Labvakar, Ihr Lieben!
Wie immer glaubte ich, viel Zeit zu haben, um zu packen, die Blumen zu gießen, den Kühlschrank aufzuräumen und die berühmten Kleinigkeiten zusammenzusuchen, die ins Handgepäck kommen, zumal der Flug erst um 18:10 Uhr ging; aber wie üblich stellte sich heraus, dass die Zeit viel zu knapp bemessen war. Immer, immer ist dann doch Hektik.
IMMER!
Ich fuhr relativ frühzeitig los, da die Busse Samstagnachmittags gerne Verspätung haben, und ich nicht wusste, was am Flughafen los ist. Diese Entscheidung war ganz klug, denn die Sicherheitskontrolle war völlig unterbesetzt und die Schlange reichte dreimal um den Block. Es hat bestimmt 30 bis 35 Minuten gedauert bis ich durch war.
Es hieß dann, wir müssten durch eine Passkontrolle, was mich sehr gewundert hat, ist Riga doch meines Wissens nach im Schengengebiet. Aber als ich an der Reihe war, ging es nicht weiter und es entstand etwas Hektik; man erklärte mir, es gäbe eine „Situation“. Scheinbar ist ein junger Mann durch die Kontrollen in den Sicherheitsbereich gerutscht, der dann geräumt werden musste. Ich ahnte ganz übles. Aber gottseidank stellte sich heraus, dass die Sicherheitsleute so schlau waren, uns zu einem anderen, benachbarten Gate zu bugsieren, da wir ja gar nicht in den gesicherten, passkontrollierten Bereich gehen mussten. Aber ich frage mich natürlich schon, wie das passieren kann. Kommt ja wohl öfter vor.
Was schlimm war, war der Besuch der Flughafentoilette. Das habe ich so noch nicht gesehen. Ich erspare die Einzelheiten.
Ich denke ja, dass alle drei geschilderten Flughafenprobleme die gleiche Ursache haben. Geiz. Personalkosten sparen. Und dann sich wundern, dass so viel nicht klappt.
Wir flogen pünktlich ab, und landeten auch pünktlich. Der Rigaer Flughafen ist sehr überschaubar und in Windeseile ist man am Bus 22, der einen in 30 Minuten in die Stadt bringt. Nur hier verlief ich mich ein wenig in den schmalen, kopfsteinbelegten Gassen (der Rollkoffer schimpfte ein bisschen) und fand das Hotel dank irreführender Navigation durch Google Maps erst nach mehr als 20 Minuten, obwohl der Fußweg mit 7 Minuten ab Bushaltestelle angegeben war.
Das Konvent, in dem ich untergebracht bin, ist, wie der Name schon sagt, ein altes Kloster. Der Empfang war sehr freundlich, aber das Zimmer als *** Superior zu bezeichnen, spottet jeder Beschreibung. Es ist eine abgewrackte Suite. Naja, immerhin eine Suite. Mit einer Miniküche, einem Vorraum mit Schreibtisch und – naja – nennen wir das Möbelstück mal Couch und einem Schlafzimmer mit sehr spartanischen Möbeln.
Aber die Lage ist hervorragend und ich konnte sofort zu einem ersten Erkundungsgang durch Riga aufbrechen. Riga ist sehr, sehr laut. Überall gibt es Straßenmusikanten die um ihr Leben trommeln, trompeten, kreischen und in die Tasten und Löcher diverser Instrumente hacken und pusten.
Ein Elvisimitator aus einer Rock’n’Roll-Bar beschallt einen ganzen Platz. Es ist sehr, sehr voll. Eine Kneipe reiht sich an ein Restaurant reiht sich an eine Kneipe reiht sich an ein Restaurant und so weiter und so fort und alles ist gut besucht.
Und Riga ist offensichtlich auch ein Hotspot für Jungesell/inn/en-Abschiede und in Aggression ausartende Kegelclubtouren. ?
Als erstes wollte ich mir fürs Hotel eine Flasche Wein besorgen und vielleicht ein Bier zum kaltstellen. Aber, zu meinem Entsetzen, wird in Lettland ab 10 Uhr abends kein Alkohol mehr verkauft. Zu dieser Thematik habe ich in meinem Südafrika-Tagebuch schon einmal etwas geschrieben, deswegen werde ich meine Schimpftirade hier nicht wiederholen. Aber ich halte zeitlich beschränkte Verkaufsverbote nach wie vor für absolut unsinnig, da ich jetzt auf einem schönen Platz unter Bäumen sitze und dort Bier trinke.
Das nächste Mal packe ich mir auf jeden Fall drei Flaschen Wein in den Koffer, egal wohin ich fliege, da man ja nie weiß, ob man am Reiseziel etwas bekommt.
Aber die ersten Eindrücke von Riga sind sehr schön. Es hat sehr viel Altstadtflair und viele alte Gebäude, von einigen weiß ich zwar, dass sie restauriert und wieder aufgebaut wurden, aber so gut, dass es wie das Original aussehen soll. Es gibt aber auch viele alte Baustruktur, die sehr interessant ist. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf meine morgige Stadtführung, die ich entweder mit einem Führer machen werde oder mit einem hop-on-hop-off-Bus; das werde ich kurzfristig entscheiden.
Inzwischen bin ich in meinem Zimmer, es ist 1 Uhr 30 Ortszeit in der Nacht und ich habe das Vergnügen, das „Tims Mints“ gegenüber nicht nur zu sehen, sondern es insbesondere auch zu hören. Ich bin offensichtlich in einer Partystadt gelandet. Aber es gibt ja Stöpsel.
Vielleicht seid Ihr dann ja morgen wieder dabei.
Labu nakti un saldus sapņus.
Euer Gerald