Ihr Lieben,
ich dachte, das wird ein kurzer und äußerst unspektakulärer Bericht. Aufstehen. Tagfein machen. Frühstück. Packen. Abfahrt. Irrtum! Okay, schon hier wird es kurz mal spannend, ich nahm ein Uber, da ich mit dem Rollkoffer wieder durch halb Sevilla hätte laufen müssen und dann noch für 5 Euro 40 Minuten Bus fahren. Meine Fahrerin hielt dann mitten auf der Strecke neben einem Verkehrsunfall an, weil eine der Beteiligten ihre Freundin sei. Ob das okay wäre? Ich fahre ja immer extrem früh los, wenn ich fliegen soll, also war das kein Problem. Niemand war verletzt, aber beide Autos waren ziemlich derangiert. Da meine Fahrerin da ja nun auch nicht viel ausrichten konnte, dauerte der Stopp auch nur 5 Minuten.
Sevilla hat die wohl undurchdachteste Sicherheitskontrolle, die ich je gesehen habe. Man packt auf einer Fläche vor dem Transportband seine Habseligkeiten aus (und inzwischen braucht man ja wegen Elektronik, Klamotten und Rucksack durchschnittlich drei Kisten dafür) und dann zieht das einer von dahinter rüber. Das führt dazu, dass alle Kisten wild durcheinander hinter der Durchleuchtung ankommen und nicht zusammenhängend. Das wiederum endet fast in wilden Schlägereien. Mal abgesehen davon, dass ich mich nicht wohlfühlte, dass ich hinter dem Security-Check stehe, aber Portemonnaie, Handy und Tablet völlig außer Sichtweite davor.
Die Abflugzeit verschob sich im Laufe der Zeit immer weiter nach hinten. Erst 15 Minuten, dann 30, dann 90. Inzwischen waren wir bei 130 angekommen. Ich überlegte, mir ein Zelt aufzubauen, stellte mich aber erst an der Selbstbedienungstheke für einen Kaffee an. Die junge Dame vor mir kam wohl vom Sport. Und zwar einem, den sie vor Tagen begonnen hatte. Mir war so übel, ich verließ die Schlange und stellte mich wieder hinten an. Was ist aus Waschen und Deo geworden? Als der Kaffee alle war, ging ich pseudoshoppen. Also, angucken ohne zu kaufen. Dann organisierte ich mir einen Sekt. Wieso gibt es hier keine Massagesessel?
Irgendwann dann wurde zum Boarding aufgerufen. Als die Hälfte der Menschen an Bord war, stockte es. 5, 10, 15 Minuten… Nach einer halben Stunde verließ ich die Schlange und fragte die Vueling-Mitarbeiterin, ob sie nicht mal eine Durchsage machen wolle. Es gäbe technische Probleme, schon seit Paris, und man wisse jetzt auch nicht, wie es weiterginge. Und nein, sie müsse nichts durchsagen. Sie war recht pampig.
Wieder 20 Minuten später stiegen alle bisher eingestiegenen Passagiere wieder aus. Gerangel am Schalter. Man wusste wieder nichts. Es gab einige Passagiere mit Anschlussflügen, da hörte man deutlich die Verzweiflung raus. Man solle einfach warten. Dann hieß es, alle wieder rein. Die Maschine war dieselbe. Na denn. Mit drei Stunden Verspätung hoben wir ab. Wie Ihr lesen könnt, habe ich überlebt. Aber mulmig ist einem dann doch ein bisschen. Defekte Maschine. Hm.
Ich hatte schon vorher Notausgangssitz gebucht. Dennoch fragte mich Vueling am Vorabend des Abflugs per Mail, ob ich nicht für 31 Euro in die Business-Class aufsteigen wolle. Ich wollte nicht. Und dann stellte ich fest, es gab ja auch gar keine Business-Class!! Sachma, wie dreist ist das denn? Wenigstens waren die Mittelplätze am Notausgang dann frei. Gottseidank. Der Fensterplatzmensch neben mir schlief sofort schnarchend ein. Wieso können bestimmte Menschen sofort einknacken? Man kann die auf links gedreht in eine Birke hängen und die können schlafen! Ich bin neidisch! Auf der anderen Seite saßen der spanische Lugner und seine 500 Jahre jüngere Gespielin und … ach nee, das wollt Ihr nicht wissen! Sie feierten halt ihre Liebe.
Wir landeten irgendwo in der Pampa. Alles sprang auf, riss die Koffer aus den Gepäckablagen und dann kam die Durchsage, wir mögen bitte etwas Geduld haben, der Bus käme in 20 Minuten. Er kam in 30. Wir fuhren gefühlt über Wladiwostok bis zum Ankunftsterminal. Dort warteten wir etwa eine Stunde auf das Gepäck! Alle 2 Minuten erschien ein Koffer. Plopp machte es, bevor er auf das Laufband fiel. Plopp. Plopp. Holte jemand die Gepäckstücke einzeln vom in der Pampa stehenden Flieger?
Ich brauchte dann noch 30 Minuten bis in mein Spa-Hotel. Naja. Das SPA konnte ich jetzt ja vergessen. Ich schmiss meine Klamotten ins Zimmer und machte mich stantepede auf zu meinem Treffen mit Rolf. Und das war dann endlich mal schön!
Wir feierten unser Wiedersehen ausgiebig im schwulen Ausgehviertel und so lernte ich vier Bars kennen. Was ich nicht kennenlernte, waren Barcelonesen, dafür aber Bulgaren, Brasilianer, Kubaner, Panamaer, Franzosen und dergleichen. Gegen drei Uhr früh dann brach sich ein Fünkchen Verstand Bahn und wir trennten uns. Die zweite Teilstrecke der Metro hatte schon geschlossen, aber es fuhr ein Nachtbus. Ich fiel ins Bett und verpennte das Frühstück.
Yep, das verursachte dann ein wenig Hektik bei mir. Wieder mit der Metro zum Flughafen, an den Lufthansa/Swiss-Schaltern nur drei besetzt, dafür aber 500 Menschen in der Schlange. Dafür war aber die Sicherheitskontrolle in drei Minuten durch. Drei Minuten vorm Boarding war ich dann am Gate.
Der Flieger war bumsvoll. Hinter mir ein hyperaktives Kind, dass 10 Minuten am Stück das Tablett auf- und zuklatschte. Ich sprach den unbeteiligt danebensitzenden Vater an, ob er den Sitzplatz mit mir tauschen möchte. Dann ging es. Beim Landeanflug dann Herz-in-Hose-Situation. Eine Stewardess rief über Sprechanlage „Cabin not safe for landing“ (oder etwas ähnliches) und der Pilot startete durch. Ich war dermaßen erschrocken! Es stellte sich heraus, dass (sorry) ein Rotzblag noch auf der Toilette war und den Rotzeltern war das entweder egal oder entgangen. Die Schleife, die geflogen wurde, hat uns 15 Minuten Verspätung beschert, sonst wären wir pünktlich gelandet.
Am Flughafen dann das nächste Drama. An Gepäckband 2 stand ein herrenloser Rucksack. Es war abgeriegelt und eine Kohorte schwerbewaffneter Polizisten beäugte jeden misstrauisch. Gottseidank startete das Band sofort und mein Koffer kam als drittes. ALS DRITTES! Das hätte mir noch gefehlt, dass die Halle geräumt wird. An Gleis 5 Fernbahnhof dann ein herrenloser schwarzer Koffer. Ich raff es nicht. Sind das so dumme Menschen? Oder – Achtung Verschwörungstheorie! – machen Menschen das extra, um Schrecken zu verbreiten?
Naja, Zug fuhr fast pünktlich los, er war nur dreckig wie nix. Toilettenpapier in den Gängen und auf den Sitzen. Waren da Fußballfans mitgefahren? Kurz vor Deutz dann aber Signalstörung. Egal, 20 Minuten gewartet. In Deutz dann einen Weltschmerztaxifahrer erwischt. „Alles geht den Bach runter!“, „Man weiß gar nicht, wo das alles hinführt!“. Und dann: ENDLICH ZUHAUSE! Also, ich werde schon irgendwie alles auspacken, Wäsche waschen und dergleichen, aber hauptsächlich werde ich auf dem Sofa abhängen und es mir gut gehen lassen.
Ihr Lieben, danke an alle, die mitgereist sind und mir Nachrichten schrieben. Ich hoffe, ich habe Euch amüsiert und/oder inspiriert, auch eine der Städte zu besuchen (oder es sein zu lassen 🙂 ). Mein Fave ist ja, wie man wohl heraushören konnte, Sevilla.
Im April geht es dann über meinen Geburtstag nach Malle, das wird wahrscheinlich weniger aufregend.
Allen ein gutes, gesundes und glückliches Jahr und bis bald. Euer