Ihr Lieben,
keine Angst, es gibt keine unzüchtigen Fotos… das wollte ich vorwegschicken. Falls Ihr wegen der Überschrift irritiert seid.
Rolf war so lieb, mir heute früh schon einen Bottich Kaffee hinzustellen, er ist einfach ein guter Mensch! Heute erwartete mich ja eine Führung im Parc Güell, da muss man erst einmal hinkommen. Der ÖPNV hier ist schon recht gut, aber zum Park, der auch noch auf einem steilen Hügel liegt, ist schwer hinzukommen. Ich empfehle, insbesondere Menschen mit meiner Kondition, ein Taxi zu nehmen. Ich hatte eins über Uber bestellt, das ließ auf sich warten. Inzwischen fuhren mindestens drei freie Wagen an mir vorbei. Egal, ich war pünktlich am verabredeten Treffpunkt mit dem Veranstalter und holte mir meinen ans Revers zu heftenden Bapperl mit der Deutschland-Trikolore ab.
Es war eine Gruppe von 30 Personen und unsere Guía Carla ist eine Italienerin, die seit 14 Jahren hier lebt. Ihr Deutsch war recht gut und sie führte uns mit vielen Erklärungen im Stechschritt durch den gut besuchten Park. Ob diese Gruppenführung jetzt wirklich 34 Euro wert war? Anders, als ich glaubte, waren die Zusatzeintritte z.B. ins Museum nicht enthalten.











Vor 24 Jahren war ich das erste und bis dato letzte Mal im Parc Güell, der Eintritt war frei und der Park war nur mäßig besucht. Ich weiß, dass ich es damals sehr genossen habe. Natürlich ist der Parc Güell immer noch schön, ich liebe die Drachentreppe, die über 100 Meter lange, geschwungene Sitzbank, die Aquädukte, die Bepflanzung. Ein bisschen was Neues habe ich über Gaudí erfahren (er war scheinbar furchtbar religiös, hatte nicht viel Glück im Leben und in der Liebe) und die ein oder andere Kleinigkeit hätte man vielleicht ohne Guide nicht entdeckt. Die Wäscherinnensäule oder den Oktopus an der Decke des Säulensaals z.B. Ein Besuch ist immer noch ein Muss!
Nach über 2 Stunden war aber auch gut und ich lief hinunter in das Barrio Gràcia, das als elegantes Reichenviertel gilt. Die Passeig del Gràcia gilt als drittteuerste Einkaufsstraße Europas. Ich deckte mich dort natürlich sofort für den kommenden Sommer mit der neuesten Kollektion „Mode für den distinguierten jungen Herrn“ ein. Hier findet man auch die Casas Batllo und Amatller, letzteres vom Architekten Puig i Cadafalch.







Eine Bekannte insistierte nachgeradezu mehrmals, dass ich bei Tapas 24 den berühmt-berüchtigten Bikini mit Trüffel esse. Auflösung: Das ist kein zweiteiliger Strandanzug, sondern eine Art gegrilltes Sandwich. Das nahm ich dann zu mir, ich wollte nicht, dass Ulli ihre Provision verliert… 😁 Es war aber pures Glück, dass ich einen Platz bekam; während ich aß (ich hatte auch noch einen russischen Salat) wurden Dutzende Leute abgewiesen. Das Essen war aber auch gut und die Terrasse ist sehr nett.
Ich lief die Einkaufstempel entlang, machte einen Abstecher in den Corte Inglés und den Media Markt, ich hatte mein Ladekabel in der Wohnung vergessen und wurde im Corte nicht fündig, dann über das gotische Viertel zum Hafen, wo ich mich für ein Stündchen auf einen Kaffee in den Schatten setzte, denn ich war zu früh für meine Bootsfahrt. Die Yachten, die hier im Hafen lagen, trieben mir die Tränen in die Augen. So viel Armut nimmt mich dann doch sehr mit.




Die Katamaranfahrt sollte am Ende des Hafens starten. Das war weiter draußen als gedacht und ich musste einige Meter laufen. Als ich ankam, stand da schon eine Gruppe feierwütiger Jugendlicher, Gäste des Geburtstags einer hysterischen Göre aus der High Snobiety. Alle schon angetütert und sehr laut. Ich befürchtete das Schlimmste. Dann Entwarnung, sie wurden einem anderen Boot zugeteilt. Wir liefen dann zu unserem Katamaran, als wesentlich kleinere Gruppe. Bis, ächz!, ein Junggesellenabschied in letzter Sekunde zu uns stieß. Ach herrjeh!
Eine Dreiergruppe Jungs fragte eine ältere Dame, ob sie sie fotografieren könnte. Klar. Moment, wir ziehen schnell unsere Shirts aus. Die Dame kam aus dem hysterischen Kichern gar nicht mehr raus. Die Junggesellenjungs verhielten sich aber ungewöhnlich gesittet (es war übrigens eine männliche Braut und die Begleitung war international besetzt), es gab Tortilla und Cava aufs Haus, einen klasse Blick auf die Stadtsilhouette, der zweite Wein ging auf den Capitán, der sich freute, dass ich spanisch lerne, alles in allem ein netter Zeitvertreib. Und wir erinnern uns, als Muschelschubser fahre ich ja nur zu gerne Boot, daher machte mir auch der halbstündige Badestopp, den ich in der Beschreibung wohl überlesen hatte, nichts aus.





Warum es übrigens manchmal schwierig ist, an Tickets zu kommen, erklärt sich durch die massiv angestiegene Zahl der in Barcelona anlegenden Kreuzfahrtschiffe. Fünf dieser Riesenpötte lagen heute im Hafen. Die kaufen natürlich Massen an Kontingenten für ihre Passagiere weg.
Da ich inzwischen gefühlt einen Marathon gelaufen war, wollte ich jetzt mit dem Bus aus dem Hafen zurück. Auf den musste länger gewartet werden und er war natürlich pickepackevoll, als er denn dann ankam. Dann noch zweimal Metro, um halb 8 war ich fix und fertig daheim. Nach einer kurzen Pause liefen wir dann zu einem Restaurant in der Nähe, wo insbesondere das geeiste Turròn auf großes Gefallen stieß. Die Muscheln waren okay, die patatas bravas keine patatas bravas. Der Turròn rettete aber alles.
Wir überlegten, noch einen Absacker im Regenbogenviertel zu nehmen, aber die Jungs haben morgen volles Programm und ich war leider durch von der Rennerei und der Hitze. So nahmen wir den kleinen End-of-the-day-Drink in der Wohnung und wünschten uns sueños buenos.
Morgen ist der Kurztrip schon wieder vorbei. Verstehe ich nicht, bin doch gerade erst angekommen! Aber ich habe noch den ganzen Tag und bin bisher planlos. Gegen 19 Uhr will ich dann Richtung Aeropuerto aufbrechen. Bleibt Ihr solange bei mir? Fände ich supernett. Liebe Grüße, Euer

P.S.: Um die Ecke findet eine Art Volksfest statt, da kann man u. A. Spezialitäten kaufen. Manchmal ist Aufgabegepäck doch nicht zu verachten; ich muss mir verkneifen, Käse, Schinken und Öl einzukaufen.
Als ich heute Abend dort vorbeikam, sang gerade eine Dragqueen ABBA-Songs. Party? Barcelona kann’s.
Es ist bestimmt auch schon über 20 Jahre her, seit ich das letzte Mal im Park Güell war – aber du hast recht, er ist gemäss deiner Bilder und Beschreibung immer noch eine Besichtigung wert.
Herzlichen Dank wieder einmal für deine wunderbaren Beschreibungen und deine grossartigen Fotos!
Du willst ja partout kein Buch schreiben – wie wäre es denn mit einem Fotoband?
Es muss ja nicht gleich eine ganze Reihe sein; einer würde schon reichen – ich kenne da jedenfalls schon einen Abnehmer.
Ich wünsche dir einen guten Flug und eine angenehme Heimreise. Natürlich sind wir alle wieder dabei!
PS danke für dass äusserst gewagte Bikini-Bild
Danke für den lieben Kommentar, Marco.
Mal sehen, vielleicht schreibe ich im Altenheim dann an einem entsprechenden Buch… 😁
Hab einen schönen Tag in Locarno!