Ihr Lieben,
das Hotelfrühstück ist sehr frugal, es gibt Toast, Marmelade, kleine Kuchen und Kaffee. Der Kaffee allerdings ist trinkbar und es gibt Saft und Obst. Leider keine Eier und keinen Obstsalat (ich faule Sau!). Das gibt Abzug in der B-Note.
Wie schon angedeutet, bin ich ziemlich unvorbereitet hierher gereist. Ich suchte erst einmal die Touristen-Information an der Plaza de España auf, kaufte eine Straßenkarte, fuhr mit der Metro Richtung Rambla und lief dann zur Kathedrale. Der Innenhof der Kathedrale ist schon etwas Besonderes. Viele kleine Kapellchen in den Nischen, jede einem anderen heiligen Superstar geweiht. Riesige Entengänseschwanenvögel (was sind das für Tiere?, weiß es jemand?) schnattern am Brunnen des heiligen Georg um die Wette, eine große Krippe ist aufgebaut. Ich schlenderte durch das gotische Viertel, gelangte auf den Plaza Real, dort wieder auf die Rambla und fuhr von der Station Liceu zur Sagrada Familia. Im gotischen Viertel gibt es sehr nette Läden! U.a. einen Shop, der auch die T-Shirts verkauft, die ich immer im Internet bestelle. Eine Tienda (muss mal mit meinem spanisch angeben!) verkauft ausschließlich „Caganer“, Figuren in Hockstellung, die ihre Notdurft verrichten. Ein unverzichtbarer Bestandtteil einer katalanischen Krippe und inzwischen in allen Farben und Formen (Politiker, Sportler, Showgrößen etc.pp.) verfügbar.
Leute, was ein Trubel drumherum. Tausende Menschen. Und Gerry mittendrin. Liebe das ja. Die Sagrada Familia ist ein Meisterwerk des katalanischen Architekten Antonio Gaudí. Ich habe die Kirche vor Urzeiten im Baustellenzustand besucht, sie ist jetzt schon viel größer und ausgebauter. Ob sie einem gefällt oder nicht, es ist eine spektakuläre Kathedrale des Modernismus. Persönlich finde ich aber, dass die neuen Teile nicht wirklich zu den alten passen. Naja, angeblich sind die Stilbrüche geplant. Eintritt, wie gesagt, habe ich mir geschenkt, aber es war auch wirklich brechend voll und ich hätte möglicherweise ein bisschen Probleme ob der Massen an Touristen bekommen.
Brechend voll waren auch die Hop-on-hop-off-Busse, eigentlich wollte ich mir ja ein Ticket gönnen. Die tumultartigen Szenen beim Ein- und Ausstieg haben mich dann aber doch abgeschreckt. Wohin also jetzt? Parc Güell? Eines der anderen Häuser von Antonio Gaudi? Hafen? Strand? Ich warf einen virtuellen Dartpfeil, indem ich „Sehenswürdigkeiten von Barcelona“ in die Suchmaschine eingab und mich vorab für das dritte Ergebnis entschied. Das war dann die Seilbahn zum Montjuïc hinauf. Yeah.
Um dahin zu kommen, muss man mit dem Funicular, einer Standseilbahn, bis zum Park Montjuic fahren und dort in die… ja, wie heißt denn das dann, äh… die Nicht-Standseilbahn umsteigen. Die hat eine ganz tolle Besonderheit, die fährt nämlich einmal um die Ecke. Das habe ich, glaube ich, so auch noch nicht erlebt. Der Ausblick aus der Seilbahn ist fantastisch! Barcelona liegt einem zu Füßen! Wun-der-bar!! Am Castell oben angekommen lief ich einmal eine Art Wallgraben um die Burg herum entlang. 12 € Eintritt in das Kastell schenkte ich mir, ich hatte gelesen dass es nicht ganz so spektakulär sein soll. Auf jeden Fall kann ich die Seilbahnfahrt absolut empfehlen. Der imaginäre Dart-Pfeil war mein „Harry-Potter sorting hat“ und hat alles richtig gemacht.
Ich hatte jetzt schon etwa 18.000 Schritte auf der Uhr. Ich brauchte ein Bier. Ich schrieb Rolf an (der Exildeutsche), der mich zu einer Cerveseria lotste, wo ich mich Otto und Rolf dann für ein spätes Mittagessen anschloss. Ich hatte Mejillones marinera. Die Muscheln rochen etwas muffig und waren nicht so toll, aber vergiftet werde ich mich wohl nicht haben. Wir trennten uns, ich kaufte noch eine Flasche Wein ein und lief zum Hostal, wo ich mein heutiges Tagebuch begann und mich dann für den Abend frisch machte. Denn um 18 Uhr wollten wir uns schon wiedersehen. Den Versuch, ein kleines Nickerchen zu machen, brach ich ab, da das Hostal die Wiege der Hellhörigkeit ist und die derzeitigen Bewohner die Funktionsweise einer Klinke nicht verstehen.
Rolfs neue Bleibe ist ziemlich in der Nähe meines Hostals, so musste ich nicht weit laufen. Ich bekam eine kleine Wohnungsführung: die Bleibe ist riesig, aber leider ein bisschen verfallen. Rolf ist schon zweimal hier in Barcelona umgezogen, er muss noch ein drittes Mal umziehen. Ich wäre nervlich schon ein Wrack. Nach einem kleinen Apero machten wir uns auf zu einem Italiener, wo wir wirklich sehr gut gegessen haben. Otto und Rolf waren schon öfter dort, daher wurden wir sehr herzlich behandelt! Dann machten wir uns auf in das schwule Nachtleben, wo wir am Ende wegen Überfüllung anderer Bars in einer eher für jüngere Menschen ausgerichteten, sehr modernen Bar landeten, wo wir aber trotzdem preiswerten Wein und leckere Cocktails bekam.
Das war ein superschöner Abend mit den beiden Schnuckels, aber ich war am Ende doch so geschafft, dass ich für nur zwei Stationen die Metro nahm und nicht zu Fuß nach Hause ging. Ob ich morgen früh noch etwas unternehme? Ich muss mittags an der Haltestelle für den Bus nach Andorra sein, daher bin ich skeptisch. Lieber ausschlafen, lange frühstücken und in Ruhe mal lesen, was in Andorra eigentlich so los ist. Das Zimmer im Hostal habe ich bis 12 Uhr.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr wiedeer mit mir reist. Andorra ist zumindest geschichtlich und politisch ein interessanter Ort. Und es soll ein Einkaufsparadies sein, da es ein verzwackeltes Steuersystem haben soll. Was ich davon habe? Wein soll auch preiswert sein!
Liebe Grüße, Euer