betreten wollten, kamen uns zwei knöttrige Damen entgegen, erklärten uns, wir seien zu spät, sie schlössen die Kirche jetzt ab. Petra meinte noch, dass ein zweiminütiger Blick uns ausreiche, die beiden Hex… äh… Damen aber waren resolut. Ich flötete ein „Christus belohne Euch für Eure Standhaftigkeit“, die Damen eilten verärgert davon. Das mit den abgeschlossenen Türen im Osten verfolgt mich und ich kann nun nicht mehr anders, als an eine eine sinistre Verschwörung zu glauben.
Schließlich kamen wir beim Wahrzeichen von Wernigerode an, dem berühmten, mit markanten Spitztürmen ausgestatteten Rathaus. Dort liefen wir in Hochzeitsgesellschaft Nummer 1. Das Paar und die Familie schauten alles andere als freudig aus der Wäsche, was bei Petra und mir Spekulationen über den Hintergrund des ehelichen Bündnisses auslöste. Einige davon waren politisch nicht korrekt und ich schäme mich natürlich dafür und gebe sie hier auch nicht wieder. Also, der zentrale Platz ist schon schön, die Straßen drumherum auch, aber bei Kaiserwetter auf einen Samstag war es natürlich auch bumsvoll. Und neben den oben erwähnten netten Lädchen gibt es auch viel Tinnef und Unsinn. Der Rolls-Royce auf den Bildern gehörte dann zu Hochzeitsgesellschaft Nr. 2.
Wir erklommen die gelbe Bimmelbahn und ließen uns aufs Schloss kutschieren. Die Fahrt ist sehr kurz, aber der Anstieg auch nicht unsteil, da muss man dann halt abwägen, ob einem das 5 Euro pro Person wert ist. Auf der Fahrt kann man übrigens das kleinste Haus der Stadt sehen. Das Schloss selbst ist zur Zeit in großen Teilen eingerüstet, aber die Hauptfassade liegt zu drei Vierteln frei und der Blick ins Tal und bis zum Brocken lohnen den Aufstieg. Direkt neben dem Vorplatz der Hauptfassade befindet sich das Schlosscafé. Sehr trubelig und überfüllt. Aber nur ein paar Schritte weiter liegt das Hotel Büchsenmacher, das eine ganz wunderbare kleine Terrasse hat, auf der man einen leckeren Kaffee (und Ute zufolge auch einen immens großen und leckeren Windbeutel) bekommt. Ein bisschen Aussicht gibt es ebenfalls dort. Auf dem Abstieg liefen wir Ute und Andreas in die Arme und verabredeten für später noch ein Treffen im Zentrum.
Eine kleine Anekdote am Rande: Wir trafen in der Bimmelbahn auf eine Gruppe, die etwa zwölf bis 15 Personen umfasste und die wir dann wegen des besseren Winkels fotografierten. Wir trafen sie am Schloss wieder, wo wir sie noch einmal ablichten durften. Es kristallisierte sich heraus, dass alle Teil einer Großfamilie waren. Wir scherzten noch „Also dann umm 16 Uhr am Brunnen vor dem Rathaus!“ und ich sah sie dann tatsächlich dort noch einmal. Petra und ich hatten uns – nachdem wir durch den Lustgarten flanierten und auf Hochzeitsgesellschaft Nummer 3 trafen – dann für ein Dreiviertelstündchen getrennt, da sie noch in eine bestimmte Boutique wollte und ich den Schoggitempel leerkaufte.
Ich ließ mich auf der Ratskeller-Terrasse nieder, wo es zwar ein sehr leckeres Kellerbier gab, aber leider lag die Terrasse voll im Kernschatten des Rathauses und es pfiff ein eisiger Wind hinter meinem Rücken. So verließ ich die Terrasse, als Petra quasi zeitgllich mit den beiden anderen auftauchte. Andreas organisierte uns auf dem völlig überfüllten Platz einen Vierertisch vor einer Pizzeria, gottseidank in der Sonne! Wir durften danach mit im Auto zurück nach Goslar fahren und während der Fahrt versuchten wir, per Telefon irgendwo einen Tisch zu reservieren. Katastrophe: Alles reserviert. Bei vier oder fünf Locations. „Könnten Sie auch gegen Mitternacht kommen?“. Häh??? Über Open-Table fanden wir dann das „Caruso“, wo ich aber vorsichtshalber anrief, statt online zu reservieren. Endlich waren wir irgendwo willkommen.
Nach einer kurzen Frischmachpause im Hotel machten wir uns auf zum Restaurant. Groß war der Schrecken, als wir es fast leer antrafen. Das kann ja nix sein, schoss es mir durch den Kopf. Also Augen zu und durch. Das Ambiente nett. Der erste Wein lecker. Es kam ein Gruß aus der Küche. Sehr fein! Die Bruschette (ein traditionelles, eines mit Avocado) gut zubereitet, auf sündhaft leckerem, hausgemachten Pinsa-Brot. Bezüglich der Ravioli (sowie den Nudeln der anderen) gab es nicht das geringste auszusetzen. Grappa gab es dann auch noch aufs Haus. Und der Service war sehr gut. Wieso dann keine Gäste? Des Rätsels Lösung: Das Hotel, zu dem das Restaurant gehört, ist erst seit zwei Monaten geöffnet, das Restaurant selbst seit sechs Wochen und man hat noch keine Werbung gemacht. Dies ist hiermit teilweise erledigt, es wird aber wie üblich auch bei Tripadvisor und Google noch gute Bewertungen meinerseits geben. Gönnt Euch diesen Geheimtipp, bevor es in ist, dort zu speisen.
Alles in allem wieder ein wunderbarer Tag, mit wunderbarem Wetter und wunderbaren Erlebnissen. 8 meiner 9 Tage sind rum wie nix, es war ein toller Urlaub. Das Experiment „Reisen mit Nachbarn“ war ein voller Erfolg, weil wir weder aneinander geklebt haben, noch völlig losgelöst von den anderen unser eigenes Ding durchgezogen haben. Es war einfach eine gute Mischung. Gerne wieder.
War das jetzt schon der Abgesang? Mitnichten! Ich fahre morgen ja noch zurück und werde ein oder zwei Stops einlegen. Wenn Ihr da auch noch virtuell mitfahren wolltet, seid Ihr herzlich dazu eingeladen. Liebe Grüße, Euer