¡Hola hola de las Palmas de Gran Canaria!
Ich habe heute einen sehr frühen Bus Richtung Zentrum genommen, da ich nicht zu spät zur Schule kommen wollte. Wir schossen aber nachgeradezu Richtung Las Palmas, so dass ich schon anfing, mich zu ärgern, so früh aufgestanden zu sein. Aber dann, im Zentrum, ging natürlich nichts mehr. Die veranschlagte Strecke von 20 Minuten war in 45 Minuten getan. Dennoch war ich überpünktlich.
Unser profesor heißt Adrian. Als er anfing mit der Klasse zu sprechen, überkamen mich Zweifel, ob ich im richtigen Kurs bin. Ich verstand zuerst einmal gar nichts. Aber man kommt dann doch irgendwie rein. Die Mitschüler wirken alle sehr sympathisch, einige können, wie ich finde, unglaublich gut Spanisch, aber es gibt Gott sei Dank auch Teilnehmer meines Niveaus. Die Gruppe ist international besetzt; vertreten sind Irland, Kroatien, England, Australien und die Schweiz, ein weiterer Deutscher sitzt mit im Kurs, der aber in England lebt. Die Australierin lebt auch in England, und der Engländer und die Schweizerin leben auf Gran Canaria. Ein sehr interessantes und weitgereistes Publikum. Wie ich es schon schwer vermutete, bin ich der Älteste in der Runde.
Der Kurs läuft über 4 Schulstunden à 45 Minuten mit einer 30minütigen Pause mittendrin. Es ist schon ein recht anspruchsvoller Unterricht, wir rattern nur so durch die Übungen. Der Ire und die Schweizerin sprechen so flüssig, denen kann ich manchmal nicht wirklich folgen.
In der Pause, die wir in einem nahegelegenen Café verbrachten, habe ich mich ein wenig mit der Kroatin unterhalten, sie hat auch einmal für die UNO gearbeitet, allerdings für die Flüchtlingshilfe. So ziemlich alle in dem Kurs haben eine interessante Biografie. Natürlich gibt es hier auch die von mir ach so heißgeliebte Gruppenarbeit! Das habe ich früher in der Schule schon nicht gemocht, und auch in diversen Seminaren war es mir zuwider. Aber eine sehr lustige Übung gab es, wo ich mit meinem Nachbarn zur Linken herausfinden sollte, welche Gemeinsamkeiten wir haben. Nun, da ich weder kickboxe noch Fallschirm springe, geschweige denn in einem Einbaum über den Atlantik paddele… als der Prof fragte, welches unsere Gemeinsamkeiten seien, antwortete ich fast, wir atmen beide. Aber D. ist ein sehr sympathischer Mensch. Wir einigten uns auf die gemeinsame Leidenschaft des Kochens.
Nach der Schule fuhr ich mit dem Bus ins Einkaufszentrum Las Arenas, wo ich einige Badartikel kaufen musste, die ich zu Hause vergessen hatte. Außerdem brauchte ich noch eine Brille, denn ich hatte meine Computerbrille auch zu Hause liegen lassen und gestern nur mit Ach und Krach mein Reisetagebuch schreiben können. Mit meiner normalen Lesebrille musste ich meine Nase an den Bildschirm pressen, das tut dem Bildschirm auf Dauer auch nicht gut.
Nun gibt es hier so etwas wie Drogerien à la Rossmann oder DM nicht, wo man für 5 Euro eine Lesebrille bekommen kann. In den Brillengeschäften schaute man mich mitleidig an, wenn ich nach preiswerten Einstärkenbrillen fragte. Im Carrefour, einem Ableger der französischen Supermarktkette, erkundigte ich mich in der Drogerieabteilung nach diesen Brillen. Ja, die hätte man mal gehabt. Wo die bloß seien? Flugs wurde Verstärkung angefordert. Es artete so aus, dass wir zu fünft durch die Gänge irrten, auf der Suche nach den Brillen, die es ja irgendwo geben müsse. Man wurde in einem kleinen Lagerraum fündig, wo die kläglichen Überreste der scheußlichsten Exemplare von Einstärkenbrillen ever!!! ein trauriges Dasein in einem Körbchen fristeten. Es gab nur eine einzige Brille mit meiner Stärke, die war knallrot, und hatte auch noch Kratzer. Zudem sollte sie 13 € kosten. Nun, gezwungenermaßen nahm ich sie. Aber schön… , schön ist anders.
Zu Hause trank ich schnell einen Kaffee, bevor ich mich ins Auto setzte, um ein bisschen in die nahe gelegenen Berge zu fahren. Mein erstes Ziel war Arucas, dort gibt es eine schwarze Kathedrale, die von der Sagrada Familia in Barcelona inspiriert sein soll und am Anfang des letzten Jahrhunderts ihre Grundsteinlegung hatte.
Tatsächlich erinnert sie von außen ein klein wenig an die Gaudí-Kirche. Aber ehrlich: auch an den Kölner Dom und andere sakrale Bauten. Innen besichtigen konnte ich sie leider nicht, da sie erst wieder am Abend öffnen sollte und ich nicht so lange bleiben wollte. Arucas ist ansonsten auch ohne Kirche ein sehr netter Ort: es gibt einen schönen Stadtpark, es gibt eine Rumfabrik zu besichtigen (die Probe fiel wegen der Fahrerei flach) und es gibt sehr schöne kleine Sträßchen, in denen man flanieren kann. Definitiv einen Ausflug wert.
Mein zweiter Stop sollte Teror sein, der! Wallfahrtsort von Gran Canaria, ja, der gesamten Inselwelt! Hier gibt es die Kirche Nuestra Señora de la Pina. Ein kleines Kathedrälchen. Auch hier sind die Straßen rund um die Kirche sehr pittoresk und erkundenswert.
Der Weg nach Teror war schon ein wenig aufwändig, da bergig. Ich war dann doch froh, ein PS-starkes Schlachtschiff zu haben. Da es ein koreanisches Auto ist, habe ich ihm den Namen Sora gegeben, das ist a) angeblich der beliebteste männliche Vorname Südkoreas zurzeit und heißt b) Muschelschale. Ich finde, das passt zu einem Auto, das auf Gran Canaria gefahren wird.
Für die Rückfahrt nach Hause wählte ich eine andere Strecke, schon allein wegen der Vielfalt. Es war eine dieser berühmt-berüchtigten Strecken, von denen es im Reiseführer heißt: „Man hofft inständig, dass einem niemand entgegenkommt!“ Natürlich kam mir ständig jemand entgegen und so verblieb mir nur, immerfort zu jammern: „Mimimimimimimi, lass bitte keinen Bus kommen!“ Das hat übrigens geholfen.
Einen Zwischenstopp gab es dann noch in einem kleinen Dinohypermarket. Dort erstand ich Brot, Oktopus (!) und Wein. Das Brot wollte ich kurz aufbacken, aber verlor es aus den Augen. Jetzt habe ich quasi Schwarzbrot. Ein Stück Heimat sozusagen.
Das war ein sehr schöner Tag heute und ich hoffe, ihr hattet auch einen. Es würde mich sehr freuen, Euch morgen wiederzusehen.
Bis dahin alles Gute!
Euer Gerald