Tag 1: Die Anreise

So eine Anreise, ihr Lieben, stresst mich ja immer ein bisschen. Unser Flieger von Düsseldorf ging zu einer moderaten Zeit, aber ich wollte am Vorabend schon packen, weil es morgens mit der Zeit dann doch nicht gereicht hätte. Über das Packen an sich habe ich mich auf diesen Seiten ja schon oft ausgelassen. 17,9 kg für eine Woche, es ist mal wieder unmöglich. So viel kann man in einer einzigen Woche ja gar nicht tragen. Ich sag nur „zwei Paar Schlappen“!

Mit Elke hatte ich mich an der S-Bahn-Station Neuss Süd verabredet, war aber selbst viel zu früh am Bahnhof Deutz, so dass ich schon 20 Minuten eher Richtung Neuss unterwegs war. Ich informierte Elke per WhatsApp, dass ich möglicherweise im Neusser Hauptbahnhof noch einen Kaffee trinken würde und dann in die S-Bahn zu ihr zu steigen würde. Große Freude, als sie dann auch 20 Minuten eher zu mir in die Bahn stieg. Zwar sichtlich abgehetzt – ich hatte ihr wertvolle 20 Minuten ihres Morgenrituals geklaut -, aber so waren wir am Ende zeitig in Düsseldorf, wo wir in einer sehr moderaten Check-In-Schlange anstanden, um dann später zu erfahren, dass unser Flug noch nicht dran sein. Elke und ich nahmen das zur Kenntnis, aber ein ohnehin schon vorher sehr auffälliges Pärchen war sichtlich und akustisch empört. Bei unserem zweiten Versuch wurde uns, nachdem wir schon unsere Bordkarten in der Hand hielten, mitgeteilt, dass wir doch noch gar nicht einchecken könnten. An allen offenen Schaltern großer Tumult. Naja, irgendwie ging es dann doch.

Bei der Sicherheitskontrolle dann das nächste Chaos: wir hatten uns ausgerechnet die Schlange ausgesucht, in der scheinbar noch nie jemand mit einem Flugzeug unterwegs war. Was die Leute alles in ihrem Handgepäck hatten! Ganze Badezimmereinrichtungen! Voll gefüllte Thermoskannen mit heißem Kaffee! Drogen! Schusswaffen! Das Sicherheitspersonal geriet darüber so sehr in Wallung, dass es jedes einzelne Stück Handgepäck der unglücklichen Personen quasi komplett auseinander nahm, um nach verbotenen Substanzen zu suchen. Mit den Passagieren gingen sie dabei recht ruppig um und in rüdem Ton wurden die ausländischen Missetäter (honi soit qui mal y pense) in bestem Denglisch ausgiebig gemaßregelt. Der Mann mit der Thermoskanne wurde gezwungen, den ganzen Kaffee Becher für Becher auszutrinken, da es keine Gelegenheit gab, ihn auszuschütten. Elke und ich waren der Überzeugung, dass einige Mitarbeiter dieses Sicherheitspersonals ihre wahre Berufung verfehlt haben. Das mit den Drogen und den Schusswaffen habe ich übrigens erfunden. Nur, um die Auflage zu steigern. Aber dass Elke Ihr Buch aus dem Rucksack friemeln musste, weil es als brandgefährlich eingestuft und dementsprechend untersucht wurde, stimmt hingegen.

Im Flieger hatten wir XL-Seats, das war sehr schön für die Beine. Der Flug ist ja recht kurz, wir haben uns ein Gläschen Sekt gegönnt, haben ein bisschen über andere Passagiere gelästert und schon waren wir wieder gelandet. Das soll man zwar nicht tun, es macht aber immer viel Freude. Also, das Lästern, nicht das Landen. Wobei Landen…. ach, ich verzettel mich hier gerade ein wenig. Im Flugzeug würde übrigens auch viel gemaßregelt. Eine Dame am Notausgang trug doch tatsächlich während der Landung ihr briefmarkengroßes Täschchen um den Hals! Es war zu spät, man konnte nichts mehr unternehmen. Gottseidank haben wir die Landung alle überlebt.

Im Vorfeld der Reise haben wir uns natürlich mit dem Thema beschäftigt, wie und mit welchen Dokumenten wir am besten ins Land kommen. Also, tiefenentspannter geht es nicht. Das Online-Formular ist ruck-zuck ausgefüllt, ansonsten interessierte sich niemand für nix. Eine martialisch anmutende und als medizinisches Personal verkleidete Truppe am Ankunftsflughafen winkte uns quasi durch. Fliegen konnte man mit Impf-, Genesenen- sowie Testnachweis. Auch ein Bürgertest hätte gereicht. Schon merkwürdig, so im Vergleich zum Drama mit der Ausreise aus Südafrika.

Mietwagen. Auch hier habe ich schon alles zu geschrieben. Und es war auch wie immer. Größerer Wagen gefällig? Ihre Versicherungen reichen nicht. Ohohoh, sie sollten unbedingt noch dies dazu buchen und jenes bezahlen. Aber, wir haben ein sehr schönes Auto bekommen, Citroen C4, sehr gut zu fahren, aber eben für mich noch sehr ungewohnt. Mit ein paar Umwegen sind wir mit dem Navi ganz gut durchgekommen. Uns fehlt noch ein Name für das Gefährt, wir wollen eine engere Beziehung zu ihm aufbauen.

Am Hotel dann…. kein hoteleigener Parkplatz. Also erstmal in der Zufahrt gehalten, das Gepäck ausgeladen und eingecheckt. Nö, gäbe es auch nicht. Bitte irgendwo in den Straßen parken. Gottseidank ist März, man findet wohl leicht was. Die Dame am Empfang war ganz reizend. Sie mochte mein geradebrechtes Spanisch und gab uns „die besten Zimmer in Cala Millor, wenn nicht sogar auf Mallorca“. Und man hätte eine Gala uns zu Ehren organisiert. Wow. Okay, es stellte sich heraus, dass jeden Freitag Pianomusik, Tapas und Sekt ausgegeben werden, aber die Zimmer sind wirklich schön und haben einen tollen Ausblick aufs Meer! Oberste Etage.

Wir erkundeten kurz den Ort, deckten uns mit lebensnotwendigen Dingen ein (Wasser, Wein, Kekse) und gönnten uns erst einmal ein San Miguel. Also, das Hotel ist ein Kasten, wenn auch mit schönen Zimmern, der Ort ist – achjeh, wie soll ich es beschreiben? – ein wenig trostlos. Was auch ein bisschen am Wetter liegen mag, denn es ist hier merklich schlechter als bei uns daheim. Und es ist nix los. Ihr wisst, dass ich nicht der Partytyp bin, aber ein Dutzend mehr Menschen auf der Strandpromenade hätten das Stadtbild etwas aufgelockert. Aber der Blick vom Balkon, das Rauschen des Meeres und dann das gute Abendessen haben mich versöhnt. Unser Camerero Pedro hat uns mit nur drei Stichworten unsererseits einen tollen Wein gebracht. Wir sind jetzt alle allerbeste Freunde und werden wahrscheinlich demnächst zusammenziehen.

Nach dem Abendessen liefen wir kurz den Strand entlang und testeten dann – nach einer kurzen Trennung zwecks Kofferentrümpelns – auf meinem Balkon unsere Weinkäufe. Alles okay, bisher kein wirklicher Fehltritt dabei. Bis kurz vor Mitternacht plauderten wir, bis sich Elke abrupt für eine gute Nacht verabschiedete. Was für ein Desaster! Ich musste dem Kinderchor, dem Bürgermeister und der Volkstanztruppe absagen und sie auf das Frühstück vertrösten.

Na, und wie das ausgeht, möchtet Ihr doch bestimmt gerne morgen lesen, oder?

Liebe Grüße,
Euer Gerry

2 Gedanken zu „Tag 1: Die Anreise“

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