Barcelona 2025, Tag 4: Gerry geht ins Kloster

Ihr Lieben,

heute wollte ich mal völlig unanstrengende und unschwitzige Dinge unternehmen, ich musste ja ein bisschen Rücksicht auf die Mitfliegenden am Abend nehmen. Beim Durchblättern des Internets stieß ich auf „völlig untouristisch“ und „selbst im Hochsommer kühl“ und so war das Real Monasterio de Santa María de Pedralbes, das in zwei Jahren seinen 700. Geburtstag begehen kann, mein erstes Ausflugsziel für heute. Die Fahrt dahin war allerdings schon wieder schweißtreibend, da ich an der Plaça Catalunya umsteigen musste. Wer die kennt, weiß was ich meine… So ein Durcheinander und Gewusel.

Von der Endhaltestelle der L6, Sarrià, fährt eine Linie L12, die aus nur zwei Stationen besteht, nämlich der Sarrià und der Reina Elisenda. Zwischen denen fährt der Zug hin und her. Ist eine Stelle als Zugführer hier eine Strafe oder ein Glück? Mir würde es wohl gefallen. Schön unaufregend. Die beiden Linien musste ich jedenfalls bemühen.

Die Klosteranlage ist sehr groß und einen Ausflug wert. Zu meiner großen Freude war zudem, warum auch immer, der Eintritt heute frei. Die Kirche an sich ist etwas schmucklos und dunkel, aber das angrenzende Kloster (Achtung, anderer Eingang) ist mit seinem mehrstöckigen Kreuzgang und vielen Ausstellungssälen absolut sehenswert. Es gab eine kleine Ausstellung über Makrofotografie und man konnte einen mittelalterlichen Vorratsraum, einen Kräutergarten, Klosterzellen, ein Diorama über das Leben Christus und vieles, vieles mehr sehen.

Auch die Gegend um das Kloster herum ist sehr schön, ich nahm in einem wunderbaren Bistro einen Kaffee und ein Wasser zu mir (Das hebe ich übrigens nur hervor, damit ihr nicht glaubt, ich würde den ganzen Tag nur saufen). Wenn ich schriebe, es handle sich hier um eine gehobene Wohngegend, wäre das eine Untertreibung. Immerhin befinden sich die britische Schule und das amerikanische Generalkonsulat in direkter Nachbarschaft.

Mittags traf ich mich mit Otto zu einem „Menú del día festivo“ in einem Restaurant nahe der Plaça Espanya. Wir waren doch etwas baff, als wir jeder eine Flasche Wein zum Essen bekamen. So zog sich das Essen natürlich etwas… Als Nachtisch gab es dann aber auch nur Eis aus der Fabrik, was zur Qualität der anderen Gerichte passte. Gut, aber nicht mit den anderen Restaurants vergleichbar. Wenigstens haben Otto und ich es geschafft, die anfänglich total missmutige Kellnerin zum Lachen zu bringen.

Nach dem Mittagessen liefen wir zur Plaça Espanya, wo sich langsam aber sicher die Großbaustelle der letzten Monate zu lichten beginnt, und bogen dort ab zum Pavillon von Mies van der Rohe, der anlässlich der Weltausstellung 1929 den deutschen Beitrag darstellte. Der Pavillon war direkt nach Ende der Weltausstellung abgerissen worden. In den 80er Jahren beschloss man dann, ihn originalgetreu an gleicher Stelle wiederaufzubauen. Normalerweise kostet der Besuch 9 Euro Eintritt, was ich für ziemlich überteuert halte, aber auch hier mussten wir nichts zahlen. Inzwischen glaubte ich schon, man verwechsele mich mit einem Prominenten. Der Pavillon ist wunderschön, ich bin ja ein Bauhaus-Fan (nicht vom Baumarkt, aber dafür auch vom Brauhaus), aber es ist schon eine recht übersichtliche Sehenswürdigkeit.

Wir stapften, vielmehr rollten anschließend zum Nationalmuseum hoch. Das liegt schon weit oben in den Anfängen des Montjuïc, aber man war so freundlich, wohl ahnend, dass ich irgendwann vorbeischauen würde, Rolltreppen an vielen Stellen zu installieren. An dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön an die Verantwortlichen!

Von oben hat man einen sehr schönen Blick über die Stadt, auch das Gebäude an sich ist einen Umweg wert. Das Museum hatte zwar geschlossen, aber ein Besuch hätte sich auch rein zeitlich als etwas anstrengend gestaltet. Wir streiften noch durch die Nachbarschaft, unter anderem durch einen kleinen Park, und landeten wieder in der Wohnung, wo ich noch Kaffee bekam, noch einmal duschen konnte, um dann zum Flughafen aufzubrechen.

Noch in der Wohnung erreichte mich die Nachricht, dass sich mein Abflug um eine Stunde verspäten würde, ich mich aber dennoch zur angegebenen Zeit am Flughafen einzufinden habe. Ich wollte mich schon künstlich aufregen (denn Aufregung macht ja bekannterweise alles besser), da kam direkt eine zweite Mail, dass meine Reiseversicherung mir einen Gutschein für die Lounge bereitgestellt hat. Tatsächlich hatte die mich vor einigen Wochen aufgefordert, für genau diesen Fall meine Flugzeiten in eine Datenbank einzutragen. Hat sich gelohnt, denn während ich dies schreibe, nippe ich an einem Glas Cava und schaufele Tapas in mich rein. Wobei, ich musste eine Viertelstunde anstehen, da die Lounge wegen Überfüllung keine neuen Gäste einließ. Einige verließen deswegen die Schlange schlecht gelaunt; großer Fehler, die VIP-Lounge verdient ihren Namen nämlich zu recht. Alles sehr lecker, alles vorrätig, alles frisch.

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Leider zeigte die Anzeigetafel dann, ich müsse mich jetzt zum Gate bemühen, und so verließ ich die schöne Lounge, nur um festzustellen, dass an dem Gate ein ganz anderer Flug gerade boardete. Man sagte mir dort, die Maschine vom Hinweg werde noch eine Stunde brauchen, ich soll es mir doch gemütlich machen. Tja, das hätte ich ja haben können, aber zurück in die Lounge ging jetzt nicht mehr. Zudem zeigte die Anzeigetafel nun, dass jetzt woanders gerade das Einsteigen liefe. Ich hastete dorthin, um festzustellen, dass die Anzeige meinen Flug anzeigte, gerade aber eine Eurowings ablegte. Ich bekam die Krise, wie drei oder vier andere, die mit mir zeitgleich eintrudelten. War auch niemand da, der uns hätte aufklären können. Wir checkten Websites, da hieß es, wir hätten noch eine Stunde, inzwischen war der Schalter besetzt und man informierte uns, es ginge gleich los. Tat es nicht… Lange Schreibe, kurzer Sinn: Totales Chaos. Mit anderthalb Stunden Verspätung hoben wir ab.

Pasajeros al borde de un ataque de nervios!

Eurowings dann in Köln so: Sie ärgern sich bestimmt jetzt sehr, dass Sie zu spät angekommen sind, aber da geht noch mehr: wir sorgen dafür, dass Sie vor Wut platzen! Denn wir parken jetzt nicht etwa an einem Finger, so dass Sie Ihre Bahn noch bekämen, sondern jwd und lassen den Bus auch 20 Minuten warten, bis Sie einem Kollaps nahe sind. Man muss wissen, dass Köln zwar Nachtflüge erlaubt, man aber ab einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr vernünftig mit der Bahn wegkommt. Ich nahm ein Taxi, dessen Fahrer ich dann zum krönenden Abschluss noch erklären musste, wie er zu fahren hat.

So, Frust runtergeschrieben, jetzt wieder erfreuliches: das war eine verdammt schöne Reise, nicht zuletzt wegen der tollen Gastgeber Rolf und Otto, die mir Asyl gewährten und viel Zeit für mich opferten. Muchas gracias, Ihr Beiden! Gerne dann auch mal bei mir Unterschlupf suchen, ich nehme pro Nacht auch nur 120,- Euro pro Person… 😉

Allen Lesern danke ich fürs Mitreisen; ich hoffe, Ihr hattet etwas Spaß und vielleicht habe ich Euch ja sogar zu einem Barcelona-Besuch inspiriert. Sehen wir uns in drei Wochen in Bukarest?

Alles Liebe und Gute, Euer

4 Gedanken zu „Barcelona 2025, Tag 4: Gerry geht ins Kloster“

  1. Lieber Gerry,
    vom Kloster zur Chaos-Komödie – dein Tag 4 liest sich wie ein spirituelles Roadmovie mit Turbulenzen am Himmel!
    Erst andächtig durchs Kloster schlendern, dann vom Flughafen fast ins Nirvana befördert – wer braucht schon Meditation, wenn Eurowings einen direkt zur Erleuchtung stresst?
    Trotz allem: Danke, dass du uns so authentisch und mit Augenzwinkern mitnimmst. Deine Zeilen bringen nicht nur Fernweh, sondern auch ein breites Grinsen. Hoffe, du bist innerlich erleuchtet und äusserlich nur leicht zerknittert. 😉

    Herzliche Grüsse und bitte mehr davon!
    Klein -Marco

    PS wie wäre es mal mit einer Island-Reise…?

    1. Klein-Marco, mein Lieber. Das mit Island… das müssen wir mal in Angriff nehmen… Es soll Flüge von Sal nach Island geben, die nur 40 Minuten dauern 😂 (immer diese Insider-Witze!).
      Ja, und was soll ich sagen, gegen die Zerknitterung kann ich nichts mehr unternehmen, aber die meisten Falten sollten bei allen vor allem vom Lachen kommen!
      Danke fürs Mitreisen! Dein Gerry

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