Pforzheim 2: das abrupte Ende

Ihr Lieben,

nachts mit grippeähnlichen Symptomen wach geworden, morgens in die nahegelegene Apotheke, Corona positiv.

Ausgenutzt, dass der Frühstücksraum leer war (btw. es war sehr einfach), Sachen gepackt, ohne zu nah an Menschen zu kommen, die Rückreise angetreten. Ist Scheibe gelaufen, aber ging ja nicht anders.

Hoffe, dass Silvia und Yvon ungeschoren davonkommen.

Diese Reise wird als Pforzheim-Desaster in die Annalen meiner Geschichte eingehen. Wobei die Stadt ja nun nichts dafür kann, dass ich positiv bin.

Noch etwas rechtliches: Zuvor gebuchte Reiseberichtstage werden nicht erstattet, können aber bei kommenden Reisen eingesetzt werden.

Leidende Grüße aus dem (gottseidank wieder problemlos fahrenden) Zug, Euer

P.S.: und ausgerechnet heute das allerschönste Wetter in Pforzheim. Fühle mich verhohnepipelt.

Pforzheim 1: Von Namibia nach Pforzheim

Ihr Lieben,

in 2023 war ich mit einer 20köpfigen Reisegruppe in Namibia, Botswana und Simbabwe unterwegs. Wir hatten sehr viel Glück mit der Zusammensetzung der Gruppe, fast alle haben sich gut verstanden. Und so sind wir dann auch zu großen Teilen in Kontakt geblieben und haben uns in verschiedenster Konstellation auch mehrmals getroffen, z.B. in Köln, Remagen oder Berlin.

Für dieses Mal bot Yvon aus Pforzheim an, die Gastgeberin zu spielen. Gerne. Wir würden heute zu dritt sein und morgen dann zu siebt. Geplant seien ein Essen heute Abend, eines morgen Mittag, danach ein Besuch im Gasometer.

In Pforzheim war ich erst einmal, das muss Anfang der 90er Jahre gewesen sein. Daher wollte ich mich im Internet ein bisschen schlau machen, was es da für Sehenswürdigkeiten gibt. Tja, der Hauptfriedhof liegt auf Platz 5 der Liste. Hm. Dafür gibt es einen Grund. Pforzheim wurde im Februar 1945 fast komplett bei Luftangriffen zerstört, daher ist nicht mehr viel historische Bebauung erhalten. Ein Mahnmal etwas außerhalb sowie ein Platz in der Innenstadt erinnern an dieses Geschehen. Ansonsten gilt Pforzheim als „Schmuckstadt“, daher gibt es zu diesem Thema Museen. Ein Wildpark steht auf der Liste der Sehenswürdigkeiten auch ganz oben.

Morgens fing ich schon sehr früh im Büro an, da mein Zug gegen 12:55 Uhr schon abfahren sollte. Und wider Erwarten hat auch alles fantastisch geklappt. Alles pünktlich, das Bordbistro hatte ausreichend Ware, Kühlschränke und Kaffeemaschinen funktionierten. Wenn es doch immer so wäre.

Bei grauem Wetter fuhr ich los, bei grauem Wetter kam ich an. Das Hotel liegt direkt gegenüber vom Bahnhof, das finde ich sehr praktisch. Eigentlich hatte ich ein Ferienappartement gebucht, aber das wurde grundlos über booking.com storniert. Das war jetzt nicht das erste Mal, wie aufmerksame Leser wissen und so langsam vermute ich eine weltweite Verschwörung gegen mich.

Das Hotel Ruf hat im Netz keinen guten solchen und das spiegelt sich tatsächlich auch in der Realität wider. Da ich aber durch negative Bewertungen gewappnet war, wurde ich sogar fast positiv überrascht. Das Treppenhaus ist abgeranzt wie nichts, das Zimmer aber ganz okay. Laut, da direkt an der Hauptverkehrsstraße, bisschen verqualmt riechend, da es einen „Quasi-Austritt“ gibt (man klettert durch das Fenster und steht auf einem mit Gitter gesicherten Sims, wo sich die Kippen stapeln) und kalt, da die Heizung nicht ihr bestes gibt. Naja, zum Übernachten wird es reichen.

Ich machte mich auf, Pforzheim zu erkunden. Ich erwähnte die fast totale Zerstörung, die Tausende von Todesopfer forderte. Man ist beim Wiederaufbau scheinbar so lieblos wie möglich vorgegangen. Es ist beileibe keine schöne Stadt. Leider. Es gibt Strukturen, die erahnen lassen, wie schön es wohl einmal gewesen sein könnte. Die Hügeligkeit der Stadt, die gar nicht mal so schmale Enz (Pforzheim ist mit Nagold und Würm übrigens Dreiflüsse-Stadt), die Reste des Schlosses, hier insbesondere die Schlosskirche. Ansonsten gruselige, lieblose Nachkriegsarchitektur.

Ich erlief mir die Innenstadt, an den Theatern vorbei, der Schlössle-Galerie, dem Marktplatz, weiteren Kirchen. Da war keine Liebe in mir. Ich vergaß zu erwähnen, dass die Unterführung vom Bahnhof zum Hotel auch mit zu den schlimmsten Unterführungen der Welt gehört.

Einzig der Weg an der Enz entlang machte ein wenig Freude. Ich stieg in einen nächstbesten Bus, um von da aus mehr von der Stadt zu erfahren. Nix. Ich stieg aus, kaufte Wein in einem Supermarkt und lief zu Fuß zurück zum Hotel, wo schon Silvia wartete.

Wir verabredeten uns zu einem Ankunftsbier vor dem Hoteleingang und fanden uns um die Ecke in einem Irish Pub wieder. Dort stieß nach 20 Minuten Yvon zu uns und wir begossen unser Wiedersehen. Anschließend besuchten wir ein sehr schönes, griechisches Restaurant, das „Neo“. Da haben wir wirklich gut gegessen und viel gequasselt und gelacht und – naja, das muss ja so sein – in Erinnerungen an vergangene Urlaube geschwelgt. Yvon war kürzlich in Indien und Nepal. Beeindruckende Erlebnisse, tolle Bilder. Das wäre auch was für mich.

Gegen 23 Uhr musste ich dann leider mal Richtung Hotel, ich war von der Woche etwas angeschlagen und möchte beim großen Wiedersehen morgen ja fit sein.

Wir treffen uns erst am frühen Nachmittag, wie ich den Vormittag gestalte, muss ich mir noch überlegen.

Ihr Lieben, wir sehen uns dann morgen wieder, wenn Ihr mögt. Liebe Grüße, Euer

Kartoffel-Räucherlachs-Gratin mit Spinat

Ihr Lieben,

mal wieder ein Rezept. Es kann sein, dass ich so etwas ähnliches schon einmal gepostet habe, aber man wird ja vergesslich und hier habe ich sowieso keinen Überblick mehr. 😉

Hier einmal die Zutaten. Im Messbecher befinden sich 200ml Milch.

Der Mozzarella ist versehentlich vegan. Prinzipiell ja nicht schlimm, nur dieser schmeckt sehr nach Hafer. Im Auflauf okay, für eine Insalata Caprese würde ich ihn nicht verwenden.

Die geputzten und geschälten Kartoffeln hobele ich in nicht allzu dünne Scheiben und koche sie ein wenig in Salzwasser vor. Abgießen und abschrecken. Etwas abkühlen lassen. Das mache ich, damit ich die Kartoffeln auch von Hand in der Auflaufform verteilen kann. Ist nicht zwingend erforderlich, wenn man Hände aus Silikon hat.

Während die Kartoffeln vor sich hin brodeln, schneide ich die Frühlingszwiebel und den Dill klein, zerteile die Krabben in kleinere Stücke und zerrupfe den Räucherlachs. Den Mozzarella scheibe ich in Scheiben, den Spinat wasche ich gründlich. Nun verrühre ich Milch, Sahne, Dill, Frühlingszwiebeln, Lachs und Krabben mit Salz, Pfeffer, Muskatnussabrieb. Und jetzt wird geschichtet: Dünne Lage Kartoffeln, paar Löffel der Fischsuppe drüber, Babyspinat, und wiederholen und wiederholen. So etwa in der Mitte auch mal den Mozzarella verteilen. Zum Schluss Parmesan darüber geben, mit Butterflocken bestreuen und ab in den Ofen damit. Den hatten wir natürlich schon vorgeheizt auf 180°C Ober-/Unterhitze mit zugeschalteter Umluft. Man kann, wenn man mag, auch jede Lage statt der Milch würzen, wenn man da ein besseres Gespür für hat.

Lose schichten

Das Gratin ist fertig, wenn die Kartoffel weich und der Käse schön zerlaufen ist, was idealerweise zur gleichen Zeit der Fall sein sollte. Ab und zu mal spinxen, dass nichts anbrennt, lieber den Auflauf dann abdecken. Bei mir war es nach 30 Minuten soweit.

Dazu einen leckeren Grauburgunder und einen kleinen Salat, bei mir auch aus Babyspinat und roten Zwiebelwürfelchen.

Guten Hunger! Euer

Schnipselzeit

Ihr Lieben,

diesmal passt „Schnipsel“ wirklich wie das Popöchen auf den Bottich. Und das nicht nur, weil heute der Gurkenhobel meine Fingerspitze geküsst hat. Dazu später. Eine Woche Arbeit liegt hinter mir, es war aber einigermaßen entspannt. Wir hatten zwar Donnerstag eine Stromabtrennung des Gebäudes, aber selbst das ging abgesehen von marginalen Kleinigkeiten gut aus.

Ich habe ein neues Bild im Büro hängen. Es war eine Auftragsarbeit einer Künstlerin auf Instagram, der Kunde ist abgetaucht, und so konnte ich es erwerben. Ich fürchte, es ist bei Banksy abgekupfert, aber das ist nicht schlimm. Ich mag es.

Privat war es auch eine schöne Woche, Montagabend war ich mit Nachbarn aus der Bürgerinitiative essen. Ein Fusion-Kitchen-Asiate, der beachtliche Preise – vor allem für Wein – aufruft. Dafür ist es aber auch hochwertige und leckere Küche. Das kann man dann auch einmal im Jahr machen.

Gestern war dann Elke hier, wieder ohne meine heißgeliebte Amy. Sie ist einfach zu alt für dreieinhalb Etagen, so dass ich sie nur noch sehe, wenn ich nach Neuss fahre. Wir haben einen sehr gesunden Salat gemacht. Davon aber so viel gegessen, dass es auch nicht (bzw. eben doch!) ins Gewicht fällt. Der Schampus war ein Weihnachtsgeschenk. Tja. Ehrlich, ich mag Winzersekt dann doch lieber.

Ansonsten habe ich mehrere Abende damit verbracht, meine Konten bei Meta zu sichten. Also Facebook, Instagram und Threads. Seitdem Mark Zuckerberg in den Hintern der baldwiederpräsidialen Orange gekrochen ist, sondert er einen Schei* nach dem anderen ab. Seine Richtlinien lassen jetzt zu, dass Beleidigungen aller Art gestattet sind, „wenn sie im Kontext stehen“. Die Zusammenarbeit mit Faktencheckern wird eingestellt, Diversitäts- und Queer-Hintergründe aus den Profilen gelöscht. Er wünscht sich wieder mehr „Maskulinität“ in seinem Konzern. Ehrlich, so eine widerliche Kehrtwende in menschenfeindliche Zeiten zurück mochte ich nicht unterstützen. Nachdem ich gesichert hatte, was ich sichern wollte, habe ich die drei Konten gelöscht.

Zu seinem Konzern gehört auch WhatsApp. Da brauche ich ein bisschen Zeit, um Kontakte zu bitten, auf einen anderen Messenger auszuweichen und meinen Fortgang anzukündigen.

Ich werde einige Gruppen auf Facebook schmerzlich vermissen, ich vermisse jetzt schon den zutiefst humanen und aufgeklärten Thriendskreis auf Threads, und ich werde auch Kontakte verlieren, die ich geschätzt habe. Meine neuen Messenger sind ab jetzt Threema und Signal, meine Social-Media-Accounts Mastodon (wenig Aktivität bisher) und Bluesky, wo ich dann gottseidank doch viele Thriends wiederfinden konnte.

Ansonsten werde ich wohl immer tollpatschiger. Ich habe gestern eine Pfanne mit Plastikgriff in den neuen Herd gestellt und Fahrkarten für ein falsches Reisedatum gebucht. Es gibt so Tage, da sollte man es sich ausschließlich mit Pyjama auf der Couch bequem machen und nur lesen und Kekse futtern.

Und aufs Sofa ziehe ich mich jetzt auch zurück. Machts gut und habt noch einen schönen Sonntagabend! Euer

Achja, es hat auch noch geschneit. Und ich mag das nicht. Will Sonne, Wärme, Licht und Meer!

Spanien 15 & 16: Mein Leben in Terminal 1 und am Rande des Nervenzusammenbruchs

Ihr Lieben,

ich dachte, das wird ein kurzer und äußerst unspektakulärer Bericht. Aufstehen. Tagfein machen. Frühstück. Packen. Abfahrt. Irrtum! Okay, schon hier wird es kurz mal spannend, ich nahm ein Uber, da ich mit dem Rollkoffer wieder durch halb Sevilla hätte laufen müssen und dann noch für 5 Euro 40 Minuten Bus fahren. Meine Fahrerin hielt dann mitten auf der Strecke neben einem Verkehrsunfall an, weil eine der Beteiligten ihre Freundin sei. Ob das okay wäre? Ich fahre ja immer extrem früh los, wenn ich fliegen soll, also war das kein Problem. Niemand war verletzt, aber beide Autos waren ziemlich derangiert. Da meine Fahrerin da ja nun auch nicht viel ausrichten konnte, dauerte der Stopp auch nur 5 Minuten.

Sevilla hat die wohl undurchdachteste Sicherheitskontrolle, die ich je gesehen habe. Man packt auf einer Fläche vor dem Transportband seine Habseligkeiten aus (und inzwischen braucht man ja wegen Elektronik, Klamotten und Rucksack durchschnittlich drei Kisten dafür) und dann zieht das einer von dahinter rüber. Das führt dazu, dass alle Kisten wild durcheinander hinter der Durchleuchtung ankommen und nicht zusammenhängend. Das wiederum endet fast in wilden Schlägereien. Mal abgesehen davon, dass ich mich nicht wohlfühlte, dass ich hinter dem Security-Check stehe, aber Portemonnaie, Handy und Tablet völlig außer Sichtweite davor.

Die Abflugzeit verschob sich im Laufe der Zeit immer weiter nach hinten. Erst 15 Minuten, dann 30, dann 90. Inzwischen waren wir bei 130 angekommen. Ich überlegte, mir ein Zelt aufzubauen, stellte mich aber erst an der Selbstbedienungstheke für einen Kaffee an. Die junge Dame vor mir kam wohl vom Sport. Und zwar einem, den sie vor Tagen begonnen hatte. Mir war so übel, ich verließ die Schlange und stellte mich wieder hinten an. Was ist aus Waschen und Deo geworden? Als der Kaffee alle war, ging ich pseudoshoppen. Also, angucken ohne zu kaufen. Dann organisierte ich mir einen Sekt. Wieso gibt es hier keine Massagesessel?

Irgendwann dann wurde zum Boarding aufgerufen. Als die Hälfte der Menschen an Bord war, stockte es. 5, 10, 15 Minuten… Nach einer halben Stunde verließ ich die Schlange und fragte die Vueling-Mitarbeiterin, ob sie nicht mal eine Durchsage machen wolle. Es gäbe technische Probleme, schon seit Paris, und man wisse jetzt auch nicht, wie es weiterginge. Und nein, sie müsse nichts durchsagen. Sie war recht pampig.

Wieder 20 Minuten später stiegen alle bisher eingestiegenen Passagiere wieder aus. Gerangel am Schalter. Man wusste wieder nichts. Es gab einige Passagiere mit Anschlussflügen, da hörte man deutlich die Verzweiflung raus. Man solle einfach warten. Dann hieß es, alle wieder rein. Die Maschine war dieselbe. Na denn. Mit drei Stunden Verspätung hoben wir ab. Wie Ihr lesen könnt, habe ich überlebt. Aber mulmig ist einem dann doch ein bisschen. Defekte Maschine. Hm.

Ich hatte schon vorher Notausgangssitz gebucht. Dennoch fragte mich Vueling am Vorabend des Abflugs per Mail, ob ich nicht für 31 Euro in die Business-Class aufsteigen wolle. Ich wollte nicht. Und dann stellte ich fest, es gab ja auch gar keine Business-Class!! Sachma, wie dreist ist das denn? Wenigstens waren die Mittelplätze am Notausgang dann frei. Gottseidank. Der Fensterplatzmensch neben mir schlief sofort schnarchend ein. Wieso können bestimmte Menschen sofort einknacken? Man kann die auf links gedreht in eine Birke hängen und die können schlafen! Ich bin neidisch! Auf der anderen Seite saßen der spanische Lugner und seine 500 Jahre jüngere Gespielin und … ach nee, das wollt Ihr nicht wissen! Sie feierten halt ihre Liebe.

Wir landeten irgendwo in der Pampa. Alles sprang auf, riss die Koffer aus den Gepäckablagen und dann kam die Durchsage, wir mögen bitte etwas Geduld haben, der Bus käme in 20 Minuten. Er kam in 30. Wir fuhren gefühlt über Wladiwostok bis zum Ankunftsterminal. Dort warteten wir etwa eine Stunde auf das Gepäck! Alle 2 Minuten erschien ein Koffer. Plopp machte es, bevor er auf das Laufband fiel. Plopp. Plopp. Holte jemand die Gepäckstücke einzeln vom in der Pampa stehenden Flieger?

Ich brauchte dann noch 30 Minuten bis in mein Spa-Hotel. Naja. Das SPA konnte ich jetzt ja vergessen. Ich schmiss meine Klamotten ins Zimmer und machte mich stantepede auf zu meinem Treffen mit Rolf. Und das war dann endlich mal schön!

Wir feierten unser Wiedersehen ausgiebig im schwulen Ausgehviertel und so lernte ich vier Bars kennen. Was ich nicht kennenlernte, waren Barcelonesen, dafür aber Bulgaren, Brasilianer, Kubaner, Panamaer, Franzosen und dergleichen. Gegen drei Uhr früh dann brach sich ein Fünkchen Verstand Bahn und wir trennten uns. Die zweite Teilstrecke der Metro hatte schon geschlossen, aber es fuhr ein Nachtbus. Ich fiel ins Bett und verpennte das Frühstück.

Yep, das verursachte dann ein wenig Hektik bei mir. Wieder mit der Metro zum Flughafen, an den Lufthansa/Swiss-Schaltern nur drei besetzt, dafür aber 500 Menschen in der Schlange. Dafür war aber die Sicherheitskontrolle in drei Minuten durch. Drei Minuten vorm Boarding war ich dann am Gate.

Der Flieger war bumsvoll. Hinter mir ein hyperaktives Kind, dass 10 Minuten am Stück das Tablett auf- und zuklatschte. Ich sprach den unbeteiligt danebensitzenden Vater an, ob er den Sitzplatz mit mir tauschen möchte. Dann ging es. Beim Landeanflug dann Herz-in-Hose-Situation. Eine Stewardess rief über Sprechanlage „Cabin not safe for landing“ (oder etwas ähnliches) und der Pilot startete durch. Ich war dermaßen erschrocken! Es stellte sich heraus, dass (sorry) ein Rotzblag noch auf der Toilette war und den Rotzeltern war das entweder egal oder entgangen. Die Schleife, die geflogen wurde, hat uns 15 Minuten Verspätung beschert, sonst wären wir pünktlich gelandet.

Am Flughafen dann das nächste Drama. An Gepäckband 2 stand ein herrenloser Rucksack. Es war abgeriegelt und eine Kohorte schwerbewaffneter Polizisten beäugte jeden misstrauisch. Gottseidank startete das Band sofort und mein Koffer kam als drittes. ALS DRITTES! Das hätte mir noch gefehlt, dass die Halle geräumt wird. An Gleis 5 Fernbahnhof dann ein herrenloser schwarzer Koffer. Ich raff es nicht. Sind das so dumme Menschen? Oder – Achtung Verschwörungstheorie! – machen Menschen das extra, um Schrecken zu verbreiten?

Naja, Zug fuhr fast pünktlich los, er war nur dreckig wie nix. Toilettenpapier in den Gängen und auf den Sitzen. Waren da Fußballfans mitgefahren? Kurz vor Deutz dann aber Signalstörung. Egal, 20 Minuten gewartet. In Deutz dann einen Weltschmerztaxifahrer erwischt. „Alles geht den Bach runter!“, „Man weiß gar nicht, wo das alles hinführt!“. Und dann: ENDLICH ZUHAUSE! Also, ich werde schon irgendwie alles auspacken, Wäsche waschen und dergleichen, aber hauptsächlich werde ich auf dem Sofa abhängen und es mir gut gehen lassen.

Ihr Lieben, danke an alle, die mitgereist sind und mir Nachrichten schrieben. Ich hoffe, ich habe Euch amüsiert und/oder inspiriert, auch eine der Städte zu besuchen (oder es sein zu lassen 🙂 ). Mein Fave ist ja, wie man wohl heraushören konnte, Sevilla.

Im April geht es dann über meinen Geburtstag nach Malle, das wird wahrscheinlich weniger aufregend.

Allen ein gutes, gesundes und glückliches Jahr und bis bald. Euer

Spanien 14: J’irai danser la séguedille et boire du Manzanilla!

Ihr Lieben,

eine Runde Mitleid bitte, denn ich muss diese schöne Stadt morgen verlassen. Vorher habe ich mir aber noch einiges gegönnt. Zum Beispiel eine Manzanilla. Aber von Anfang an:

Nach dem Frühstück lief ich wieder durch zauberhafte Gassen und Sträßchen (diesmal wählte ich andere) Richtung Palacio de las Dueñas, ich hatte ja schon ein Ticket. Was mir erst einmal nicht weiterhalf, musste ich mich doch wie ein gewöhnlicher Sterblicher in die Kassenschlange einreihen. Nur bezahlen musste ich halt nicht mehr.

Der Palacio gehört seit Generationen den Herzögen von Alba. Von außen sieht er etwas unscheinbar aus. Dafür 13 Euro? Zumal man nicht alles besichtigen darf, da die von-und-zu-auf-und-Davons da noch leben? Ja, denn Gelände und Gebäude sind größer, als man es sich vorstellen kann. Und sehr sehenswert. Der Garten ist verwunschen, das Erdgeschoss zugestellt und -gehängt mit Kostbarkeiten aus mehreren Jahrhunderten. Man kann da prima viel Zeit verbringen! Antonio Machado hat einen Teil seiner Kindheit in diesem Palast verbracht und darüber gedichtet. Und ein Schild auf dem WC verrät, dass dieses am 30. Juni 2021 von Insekten und Ratten befreit und dann desinfiziert wurde. Ich finde das sehr beruhigend!

Ich suchte nach dem nahegelegensten Mercado und wurde zu Las Setas geführt. Für die Holzkonstruktion, die mir gestern ja nicht so wirklich gefallen wollte, wurde der alte Mercado de Encarnación abgerissenen, dafür gab es dann neuen Raum unter den Pilzen. Leider ist der Markt überhaupt nicht ansprechend. Bestimmt sind die einzelnen Buden qualitativ völlig in Ordnung, aber dem ganzen fehlen Charme, Fress- und Trinkbuden, Schmuck und Besucher. Es ist eine sehr triste Angelegenheit. Dafür konnte man heute auf die Plattform der Pilzkonstruktion. Da fand ein kleiner Weihnachtsmarkt statt, der ganz und gar auf kleine Kinder ausgerichtet war. Karussels, Hüpfgedönse, Mini-Eisenbahn. Oberhalb der Pilze kann man einen 200-Meter-Rundweg mit gelungenen Aussichten entlanglaufen. Das kann man aber nicht alleine buchen, man bezahlt eine Panorama-Show über Sevilla mit. Hier ein kleiner Expertentipp: In der Kassenschlange kostete das 16 Euro, bei der Online-Buchung 15. Zudem war die Kassenschlange lang, an der Online-Ticket-Kontrolle stand niemand.

Die Aussichten sind schon super. In dem Holzgeflecht, das gar nicht nach Holz aussieht, ist es auch sehr interessant und es hat mir so dann gut gefallen. Ändert aber meine Meinung zum Standort von unten betrachtet nicht. Ja, und da ich das ja nun mit bezahlt habe, bin ich auch in die 10-Minuten-Show mit Panoramaleinwand gegangen. Das war ganz nett, es wurde auch mit mehreren Sinnen gespielt, indem Düfte verbreitet, Winde imitiert wurden und es teilweise einem sanften Flug glich. Ein Flamenco-Auszug wurde geboten und ein bisschen Gesang und fröhliche Kinder. Aber halt ein teurer Spaß.

Ich schlenderte durch die Altstadtgassen meiner nächsten Aktivität entgegen. Für die Bootsfahrt musste ich um 15 Uhr an einem Anleger hinter der San-Telmo-Brücke sein. Ich hatte ausreichend Zeit, um in den einen oder anderen Laden zu spinxen. Es ist alles sehr bunt gemischt in der Altstadt. Süßigkeiten, Bars, Tinneff-Läden, Boutiquen, dazwischen Museen, Kirchen, fantastische Hausfassaden und Keramiken. Ein Traum, der auch nicht allzu überfüllt war. Nervig sind nur die vielen Raucher in den engen Gasssen, ich denke, dass Rauchen hier immer noch als mega-cool gilt.

Die Bootsfahrt wurde als nettes Erlebnis in kleiner Runde angepriesen. Umso erstaunter war ich, dass Hunderte von Menschen am Anleger standen. Grmpft! Es stellte sich aber heraus, dass die alle auf eine andere Tour wollten, die etwas früher startete, als unsere. Gottseidank! Und tatsächlich saßen wir dann zu zwölft in einer kleinen Barkasse, gondelten gemächlich über den Guadalquivir und ließen uns von unserem Kapitän Cesar unterhalten. Ein Freigetränk war auch enthalten, ich bekam einen Schaumwein. Zwei Teens an Bord durften das Boot steuern, wir sahen Sevilla und Triana vom Fluß aus und erhielten reichlich Erklärungen zu dem, was wir sahen. Ich kann nur raten, die 10 Euro mehr für eine so kleine Gruppe zu investieren. Die Tour geht eine halbe Stunde länger, jeder sieht alles gut, man hat einen geübten Alleinunterhalter und das Blubberwasser war auch ok.

Bei dem Stadtrundgang vorgestern fragte ich den Guide nach dem besten Platz, um Manzanilla zu trinken. Das ist eine Art Sherry, der hier bei Festen in Strömen die Kehlen runterfließt und es bis in eine Arie aus der Oper Carmen geschafft hat. Er riet mir, zu Álvaro Peregil zu gehen. Da war natürlich kein Platz mehr frei. Aber ich wartete 5 Minuten und hatte dann Glück, ein kleiner Tisch wurde frei. Sofort stürmten 50 Leute auf den zu. Hah! Die kannten mich schlecht. Wenn meine träge Masse erst einmal in Fahrt ist, gibt’s kein Halten mehr. Man kann sich im Peregil prima die Kante geben, denn die Getränke sind stark und kosten kaum etwas. Aber ich musste ja vernünftig sein, ich darf ja morgen nicht verschlafen. Der (eigentlich ja die) Manzanilla, den Carmen und Lillas Bastia so gerne trinken, ist leider zum einfach so trinken nicht ganz meins. Sehr trocken und ein bisschen bitter. Als Digestif würde der mir aber gefallen. Ich orderte danach auch noch den Orangenwein. Schwer und dunkel kam der daher, so gar nicht orange. Und den mochte ich. *hicks* Habe mir dann eine Flasche als Mitbringsel gekauft. Verkostung ist wohl bald irgendwann in Köln.

Ja, und dann war der Gerry auch schon wieder fertig. Man muss es ja sagen, das ist schon wieder eine Reise und kein Urlaub. Ich habe meine Schrittzähler-Hokus-Pokus-ich-kann-alles-Uhr ab Madrid ja nicht mehr aufgeladen. Aber ich vermute, ich bin deutlich mehr als drei Schritte pro Tag gegangen. Abnehmen werde ich deswegen wohl nicht, dafür fresse ich zu viel. Alleine das Frühstück hier. Dann da ein Bocadillo, dort ein Törtchen, hier eine Olive und dahinten einen Käse, dann auch noch 12 Weinbeeren zu Silvester. Da kommt was zusammen.

Wie schon eingangs erwähnt, war es das mit Sevilla. Morgen mittag geht es wieder nach Barcelona, wo ich versuchen werde, mich abends mit Rolf zu treffen. Mal sehen, ob es klappt, er reist ja auch erst spät an.

Ihr Lieben, mehr News dann wieder aus Barcelona. Natürlich nur, wenn Ihr mögt. Alles Liebe, Euer

Getanzt habe ich übrigens wieder nicht, dafür hat jemand gesungen.

Spanien 13,5: Eine Eintrittskarte! Ich habe eine Eintrittskarte!

Ihr Lieben,

genau genommen habe ich sogar zwei Eintrittskarten. Eine für den Palacio de las Dueñas, wobei ich den heute nur von außen gesehen habe und gar nicht weiß, worum es sich da handelt. Aber ich darf den jetzt morgen besichtigen. Yeah! Dann habe ich noch eine Kleingruppenbootstour gebucht. Also nicht ich als Kleingruppe, sondern als Teil davon. Irritierenderweise war von einem Spaziergang die Rede, aber es ist eine Bootsfahrt. Dochdoch. Glaube schon. Scheiß Übersetzungsprogramme!

Heißa, es wird spannend!

Liebe Grüße, Euer Gerry

Spanien 13: ¡Próspero año nuevo!

Ihr Lieben,

also, wie gestern schon geschrieben, dinierte ich ja abends in meinen Gemächern. Aber so ganz ohne Besonderheit wollte ich dann doch nicht ins neue Jahr. Gegen halb elf riefen meine Brüder an, das war schonmal schön. Dann, eine halbe Stunde vor Mitternacht, packte ich mir Weintrauben in einen Beutel, steckte ein Piccolöchen Cordonìu-Sekt ein und begab mich zur San Telmo-Brücke, wo sich auch schon einige Menschen versammelt hatten. Die meisten auf meinem Weg bogen allerdings zur Kathedrale ab. Man kann es kurz zusammenfassen: Es war viel los, es wurde sehr viel geböllert, aber Feuerwerk gab es wenig; obwohl ein Grundkrachen über der Stadt lag. Möglicherweise gibt es hier ein Feuerwerksverbot in der Innenstadt. Der meiste Lärm kam von meinem Handy, da das Feuerwerk daheim durch das Fenster als Bewegung identifiziert wurde und deswegen meine Kamera dauernd Alarm schlug. Pfffft. Es war übrigens recht kalt, so 4°C vielleicht. Es wurde übrigens sehr viel deutsch in der Stadt gesprochen. Das ganze hat mir eine Stunde Spaziergang eingebracht, ist ja auch was. Und der nächtliche Blick von der Brücke auf den goldenen Turm war wunderschön.

Warum 12 Weinbeeren? Es ist in Spanien eine Tradition, zu jedem der Glockenschläge, die den Übergang vom alten in das neue Jahr markieren, eine davon zu essen; das bringt angeblich Glück. Meine waren sehr sauer. Hm. Naja, macht ja bekanntlich lustig, deuten wir das mal positiv. Und sie waren knackig, ich erwarte also dieses Jahr die große Liebe. Es wurde, nebenbei erwähnt, schon Stunden vor Mitternacht geballert, geböllert und geknallt. Das fand ich schon ein wenig nervig und meine gerade erworbene spanische Gelassenheit bekam feine Risse. Die Knallerei dauerte dann auch weit nach 0 Uhr an, daher prokelte ich mir Stöpsel in die Lauscher und schlief selig ein.

Beim Frühstück merkte man dann deutlich, dass einige Gäste es wohl nicht gewohnt waren, über Mitternacht hinaus wach zu sein und dabei möglicherweise ein Glas Sekt zuviel zu trinken. Einige sahen sehr angeschlagen aus. Wobei gegen 22 Uhr in einem der Nachbarzimmer auch eine wilde Party stattgefunden hatte. Es klang fast nach professionellen Abendbegleiter:innen. Oder Vati und Mutti waren mal so richtig gut gelaunt. Ach ne, die wohnen ja in Viahundatfuffzn. Das Frühstück übrigens wieder super.

Sevilla ist ja jetzt nicht so riesig wie Madrid, dennoch gibt es einiges zu entdecken, darunter auch Weltrekorde. Die Kathedrale ist ja schon einmal die größte gotischer Bauart weltweit. Und Las Setas de Sevilla aka Metropol Parasol ist die größte Holzkonstruktion der Welt. Na, dann mal nix wie hin. Auf dem Weg nutze ich die Navigation des Handys zur Ortung von Sehenswürdigkeiten. Die meisten waren dann Kirchen. Paläste, Türme, Museen, das hatte alles geschlossen, ebenso wie die meisten Geschäfte. Lediglich kleine Souvenirläden buhlten um Kunden. Die Conventes, bei denen man Süßigkeiten an der Pforte kaufen kann, was ich gerne getan hätte, hatten sich heute auch frei genommen. Der Spaziergang war – ich überstrapaziere das Wort vielleicht ein wenig – wunderschön. Die ganze Stadt ist ja… äh… ja…

Der Zugang zu Las Setas („die Pilze“), inzwischen auch ein Wahrzeichen Sevillas, war ebenfalls gesperrt. Aber man konnte natürlich drumherumlaufen. Ich weiß nur leider nicht, was ich davon halten soll. Es ist beeindruckend gebaut, mir will das aber nicht so richtig in die Stadt passen. Die geschwungenen Formen sollen an die Bögen der Kathedrale und an Ficusbäume erinnern. Naja. Ich kaufte wieder eine Handvoll Kühlschrankmagnete (ist das eigentlich behandelbar?) und genehmigte mir ein Käffchen. Dann hangelte ich mich von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit weiter Richtung Triana, auf der anderen Seite des Guadalquivir.

Dort graste ich dann nach Überquerung der Triana-Brücke die Orte auf der Karte der Touristinfo ab, platzte in einen Gottesdienst in der entzückenden Capilla de los Marineros, wurde als Alleinreisender in den Restaurants am Ufer nicht auf die Terrassen gelassen (ging aber auch anderen Singles so, also kann es nicht nur an meiner Hackfresse gelegen haben), überquerte wieder die San Telmo-Brücke und wurde dann an der Puerta Jerez auf einer Restaurant-Terrasse mit der wahrscheinlich schlechtesten Google-Bewertung ever (1,3) fündig. Also, das mit der Warterei stimmt in etwa. Aber der Service war freundlich, der Kaffee heiß und gut, der Wein lecker. Man musste ja froh sein, sitzen zu können, denn an Tagen, wo alles geschlossen ist, kämpfen logischerweise umso mehr Touristen um einen der begehrten Außenplätze. Dabei kann es durchaus zu tumultartigen Szenen kommen. Wie zum Beispiel mit der etwa zwölfköpfigen italienischen Gruppe, die sich einen Vierertisch schnappte, dann von überall Stühle einsammelte, was zu einem Handgemenge mit anderen Gästen und Kellnern führte. Merke: Man wartet hier, bis einem ein Tisch zugewiesen wird. Wobei Alleinreisende und Riesengruppen eben Pech haben.

Es galt zu überlegen, wie ich den Nachmittag verbringen wollte. Es ist wie verhext, alles ist ausgebucht oder lange Schlangen hielten mich vom Anstehen ab. So erwarb ich in einer der vielen Pastelerías (eine Augenweide, ich sachet euch!) ein Törtchen, setzte mich auf eine Mauer am Fluss und guckte mir vorbeifahrende Boote an. Das war sehr entspannend. Also, während ich da so saß, habe ich mir kleine Notizen gemacht, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Zuerst einmal fragte ich mich, wie viele Menschen eigentlich durch herabfallende Orangen im Jahr verletzt werden? Die Bäume hängen hier ja voll davon. Essen kann man die übrigens zwar auch, aber es sind extrem saure Früchte. Man hat die Bäume nach Pflegeleichtigkeit ausgesucht, nicht nach Geschmack der Sorte. Dennoch werden sie verwertet. Viele gehen nach England in die Marmeladenproduktion, einige werden hier zu Schnäpsen und Wein verarbeitet. Dann fragte ich mich, warum so viele Sevillan@s SUVs fahren. Denn die Stadt ist für die der Endgegner. Es gibt so schmale Gassen, da müssen die Fahrer (persönlich gesehen!) die Rückspiegel einklappen oder mit drei bis vier Anläufen Vor- und Rücksetzerei um die Ecke biegen. Ich würde hier ja eher Dreirad fahren.

Gegen 17 Uhr landete ich wieder im Hotel. Booking hatte geschrieben, was ich alles falsch mache und sie mir daher nicht das erstatten könnten, was ich wollte. Die Rechnung stimme nicht, sie bräuchten einen Kontoauszug, blablabla. Ich bin etwas anuriniert. Jahrelang haben sie gerne mein Geld genommen, bei Problemen gibt’s dann nur Probleme. Genius-Level-Status 3. Da defäkiere ich gerade drauf! Die Rezeption hat zwar Gottseidank verstanden, was eine „factura saldo cero“ ist, konnte sie aber nicht elektronisch ausstellen. Man hat dann entsprechend darauf herumgemalt und -gestempelt. Wird wohl wieder nicht ausreichen. Dann fing ich das heutige Tagebuch an. Dä, und da sind wir jetzt zwei Stunden später. Jetzt gehe ich gleich wieder was essen. Wie gut, dass ich so viel rumlaufe, man könnte mich sonst mit Jabba, dem Hutten aus Star Wars, verwechseln. Dann wieder ab ins Hotelzimmer, wo ich nachher noch Weihnachtsfilme gucken werde (ich Rebell, ich!).

Morgen ist leider der letzte Tag hier, das ist wirklich schade, denn Sevilla, ich weiß nicht, ob ich es bereits erwähnte, ist wunder-, wunder-, wunderschön! Nos vemos mañana, si quiereis! Euer

P.S.: Ich möchte Euch übrigens nicht vorenthalten, dass überbackene Toasts hier Bikini heißen und Busfahrerinnen und Busfahrer wie die gesengten Säue fahren. Bittesehr.

Ich, wenn ich an das bevorstehende Ende meiner Reise denke…

P.P.S.: Übrigens viel „übrigens“! Ich hatte mir übrigens einen Thesaurus zu Weihnachten gewünscht!!!

Spanien 12: Es gibt Schlimmeres…

Ihr Lieben,

… als den letzten Tag des Jahres in Sevilla zu verbringen. Zuerst war ich ja ein bisschen verärgert wegen der Ferienwohnung, aber das Hotel hat ein so dermaßen gutes Frühstück, das hat mich versöhnt. Ist fast schon ein Brunch. Ein deutsches Ehepaar hat beim Abfragen der Zimmernummer bei mir für Fremdscham gesorgt, die Servicekraft konnte leider kein Deutsch und die Gäste nichts anderes. „Viahunnatfuffzn, Mönsch!“. Oder auch nicht wirklich… Ich habe übersetzt und den Oberlehrer raushängen lassen: „Sie könnten für solche Fälle die Nummer auch aufschreiben, statt sich wie die Wehrmacht aufzuführen!“. Wir werden wohl keine Freunde.
Die Vermieter der Ferienwohnung haben sich übrigens nicht entblödet, mir zu schreiben, heute könne ich einziehen, wenn ich wolle. Bei denen hakt es wohl irgendwo; wahrscheinlich haben sie die Schadenersatzforderungen von booking bekommen.

Gestern Abend habe ich noch bei GuruWalk, dem Internetanbieter für kostenlose Stadtführungen, einen zweieinhalbstündigen Rundgang durch die Stadt gebucht. Es wurden drei Stunden und es war wirklich gut. Wir starteten am Brunnen von Hispalis und erliefen uns fast alles, was das Zentrum an Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Goldener Turm, Stierkampfarena, Rathaus, Kathedrale, Hotel Alfonso, Zigarettenfabrik und als Highlight die Plaza España. Wirklich kostenlos ist es natürlich nicht, man erwartet ein großzügiges Trinkgeld. Das hat unser Führer Julio dann auch, wie ich mitbekam, erhalten. Ob ich das vielleicht in Köln machen sollte? Bewegung, nur Eintags-Nörgler, halb steuerfrei… Wie? Was? Nee, habe nix gesagt.

Miguel Cervantes hat übrigens in Sevilla mal wegen Steuerhinterziehung sieben Monate eingesessen, aber er stellte sich als unschuldig heraus. Auf dem großartigen Gelände der Plaza España wurden viele bekannte Filme gedreht. Unter anderem stellte der Platz einmal den Planeten Naboo aus der Star-Wars-Serie dar. „Lawrence of Arabia“ wurde auch hier gedreht. Und wenn wir schon bei Filmen sind: Das Rataus von Sevilla schmücken unter anderem Reliefs der Gesichter von Grace Kelly und Ava Gardner. Letzer Film-Fact: Robert de Niro scheiterte mit seinem Versuch, in Sevilla ein Luxushotel zu betreiben.

Die Tourgastschar war international aufgestellt. Von Singapur bis Valetta, von Ljubljana bis Köln-Poll war alles vertreten, was in Atlanten Rang und Namen hat. Mit einem Wiener habe ich mich länger unterhalten, er reiste auch alleine und war ebenso blauäugig an die Reise herangegangen. Auch er bekam keine Eintrittskarten für nichts mehr, auch er wird heute Abend allein auf dem Hotelzimmer gegessen haben. Ja, Ihr lest richtig. Es gibt nur noch Tages- und keine Reservierungskarten für die Sehenswürdigkeiten (erst ab dem 5. Januar wieder, da bin ich weg) und die Schlangen sind eher wie die Würmer aus „Dune – der Wüstenplanet“. Ellenlang! (Je, heute habe ich es aber mit Cineastik.) Ich werde mir das nicht antun. Und ja, es gibt keine freien Tische. Man zahlt sich entweder dusselig (bis zu 500 Euro für ein Menü) oder geht dumm zum Schnellimbiss – von denen nicht gesichert ist, dass sie geöffnet haben. Und der Wiener war zwar nett, aber ich wollte mich jetzt auch nicht mit jemandem verbrüdern, den ich so gar nicht kannte. Alleinreisende haben ja auch oft einen Dachschaden. *räusper*

Nach der Tour gönnte ich mir eine Jarra in der Sonne. Die Terrasse des El29 war brechend voll (hatten wir lange nicht mehr!) und ich musste einen Table-Dance aufführen, um auf mich aufmerksam zu machen. So viel zum Thema „peinliche Deutsche“. Mit meinem Bier erhielt ich grüne, eingelegte Oliven. Ich schwöre, die gehörten zu den besten, die ich jemals gegessen habe. Am Nachbartisch belauschte ich ein Pärchen. Sie sagte irgendwann, sie müsse noch einkaufen, gleich schlössen ja alle Läden und morgen hätte ja auch kein Supermarkt auf. Alarm! Ich googelte ein bisschen und tatsächlich, das könnte sein. Ich zahlte und kaufte für zwei Tage Wein und Snacks. Lebensmittel sind in Spanien immer noch viel preiswerter als in Deutschland. Jedenfalls bei meinen Einkäufen. Zudem gibt es hier, ich erzählte davon schon mal bei meinem langen Kanarenaufenthalt 2019, eine Couponschwemme und massenweise drei für zwei-Aktionen. Braucht übrigens jemand Turrón? Ich soll ja nicht so viel davon…

Ich verstaute meine Einkäufe (gibt einen kleinen Kühlschrank auf dem Zimmer) und legte mich kurz hin. Kurz ist ja ein dehnbarer Begriff. Jetzt sitze ich hier, es dämmert schon, schreibe mein Tagebuch und schiebe mir Baguette und Tapitas in die Futterluke. Der erste Sekt ist auch schon geöffnet :-). Ich bin fast geneigt, nicht mehr rauszugehen, ich habe mir eine Blase erlatscht und zu essen habe ich jetzt auf dem Zimmer. Mal sehen, wie ich ins neue Jahr komme. Letztes Jahr lag ich ja – wenn ich mich recht erinnere – mit der merkwürdigen Grippe flach und litt, wie es nur richtige Männer können.

So, Ihr Lieben, allen eine rauschende Ballnacht und einen guten Rutsch in ein hoffentlich gesundes, glückliches, zufriedenes und fantastisches neues Jahr!

Euer