Ihr Lieben,
gestern Abend traute ich meinen Ohren nicht. Als ich nach Hause kam, wurden eine Hausnummer weiter gerade die Wände eingerissen. Es wurde gehämmert, gebohrt und geklopft, was die Werkzeuge hergaben. Leute, es bleibt mir nichts anderes mehr, als an eine internationale Verschwörung zu glauben. Ist ja langsam nicht mehr wahr. Gegen 22 Uhr hatte das dann aber eine Ende und ich konnte bis weit in den Morgen ausschlafen. Ich nehme es mal vorweg, nach meinen Ausflügen heute, das war so gegen 19 Uhr, standen die Handwerker unten und ich fragte, was sie heute einzureißen gedenken. Man will aber nur verputzen. Die denken wahrscheinlich auch, der dumme Aleman, was will der eigentlich. Aber die kennen ja auch meine Passionsgeschichte nicht.
Ich guckte mir heute früh die Karte der Insel an und sah, dass ich den Norden ein bisschen vernachlässigt hatte. So wollte ich dann erst einmal nach Teror fahren, das ich in sehr guter Erinnerung hatte. Der Verkehr war atemberaubend, es war so viel los! Wahrscheinlich alle auf den letzten Drücker noch Weihnachtsgeschenke kaufen. Dabei könnten die doch – das aber nur nebenbei erwähnt – eine Tierpatenschaft vom Eselpark verschenken. Ach übrigens, das kann natürlich auch der geneigte Leser tun, falls ihm gerade siedend heiß einfällt, dass ja morgen schon Bescherung ist.
Meine Erinnerung hatte mich nicht getrogen. Teror ist wuuuunderschön! Auch, bzw. vielleicht gerade deswegen, wenn kein Markttag ist. Die Einwohner von Teror sind übrigens ganz bezaubernde Leute und weit entfernt davon Terroristen zu sein. Die Dame im Souvenirshop hat mich überschwänglich für mein „niedliches/nettes (lindo) Spanisch“ gelobt. Ich muss mir noch klar darüber werden, was das bedeutet. Es gibt wieder – wie in so vielen Orten – eine Krippe der Solidarität (Belém de la solidaridad), die Spenden für die Armen sammelt. Die von Teror ist besonders hübsch und liebevoll gestaltet. Dazu wirklich nette, mir unbekannte spanische Weihnachtsmusik (so nehme ich jedenfalls an)…. ich hatte fast Pipi in die Augen.
Nach einem ausreichend intensiven Bummel fuhr ich weiter nach Firgas, einem Ort, der in meinem Reiseführer einen unbedeutenden Eintrag hat. Aber auf Fotos im Internet sah das ganz entzückend aus. Und das war es auch. Ein schönes Bergdorf mit irrsinnig schönem Weitblick bis nach La Isleta hinunter. Es gibt eine nette Kirche, die Einheimischen füllten die Tische und Bänke vor den Bars und es gibt einen kleinen Kaskadenbrunnen, der zum Paseo de Canarias gehört, einer sehr ansprechend gestalteten Straße mit Denkmälern für die anderen Inseln und die Municipios von Gran Canaria.
Die Serpentinen herunter fuhr ich dann Arucas an. Um den Parkplatz bei der Kirche zu finden brauchte ich dann Stunden. Man hatte beschlossen, das ohnehin etwas verwirrende Einbahnstraßennetz durch Sperrungen und Richtungsänderungen noch zu verkomplizieren. Mein Navi, liebevoll Lissi genannt, wurde darüber fast hysterisch. Irgendwann erhaschte ich eine Parklücke und beschloss, mir den Weg zu erlaufen. Die Kirche war geöffnet, das war schön. Davor wurde alles für eine Weihnachtskonzert aufgebaut und die ersten Proben fanden statt. Erstaunlich viele Jungs auf der Bühne in Cowboykostümen. Ich muss die Weihnachtsgeschichte nochmal lesen, mir ist da wohl etwas entgangen. Es wurde spät und wegen des Straßen-Wirrwarrs wollte ich dann zurück. Das war auch gut so, denn ich brauchte auch wieder Stunden, um aus Arucas wieder herauszufinden.
Also, ich mag den Norden ja sehr. Das Viertel um die Kirche Basílica de Nuestra Señora del Pino de Teror (allein der Name!) gehört mit zum Schönsten, was die Insel zu bieten hat. Zurück in Arinaga hielt ich an der Kirche, um den Supermarkt dort zu stürmen. Zu meiner Freude auch hier eine Art Weihnachtskonzert. Allerdings mit Musik vom Band und einem Nikolaus, auf dessen Schoß die Kinder kraxeln konnten, die mit Ihren Eltern zu Hunderten Schlange standen. Der Musikverantwortliche schien mir ein wenig zu tief ins Glas geschaut zu haben, seine gelallten HoHoHo-Einlagen ließen diese Vermutung zu.
So langsam geht meine Zeit hier zu Ende. Kann es gar nicht fassen, bin doch erst vorgestern hier angekommen. Für morgen habe ich mir noch mal eine Bergstrecke ausgesucht, die ich noch nicht kenne und am Sonntag werde ich schon zusammenräumen müssen. Aber die letzten beiden Tage will ich noch genießen.
Gleich gehe ich noch in den Ort, ich muss unbedingt gucken, was der Salón heute auf der Karte hat. ¡Tengo mucho hambre!
Liebe Grüße
Euer Gerry
P.S.: Ein Engel für Charly….
P.P.S.: Gerry versucht, Christel in die Führanlage zu bringen, ein erstaunliches Detail in der teroristischen Krippe.
Lieber Gerry, ich wünsche dir schöne Weihnachtstage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bedanken, dass du uns jeden Tag deiner Auszeit mitgenommen hast. Deine kleinen und grossen Abenteuer waren für mich auch eine kleine Pause vom Alltag.
Geniesse deine restliche Urlaubszeit und komm gesund nach Deutschland zurück.
Alles Liebe Pauline
Liebe Pauline, auch Dir und Deinen Lieben ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Danke, dass Du mich begleitet hast, es freut mich sehr, dass Du Spaß beim Mitreisen hattest.
Alles Liebe, Gerry