Tag 24: Wo die Tunten hausen

Ihr Lieben,

zuerst einmal Euch allen fröhliche Weihnachten, viele tolle Geschenke und einen wunderbaren Heiligabend, auch für Eure Lieben.

Ich habe mir heute vorgenommen, Gebirgsstraßen entlangzufahren, die ich noch nicht kenne. Natürlich nimmt man den ein oder anderen schon entdeckten Abschnitt dabei mit. Und was soll ich sagen? Ich habe mir damit selbst ein wunderbares Geschenk gemacht und dem Aufenthalt auf der Insel ein weiteres Krönchen aufgesetzt. Es war wunderwunderwunderwunderwunderwunderwunderwunderwunderwunderwunderwunderwunderwunderwunderwunderwunderwunderwunderschön!

Natürlich hat mich das Navi wieder gefoppt, aber da ich ja einfach durch die Gegend kurven und Aussichten genießen wollte, war das nicht so dramatisch. Ich fuhr bis fast nach Arguineguín und bog dort auf die GC 505 ein. Ich hatte einen Hinweis erhalten, dass es an dieser Strecke auch einen Arco gebe. Den „Arco de Elefante“. Ich gab den Namen in Google Maps ein und wurde auf einen Parkplatz gelotst, von wo aus es noch ein paar Meter zu Fuß sein sollte. Leider, leider lief ich das erste steile Stück des Berges vergebens hoch, denn an einer Gabelung fand sich links ein geschlossenes Tor zu einem Privatbesitz und rechts ein angeketteter Hund, dessen Stimmung mir nicht die beste zu sein schien. Er hatte wohl schlecht geschlafen. Ein Vorbeikommen war nicht möglich und schien mir auch nicht sinnvoll. Ich schmiss Komoot an, das mich 1000 Meter weiter im Süden starten lassen wollte. Ich also zurück und den Anweisungen von Komoot gefolgt. Das Ende vom Lied, ich stand mit MBB auf einer Steigung von 3000 % vor einer Mauer und musste etwa 500 Meter rückwärts mit ihm wieder den Berg runter. Ich beschloss, es gut sein zu lassen.

Weiter sollte es nach Cruz de San Antonio gehen. Hier hat Lissi versäumt, mir mitzuteilen, dass ich in Baranquillo Andrés irgendwo hätte abbiegen müssen. Stattdessen teilte sie mir 5 Kilometer später mit, ich solle doch bitte wenden. Naja, mir blieb auch gar nichts anderes übrig, denn die GC 505 hörte dort schlichtweg auf. Im Nirgendwo. Aber die Strecke war super! Dennoch zurück und in Baranquillo Andrés auf die GC 605. Also, das war abenteuerlich. Saaaaagenhafte Ausblicke, aber die Straße manchmal nur einen Finger breiter als MBB. Vorteil: Bei Tempo 10 kann man alles viel besser genießen. Und Verkehr gab es auch kaum. Ich hielt an der ein oder anderen Stelle an, um einfach die Schönheit zu bewundern. Viele Stauseen, Wälder mit intensivstem Nadelbaumduft, Schluchten und Gipfel. Ein landschaftlicher Traum, den es so auf Erden bestimmt nicht oft gibt.

Am Cruz Grande vorbei ging es weiter nach San Bartolomé de Tirajana. Das ist quasi auch die Hauptstadt der Strandgemeinden im Süden. Daher hat man wohl beschlossen, einen Teil der Stadt Tunte zu nennen. Wie jetzt die Einwohner heißen? Ja, da kann ich nur mutmaßen. Aber ich weiß, dass es ein beliebter Ausflugsort bei uns Trutschen ist, wobei das meistfotografierte Motiv wohl das Ortseingangsschild „Willkommen in Tunte“ sein wird. Ich find’s lustig. Ansonsten ist Bartolomé de Tirajana ein ganz netter Ort, den man aber – glaube ich – nicht besucht haben muss. Liegt aber natürlich an dieser geilen Route! Und ist eine Jakobswegstadt. Ich hätte mir in der Kirche einen entsprechenden Stempel irgendwo hindrücken können.

Mir sind so viele Rennradler wie heute bisher noch nicht begegnet, das wird an der Strecke liegen. Und ich habe das Gefühl, dass hier die meisten ganz vernünftig fahren, im Gegensatz zu Mallorca, wo mir oft die Spucke ob der Waghalsigkeit wegblieb. Dennoch muss man höllisch aufpassen.

Auf dem Weg nach Hause kam ich wieder durch Santa Lucia. Ab da verläuft dann ja die Serpentinen-Strecke, wo es keine 10 Meter am Stück ohne Kurve gibt. In Vecindario kaufte ich mir – etwas schwindelig im Kopf – eine Tortilla für meinen Heiligabendtisch. Dazu wird gleich eine Flasche Cava genuckelt und das alles auf einer vernünftig möblierten Terrasse. Leute, das war ein wirklich schöner Tag. Ich liebe diese Insel, erwähnte ich es schon einmal? Ich meine, wenn, dann nur ganz dezent. Kann man eigentlich fundraisen, dass Fremde den lebenslangen Aufenthalt einer Person in Urlaubsparadiesen finanzieren? Frage für einen Freund!

Liebe Grüße
Euer Gerry

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert