Sin chau, Ihr Lieben!
Wir sind in Vietnam. Es war nicht klar, wie lange die Formalitäten im Niemandsland dauern würden, es wurde angekündigt, dass es bis zu sieben Stunden sein könnten. Aber wir legten frühzeitig und ohne Gesichtskontrolle ab, fuhren ein bisschen den Mekong hinunter und bogen dann ab in den Tan Chau-Kanal, um Chau Doc zu erreichen. Nach dem Anlanden um kurz nach 10 Uhr in der Früh startete ich einen ersten Erkundungskurs im Ort. Über eine Promenade mit Skulpturen und Freizeitgeräten lief ich zu einem Markt, der mit Planen und Stoffen bedeckt war, die aber so tief hingen, dass ich in ständiger Demutsposition durch ihn laufen musste. Die Gänge auf diesem Markt sind sehr eng, aber das hindert keinen daran, auch mit Mopeds durch ihn zu brausen. Es gibt hier alles. Wie in der ganzen Region seit Laos herrscht eine unglaubliche Fülle an Früchten und Gemüsen und Fleisch. Die Frage ist nur, ob sich das jeder leisten kann. Es sieht aber so aus, als müsste niemand hungern.
Chau Doc ist laut. Es ist von Mopeds dominiert, die Motoren knattern und es wird gehupt, als gäbe es nicht Schöneres auf der Welt. Ein unglaubliches Chaos, zumindest für meine westlichen Augen und Ohren. Ich versuchte, Ingwer und Taschentücher zu finden, fand stattdessen aber nach genauerem Hinsehen Erdbeeren und Kirschen. Abgesehen von Jackfrucht, Mango, Pitahaya und dergleichen.
Das erste, was mir hier auffiel ist, dass es hier sehr viele Raucher gibt. In den anderen Ländern wurde fast gar nicht geraucht. Dann ist es hier gleichzeitig hektischer, aber trotzdem strukturierter. Es gibt Ampeln. Hey! (hält sich aber auch keiner dran.)
Und das Volk sieht anders aus. Was natürlich auch an der Tracht liegt, trägt man hier doch viel den kegelförmigen typischen Hut.
Ich sah übrigens eine Beerdigungszeremonie, wahrscheinlich eine caodaistische.
Was es hier erstaunlicherweise gibt, sind Supermärkte. Mit Preisschildern! Yippieh! Ingwer und Taschentücher gekauft. Bin nämlich immer noch erkältet. Kurz an Bord pausiert. Eine Kaffee-Coke (auch aus dem Supermarkt) getrunken. Nicht wirklich lecker.
Was ich völlig vergaß… nach einer SIM-Card zu schauen. Das W-LAN an Bord ist ein bisschen instabil. Also wieder in die Stadt. Telefonfirma gesucht. Die wollten einen Pass. Hatte ich nicht. Zurück zum Schiff. Mittagessen. Dabei wurden uns unsere vietnamesischen Guides vorgestellt. Ein deutsch- und ein englischsprachiger.
Nach dem Essen bestiegen wir ein Boot und fuhren zu einer Fischzucht. Ein schwimmendes Haus mit einem Becken für Zuchtfische darunter. In unserer Anwesenheit wurden die Fische gefüttert, es sah aus, als würde ein Schwarm Piranhas sich wie wild auf das Essen stürzen.
Wir legten dann in einem Dorf der Cham an, der muslimischen Minderheit in Vietnam. Wir liefen durch das Dorf, besuchten eine Weberei, sahen die Moschee, und haben die abenteuerlichen Pfahlbauten angesehen, in denen die Cham leben.
Wir bestiegen wieder das Boot und bogen ab in einen Kanal, der interessante Einblicke in das Leben der dort wohnenden Menschen bescherte. So wusch sich zum Beispiel einer Frau die Haare in diesem Kanal. Und keine 50 Meter weiter wurde gefischt. Wirklich alles spannend.
Nach der Landung besuchten wir den Tempel der Mutter des Landes. Es ist das wohl wichtigste Heiligtum von Vietnam und es ist ununterbrochen geöffnet, mit hunderttausenden Besuchern pro Monat, die der Mutter Opfergaben bringen, um um Erfüllung ihrer Wünsche zu bitten. Auf dem Weg dorthin zeigte uns unser Führer Besonderheiten beim Straßenverkauf. Wie z.B. den eingelegten Fisch, genannt Mam oder die Opfergabenverkäufer. Ganze Schweine werden geopfert. Die Mutter im Tempel darf übrigens nicht fotografiert werden.
Während wir auf die Busse zur Rückfahrt warteten, entbrannte ein Streit zwischen zwei Straßenverkäuferinnen, bei dem Messer gezückt wurden! Unsere Reiseleitung rief sofort, wir sollten uns nicht einmischen.
Es ging um einen Stellplatz für einen Verkaufswagen!
Am Abend bin ich noch einmal mit Jeff und dem englischsprachigen Guide zur Telefongesellschaft gegangen, um eine Datenkarte für Vietnam zu kaufen. Das hat prima geklappt und war auch gut so, weil wir nach Rückkehr aufs Boot feststellen mussten, dass das W-LAN wieder einmal off war. Ich habe 4 Euro für 3 GB für einen Monat bezahlt.
Nach dem Abendessen habe ich mich lange mit Sue und mit Bao, dem englischsprachigen Guide, unterhalten. Irgendwie zählt der interkulturelle Austausch mit anderen Personen immer zu den Highlights einer Reise. Man lernt sehr viel.
Morgen gibt es dann weitere Eindrücke von Vietnam.
Liebe Grüße von eurem Gerald
P.S.: Es gibt so vieles, was man nicht aufschreibt. Man erlebt so viel. Ich hoffe, ich behalte die Erinnerung auch so.