¡Hola, mis queridos!
Heute war ja Wandern angesagt. Dazu mussten wir uns natürlich stärken und diesmal ging das sogar auf der Terrasse, wo man uns einen mobilen Kamin hinstellte, um der morgendlichen, frischen Temperatur ein bisschen zu trotzen. Es gab unter anderem Ensaimadas auf dem Buffet. Das sind pudergezuckerte Teilchen mallorquinischer Machart, von denen man mal eins gegessen haben sollte. Touristen nehmen gerne auf dem Heimflug ein halbes Dutzend Pakete dieses Gebäcks in Schallplattengröße mit in den Flieger, um entweder selbst tagelang daran zu knabbern oder es unschuldigen Freunden als Mitbringsel zu überreichen.
Es ist ja so: Man sitzt auf einem portugiesischen Marktplatz, lauscht den Fado-Klängen aus der Bar und kauft stante pede eine CD mit dieser Musik. Der kretische Honig, oh, wie wunderbar. Man ersteht drei Gläser. Diese Orangenmarmelade, die es in dieser Qualität NUR auf dem Markt in Santanyi gibt. Schatz, steck 5 davon ein. Zuhause dann die Enttäuschung. Was ist das für eine Katzenmusik? Und wer isst eigentlich dieses undefinierbare Mus? Aber im Land selbst ist es wunderbar. Sangria, Ensaimadas und Churros, Orangen, Tramuntana-Honig. Aber Churros auf der Schildergasse, wo die entsprechenden Läden wie Pilze aus dem Boden schießen? Ist ein bisschen wie in der Eifeler Dorfdisco Sirtaki tanzen. Dennoch. Hier steht all das auf unserer To-Do-Liste.
Auch ein mallorquinisches Kulturgut ist der blühende Mandelbaum. Für den sind wir vielleicht ein bisschen zu spät dran. Aber wir haben uns vorgenommen, mindestens einen zu sehen. Und dann die Sangria. Die muss ja nun auch sein. Wie schön daher, dass wir in unserer Wander-App eine Strecke fanden, die ein bisschen in den Naturpark um den Puig de na Penyal hineinging, und die an einer Bar mit der BESTEN Sangria der Insel enden sollte. Zwei Fliegen mit einer Klappe, wie wunderbar! Ich nehme es vorweg: Die Bar hatte am Ende der Wanderung noch geschlossen. Wir bemühen uns trotzdem weiter. Nicht, dass wir nachher einen Roman namens „A la recherche de la Sangria perdu“ schreiben müssen. Möglicherweise würde das sogar ein Bestseller, wer weiß.
Die Wanderung fing bescheiden vor unserem Hotel an. Cala Millor, wir sind da Beide einer Meinung, ist kein schöner Ort (Gottseidank haben wir ein so gutes Hotel und einen Mietwagen, der uns erlaubt, den Ort zu verlassen.) Aber nach einiger Zeit wurde es nett. Dann noch netter. Und dann richtig schön! Am höchsten Punkt unseres Ausflugs hatten wir einen sagenhaften Ausblick über Son Severa, Cala Millor und die Buchten der Umgebung. Der Aufstieg war kein Spaziergang und mein Puls war nach einer circa 500 Meter langen Teilstrecke mit gefühlten 1280 Höhenmetern Unterschied im Molto-prestissimo-con-staccato-fuerte-Modus. Aber es hat sich gelohnt!
Wir sahen tatsächlich Spuren von Mandelblüten, hatten spektakuläre Ausblicke, die Vegetation war wunderschön (Orangen- und Zitronenbäume, englischer Ginster, Olivehaine). Und es war leicht windig und frisch, aber trocken, was ja nun perfekt ist für eine längere und mittelschwere Wanderung.
Im Hotel angekommen, belohnten wir uns natürlich sofort mit einem Bier. Am Pool. Wo sonst niemand saß. Wir lernten dort den hoteleigenen Animateur kennen, der auf Teilnehmer zum Aqua-Aerobic wartete. Hmpf, wir schätzen das bisher uns bekannte Publikum eher so ein, dass es wegen der Völlerei hier ist und sich eher wenig Sorgen um seine Fitness macht. Aber er gab uns ein paar nette Tips für weitere Wanderungen. Er klärte uns aber auch auf, dass die meisten Touristen zu hohe Erwartungen an die mallorquinisches Mandelblüte hätten. Sein Kirschbaum in der Heimat sei – obwohl „alleinstehend“ – wesentlich spektakulärer.
Völlig alleine als Pärchen am Pool ein Bier einzunehmen ist irgendwie skurril. Man zieht aber magnetisch Menschen an. Den Kellner zum Beispiel. Na gut, ist sein Job. Den Animateur. Na gut, ist auch irgendwie sein Job, und außerdem war ihm wohl langweilig. Und dann einen Teil eines Männerpärchens, die gerne sehr nahe an einen herankommen und kurz bevor sie jemanden ansprechen, ihre Maske herunterreißen. Sie sind sehr präsent. Und erzählen gerne über ihre Gefühle. Es sind bestimmt liebe Menschen, aber ein bisschen distanzlos.
Wir enterten nach der Erfrischung noch einmal unseren nahegelegenen Supermercado, kauften Kleinigkeiten ein und gönnten uns dann eine Stunde Auszeit zwecks Erholung und Tagebuchschreiberei. Jetzt aber geht es wieder weiter 🙂 Wir wollen endlich an unsere Sangria kommen!
=== W E R B E P A U S E ===
Wir liefen noch einmal zur Bar Rafael und fanden ein nettes Restaurant vor, wo uns eine gute Sangria kredenzt wurde. Ob es jetzt die beste wieauchimmerwo ist, sei dahingestellt, aber wir fühlten uns wohl, der Kellner war nett, die Speisekarte sah gut aus… Kurzum, wir werden dort morgen Abend speisen. Es scheint gut Stoff in der Sangria gewesen zu sein, denn wir waren auf dem Rückweg zum Hotel schon ein wenig beschwipst.
Unser Abendessen dort war wieder sehr gut, die Küche gibt sich echt Mühe. Thema heute war „Lokale Spezialitäten“. Es gibt übrigens jeden Abend einen Grillstand, der morgens zum Pancake- und Eistand umfunktioniert wird. Ei-Stand! Nicht Eis-Tand. Und erst recht nicht Einstand, wie die Autokorrektur es gerne hätte! Die Kellnerinnen und Kellner im Service sind sehr aufmerksam und ich nutze mal die Gelegenheit, das ganze Personal zu loben. Alle sind megafreundlich und hilfsbereit. Elke hat das Hotel wirklich sehr gut ausgesucht.
Nach dem Abendessen haben wir und nochmal kurz getrennt, gleich spielen wir wieder Backgammon und trinken hoffentlich mal einen besseren Wein. Wer dann wen wann wegen des Spielergebnisses vom Balkon geschubst hat, erfahrt Ihr dann morgen.
Alles Liebe von der Insel,
Euer Gerry
P.S.: Elke besteht darauf, Euch mitzuteilen, dass sie gestern einen Esel gesichtet hat. Da ich fuhr, war ihr vor meinem Gesicht herumfuchtelnder Arm nicht hilfreich und ich hatte daher keine Sichtung. Aber auf der Wanderung heute habe ich wenigstens Eselmist gesichtet.