Tag 3: Kunst, Kiez und Kultur

Tach och!

Heute war im Frühstückssaal der Teufel los. Die Schlange an der Kaffeemaschine ging bis zum Brandenburer Tor. Auch die Tische waren alle besetzt. Also nahm ich mir meinen Saft und meinen Obstsalat und zwei Steineier und setzte mich an die Bartheke. Dort wurde ich umgehend von einer Mitarbeiterin in Obhut genommen, die für Filterkaffee und Milch sorgte. Also, wie gesagt: das Personal ist knorke!

Nach dem Frühstück fuhr ich zum Kunstmarkt am Zeughaus. Dort war ich schon oft und habe auch ab und zu etwas erstanden. Diesmal war mal wieder eine Skulpur ganz interessant, aber ick weeß ja jar nüscht mehr, wohinne mit dem janzen Zeuchs!

Ich schmiss mich in die Buslinie 100 und machte im Doppeldecker den anderen Sehenswürdigkeitentrip: Bundestag, Haus der Kulturen (schwangere Auster), Schloss Bellevue etc. Das lief besser als gestern mit der 200, da nicht so viel Verkehr war. Aber die Stadt quillt über vor Touristen. Reichstagskuppelbesuch? Die Schlange vor dem Ticketschalter ging bis zu unserem Hotel, wo sie sich mit der Kaffeemaschinenschlange vermischte.

Mr. President is in dä house!

So lavierte ich mich bis zum Kurfürstendamm durch, den ich dann auch mal hoch- und wieder runterflanierte. Der Berliner Standort der GRS residiert da ja. Das Haus hat eine wunderschöne neue Tür bekommen. Am Ku’damm selber gibt es, wie auch in Mitte, unglaublich viele Baustellen. Presslufthammerbernhard hat hier ein gutes Auskommen.

Ich fuhr dann nach Kreuzberg zur Bergmannstraße. Inklusive Marheineke Markthalle. Ich mag diese Ecke sehr. Vor der Markthalle ein kleines Bier in der Sonne gehört irgendwie zu meinem persönlichen Pflichtprogramm. Es gibt tolle Läden in der Halle. Einer meiner Favoriten ist der Gewürzstand. Ich glaube, es gibt nichts, was die nicht haben. Ich muss mal herausfinden, wo es etwas vergleichbares in Köln gibt.

Fresstempel auf der Bergmannstraße

In der Gegend gibt es übrigens auch ganz tolle Friedhöfe, wer so etwas besichtigen mag. Mit Mausoleen und Grabengeln und Schmiedeeisen. Ich finde die bemerkenswert.

Am Ende der Bergmannstraße, auf dem Mehringdamm, gibt es die berühmte Currywurstbude 36. Auch diese unglaublich stark frequentiert. Aber ich verrate Euch mal ein Geheimnis: Die Wurst schmeckt wie fast überall anders. Aber Berlin ohne Currywurst essen? Das ist wie Heirat ohne Ringe…

Mit der U-Bahn gelangte ich zum nächsten Ziel. Dem „Weinbrunnen“ auf dem Rüdesheimer Platz. Winzer aus dem Rheingau dürfen dort von Mai bis September eine Weinbude betreiben, um die es auch schon etwas Spektakel gab. Die Anwohner mögen den Trubel nicht so wirklich. Ich trank dort einen leckeren Spätburgunder Rosé, wozu ich mich aber auf eine Mauer setzen musste. Denn alle freien Plätze wurden von grimmigen Menschen belegt, indem sie einfach Tische deckten, Lebensmittel drauf abluden und alle verscheuchten, die sich setzen wollten, bis die Saufkumpaninnen und -kumpane eintrafen. Ein trauriges Bild, das sich da bot. Ein Ehepaar versuchte an einem nahe bei mir derart okkupierten Tisch mit dem Tischzerberus zu diskutieren, er könne ja nun nicht… Oha. Es ergoss sich ein Schwall Unflat über das arme Paar. Also: Am besten Klapptisch und Klapphocker mitnehmen. Ersatzweise am frühen Morgen eindecken!

Der Weinbrunnen am Rüdesheimer Platz

Es ging zurück ins Hotel, um vor dem letzten Berliner Tagesordnungspunkt noch ein bisschen auszuruhen. Wieder nahm ich meinen Nichtputzenwein zu mir, um mich dann auf den Weg in die „Scheinbar“ aufzumachen.

Die Scheinbar ist ein Varieté-Theater, das häufig sogenanntes „Open stage“ anbietet. Bei dieser moderierten Veranstaltung treten Künstler auf, auch schon bekanntere, die jeweils 7 Minuten Zeit haben, ihr Talent zur Schau zu stellen. Ich hatte am Vorabend telefonisch eine Platzreservierung vorgenommen und ich sollte bis 19 Uhr 30 da sein, um die Karte abzuholen. Leider war ich etwas im Zeitverzug, so dass ich ca. 10 Minuten drüber war. Ich hatte schon Sorgen, denn das Konzept sprach deutlich dafür, dass da der Papst im Kettenhemd boxt und meine Karte anderweitig vergeben wurde. Zumal das Theater über keine 50 Sitzplätze verfügt und Stars wie Hirschhausen, Barth und Krömer hier angeblich ihre Anfänge hatten. Doch, zu meiner großen Überraschung, war nur knapp ein Dutzend Zuschauer da. Was für die Künstler natürlich sehr schade ist. Wir wurden auch alle gebeten, uns so weit wie möglich nach vorne zu setzen, der Optik von der Bühne aus wegen.

Meine Eintrittskarte – ganz geknickt, dass es so schnell vorbei war…

Der Moderator nannte sich DrPop und er hat seine Sache sehr gut gemacht. Er und in Folge andere Darbieter sprachen ein paar Leute im Publikum an, und eine Ida aus Münster und ich waren dann die erwählten Daueransprechpartner. Aber das war vollkommen ok, da nichts unter die Gürtellinie ging. Alle Künstler hatten irgendetwas. Sie waren entweder grandios witzig oder skurril oder musikalisch; es wurden ein paar Klischees bedient (Immigranten-Comedy) und ein paar bärtige Witze zum Besten gegeben. Aber es war ein toller, kurzweiliger Abend, der ausgeschenkte Auxerrois war super und die zwei Stunden gingen rum wie nix. Also: Eine ganz klare Empfehlung für einen Berliner Kleinkunstabend! Sagt einfach, „Gerald schickt uns“!

Tja, und nun ist auch diese kleine Tour wieder vorbei. So schnell geht das. Die Bahnen morgen sind allesamt ausgebucht, aber ich hatte vor einer Woche für einen Frühzug und einen Nachmittagszug je noch eine Reservierung vorgenommen. Aber ich werde wohl früh fahren, da ich Chaos befürchte und nicht mitten in der Nacht daheim ankommen möchte.

Nächste Woche bin ich wieder in Berlin, mit Erika zusammen zum Abschlusskonzert der Philharmoniker auf der Waldbühne. Da freue ich mich sehr drauf, die Waldbühne ist in positivstem Sinne speziell.

Allet Jute aus Berlin! Schön, dat ihr dabei wart.

Euer Gerald

Was das Schicksal stattdessen wohl bereit hielt?
Ein einziges Sojagemetzel!

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