Tag 0: Die Anreise

¡Hola a todos!

Endlich angekommen, ihr Lieben! Wie es hier aussieht, kann ich leider nicht sagen, denn es ist schon dunkel.

Die Anreise war eigentlich ganz angenehm. Ich stand auf, packte meine restlichen Sachen, denn gestern hatte ich schon damit angefangen, gammelte noch eine Stunde herum, fuhr mit Bus und Bahn zum Flughafen, kam dort überpünktlich an, wie immer, der Flieger startete pünktlich, der Flug war bis auf wenige Turbulenzen sehr ruhig und angenehm, der Flieger landete zu früh und dann begann der Horror.

Ich erwähnte bereits, dass ich einen Mietwagen für 18 € über vier Wochen angemietet hatte; ich rechnete nicht damit ihn zu bekommen. Aber auch am Mietwagenschalter lief zuerst einmal alles ziemlich gut. Der junge Mann hinter dem Tresen flirtete heftig mit mir, plauderte über sich und sein Leben, wollte auch von mir alles mögliche wissen, checkte die Versicherungen, sagte die seien ausreichend, dann mal gute Fahrt, hier ist ihr Schlüssel, der Wagen steht hinten auf dem Hof. Ja vielen Dank, alles Gute, super prima, bis denne. Auf dem Hof angekommen fand ich den Wagen nicht, der Hof war einfach zu groß.

In dem kleinen Avis-Büro auf dem Parkplatz legte ich den Schlüssel hin und sagte, ich wolle meinen Wagen abholen. Die Frau drückte auf einen Knopf der Fernbedienung, zeigte in eine bestimmte Richtung und sagte, da hinten wo es gelb ist. Ich sah kein gelbes Auto. Sie drückte wieder auf den Schlüssel und sagte, da hinten wo es gelb leuchtet, und dann begriff ich, sie meinte die Warnblinkanlage. Ach du Schreck! Ich habe einen Kleinstwagen angemietet und ich bekam ein Schlachtschiff und das auch noch unversehrt, mit nur einer winzig kleinen Schramme an der Beifahrertür. Ich versuchte noch zu stammeln, dass ich das Fahren von Schwertransportern nicht gewohnt sei, aber da hatte sie schon den nächsten Kunden an der Angel. Ergeben stieg ich also in den Wagen und fuhr Richtung Costa Ayala.

Mein „Zweitürer oder ähnlich“

Zuvor wollte ich mich im Supermarkt noch mit den notwendigsten Dingen des Lebens versorgen, da sonntags das Einkaufen hier auf der Insel nicht so ganz einfach ist, und ich ja auch für den Abend überhaupt nichts hatte. Kurz vor Las Palmas fuhr ich in ein Einkaufszentrum. Die centros commerciales sind hier riesig. Und obwohl es schon 9 Uhr abends war: es war brechend voll. Ich gurkte ca. eine halbe Stunde durch engste Parkhäuser und fand nicht einen einzigen Stellplatz. Dafür brach mir aber der Schweiß aus, da ein Trubel herrschte, wie ich ihn auf einer Massenflucht vor einem Meteoriteneinschlag erwartet hätte, aber nicht in einem Einkaufszentrum. Ich verließ dieses Einkaufszentrum wieder, nicht ohne fast zu hyperventilieren, und fuhr durch Las Palmas hindurch Richtung Costa Ayala, um ein weiteres Einkaufszentrum anzufahren, dass auf der anderen Seite der Stadt liegt und von dem ich vorher schon wusste. Auch hier Chaos pur: der Kreisverkehr… es ging nichts mehr. Es wurde gehupt, geschrien, geflucht, gefuchtelt und gefahren wie wild gewordenes Schwein.

Ich am nächsten Kreisverkehr raus und wieder Richtung Costa Ayala, wo schon mein Vermieter Miguel mit den Füßen scharrend vor dem Haus stand und mich erwartete, denn er wollte mit seinen Freunden, die mit ihm warteten, noch zu einer Geburtstagsfeier. Er zeigte mir die Wohnung, sie ist so, wie ich sie mir vorgestellt habe, und erklärte mir den Weg zu einem Lidl, denn in den centros comerciales hätte ich heute keinen Erfolg, es sei Black Saturday. Nun ja, hier gibt es also nicht nur Black Friday sondern auch Black Saturday, dies erklärte das Chaos.

Aber ganz ehrlich, Ihr Lieben, es schienen mir mehr Menschen in diesen Zentren zu sein, als ich überhaupt auf der gesamten Insel vermutet hätte. Ich war auf jeden Fall schweißgebadet.

Ich dann noch schnell zum Lidl, ich hatte nicht mehr viel Zeit und dort war, wie Miguel es vorhergesehen hatte, überhaupt nichts los.

Das Lebensnotwendigste – die Weinflaschen geschickt unter Blätterteiggebäck versteckt…

Ich deckte mich mit allem Nötigen ein, fuhr wieder in die Wohnung, packte aus und jetzt sitze ich hier und versuche meinen Blutdruck wieder auf Normalnull zu bringen. Ob ich dieses Schlachtschiff je noch einmal bewege, das steht in den Sternen. Ich bin ja froh, dass ich keine Schramme auf dem Weg hierher reingefahren habe.

Auf jeden Fall habe ich jetzt 4 Wochen nur für mich, ohne Verpflichtungen, wenn man von der Sprachschule einmal absieht. Morgen werde ich nach Las Palmas reinfahren und schon einmal die Schule suchen, um zu gucken, wie ich dort hinkomme. Ich möchte ja nicht am ersten Tag zu spät kommen. Es soll von Anfang an feststehen, dass ich der Streber in der Klasse bin.

Also, wenn ihr möchtet, morgen mehr, alles Liebe, viele Grüße

Euer Gerald

Su casa es jetzt mi casa… ?

Prolog: Weihnachten unter Palmen

Queridos amigos.

Bald – nämlich ab kommenden Samstag – stehen mir vier Wochen Urlaub der besonderen Art bevor. Vier Wochen am Stück an sich sind ja schon besonders. Aber ich entkomme auch der Vorweihnachtszeit, die für mich, auch da sie im August ja schon losgeht, einiges an Schrecken bereithält. Und ich mache keinen Erlebnisurlaub im klassischen Sinne. Ich werde eine Wohnung an der Nordküste beziehen, dort auf der Dachterrasse sitzen, aufs Meer glotzen und das Meer zurückglotzen lassen. (Nun, jetzt bei der Überarbeitung des Prologs kurz vor der Veröffentlichung muss ich korrigierend einfügen, dass ich zwischenzeitlich in einer Sprachschule in Las Palmas einen B1-Intensivkurs für Spanisch gebucht habe. Der geht über drei Wochen, montags bis freitags von 9 Uhr bis 12:30 Uhr.)

Die Frage, die sich mir stellte, war: Wie abendfüllend ist ein Reiseblog, der nur aus Rumfaulenzen und Nichtstun (und Sprachschulenbesuch 🙂 ) besteht? Nun ja, Ihr kennt mich ja vielleicht. Ich habe die ganze Zeit einen Mietwagen, wohne nur ein paar Kilometer von der Hauptstadt entfernt und kenne die Insel noch gar nicht. Also, es würde mich nicht verwundern, wenn doch das ein oder andere passierte. Und so ein Sprachkurs ist bestimmt auch sehr komisch.

Den Flug hatte ich schon im Spätsommer gebucht, die Wohnung ebenfalls. Mein Mietwagen kostet angeblich nur 18 Euro für den ganzen Monat. Die Wohnung ist mit drei Schlafzimmern ausgestattet (zwei davon winzig), befindet sich auf einer Steilküste westlich von Las Palmas und hat den schon erwähnten Blick auf das Meer. Ich teile mir das Zweiparteienhaus mit meinem Vermieter, der u.a. den Vornamen Àngel führt. Wenn das mal nicht verheißungsvoll ist.

Also, es wird vielleicht nicht jeden Tag spannende Berichte geben, aber schaut doch ab und zu mal rein, dann erfahrt Ihr, was ich auf der Insel so alles treibe.

Ich sollte immer Internetzugang haben. Wenn ich aber mal nichts poste, dann liegt das wahrscheinlich daran, dass ich an dem Tag tatsächlich nur aufs Meer geglotzt habe und nicht etwa daran, dass ich mich im berühmt-berüchtigten Yumbo-Center oder in den nicht minder berüchtigten Dünen von Maspalomas verirrt habe und mein Dasein nun als Klischeetunte friste.

Also, wenn Ihr mögt….
Hasta pronto!

Euer