Balkan 2025 (Tag 7): Auf nach Sofia oder wie Gerry sich mal ausruhen musste

Ihr Lieben!

Der feine Herr hat heute morgen statt auf die Schlummertaste des Handys auf die Alarm-Aus-Taste gepatscht. Das war nicht weiter dramatisch, aber das Frühstück musste ich ausfallen lassen, sonst wäre es hektisch geworden. Immerhin konnte ich mir auf dem Zimmer Nescafé machen. Ich duschte, packte gemütlich, checkte aus und orderte mir ein YandexGo-Taxi, das mich für etwa 20 Euro zum Flughafen brachte.

Alles rund um den Flug verlief einwandfrei, natürlich propellerten wir wieder. In Sofia gibt es eine Metro in die Stadt, die kann man mit Kreditkarte betreten. Das System habe ich noch nicht ganz verstanden, aber eine Fahrt kostet 1,60 BGN, egal ob Bus, Bahn oder Scottys Transporter. Und das Tagesmaximum scheint auf 4 BGN gedeckelt zu sein. Ich werde es an der Kreditkartenabrechnung sehen. BGN kann man übrigens leicht umrechnen, einfach durch 2 teilen. Wie bei der DM. Das Hotel liegt dann von der Metrostation Serdika etwa 10 Minuten Fußweg entfernt.

Als ich am Hotel ankam, checkte gerade eine größere Rockergang ein. Also, eine der zivilisierteren Art. Männer kurz vor der Midlife-Crisis halt. Das Hotel ist okay, die Gegend schäbig, das Zimmer klein, das Bad winzig. Das ist nach der Hütte in Belgrad ein Abstieg. Für 4 Nächte wird es gehen.

Ich machte mich auf eine erste Erkundungstour. Minimarkt um die Ecke. Wir wurden keine Freunde. Kaufland (sic!) in der alten Stadthalle. Sehr schön. Sind jetzt schon best buddy’s. Einkäufe ins Hotel gebracht, durchs Viertel gelaufen.

Alles ziemlich verwahrlost. Ab zur Alexander-Newsky-Kathedrale. Fast jede dritte Kapelle heißt ja nach ihm, dem Nationalhelden Russlands und ranghohem Heiligen der orthodoxen Kirche. Da war gut was los, davor war groß für ein Konzert aufgebaut. Die Glocken schepperten, klingelten und dingdongten ohne Unterlass in einer schrägen Sinfonie. Drinnen verblasste Pracht, aber immer noch schwer beeindruckend. Auf den Nebenplätzen Ikonenanbieter, Kunsthandwerker und Tinnefverkäufer.

Ich machte einen kleinen Schlenker am Haus des Kommunismus, an der Banja-Baschi-Moschee vorbei, hin zu der in einem Straßenbahnwaggon untergebrachten Touristeninformation. Dort erfuhr ich auch den Grund für Gebimmel und Konzert: es war Tag der bulgarischen Einheit. Vor 140 Jahren schlossen sich an dem Tag das Königreich Bulgarien und die Provinz Ostrumelien zusammen.

Ja, und dann, dann war mir ein bisschen schwummrig und ich kehrte zurück in meine Bleibe, um mich kurz hinzulegen. Das war um 19 Uhr. Um 22 Uhr wachte ich kurz auf, machte mich richtig bettfein und schlief bis 8 Uhr früh. Puh. Da hat es aber einer nötig gehabt.

Daher bekommt ihr meine Erlebnisse von gestern jetzt auch live aus dem Frühstücksraum.

Heute gehe ich dann mal alles etwas gemütlicher an. Bis heute Abend, Ihr Lieben! Euer

So lächeln Sie doch um Himmels Willen einmal!

Balkan 2025 (Tag 6): Donau und Save oder Wie Gerry zum zweiten Mal in Jugoslawien war

Ihr Lieben!

Das Dachfenster in meinem Skadarska-Hotel schützt natürlich nicht vor Gästen, die nachts rakijatrunken über die Gänge taumeln und dabei herumkreischen. Herrjeh. Ich saß senkrecht im Bett! Ob der Rakija hier so gut ist, wie der in Sarajevo?

Mein Programm heute war wieder stramm, aber locker, dialektisch halt. Ich plante, Tito meine Aufwartung zu machen (schwierige Person, siehe ebenfalls Bericht zu meiner Bosnien-Reise), das Museum für moderne Kunst zu besuchen, den Gardoš-Turm zu erklimmen, über Donau und Save zu schippern und dann auch noch pünktlich zum Abendessen bei Velika Skadarlija zu erscheinen. Das ist mein Frühstücksrestaurant, für das ich einen Rabattgutschein habe und in dem ich morgens schon einen Platz reserviert habe. Die Bootsfahrt hatte ich noch am Vorabend vom Hotelzimmer aus gebucht.

Zum Frühstück gab es heute den Serbischen Teller. Liebe Ike, falls Du mitliest: ich hatte ein bisschen Angst, dass das in etwa so etwas wie auf unserer Reise nach Edinburgh war (man kann mich danach fragen, sollte es aber besser lassen). Aber es war dann ein Schinken-/Wurst-/Käse-Teller mit Brot. Puh!

Los ging es mit dem Gardoš-Turm, u.a. weil es das entfernteste Ziel war. Der wurde vor knapp 130 Jahren zur Erinnerung der Besiedlung der pannonischen Tiefebene durch Ungarn auf den Überbleibseln der Festung in Zemun errichtet. Von Zemun aus klettert man hunderte Stufen der sogenannten Dabižić-Treppe zum Monument hinauf, um dann im Turm noch einmal 64 weitere raufzukraxeln. Man hat von oben einen spektakulären Blick auf Belgrad und Donau. Der Turm an sich ist auch sehr schön. Schilder weisen darauf hin, dass Graffiti eine Straftat seien, aber in jeden erreichbaren Ziegel auf der Aussichtsplattform hat sich jemand verewigt. Die älteste Eintragung, die ich auf die Schnelle fand, war von 1908.

In uunmittelbarer Nachbarschaft befindet sich die Kirche des Heiligen Großmärtyrers Dimitri. Ich weiß nicht warum, aber ich habe ein Händchen dafür, in Zeremonien zu platzen, diesmal war es eine Beerdigung, die vorbereitet wurde. Ich zog mich dezent zurück. Der Friedhof der Kirche hat auf Google nur 5-Sterne-Bewertungen, aber keine äußert sich zur Liegequalität. Aber es ist schon sehr friedlich dort. Einem der Steinmetze müsste man nur einmal sagen, dass bestimmte Anordnungen von Grabtafeln eher ungünstig sind. Neben dem Turm gibt es eine Restaurant-Terrasse, da gönnte ich mir wieder eine Limonata. Ist schon ein gei… äh… leckeres Zeug.

Auf ins Museum für zeitgenössische Kunst! Das liegt dann auch noch jenseits der Save, quasi in Transsavien, nahe der Donau in einem etwas verwahrlosten und vertrockneten Park. Es war gerade Mittag und die Sonne brannte auf mein ehemals von goldenen Locken gekröntes Haupt. Gefühlt waren es 40°C, das Thermometer zeigte „nur“ 34°C an. Das Museum ist von Außen ein ungelungener Zweckbau, vor dem wie verloren einige moderne Skulpturen herumlungern. An der Kasse erklärte man mir, ich habe Glück, denn da die Ausstellung komplett umgebaut würde, käme ich in den Genuss eines reduzierten Eintrittspreises. Tja, so definiert jeder Glück auf seine Weise. Es blieb nämlich nur eine sehr nette Ausstellung im Foyer übrig, Werke von Dragana Ilić, hier ausschließlich Portraits. Gezeichnet und modelliert. Da waren einige sehr schöne Stücke bei. Aber ich hätte natürlich gerne mehr gesehen.

Als wäre heute Tag der Museen, beschloss ich, das Museum Jugoslawiens zu besuchen. Und tatsächlich war ich als Jugendlicher 1987, sieben Jahre nach Titos Tod, aber noch vor den Balkan-Kriegen, in Jugoslawien. Auf der kroatischen Insel Hvar. Da haben mein Bruder Oliver und ich allerhand Schabernack getrieben. Ohne Helm und Führerschein Motorrad gefahren. Ist verjährt.
Als junger Mann hat mich das Konstrukt der Räterepublik ja beeindruckt. Kroatien hat sich dann 1991 von Jugoslawien abgespalten. Und jetzt das Museum, auch Jugoslawien. Kernstück ist das Mausoleum von Josip Broz Tito (großes Grab) und seiner Frau Jovanka (kleines Grab), genannt das Blumenhaus. Jovanka war 32 Jahre jünger als ihr Mann, starb dann aber auch erst 33 Jahre später. Sie fristete nach Titos Tod ein fürchterliches Dasein.

Die Fahrt ins Museum war abenteuerlich, da Maps mich mal wieder gehörig an der Nase herumführte. Irgendwann stand ich an einer Station, von der ich wusste, hier muss ich den Trolleybus Nr. 40 nehmen, der hält genau vor dem Museum. Allein, der Bus kam nicht. Und Google flötete alle 10 Minuten „Na, wie ist es? Ist der Bus voll?“. Nach 25 Minuten kam einer, der war so voll, da passte keiner mehr rein. Weitere 15 Minuten vergingen, da konnte ich mich in einen reinquetschen. Nach 50 Metern Fahrt stimmte mit dem Stromabnehmer etwas nicht. Alle wieder raus und in den nächsten Bus. Ehrlich, ich fühlte mich fast wie daheim. Langen Wartens kurzer Sinn: Irgendwann kam ich an. Das Mausoleum (s.o.) hatte ich nach ein paar Minuten abgehakt.

Das Museum besteht aus zwei weiteren Teilen, eines davon ein langes, schmales Haus, in dem Devotionalien der Revolution und Gastgeschenke von Staatsbesuchen, Plakate und Waffen, Dokumente und so allerhand anderer Krimskrams untergebracht sind. Das ist teilweise informativ, aber mehr etwas für wahrhaftige Nerds. Im dritten, dem größten Museumsbau konnte nur ein Saal besucht werden. Hier beschäftigte sich eine Ausstellung mit Leben und Wirken von Veljko Vlahović, einem montenegrinischen Politiker der kommunistischen Bewegung. Das war auch eher was für Spezialisten. Ich wusste bis dato gar nicht, dass das eine so zentrale Figur war, ja, dass es den gab.

Der Standortleiter, der für die Vitrinen verantwortlich zeichnet, verdient dfür übrigens keinen Orden. Und Titos Krawattengeschmack? Naja, so war das vor 50 bis 70 Jahren. Aber das Teeservice als Gastgeschenk, das wäre eine Kriegserklärung wert gewesen!

Ich musste langsam zum Boot. Vorher wollte ich noch kurz ins Hotel, um mich frisch zu machen. Das hat auch diesmal wieder gut geklappt. Vom Hotel zum Treffpunkt mit dem Bootsmenschen dann leider wieder nicht. Die Straßenbahn 2 kam und kam nicht, da musste ich zu Fuß sprinten. Das Frischmachen im Hotel war somit für die Katz. Muss in Bulgarien übrigens mal dringend Sachen waschen lassen, bei der Hitze verbraucht man ja dreimal so viel Klamotten wie sonst.

Ich kam dann eine Minute vor dem Termin an, da war aber noch kein Tourguide. Ich setzte mich auf die Stufen einer Schule, wo schon eine italienisch-serbische Kleinfamilie hockte. Wir wechselten drei, vier Wörter. Darko erschien, zählte uns durch und wir liefen den Stadthügel hinunter Richtung Donau, wo er einiges über die auf dem Weg liegenden Sehenswürdigkeiten erzählte. Älteste Bar Serbiens, erstes Basketballspiel in Belgrad, die Kirche dies, das Gotteshaus das, Palast der Fürstin Ljubica. Schon ganz interessant.

Das Boot war pickepackevoll, wir bekamen eine Tourecke zugewiesen. Ich saß durch Zufall mit Papa italiano, Mama srpskaja und Tochter an einem Tisch. Sie wollten mich dann unbedingt zu einem Getränk einladen und ich wollte doch einen Aperol Spritz. Neinnein, das sei ja viel zu teuer… Nix zu machen. Wir haben uns dann auch ganz nett viersprachig unterhalten. Die Ausführungen über den Bordlautsprecher verstanden wir nicht richtig, aber die Fahrt die Save runter, wieder hoch, auf die Donau und zurück war dennoch nett, da wir auch den Sonnenuntergang mitbekamen. Und da ich die so nett fand, ein Appell: Papa (den Namen weiß ich nicht, aber er kommt aus Recanati, dem Geburtsort Beniamino Giglis) hätte – glaube ich – furchtbar gerne einen Audi. Wer sponsort ihm einen?

Um 19:30 Uhr landeten wir an und es war höchste Zeit, ins Restaurant zu kommen, wo ich ja für 20 Uhr reserviert hatte. Diesmal fuhr die Linie 2 und ich war pünktlich. Aber man fand meine Reservierung nicht. Hm, das sei aber schade. Ich würde dann woanders… neinneinnein, da, setzten Sie sich da hin! „Da“, das war eine finstere Ecke, wo der Tisch total versaut war. Ein Kellner kam, räumte den gröbsten Dreck weg, legte mir mit der überschwänglichen Begrüßung“For Dinner?“ Serviette und Besteck hin und entschwand. WHAT? Selbst in der Finsternis konnte man die Flecken auf der Tischdecke Samba tanzen sehen. Ich räumte alles ab, drehte die Tischdecke rum und stellte alles wieder an seinen Platz. Der Kellner erschien wieder und schmiss wortlos eine Speisekarte auf den Tisch. Die ich nicht habe lesen können, weil es so finster war. Wein- und Getränkekarte hatte er sowieso nicht mitgebracht, also schaute ich online. Tja, ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich hatte dann Wartezeit, obwohl der Herr Ober dauernd um andere Tische herumscharwenzelte, und so verstieg ich mich in den Verdacht, ich sei keine Kunde, den er gerne hätte. Und ging. Also, wenn die Damen gesagt hätten, Mist, da hat wer gepennt, tut uns leid… alles ok. Aber sie haben es durch den Katzentisch leider schlimmer gemacht und so komme ich jetzt nicht herum, eine übellaunige Rezension zu schreiben. Ich hatte keine Lust, jetzt überall wieder nachzufragen, es war wieder alles sehr voll, und so versorgte ich mich an einer Imbissbude mit einem Sandwich zum Mitnehmen und im Kiosk mit einer Flasche Wasser. Wein hatte ich ja noch ausreichend. Und so versorgt begab ich mich ins Hotel, wo ich gerade diese Zeilen zu Papier… ähja.

Das war wieder ein Tag! Eine Freundin schrieb heute, dass ich ja wohl Urlaub bräuchte, wenn ich wieder zuhause sei. Wahrscheinlich hat sie recht. Aber es war wieder sehr erlebnisreich. Das mit dem Kunstmuseum finde ich etwas traurig, aber der Turmbesuch, das andere Museum und die Bootsfahrt waren total nett. Ich bin immer noch nicht in Belgrad verliebt, aber es ist eine spannende und vielseitige Stadt, die durchaus einen mehrtägigen Besuch verdient.

Morgen fliege ich nach Sofia, eingecheckt bin ich bereit. Ich befürchte, wir propellern uns wieder von hier fort. Aber der Flieger geht erst gegen 13 Uhr, ich werde lange ausschlafen, lange frühstücken und dann ganz gemütlich zum Flughafen gondeln. Wir sehen uns dann morgen Abend in Bulgarien! Ich freue mich dort auf Euch, Euer

P.S.: Die kanadische und die deutsche Botschaft liegen sich in der Kneza Miloša gegenüber. Beide haben die Regenbogenflagge gehisst. Das ist in Serbien unter den momentanen Umständen ein sehr starkes Zeichen! Ich liebe es! Leider aus dem fahrenden Bus heraus aufgenommen, daher fast eher Suchbilder.

Dies ist kein politischer Blog, aber der Autor ist nicht unpolitisch. In Serbien kommt es derzeit landesweit zu vielen Protesten, die auch gewaltsam niedergeschlagen werden. Zudem gibt es Gewalt gegen LGBTQIA+-Personen. Wollte ich nicht unerwähnt lassen.

Balkan 2025 (Tag 5): Singidunum oder Der Tag, an dem es hoch hinaus ging

Ihr Lieben!

Gott, was war ich morgens bematscht. Man ist halt keine… ja eben. Das Frühstück gab es in einem Restaurant vier Häuser weiter, für das hatte ich auch einen Rabattgutschein für ein Abendessen bekommen. Mal sehen, ist schon nett hier, vielleicht am letzten Abend. Zuerst wurde mir ein Tischchen mit Toast und Marmelade gezeigt, plus ein paar Frühstücksflocken. Na prima. Ich bekam dann aber nach Platznahme noch eine Frühstückskarte. Und so sieht dann das Rührei für 650 RSD (5,55 €, für mich gratis) aus:

Die Fritten ließ ich liegen, das kann selbst ich morgens nicht. Der festere Käse war unglaublich sauer, auch eher was für abends. In den Frischkäse habe ich mich schon gestern verliebt. Kajmak. Soooo cremig und lecker!! Das Ei, das Brötchen und der Kaffee waren ebenfalls klasse.

Mein erster Weg führte mich die Knez Mihaila-Straße entlang zur Festung, die über dem Zusammenfluss von Donau und Save im Kalemegdan-Park thront. Die Straße ist jetzt so im Ganzen kein ausgewiesenes Schmuckstück, irgendwie eine Belgrader Schildergasse, aber zumindest verstecken sich bei genauerem Hinsehen nicht wenige schöne klassizistische und jugendstilistische Häuser in den Zeilen der Fußgängerzone.

Das Festungsgelände ist sehr weitläufig. Der Kalemegdan ist drölftausend Male zerstört und wiederaufgebaut worden. Aber war scheinbar nie richtig kaputt. Es gibt Gebäude aus allen erdenklichen Perioden der Geschichte: ottomanische, römische, serbisch-barocke und wasweißichische Reste sind zu bestaunen. Hier kann man gut etwas Zeit einplanen.

Ich legte eine kleine Pause in einem netten Restaurant ein, deren obere Terrasse von Landgängern eines deutschen Ausflugsdampfers der Reederei Phoenix geflutet war, die beim Anblick der ihnen servierten Fleischberge vor lauter Ahs und Ohs gar nicht zum Essen kamen. Ich bin ja viel mit Phoenix gereist, daher darf ich lästern. Man erkennt die „Albatrosse“ an den Schlüsselbändern und Rucksäcken in dem scheusslichsten Türkis, das die Farbpalette zu bieten hat, und natürlich an ihrem hohen Alter. Ich bestellte eine Limonade, die war so sauer, dass ich dieses Jahr kein Facelifting mehr benötige. Aber lecker.

In den Festungsmauern befindet sich ein mittelalterliches Foltermuseum. Das besuchte ich dann auch. Es ist schon faszinierend, was für grausliche Dinge sich der Mensch ausdenken kann. Das Museum ist da recht übersichtlich. Untermalt wird die Ausstellung mit Stöhn- und Wimmerlauten aus Lautsprechern, das hätte man sich schenken können. Ein „Folterinstrument“ hätte ich gerne entwendet, um es zuhause den Straßenmusikern auf der Breiten Straße anzulegen, die Schandflöte. Aber da reicht eine ja nicht. Nebenbei, es wird oft auf das Foltermuseum in Rothenburg o.d.T. referenziert. Da war mein Professor für Rechtsgeschichte damals iwie dran beteiligt. Der hat zu Folter auch einen mordsmäßigen Schinken geschrieben, den wir alle kaufen mussten. Er war ein kleines bisschen besessen von der Thematik.

Es gibt ja Dinge, von denen ich denke, dass sie völlig überbewertet sind. Strickhäkelklöppelgedöns (insbesondere Makramee!), Keramiken und Kupferstiche. Es gibt Ausnahmen, so habe ich in Südafrika einmal einen Keramikteller erworben, um den mich einige beneiden. Kann ich halt jetzt nicht zeigen. Im Torbogen, der als Eingang zur Festung dient, gibt es einen Laden für Reproduktionen antiker Karten und Kupferstiche. Da lachte mich die aus dem 16. Jahrhundert stammende Grafik „Die Welt unter der Narrenkappe“ an. Die MUSSTE ich kaufen! Die ist sowas von aktuell. Der Ladenbesitzer war begeistert von meiner Wahl, es sei eines seiner Lieblingsstücke. Wir plauderten noch über die ein oder andere Narretei in der Welt, vermieden aber, zu politisch zu werden. Wichtig in dem Zusammenhang: Kühlschrankmagnete sind keinesfalls, nie nie nimmernicht überbewertet! Und die niedlichen Häschenfiguren, die ich an einem Stand in der Uliza Knez Mihaila kaufte, auch nicht! Dä!

Hey, erwähnte ich, dass ÖPNV in Belgrad gratis ist? Das habe ich dann auch ein bisschen ausgenutzt. Vor allem, weil auch ältere Busse klimatisiert sind. Nur schade, dass Google Maps die Haltestellen nicht so richtig kennt. „Hier jetzt einsteigen.“ – „Aber hier ist keine Haltestelle…“ – „HIER JETZT EINSTEIGEN!“. Auch beherrscht Maps zwar vielleicht die Zahlen, aber die Grundrechenarten nicht. „Fahren Sie jetzt 11 Minuten und gehen dann 37 Minuten zu Fuß.“ Hey Google. Schon Mal was von umsteigen gehört? So geriet ich auf abenteuerlichen Wegen – aber immerhin dennoch – zum Dom des Heiligen Sava. An diesem Tempel wurde lange gebaut. Es kamen ideologische, künstlerische, kriegerische und sonstige Probleme dazwischen. Eigentlich sieht er selbst heute noch nicht komplett fertig aus. Aber nur an kleinen Stellen. Das Gotteshaus ist ansonsten schon gigantomanisch. Auch in positivem Sinne.

Wenn wir uns die Fotos genauer ansehen, dann fällt auf, dass nur ein Nackter in die Kirche darf. Es gibt ansonsten strenge Vorschriften, wer so alles mit was reindarf. Bloß kontrolliert dies keiner (das war in der Kirche in Bender ja anders, da mussten sich die Polinnen in Laken hüllen) und so rauchte auch ein junger Mann ungeniert im Eingangsbereich. In Köln wäre ich ausgerastet, aber hier bin ich kein Missionar. Ich bin selbst nicht gläubig, aber diese Respektlosigkeit ist unfassbar. Apropos Respektlosigkeit: Die vielen kleinen Heiligenpulte werden in regelmäßigen Abständen von Gläubigen abgeknutscht. Und ja, es ist nicht nur à la Wienerischer Handkuss, der so in der Luft verharrt. Was mich interessiert: Gibt es Statistiken zu Lippenherpes unter den Gläubigen? Lesetipp zu der Thematik: Gerald Durell „Meine Familie und anderes Getier“.

Inzwischen war es [durstig]°C heiß und ich erinnerte mich an das Shopping-Center mit Dachterrasse am Ende der Knez Mihaila, zu der ich dann mit fast 40 Jahre alten Straßenbahnen fuhr. Unklimatisiert. Klar, auch ein Erlebnis, aber Straßenbahnen haben es in dieser Stadt nicht leicht, in der jeder fährt, wie ihm beliebt. Busse können ausweichen, Bahnen nur in Zeichentrickfilmen.

Ich orderte ein großes Bier. Das gäbe es nicht. Ich nahm daher zwei, was die Bedienung auflachen ließ. Der Blick ist soo dolle nicht gewesen, aber zumindest wehte eine kleine Brise. Und es gab Musik aus den 80ern und 90ern. Neneh Cherry, Salt ’n Pepa. Lovely. Ich fühlte mich jung.

Mein Gott, so lächeln Sie doch bitte einmal!!

Durch die Seitenstraßen der Fußgängerzone mäanderte ich mich Richtung Hotel. Es gibt so einiges zu sehen, man verkauft Obst, selbstgeschnitzte Flöten, Bilder, seine Bücher auf den Straßen. Apropos Bücher: Die Uliza Knez Mihaila hat mehr Buchläden als Phone-Shops, insofern ist sie der Schildergasse doch deutlich überlegen. Und wenn wir schon dabei sind, ich finde ja, dass hier eine Städtepartnerschaft drin sein sollte. Es gibt so einiges, was man teilt (Bauzeiten Kirchen z.B.) und einiges, wo man voneinander lernen könnte. Bei letzterem vor allem in Ost-West-Achse gedacht. Z.B. dass man nicht alle drei Jahre alle Straßenbahnen neu kaufen muss, die dann auch noch andere Bahnsteige brauchen und für die es keine Ersatzteile gibt und so die Verkehrsbetriebe trotz horrender Fahrtkosten in den Ruin zu treiben. Sorry, Köln-Bashing beendet 🙂

Ich kaufte Wasser, Kekse und doch noch einen Wein (denn womöglich stellte sich der moldawische Sekt nachher als völlig untrinkbar heraus) und machte ein kleines Nickerchen im Hotel. Hier ist übrigens alles deutlich teurer als in Chișinău. Deutlich! Manchmal ist das Preisniveau selbst über dem deutschen. Beim Essen geht es noch, Bier kein Unterschied, Weine im Supermarkt nicht unter 10 Euro die Flasche.

Diesmal schaffte ich es, mich nach 30 Minuten wieder aufzuraffen. Ich wollte unbedingt ins Tesla-Museum. Das Bus-und Bahnfahren hatte ich auch langsam raus und so war ich schnell vor Ort, um erschreckt festzustellen, dass eine ellenlange Schlange davor stand. Ich wollte schon resignieren, da setzte sich der Lindwurm in Bewegung. Es erwies sich, dass es stündlich Führungen gab, und ich war zufällig pünktlich. 800 Dinar Eintritt wurden mir abgeknöpft. Das Museum befindet sich in einer Privatvilla. Es gibt eine Handvoll winziger Räume mit ein paar technischen Geräten und Vitrinen mit persönlichen Gegenständen. Die Maschinen durften nicht angerührt werden, taten aber von sich aus auch nichts. Kaum bzw. wenige Erläuterungen. Ich fragte an der Kasse, ob es noch eine Etage gäbe. Nein, aber ein Tour. Ich solle mich zu den anderen setzen, einen Film gucken und dann würde ein Mitarbeiter ausgesuchte Geräte vorführen. Ok. Der Film begann zu spät, man wartete auf eine Gruppe, für die die erste Reihe einer völlig überfüllten Stuhlinstallation vor einer Projektionsfläche reserviert war. Die hastete 10 Minuten später herein und brachte eine Dame mit, die die ganze Zeit die Midinette aus „La Bohème“ gab, nur nicht so dezent. Wie? Was das bedeutet? Ach Leutz, ich kann doch nicht alles für Euch googeln. Ihr Rumgerotze übertönte auf jeden Fall den Film, bis sie sich entschloss, nach draußen zu gehen. Fünf Minuten später hustete mir jemand in den Nacken (ich saß in der letzten Reihe des völlig überfüllten Vorführraums), Mimi war zurück. Ich stand auf und stellte mich ans Ende des Raums. Mimi hatte eine Attacke und folgte mir. Ich fragte sie dann, ob sie nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte. Natürlich verstand sie mich nicht. Die Vorstellung, jetzt inmitten von 60 Menschen plus Mimi bei der Vorführung der miniaturgleichen Aufbauten zuzusehen, gab mir den Rest. Ich ging. Mal ganz abgesehen von der bekloppten Puccini-Dame, alles war eine einzige große Verarsche. In der Urne in der ersten Nische befanden sich wahrscheinlich auch nicht die sterblichen Überreste von Tesla, sondern die Asche von Großmutter Swetlana. Ich rate dringend von einem Besuch ab!

Ich war etwas gefrustet und scannte den Stadtplan nach Attraktionen in der Nähe. Ah, der historische Cvetni Trg, der Blumenplatz. Nix wie hin. Tja, was jetzt an dem Platz auch immer historisch gewesen sein soll… jetzt einfach nur Cafés und hässlicher Beton-Springbrunnen. Naja, eine nachdenkliche Statue von Borislaw Pekić gab es auch noch. Grmpft.

Ich tippte „Roof Top Bar“ in mein Handy. Ich will jetzt schon wieder über Google Maps schimpfen, aber Ihr wollt das nicht hören. Kurz: Nachdem ich mich weigerte zu glauben, dass ein DM-Laden (ja der DM, den gibt es selbst in Sibirien) über eine Dach-Bar verfügt, wurde ich ein Haus weiter fündig. Im Hotel Lumiere im 10. Stock sollte es einen schönen Sonnenuntergang geben. Naja, man hätte mindestens ein Haus abreißen müssen, um das schön zu finden. Aber es gab einen sauleckeren, dafür aber auch sauteuren, winzigen Cocktail, dessen Name ich jetzt vergessen habe. Shanghai irgendwas. Mit Rum, Rum, Rum und Sahne.

Angeheitert lief ich Richtung Skadarska, um zu essen. Das war gar nicht so einfach, da alles ziemlich voll bzw. für mich nicht interessant war. Wer will schon Sushi in Serbien? Oder Pizza? Im völlig überfüllten Dva Jelena bekam ich durch viel Glück ein Plätzchen, das allerdings völlig versaut war; auf dem Boden türmten sich Speisereste. Man war zuerst etwas unwirsch, da aufzuräumen, aber als ich mich überschwänglich auf serbisch bedankte, wurde die Stimmung besser. Merke: immer die wichtigsten 10 Wörter lernen, bevor man verreist. Ich hatte, man muss sich ja auch der lokalen Küche widmen, Urnebes und Knoblauchfladen als Vorspeise. Das Brot triefte vor Knoblauchöl und Paprikapulver (?), herrlich! Dasderdie Urnebes ähnelte einem Obadzda und war ok. Als Hauptgericht geschmorte Ochsenbäckchen in einer fantastischen Sauce auf Püree. Besser habe ich sie bisher nur bei Petra gegessen, die hier übrigens mitliest.

Wenn man in der Touristenstraße Skadarska speist, zahlt man ein bisschen mehr. Dafür hat man dann aber auch gefühlte 100 Drei-Mann-Orchester, die schmerzerfüllte Weisen im Wechsel mit megafröhlichen Kolos aufspielen. Puh, das muss man mögen. Technisch ist bei den Musikanten nichts auszusetzen (die Schandflöte wäre hier ungerechtfertigt), aber Springtänze des Balkans und Klagelieder Serbiens sind für mich ein bisschen wie Makramée. Kratzig. Und da jedes Restaurant eine solche Kombo auffährt, bzw. diese von Etablissement zu Etablissement ziehen, dazu das Geschnatter tausender Touristen in einhundert Zungen… da ergibt Kakophonie auch für Nichtgriechen einen Sinn.

So, zweiter Blick auf Belgrad. Hab ja wieder ganz schön viel geschimpft. Aber ist nicht gerechtfertigt. Über das Teslamuseum breiten wir mal den Mantel des Schweigens. Ansonsten war es ein supertoller Tag mit unglaublich vielen Erlebnissen und es ist eine wunderbare zweite Station der Reise. Die meisten Menschen sind hier sehr freundlich und hilfsbereit. Es ist halt auch ein bisschen touristischer als in Moldau, aber durchaus nicht überlaufen. Wenn man von der Skadarska mal absieht. Mein Zimmer hat ja keine Fenster, sondern nur eine Dachluke nach oben. Dafür bin ich jetzt sehr dankbar.

Ich mache jetzt mal den moldauischen Sekt leer (geht so) und suche mir Divertissementchen für den morgigen Tag raus. Seid Ihr auch so gespannt, was es wird? Ich hoffe, Ihr seid dann wieder dabei. Liebe Grüße, Euer

„Wat sachste, Nikola?“ – „Ja, alles mächtige Verarsche hier!“
„Es tut mir nicht leid, dass sie meine Ideen gestohlen haben, es tut mir leid, dass sie keine eigenen hatten.“ Ah, Nikola, was hättest Du zu Deinem Museum gesagt? Oder zu Elon?

Balkan 2025 (Tag 4): Auf nach Belgrad oder der Lada der Lüfte

Ihr Lieben!

Ich erwähnte es bereits. Sieben Stunden Flughafen Bukarest!! Man hätte ja für drei oder vier Stunden in die Stadt reinfahren können. Aber mit Handgepäck und Sicherheitskontrollen und einstündiger Hin- und Rückfahrt? Zudem ich ja erst kürzlich ein paar Tage dort war. Außerdem war ich hundemüde, denn ich schaffte es nur, drei Stunden zu dösen, da gegen 21 Uhr das Kind vom Nachbarzimmer aus zu plärren anfing und nicht wieder aufhörte. Gar nicht. Mehrere Stunden. Hatte ich erwähnt, dass das Hotel extrem hellhörig ist? Ich duschte daher (übrigens Mango-Duschgel, ich fühlte mich danach zum Anbeißen – zumal ich ja auch in etwa die Form… äh…), schaute einen weiteren belanglosen Film, packte, kochte mir einen Bottich leckeren, löslichen Kaffees und rief mir gegen 2 Uhr ein Taxi.

Der Flughafen Chișinău ist relativ klein, es gibt weniger als 20 Schalter und gerade mal vielleicht 10 Gates. Aber die Zahl der Reisenden hatte in den vergangenen Jahren unglaublich zugenommen, wie auch Aleks zu berichten wusste. Daher war die Schalterhalle knüppelsvoll, der Security-Check mühsam und die Abflughalle völlig überlaufen. Übrigens kein Souvenirstand dort, d.h. keine Kühlschrankmagneten. Dennoch kamen wir pünktlich (HAHA!!!) weg. Auf dem Feld stockte mir erst einmal der Atem. Propeller war ich zwar schon, wenn auch lange nicht mehr geflogen, aber in so einer vorsintflutlichen Kiste…? Sah aus wie ein Lada mit Flügeln. Immerhin passte die Flugbegleiterin gut zur Maschine, sie hatte eine halbe 60er-Jahre Beehive-Frisur. Wie man sieht, haben wir es überlebt. In Bukarest dann erst Passkontrolle (rein in die EU), dann erneuter Sicherheitscheck (EINE Mitarbeiterin für 5000 Transitpassagiere!), dann wieder Passkontrolle (raus aus der EU). Ich suchte mir ein Café mit einer Bank, die an eine Wand angrenzte, und döste dreieinhalb Stunden bei einem Iced Latte und einem Wasser. Als mein Rücken nicht mehr mitmachte, lief ich erst ziellos herum, wechselte in ein anderes Etablissement und gönnte mir einen Sekt. Wenn schon hinüber, dann auch richtig.

Die restliche Wartezeit am Henri Coandă-Airport nutzte ich dann für ein Resümee zu meiner ersten Etappe. Also, das war ein schöner Auftakt. Chișinău ist ganz interessant, man kann tolle und lehrreiche Ausflüge in die Umgebung machen. Es gäbe auch noch weitere Burgen, Städtchen, Klöster, Naturparks, andere Weingüter zu erkunden, es liegt ja alles einigermaßen beisammen. Sogar eine zweite Autonomieregion gibt es, allerdings ist das Verhältnis Chișinăus zu Gagausien [gagaˈuːziən] im Gegensatz zu Transnistrien fast ungetrübt.

Man tut gut daran, eine Taxi-App vorzuinstallieren, zuhause schon eine eSIM zu aktivieren und Geld vor Ort nicht am Automaten zu ziehen, sondern nur geringe Mengen Euro an einer Wechselstube in kleine Lei-Scheine zu tauschen. Fast überall kann mit Karte (ich habe extra eine für Auslandseinsätze ohne Gebühren) bezahlt werden. Außer in Transnistrien, für dessen Besuch man zudem einen Pass mitnehmen muss, ein Personalausweis reicht nicht aus. Und für den Besuch eines Weinkellers eine warme Jacke sowie saubere wollene Unterwäsche ohne Löcher; kann ja immer mal was passieren und wie steht dann die Familie vor den Rettungssanitätern da?

Das Urlaubsleben ist sehr preiswert, ich schrieb es hier und da schon. ÖPNV umgerechnet 30 Cent, eine sehr gute Flasche Wein im Supermarkt oder Alko-Shop unter 5 Euro. Im Restaurant 15 Euro. Ein halber Liter Bier durchschnittlich 2 Euro. Für Essen habe ich nie mehr als 20 Euro ausgegeben, inklusive Wein und Wasser. Verständigen muss man sich halt auch mal mit ausladenden Gesten, eine schöne Übung für die nächste heimatliche Partie Scharade. Ja, und mit der Griesgrämigkeit der meisten Menschen… da muss man durch. Wahrscheinlich sind es alle herzensgute Menschen.

Um 13 Uhr ging es weiter nach Belgrad. Ein noch heruntergekommener Propeller wartete auf uns. Dafür war der aber nicht so voll und ich hatte meinen Nebensitz frei. Am Flughafen Belgrad lief alles wie am Schnürchen. Das Gepäck wartete schon am Ausgang. Ich war noch nie so schnell vor einem Flughafengebäude! Da stand dann auch ein Bus, in den ich schnell reinhüpfte, weil ich vorne etwas mit Zentrum gelesen hatte. Niemand wollte Geld von mir. Irgendwann bekam ich spitz, dass der Bus aber doch nicht richtig fuhr und stieg aus und nahm einen anderen. Kein Geld. Aber ein netter Fahrer, der meinte, ich müsse eine Station weiter aussteigen und eine Treppe zu einem anderen Bus laufen. Leute, ich dachte zuerst, der verarscht mich. Ich befand mich in einem Betondschungel, der einer Müllkippe glich. Durch einen Haufen Müll lief ich anderen Menschen hinterher, von denen ich annahm, dass die auch zu einer Bushaltestelle wollten. Keiner sprach englisch. Aber es gab dann tatsächlich eine. Ein Bus kam, ich fragte in die offene Tür hinein, ob der Bus ins Zentrum fährt. Keine Reaktion. Na super. Hinter mir dann die ersehnte Hilfe, ich solle einfach mit ihnen, einem jungen Pärchen, sie hochschwanger, mitfahren und – laufen. Er, eigentlich Montenegriner aus Kotor, hatte irgendwas mit Cargoschifffahrt zu tun und war auf der ganzen Welt unterwegs. Wir versicherten uns gegenseitig, dass wir in den jeweils schönsten Städten unserer Länder zur Welt kamen. Ja, und dann war ich an der Skadarska-Straße, wo mein Hotel ist. Wieder ohne bezahlen. Des Rätsels Lösung: Der ÖPNV in Belgrad ist für alle frei. Ist das mal geil?

Luxury Rooms heißt das Hotel. Wenn nicht immer solche Namen so hohe Erwartungen wecken würden… Aber es ist ein tolles Zimmer, mit Optimierungschancen. Ich trank ein Bier aus der eiskalten (!) Minibar, nistete mich ein und begab mich auf Entdeckungsreise in der Umgebung. Skadarska-Straße, Platz der Republik mit Nationaltheater und Nationalmuseum, Präsidentenpalast, die Markus-Kirche. Erst einmal alles von Außen. Und dann kündigte sich eine Schlechtwetterfront an, was mich zurück zu meiner Straße führte, aber nicht ohne noch kurz über den Markt zu schlendern, der natürlich um diese Uhrzeit fast ausgestorben war. Ich kehrte in die Boem Bar neben dem Hotel ein und aß eine Pljeskavica, eine sehr interessante Interpretation eines Burgers. Und wartete das Ende des Regens ab. Und wartete. Und wartete. Ich schrieb mein Tagebuch. Und wartete weiter. Laut Regenradar war alles schon vorüber.

Als es nur noch nieselte, sprintete ich zum Hotel. Zu einem Supermarkt musste ich gottseidank nicht mehr, denn die drei Flaschen Wein von Chișinău hatte ich alle wohlbehalten im Koffer über zwei Ländergrenzen spediert!

Mein erster Eindruck von Belgrad? Tja, die Schönheit erschließt sich vielleicht erst beim 87. Mal hingucken. Viel Soli hat die Stadt auf jeden Fall nicht erhalten. Es dominieren schreckliche Klotzbauten. Vieles ist verrottet, wobei wohl einiges auf das Konto der Operation Allied Forces ging. Kurz und bündig: Schön ist anders, aber ich werde wohl noch Kleinodien entdecken. Aber hey! Man fährt kostenfrei im ÖPNV!

Tja, und was soll ich sagen, ich bin so kaputt, ich gehe früh zu Bett und schlafe mal lange aus. Morgen schauen wir uns dann die Festung und die zweitgrößte orthodoxe Kirche der Welt an. Ihr schaut doch mit, oder? Euer

P.S.: Hier ist schrifttechnisch alles doppelt verwirrend, da man sich nicht darauf einigen kann, ob nun lateinisch oder kyrillisch geschrieben werden soll.

P.P.S.:

Balkan 2025 (Tag 3): Wein im Guinness oder wie Gerry in den Untergrund ging

Ihr Lieben!

Hat der Gerry wieder zu tief ins Glas geguckt oder was soll die depperte Überschrift? Naja, heute geht es in den – laut Guinnessbuch der Rekorde – größten Weinkeller der Welt, Mileștii Mici. 2007 wurde das entsprechende Zertifikat ausgestellt. Gleich dann mehr dazu.

Der Abend gestern war nicht so entspannend, wie ich es mir gewünscht hatte, da einige andere Hotelgäste wohl ziemlich tief ins Glas geschaut hatten und eine wilde Party auf der Etage starteten. Es wurde laut gegrölt, sollte wohl Gesang sein, dauernd „Hoi!“ gerufen und hysterisch gegackert. Ich stöpselte mir Kopfhörer rein und ließ darüber den Film laufen – übrigens ist die Auswahl meines Streaming-Dienstes in Moldawien stark eingeschränkt. Ich muss mal öfter die Zuhause-Download-Funktion nutzen. Na, irgendwann war dann auch die Party zuende und heute morgen saßen ein paar sehr verkaterte Gestalten im Frühstücksraum.

Gestern habe ich mir ja einen organisierten Ausflug gegönnt; mir war die Gefahr zu groß, dass ich irgendwann orientierungslos mitten in der Pampa strandete. Heute ging es nur etwa 15 Kilometer gen Süden, da hatte ich mir eine Weinkellertour schon daheim gebucht und bin mit einem Taxi rausgefahren. Und damit Ihr auch mal etwas nützliches hier lest: Taxifahrer schlagen hier oft Preise vor, die teilweise absurd sind. Besser ist es, die in Osteuropa sehr beliebte App YandexGo zu installieren und eine Kreditkarte zu hinterlegen. Da weiß man immer, was man bezahlen wird. Die Karte deswegen, weil die Fahrpreise dadurch günstiger werden. Bei Registrierung einer Kreditkarte wird dann ein kleiner Betrag belastet, das waren bei mir etwas über 1 Euro. Die Fahrt zur Weinkellerei kostete umgerechnet 6 Euro.

Das Gelände der Vinuri de Calitate Milestii Mici ist schon sehr nett gestaltet. Alles ein bisschen Fake, aber nett. Springbrunnen, aus denen scheinbar Wein sprudelt, Rosenbeete, mittelalterlich anmutende Pappmaschée-Mauern. Das Gut wurde aber erst 1969 gegründet. Ab da war die sozialistische Sowjetrepublik Moldawien der Weingarten der UdSSR. Einen kleinen Rückschlag erlitt das Weingut Ende der 80er Jahre, als unter Gorbatschow strenge Alkoholgesetze eingeführt wurden, um die Lebenserwartung und die Arbeitsmoral zu steigern. Hat nicht ganz geklappt, aber viele Weinstöcke wurden vernichtet und hunderttausende Weinflaschen zerschlagen. Viele sagen, dass die Prohibitionsmaßnahmen sein Ansehen zerstört haben, er wurde später als Mineralsekretär verspottet.

Milestii Mici konnte nach 2 oder 3 Jahren wieder produzieren. Zudem hatte man 50.000 Flaschen in geheimen Kammern in Bergwerksstollen versteckt. Diese beherbergen nun etwa 2 Millionen Flaschen auf 55 Kilometern Stollenlänge. Weitere 195 Kilometer Stollen stehen angeblich noch zur Verfügung. Die ältesten Weine sind von 1973, da kostet eine Flasche auch mal 2.000 Euro. Wenn man größere Mengen Wein kauft, kann man auch ein Schließfach mieten. Die Führerin erzählte, dass da auch mal Geschäftsleute aus Asien anreisen, um aus ihrem privaten Schatz eine (!) Flasche abzuholen, um sie mit nach Hause zu nehmen; ein Versand wird nicht angeboten. Geht es noch dekadenter? Wahrscheinlich.

Wir fuhren mit einer Elektro-Bimmelbahn durch etwa 5 Kilometer Stollen, hörten uns oben erzähltes an und endeten in einem Weinverkostungssaal, wo wir je nach Buchung platziert wurden. Während der Fahrt boten die jungen, neben mir sitzenden Tschechen an, mit unter ihre Decke zu schlüpfen, die sie bei der Tourführerin erbeten hatten. Aber ich hatte vorausschauend eine Jacke eingesteckt, in Bergwerkstollen ist es ja ziemlich kalt. Schade. Ich hatte bei der Verkostung ein Dreier-Tasting und saß in einer Ecke, in der 3 andere traurige Wein-Taster je einzeln an einem Tisch saßen. Naja, so musste man nicht plaudern. Ich hatte einen fantastischen Riesling, einen guten Merlot und einen klebrigen Dessertwein aus Alligoté-Trauben, dazu Grissini, Wurst, Nüsse und Backpflaumen. Das war sehr nett. Dann spielten noch Musiker an unseren Tischen auf und fidelten und quetschkommodeten Lieder des jeweiligen Herkunftslandes der Säufer. Bei mir gab es „O, du lieber Augustin“ und „Trink, Brüderlein, trink“, zwei absolute All-Time-Favourites von mir. Der Amerikaner bekam Amazing Grace, der Pole eine Polka und bei der Dame aus Pakistan musste das Duo passen, sie bekam eine moldauische Weise vorgetragen. Am Schluss drückte man mir noch eine Flasche süßen Sekt und eine Flasche des Rieslings in die Hand. Was ein bisschen blöde ist, da ich ja heute Nacht wieder im Flieger sitze und sowieso noch eine Flasche Rosé habe. Heute Nacht? Ja, seufz, erzähle ich gleich noch.

Leicht angezwitschert fuhr ich erst ins Hotel zurück, entledigte mich meiner Getränkesammlung und orderte das nächste Auto, diesmal zum Puschkin-Haus, das auch tatsächlich geöffnet hatte. Zu Beginn war ich der einzige Besucher. Nach Entrichtung eines Eintritts von 30 Lei durfte ich mir mehrere Zimmer ansehen, die scheinbar ein wenig wahllos mit Bildern, Möbeln, Dokumenten und Nippes ausgestattet waren. Die Erläuterungen waren auf rumänisch und russisch. Die beiden sehr netten Damen vom Museum redeten leider auch nur in mir unbekannten Zungen. Naja, einiges konnte man sich zusammenreimen, z.B. dass zwei der Zimmer gar nicht Puschkin gewidmet waren. Alles in allem ganz kurzweilig. In zweierlei Hinsicht. Man ist schnell durch und fühlt sich dennoch einigermaßen unterhalten. Ich lustwandelte noch ein wenig durch den handtuchgroßen Garten, da schloss mir eine der Frauen noch ein kleines Häuschen auf und radebrechte, dass hier Puschkin zwei Monate gelebt habe, den Rest seiner Kischinjow-Jahre aber woanders. Das war dann schön zu wissen.

Es waren wieder etwa 254°C und ziemlich genau 123% Luftfeuchtigkeit, mir war nicht wirklich nach Herumlaufen. Ich nahm wahllos einen Bus und stieg wieder wahllos in andere Busse um, bis ich in der Nähe des Hotels war. So kam ich noch an der ein oder anderen Sehenswürdigkeit vorbei, so dem Standbild des in Rumänien und Moldawien bis zur Grenze der Göttlichkeit verehrten Stephan cel mare, dem Museum für Militärkunde mit Helikopter und Lokomotive im Vorgarten und dergleichen mehr. Und da ich mitten in der Nacht aufstehen muss… achja, das wollte ich ja noch berichten…, kaufte ich mir Käsebrote und zwei Bier, um mich danach mit einer halben Schlaftablette hinzulegen.

Als ich die Reise plante, wurden mir für den Flug nach Belgrad auch Angebote des moldawischen Low-cost-carriers Fly-One (oder so ähnlich) angezeigt. Wenn man deren Bewertungen im Netz liest, stellen sich einem die Nackenhaare auf. Da buchte ich lieber Tarom, 10 Uhr morgens, staatliche rumänische Airline. Dieser *§ß%#$* Verein buchte mich aber vor zwei Wochen auf 5 Uhr morgens um, mit einem Stopp in Bukarest von fast 7 Stunden!!! Ich dürfe protestieren. Super. Alle anderen Verbindungen waren inzwischen megateuer oder mit 9 Umstiegen verbunden. Danke für nichts, liebe Tarom Air! Zusätzliche Nebenwirkung: Ihr dürft heute den Bericht zu einer ungewöhnlichen Uhrzeit lesen, da ich ja Schlaf ansparen muss. Hoffentlich komme ich um 2 Uhr aus der Pompfe, muss dann noch duschen, und hoffentlich bekomme ich um die Zeit ein Taxi.

Also, morgen folgt der „Bericht aus Belgrad“. Mit Friedrich Nowo… äh, nee… mit Gerry natürlich. Bis denne, Euer

Balkan 2025 (Tag 2): Transnistrien oder der Tag, an dem ich rübermachte

Ihr Lieben!

Was soll ich sagen, die Dusche funktioniert doch. Ich fragte mich heute morgen, was das wohl für Metallteile in der Duschablage seien und voila, sie gehörten nicht in den Korb, sondern an ein Absperrventil montiert. Wasser marsch!

Heute war frühes Aufstehen angesagt, wurde ich doch zu einem Ausflug der besonderen Art abgeholt, nämlich nach Transnistrien. Deren Hauptstadt Tiraspol ist lt. dem Reiseführer Lonely Planet „one of the strangest places, you’ll ever visit“, einer der merkwürdigsten Plätze, die man je besucht hat.

Transnistrien ist eines der wenigen Mitglieder der „Gemeinschaft nicht-anerkannter Staaten“ und ein seit 1990 von Moldawien abgespaltetes Gebiet. Halbwegs zur Kenntnis genommen wird die Republik „jenseits des Dnjstr“ sonst allerdings nur von Russland, das dort, zur ukrainischen Westgrenze hin, auch Soldaten stationiert hat. Ein kurzer kriegerischer innermoldawischer Konflikt von 1992 „ruht“ seit 35 Jahren.

Reiseleiter Aleks holte mich kurz nach 9 Uhr am Hotel ab. Im Wagen saßen schon Coleen und John aus New Jersey, beide Lehrer im Ruhestand. Zu uns stießen dann noch Nadja und Anna aus Lubin bzw. Warschau, zwei junge Studentinnen. Als Alleinreisender bekam ich den Beifahrersitz, yeah! Und schon ging es los Richtung Tiraspol, der Hauptstadt Pridnjestrowiens, so die Eigenbezeichnung der Region. Die Fahrt dauerte etwas über eine Stunde, auf der Aleks einiges über die Geschichte sowie Land und Leute in der Region erzählte. Der Grenzübergang, an dem wir dann unsere Pässe vorzeigen mussten und eine Einreisekarte erhielten, zählt wahrscheinlich zu den merkwürdigsten Orten der Welt. Pridnjestrowien sieht sich als Land und hat daher Einreiseformalitäten. Moldawien erkennt das Land aber nicht an und hat demnach eben keine Grenze. Skurril, gelle? Wir bekamen zwei Regeln mit auf den Weg: Sag niemals Transnistrien und fotografiere keine militärischen und/oder polizeilichen Einrichtungen und/oder Personen. „Und redet bitte nicht über Politik!“

Kurz hinter der Grenze erreichten wir Bender, eine Stadt, deren Geschichte bis mindestens in das 15. Jahrhundert zurückreicht. Der Ort war früher ein wichtiger Handelsposten auf der „Seidenstraße“ zur Krim und in den Norden. Hier brach der fünf Monate andauernde Krieg von 1992 aus. Zum Ruhme der sowjetischen Armee gibt es dort jetzt eine Gedenkstätte, die von einem kleinen Panzer überragt wird, deren acht Insassen alle bei Beschuss umkamen. In der Nähe eine weitere Gedenkstätte zu Ehren von Kriegshelden aller möglichen Epochen. Es war ein Throw-back in die CCCP. Ab hier alles auf Russisch, alles Glanz und Gloria, Lenin überall, auch ein bisschen Stalin. Fahnen, Wimpel, Ruhm und Ehre. In Tiraspol, wo wir dann hinfuhren, ein Sowjetding neben dem anderen. Haus der Sowjets. Ewiges Feuer für die Gefallenen. Helden des Krieges, Helden des Volkes. Wandmalereien für den stolzen Arbeiter, für die glückliche Mutter, für die eifrigen Bauern. Ich erwartete jeden Augenblick eine Parade.

Einer der größeren Gedenkorte war in Kategorien unterteilt. Weltkriege, Moldawienkonflikt, Afghanistan, aber auch der Toten von Tschernobyl wurde gedacht. Ein zugleich beeindruckender und gespenstischer Ort. Morgen gibt es übrigens tatsächlich eine Parade, der Unabhängigkeitstag ist der 2. September, man hat die Stadt extrem herausgeputzt und die Beflaggung vervielfacht.

Wir suchten einen Souvenirshop auf. Die Autonomie hat einen eigenen Rubel, der aber nirgendwo anders etwas wert ist. So konnten wir in Lei bezahlen, Umtausch 1:1. Ich erstand – wer ahnte es – Kühlschrankmagneten. Und apropos: man hat auch einen eigenen Präsidenten, eine eigene Flagge, eine eigene Universität. Aber wenn man krank ist, so das fiese Gerücht, fährt man lieber nach Chișinău, als sich vor Ort verdoktern zu lassen.

Es wurde Zeit für einen Snack. Wir kehrten in ein russisches Restaurant mit dem Namen „Back to the USSR“ ein, wo es vor Büsten diverser kommunistischer Führer nur so strotzte, ein alter Moskwa vor der Tür stand und die Einrichtung aus den 50er Jahren stammte. Wir aßen Pelmeni und Pirogi. Beides sehr lecker und spottbillig! Eine der Polinnen wusste zu berichten, dass der Laden auf TikTok und Instagram schon eine gewisse Prominenz hat. Also, liebe Lesenden, nix wie hin, bevor es zu voll wird!

Wir hatten noch einen Stopp am Haus des Sowjets, bevor wir wieder nach Bender fuhren, um dort die im 16. Jahrhundert von Süleyman dem Prächtigen in Auftrag gegeben Festung zu besuchen. Nur der Kern ist davon erhalten und das auch nicht im Originalzustand, denn das Areal war lange Zeit ein Militärlager und man riss so einiges ab, was im Weg war. Vor ein paar Jahren wurde dann restauriert, ein Park entstand, Kinderspielplätze wurden angelegt. Wir kraxelten dann auf den Balkon des Befestigungsturms und hatten einen schönen Blick über Bender und den Dnjestr. Im Anschluss besuchten wir noch die orthodoxe Kirche, die mit einigen Besonderheiten aufweisen kann (wie z.B. einem General in Sowjetuniform als Heiligen und einem Heiligenbild der letzten Zarenfamilie) und dann ging es auch schon zurück über die Grenze nach Hause. Wieder mit massenweise Informationen über z.B. Verkehr, Weinbau, Wahlen, sowie Räuberpistolen über moldauische Verbrecher. Ob letztere wohl stimmten?

Das war ein sehr netter Ausflug mit viel Gelaufe (daher zumeist ohne die amerikanischen Mitreisenden), viel Regen (aber nur, wenn wir im Auto saßen) und vielen interessanten Infos über einen wunderlichen Flecken Erde. Auf der Rückfahrt hatten wir dann beinahe noch einen „Final Destination“-Moment, als ein LKW vor uns einen dicken Holzscheit verlor, dem Aleks gerade noch so ausweichen konnte. Zu erwähnen ist noch, dass die Amerikaner sehr offen ihre Abneigung gegen Trump formulierten (sie waren übrigens bei Land 149, mehr als doppelt so viel wie ich), zwei sehr sympathische Menschen!

Ich organisierte mir eine Flasche kaltes Bier in einem Alkohol-Shop um die Ecke und begann mein Reisetagebuch, als es auf einmal stürmte und plästerte wie irre, inklusive Blitz, Donner und Hagel! Hm, eigentlich wollte ich in ein von Aleks empfohlenes Restaurant, das konnte ich dann aber knicken, da auch Dachziegel vor dem Sturm auf den Bürgersteig flüchteten. Ich hastete zum Pastry-Shop ein paar Meter weiter und erstand gefüllte Teigtaschen für den Abend. Ja, und jetzt sitze ich hier und werde mich bei einem Film entspannen und früh zu Bett gehen.

Morgen kann ich etwas ausschlafen, bevor es um etwa 10 Uhr nach Milestii Mici geht. Wir sehen uns da, gelle? Euer

P.S.: Eigentlich bräuchte ich so eine Art Eckermann, der immer mitschreibt. Man erlebt so viel und dann vergisst man die Hälfte.

Balkan 2025 (Tag 1): Chișinău oder wie ich den rumänischen Präsidenten traf

Verfluchte Stadt Kischinjow, die Zunge wird nicht müde, Dich zu beschimpfen.
(A. Puschkin)

Ihr Lieben!

Man muss dem Herrn Puschkin seinen Unmut nachsehen, er wurde 1820 rum wegen einiger Spottgedichte über hochrangige Politiker gegen seinen Willen aus Moskau verbannt und lebte daher u.a. auch ein paar Jahre in Chisinau. Besser als Sibirien möchte man meinen, da hätte man ihn nämlich beinahe hinverfrachtet, wenn nicht hochrangige Gönner interveniert hätten. Tja, dann sehen wir uns die Stadt doch einmal gemeinsam an.

Wie immer aber gibt es zuerst Spottgedichte… äh… ein paar Bemerkungen über das Hotel. Den moldauischen Rosé musste ich warm trinken, denn der Kühlschrank brummt nur, macht aber sonst nichts anderes. Das Bett ist steinhart, die Dusche plöddert etwa 10 ml Wasser pro Minute heraus. Aber das Hotel ist sauber und das Frühstück ist auch okay. Auch wenn man für den Kaffeenachschub erst einmal auf die Suche nach dem Personal gehen muss.

Ich lief die Puschkin-Straße entlang bis zum Park, in dem mittendrin die Kathedrale thront. Schon auf dem Weg gibt es einiges zu gucken. Regierungsgebäude, kleine orthodoxe Kirchen, Plätze, Denkmäler. Hinter dem Regierungspalast, am Triumphbogen, war die große Straße gesperrt und alles war mit Schulbänken zugestellt. Tausende Menschen mit blauen Käppis saßen davor und lauschten den Rednern auf einer monumentalen Bühne. Selbst der rumänische Präsident Nicușor Dan sprach. Es stellte sich heraus, dass dies ein nationaler rumänischer Diktatwettbewerb war. Fast hätte ich mich registriert, aber dann fiel mir ein, dass ich kein Rumänisch spreche. Es hatte auf jeden Fall etwas sehr sozialistisches an sich.

Durch den Bogen lief ich dann zum Gotteshaus. Einen Blick in die Kathedrale konnte ich nicht erhaschen, es war Gottesdienst und die Gläubigen standen bis auf den Platz, so gut war der besucht. Ein Traum für einen jeden deutschen Priester. Um den Kathedralplatz herum standen ein paar Buden, die Handwerkskunst feilboten. Zumeist handgeklöppelte Strick-Häkeleien. Bin ich ja ein großer Fan von und so konnte ich mich nur schwer beherrschen, nicht zuzugreifen. So traurig. Weiter Richtung City wurde es immer netter. Fußgängerzonen, Cafés, Restaurants, Läden. Ich spazierte zum Komsomolskendenkmal, machte einen Umweg über das Nationaltheater Eugene Ionescu, um dann zur verfallenen Mühle „Moara roșie“ und weiter bis zum Puschkin-Haus zu laufen.

Die Mühle ist so dermaßen verfallen, dass sie nur noch durch Einklammerung zusammengehalten wird. Was sie zur Besucherattraktion machen soll, hat sich mir nicht recht erschlossen. Das Puschkinhaus ist heute ein Museum und soll hingegen sehr sehenswert sein. Herausfinden konnte ich das leider nicht, es war geschlossen. Möglicherweise aus Protest gegen den Tag der rumänischen Sprache, Puschkin hat ja bekanntermaßen auf russisch geschrieben. Möglicherweise ist das aber auch Unsinn. Mit mir vor dem Haus stand eine britische Touristin, die auch enttäuscht war. Wir plauderten ein bisschen über unsere Reisepläne; sie fragte, ob wir denn zusammen nach Transnistrien fahren sollten. Als ich erwiderte, ich hätte eine organisierte Fahrt, fand sie das „incredibly boring“. Sie nähme den Bus. Naja.

Wegen des bereits erwähnten Feiertages waren einige Straßen gesperrt, Bühnen aufgebaut und es gab viele Fressbuden mit Biertischgarnituren davor. Ich organisierte mir mit Händen und Füßen einen Grillspieß mit einem gemischten Salat und ließ mich nieder. Kaum saß ich, und ich muss vorweg schicken, ich war sehr erschöpft, setzte sich ein Amerikaner zu mir und begann, mich in wildem Staccato zuzutexten. Er sei ja Weltreisender, wo er überall schon gewesen sei, gerade käme er aus der Ukraine, dass da ja so gar nichts los sei… Ich gab vor, ihn nicht zu verstehen und vertiefte mich in mein Essen. Da machte er sich von dannen. Himmel.

Wieder an der Kathedrale vorbei (diesmal spinxte ich rein und platzte in eine kleine Hochzeit) lief ich zum großen Markt in der Nähe des Busbahnhofs. Was ein Gewusel! Wirklich riesig, wirklich beeindruckend! Und alles vorhanden. Obst und Gemüse zum reinlegen. Kann man gar nicht beschreiben, hier ein paar Impressionen:

Es herrschten inzwischen 35° C, meine Füße waren platt gelaufen und ich fix und foxy. Es wurde Zeit für eine Siesta im Hotel. Tatsächlich schlief ich tief und fest für fast zwei Stunden. Puh. Viel Resttag war da nicht mehr übrig. Ich beschloss, den Valea-Morilor-Park zu erkunden, der war nicht so weit weg. Der ist schon sehr schön. Man kommt zudem auf dem Weg dorthin an einigen interessanten Gebäuden vorbei, Museen, Gedenkstätten, der palastartigen OSZE, einem Schwulen-Café (naja, es hieß „Queer“, aber hatte geschlossen). Im Park klettert man mehrere hundert Stufen zu einem See hinunter. Dort wollte ich dann an einem Kiosk einen Eistee für 22 Lei kaufen. Mein Geldbeutel lag im Hotel. Aber ich hatte noch den zerknitterten 200-Lei-Schein von gestern in der Hosentasche. Den wollte man aber nicht. Man könne nicht wechseln. Grmpft. Ich lief dehydriert durch den Park bis zur wunderschönen Kaskade, wo ich wieder mehrere hundert Stufen zur Straße hinauflief. Ich konnte nicht mehr und nahm einen Bus. Als ich der Ticketverkäuferin den Schein hinhielt, verfinsterte sich ihr Gesicht. Ich bekam einen Eimer zerrupfter Geldscheine und hunderte Münzen zurück und wieder wurde meine ganze Sippe verflucht. Ehrlich, wenn Ihr keine umgerechnet 10 Euro wechseln wollt oder könnt, dann gebt keine solchen Scheine raus.

Ich nahm einen Umweg über das Hotel, steckte meinen Geldbeutel ein und begab mich zu einem authentischen, rumänischen Restaurant. Allein, das gab es nicht (mehr?), ein zerfallenes Haus stand an angegebener Adresse. Ein paar Schritte weiter dann ein Italiener mit schöner Terrasse. Ich fragte auf Englisch, ob man einen Platz für mich hätte. Ob ich bitte englisch sprechen könne? WHAT? Ich spräche englisch. Man verstünde mich nicht. Herrjeh. Ich radebrechte ein bisschen russisch. Ja, man hatte einen Platz. Der Rest lief nur mit Händen und Füßen.

Kurzer Exkurs: Moldawien/Moldau/Moldova ist noch einigermaßen untouristisch. Das hat natürlich Vorteile (Preise, Platz, Pioniertum), aber man ist schon auch noch eine Art Alien. Selbst junge Menschen sprechen oft kein Englisch, geschweige denn andere Sprachen. Die ganze Anmutung, ich deutete es an, ist noch sehr sowjetisch; man griesgramelt zuweilen immer noch so ein bisschen rum und übt sich im Grausein. Hatte ich zuletzt in Litauen, dieses Gefühl. Aber ich denke/hoffe, das ist alles rückläufig. Denn wie anders war das bisher auf dem Westbalkan!

Wo war ich? Ach ja, Abendessen. Der Markt hatte mir so Appetit gemacht, dass ich einen riesigen Salat mit Avocados und Krabben verputzte. Dazu zwei Rosé und eine große Flasche Wasser. 380 Lei, und das in einem gehobenen Etablissement. Kannste wirklich nicht meckern.

Jetzt hocke ich hier im Hotel wieder mit dem Kinn auf der Tischplatte und resümiere den Tag. War Puschkin im Recht? Nun, ich weiß ja nicht, wie es vor ziemlich genau 200 Jahren hier war, aber es ist eine nette Stadt mit vielen Gegensätzen. Mir hat mein Tag gut gefallen, aber eigentlich habe ich schon fast alles gesehen. Klar, man kann jetzt noch Aufführungen besuchen, Museen besichtigen, einfach mal im Park sitzen, auf einem Teich Tretboot fahren. Ich mag Chișinău aber. Es ist recht ruhig, aufgeräumt (wenn man von den katastrophalen Zuständen mancher Bürgersteige absieht – ich empfehle für Spaziergänge im Dunkeln eine Taschenlampe!), man kann gut und preiswert essen, die lokalen Weine sind lecker…

Morgen geht es aus der Stadt raus, packt Eure Pässe ein, die brauchen wir nämlich. Bin sehr gespannt. Bis morgen, Euer

Was ich so alles für meinen Leserschaft auf mich nehme…

P.S.: Die Technik spinnt hier ein bisschen, dauernd bricht das Hochladen von Bildern ab. Daher sind die jetzt, da der Autor etwas genervt ist, ein bisschen unsortiert, auch Korrekturlesen entfällt auf dieser Reise. 🙂

Balkan 2025 (Tag 0): Anreise und erster Eindruck)

Ihr Lieben!

Oft janke ich ja herum, wie doof die Deutsche Bahn ist und ich wegen der Unzuverlässigkeit gezwungen bin, schon am Vortag anzureisen, wenn der Flug nicht von Köln oder aber sehr früh geht, um in einem Flughafenhotel zu nächtigen. Ich muss aber fairerweise sagen, dass ich das auch ab und zu genieße. Wie heute z.B. Das Hotel war zwar nicht so hip, wie es sich gerierte, aber dafür habe ich bis 9 Uhr ziemlich bequem geschlafen, dann ausgiebig und sehr gut gefrühstückt und bin dann ganz gemütlich zum Gate gewackelt. An der Sicherheitkontrolle war’s dann ein bisschen ätzend, an einem anderen Abfluggate war sie ausgefallen und daher bei uns unglaublich voll. Ein paar verspätete Passagiere schoben deswegen auch massive Panik. Waren sie etwa mit der Bahn angereist? Hihi.

Frühstücksblick

Direkt hinter mir in der ellenlangen Schlange standen zwei aufgeregte, sehr hibbelige Menschen, die bei jedem Schritt, den ich nach vorne machte, derer zwei machten, folglich in mich reinbumsten, einen Schritt zurücktraten und um Entschuldigung baten. Nach dem vierten oder fünften Mal entschlüpfte mir ein „Wollen wir uns auch einmal umarmen?“, was sie dann etwas auf etwas Abstand hielt. Es ging ja erst einmal nach Wien, und die Hälfte der Strecke dorthin legte ich zu Fuß zurück. Wer den Airport Frankfurt kennt, weiß, was ich meine.

Der Flieger hatte etwas Verspätung, das Boarding begann 15 Minuten nach der Zeit. Irgendwann war es „completed“, aber es tat sich nichts. Wir standen regungs- und durchsagenlos am Gate, ein Walzer nach dem anderen verging. Austrian Airlines hat viel Strauß auf der Playlist. Meine Umsteigezeit in Wien war gerade mal mit einer Stunde bemessen. Wer mich kennt, weiß, dass ich umgehend virtuelle Pusteln vor Nervosität bekam. Irgendwann hoben wir mit 40 Minuten Verzögerung ab. Ich war sehr unentspannt! Die Lufthansa-App berechnete den Weg von Ankunfts- zu Umsteigegate mit 18 Minuten. Dazwischen noch eine Passkontrolle. Und einen Transferbus. Lange Geschichte, kurze Auflösung: ein gutes Dutzend Passagiere rannte in 17 Sprachen fluchend über den Flughafen Schwechat und kam verschwitzt und völlig fertig auf die letzte Minute an. Leute, das ist nix mehr für mich. Zukünftig muss ich mal auf längere Umsteigezeiten achten. Dass mein Gepäck dann in Chișinău auf Band 2 lag, war ein Wunder. Offensichtlich kann es auch so schnell rennen wie ich.

Am Flughafen dauerte es dann wieder ein Weilchen, bis ich durch die Passkontrolle war und mein Gepäck eingesammelt hatte. Vor dem Gebäude warteten vertrauenerweckende Gestalten, die wie weiland Graf Zahl eine Jacketthälfte öffneten und raunten, ob man ein Taxi kaufen wolle. Als Gerry die Fahrpreise hörte, wollte er nicht. Er fand es auch viel spannender, den Bus zu nehmen, der Narr. Den musste man erst einmal finden. Irgendwann stand ich in einer Menschenmenge, die an einem Bushalteschild wartete und fragte die Umstehenden, ob das der Bus in die Stadt sei. Man hoffe, dass… Man ginge davon aus… Es wäre doch zu schön… Ich rief „Weiß jemand was oder ahnen alle nur?“. Jemand wusste dann und alle atmeten erleichtert auf. Der Bus war dann pickepackevoll. Ich hatte am Geldautomaten nur 200er-Scheine bekommen, die Ticketverkäuferin (jaja, so altmodisch geht es zu) wollte 6 Lei und schimpfte wie ein Rohrspatz. Sie schimpfte auch über mein Gepäck. Wahrscheinlich schimpfte sie auch über meine Ahnen, ich weiß es nicht. Aber ich fuhr gratis.

Auf halber Strecke wurde aus dem Dieselbus ein E-Bus. Dazu musste der Oberleitungsgreifer ausgeworfen werden. Das schien nicht zu klappen und wir standen in der Sardinenbüchse, zu der der Bus mutiert war, ziemlich lange dumm rum. Abgesehen davon hielt er sowieso alle 50 Meter für neue Passagiere, die sich – unter akrobatischsten Verrenkungen – auch noch irgendwie reinquetschten. Als der Bus die Route auf Maps verließ, die ich für das Hotel eingezeichnet hatte, war ich noch zwei Kilometer entfernt. Die lief ich dann, was mir dann rein physisch den Rest gab. Ich checkte bei einer missmutigen Dame ein und bediente mich zuallererst an der Minibar. Ein (!) Bier fand ich darin und das war auch noch warm. Heißa. Egal, runter damit.

Ich kämmte mir mit den Fingern durch meine goldenen Locken und begab mich auf Umgebungserkundung. Ein Supermarkt! Sofort Wasser, Wein, kaltes (!) Bier und eine Placinte gekauft, das ist so etwas ähnliches, wie die Schneckenbörek in Bosnien. Dann durch ein angeblich „belebtes Viertel“ (lt. Google Maps) gelaufen. Ging so, ich habe schon Einsiedlerhöhlen gesehen, in denen es beschwingter zuging. Ein paar nicht besonders gute besuchte Restaurants, ein bisschen Bar-Leben. Ein Hauch früheres Moskau wehte mich an. Aber ich war ja ohnehin etwas erschöpft, und so sitzte ich nun hier mit Börek, Chisinau-Bier und meinem Tablet auf dem Hotelzimmer. Der Schreibtisch wurde um die Heizung herumgezimmert, der Stuhl davor ist etwas niedriger als Standard. So kommt es, dass die Tastatur quasi auf Kinnhöhe liegt. Zuvor musste ich mich übrigens noch eine halbe Stunde mit der eSIM beschäftigen, denn die funktionierte mal wieder nicht. Jetzt geht sie aber.

So, jetzt muss ich mir mal anlesen, was ich alles morgen so treiben sollte und auch möchte. Ich hoffe, Ihr seid dann wieder mit dabei. Liebe Grüße, Euer

P.S.: Eine traurige Mitteilung muss ich noch loswerden. Die liebe, süße Amy, die ihr aus meinen Schnipseln kennt, weilt nicht mehr unter uns. Aber in meinem Herzen (und vielen anderen!) wird sie immer bleiben!

Balkan 2025: der Prolog

Ihr Lieben!

Was ist der Balkan? Jedenfalls nicht so ein wirklich fest definiertes Gebiet. Der Balkan ist nach dem gleichnamigen, ziemlich übersichtlichen Gebirge benannt. Die Balkanhalbinsel umfasst aber ein ungleich größeres Gebiet. Wenn man die Triest-Odessa-Linie als Gebietsgrenze zugrunde legt, sind tatsächlich alle von mir in den kommenden Tagen bereisten Länder zumindest teilweise Teil des Balkans.

Und was treibt mich da hin? Naja, ich war ja von meinen anderen Balkanlandbesuchen der letzten Zeit recht angetan (Albanien, Rumänien, Montenegro), so dass ich auch andere Teile einmal zumindest ansatzweise bereisen wollte. Und so führt mich meine Hauptstadt-Hopping-Tour (leider wieder sehr unökologisch*) von Chisinau über Belgrad, Sofia und Skopje nach Pristina.

Es wird also eine Reise, kein Urlaub. Alle drei bis vier Tage bin ich mit einem Ortswechsel beschäftigt. Großteils mit Kurzstreckenflügen, nur am Ende fahre ich mit dem Bus von Skopje nach Pristina. Alle anderen Routen dauerten zu lang bzw. waren schlichtweg nicht gegeben. In allen Ländern wird mit einer anderen Währung bezahlt. Leu, Lew, Dinar, Denar und Euro. Letzterer im Kosovo. Telefonieren und Surfen kann ich mit meiner SIM nur in Bulgarien, für alle anderen Länder habe ich mir nationale Datenvolumina gekauft. Keine der Sprachen ist mir geläufig. Alles in allem also ein recht multinationales Abenteuer. Immerhin brauche ich keinen Steckdosen-Adapter, ich habe noch so ein vorsintflutliches Modell, das etwa 5 Kilogramm wiegt. Apropos: Wer hat meine Kofferwaage geklaut???

Am Samstag geht es in Frankfurt los, wohin ich aber schon heute gereist bin (ihr wisst ja, meine Bahnerlebnisse). Ich würde mich sehr über Eure virtuelle Begleitung freuen. Und wenn Ihr mal hier nichts von mir lesen solltet, hat das eher technische Gründe, als dass ich (wie einem berühmten Film von John Landis) bei einer Nachtwanderung eine unangenehme Begegnung mit einem Vărkolàk habe und demzufolge jaulend und unglaublich behaart durch Wälder streife, wo ich insbesondere in Vollmondnächten übelst missmutig sein werde.

Also, liebe Grüße aus dem Flughafenhotel, das gerne hip wäre, es aber nicht ganz schafft, und auf Wiedersehen morgen Abend in Moldawien! Euer

P.S.: Bzgl. des Beitragsbildes – so sieht die KI meine geplante Reise. Sieht ja nicht schlecht aus.

P.P.S.: Hier noch ein kleines Geografie-Quiz! Ordne den Ländern die Stadt zu.

1 Bulgariena) Belgrad
2 Kosovob) Chisinau
3 Moldawienc) Pristina
4 Nord-Mazedoniend) Skopje
5 Serbiene) Sofia
6 Transnistrienf) Tiraspol

P.P.P.S.: Ich möchte „Only Adult“-Abteile in den Zügen!

*) Ich empfehle zumindest Ausgleichszahlungen an atmosfair…