Tag 2: Jebootsdach!

Ihr Lieben,

Heute war dann Elkes großer Tag. Wir huhuten uns schon über die Balkonabtrennung zu (erwähnte ich, dass wir zwei Zimmer nebeneinander haben, wir uns aber über eine gläserne Brüstung beugen müssen, um miteinander zu sprechen? Im 9. Stockwerk? Für uns beide eine große Herausforderung) und stiefelten dann in den Frühstücksraum. Als Elke meiner Geschenktasche ansichtig wurde, meinte sie „Nee, nicht im Frühstücksraum….“. Aber sie musste da durch und so sorgten wir auch für die nötige Aufmerksamkeit, damit uns ein Tisch für den Abend reserviert wurde. Der Bürgermeister und der Kinderchor waren nicht da, scheinbar sind sie verärgert über die kurzfristige Absage gestern Nacht. Ungeheuerlich!

Das Wetter war mies und so frühstückten wir ausgiebig und gut; wie beim Abendessen hat man auch morgens eine reichhaltige Auswahl an allem. Zwei Tische weiter saß ein Ehepaar, dass offensichtlich nicht wusste, dass man auch mehrmals zum Buffet gehen durfte. Ihre Teller erinnerten an den Turm zu Pisa.

Wir beschlossen, dem Rat einer von Elkes Kolleginnen zu folgen und den Markt in Campos zu besuchen. Dort angekommen, irrten wir ein bisschen durch den Ort und fanden besagten Markt nicht. Einheimische wussten auf Rückfrage zu berichten, dass er „por el tiempo“ (was sowohl Wetter als auch Zeit heißen kann) nicht stattfände, aber es gäbe einen kleinen Gemüseverkauf am Hauptplatz. An sich ist Campos ein netter Ort, aber durch die fehlende Betriebsamkeit wirkt auch er ein bisschen tot.

Der Markt in Santanyi wurde auch empfohlen und so brachen wir dorthin auf. Das Wetter wurde immer besser und in dem Städtchen war auch wesentlich mehr los. Rund um die Kirche schöne Wurst-, Käse-und Gemüsestände, aufgelockert durch die obligatorischen Stände mit Nobelmarken-Imitationen. Wir haben beschlossen, nicht wie üblich Honig, Salsas, Öle und dergleichen zu erstehen – wir werfen sie dann doch nach geraumer Zeit zuhause wieder weg.

Nächste Station für einen verspäteten Mittagssnack war Colònia de Sant Jordi. Wir aßen frittierte Sardinen und Batatas Bravas mit Mojo Rojo. Diese Kartoffeln mit scharfer Soße sind eigentlich kanarischen Ursprungs und gehören zu meinen spanischen Lieblingsgerichten.

Unsere letzte Sightseeing-Attraktion sollte das Kloster Sant Salvador bei Felanitx sein. Ich war fest davon überzeugt, dass ich dort schon einmal war und pries alles in höchsten Tönen. Das Kloster, die Aussicht, das Café… Wie groß war meine Überraschung, nichts wiederzuerkennen. Ich war in meinem ganzen Leben bestimmt noch nicht da. Aber gelohnt hat es sich trotzdem. Super Aussicht, aber ziemlich frisch. Ich hatte es mit dem Kloster unserer lieben heilenden Frau verwechselt. Die Anfahrt über die Serpentinen war nicht ohne, aber durch den Vorsaisonverkehr zu bewältigen. Im Sommer möchte ich da nicht hoch, schon allein wegen der Myriaden von Rennradfahrern und der Ausflugsbusse.

Zurück im Hotel pflanzen wir uns erst einmal mit einem Bierchen auf Elkes Balkon. Sie musste 3.281 Glückwünsche beantworten und ich ja mein Tagebuch schreiben. Unterdessen klingelte Elkes Zimmertelefon. Mist, wir hatten vergessen, dass wir zu einem Begrüßungssekt beim Hotelconcierge eingeladen waren. Bestimmt wollte man wissen, wo das undankbare Pack denn bleibt. Daher gingen wir da nicht dran, diese Welcomecocktails sind ja ohnehin eher Verkaufsveranstaltungen und nicht wirklich ein spassiges Vergnügen. Ach, wir sind schlechte Menschen. Aber wir gehen gleich noch zu Bar und bestellen uns eine Sangria, da können wir an der Rezeption mal Sorry sagen.

Apropos vergessen: Was uns in der kurzen Zeit unseres Urlaubs auffiel ist, dass wir ein ganz schön schusseliges Gespann sind. Ständig suchen wir irgendetwas. Gestern vermisste ich meine Brille an der Supermarktkasse und versetzte die halbe Belegschaft in Aufruhr, weil ich durch alle Gänge strollte und nach dem blöden Ding suchte. Ich hatte sie doch gerade noch auf! Natürlich fand ich sie in meinem Rucksack. Wir suchen unsere Zimmerkarten, unsere Portemonnaies, die Handys… Aktuell ist Elkes Ausweis weg. Aber auch der wird an irgendeinem unvermutetem Ort wieder auftauchen. Wir machen uns da einen Spaß draus. „Elke, bitte erinnere mich daran, dass ich mein Handy in das Handyfach meines Rucksacks geräumt habe.“ Mein Rucksack besitzt so etwas gar nicht und daher taucht es auch ständig hinter einem anderen Reißverschluss wieder auf. Auch Elkes sogenannte „Zutrittskarten-Hosentasche“ existiert nicht wirklich.

= = = W E R B E P A U S E = = =
Hier könnte Ihre Werbung stehen!
= == W E R B E P A U S E E N D E = = =

Wir waren nicht an der Bar, um eine Sangria zu uns zu nehmen. Stattdessen besuchten wir eine Weinhandlung, wo wir uns nach längerer Beratung zwei Flaschen andrehen ließen. Elke später zum ausgesuchten Rosé: „Puh, der geht maximal als Schorle.“ Den Weißwein testen wir dann morgen.

Da es dann schon recht spät war, schlenderten wir zum Abendessen. Und tatsächlich war ein schöner Tisch hergerichtet, mit künstlichen Rosenblättern und einem Farbwechsel-Stimmungslicht. Die anderen Touristen warfen uns ob dieser Vorzugsbehandlung neidvolle Blicke zu. Auch zwei Sektflöten standen auf dem Tisch, die aber erst einmal wieder lapidar abgeräumt wurden, nachdem wir unseren Weinwunsch geäußert hatten. Trotzdem nett. Es war Tapas-Abend. Wir hätten uns ein bisschen mehr Auswahl zu einem solchen Event gewünscht, aber wir wurden fündig und satt. Gerade, als wir unsere obersten Hosenknöpfe aufmachten (ja, wir sind schamlos!) kam es zu einem kleinen Aufmarsch an unserem Tisch und Elke bekam eine Nachtisch-Überraschung und eine Flasche Sekt überreicht. Das fanden wir meganett, aber leider waren wir pappsatt und fertig mit dem Abendessen. Wir nahmen die Buddel dann für spätere Gelegenheiten mit aufs Zimmer. Alkohol wird bei uns ja nicht schlecht.

Ein kurzer Blick in die Bar auf die stimmungsvolle „Rock-is-in-the-Air“-Veranstaltung mit offensichtlich sehr ausgelassenen Partygästen trieb uns a) die Tränen in die Augen und b) wieder auf meinen Balkon, wo wir eine Wanderroute für morgen auskasperten und dann ein paar Runden Backgammon spielten. Ich Schwein ließ das Geburtstagskind nicht gewinnen. Naja, Würfel kann man nicht betrügen, ich hatte einfach viel mehr Päsche.

Und Elkes Ausweis? Der lag an der Rezeption und deswegen hatte man auch auf dem Zimmer angerufen. Wir hatten ihn nach der Registrierung dort vergessen. So, jetzt lade ich noch ein paar Fotos…. Moment, wo ist denn meine Kamera?

Also dann, bis morgen, wenn Ihr mögt!

Euer Gerry

P.S.: Unser Auto heißt übrigens jetzt offiziell Luisa. Sie erträgt mehr oder weniger geduldig all meine Einparkkapriolen, daher mag ich sie sehr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert