Tag 22: Der Süden im Recall

Estimados Sras. y Srs.

Fröhlichen 4. Advent Euch allen!!!

Heute also die zweite Chance für den Süden. Wobei – war ja beim ersten Erkunden nicht alles schlimm.

Also, heute gibt es Punkte für das Wetter. Hier im Norden war es heute früh und ist es immer noch zugezogen. Im Süden supersonnig und sehr gut warm!

Punkte gibt es auch für Arteara, eine Nekropole der Canarios. Sie liegt umrahmt von mächtigen Felsmassiven nördlich von Maspalomas. Diese Gebirge sind im Gegensatz zum üppigen Norden karg und schroff, fast unwirklich. Hier kann man Western drehen und Episoden für Raumfahrtserien. Ich meine sogar, dass Sioux City, ein Vergnügungspark im Süden, ursprünglich mal ein Filmset war – ich müsste das nochmal nachschlagen.

Die Nekropole selbst wird von einem sehr überschaubaren Museum eingeleitet. Dann folgt man gekennzeichneten Pfaden durch das Gräberfeld. Also, das ist hochinteressant! Haufenweise (im wahrsten Sinne des Wortes) Gräber in der gleichen Grundstruktur, doch in unterschiedlichsten Ausarbeitungen. Was diese Art der Bestattung für eine Mühe gemacht haben muss!

Gräberfeld

Es gibt zwei Palmenhaine an den Rändern der Stätte, Bienenstämme werden angesiedelt und Gehege für Tiere wurden angelegt. Noch vor hundert Jahren (so ein Schild, das weiß Gott wie alt ist) wurden hier ertrunkene Seeleute bestattet. Leider sind einige der Erklärungstafeln unleserlich geworden. Auch gibt es keine Waschräume und dergleichen. Wenigstens war es aber, vielleicht wegen der 4 Euro Eintritt, wirklich fast wie ausgestorben. Was ja zu so einem Ort durchaus passt.

Unangenehm war nur die Fahrt auf der GC-60 dorthin. Nicht ganz so kurvig, aber eng und bevölkert von zweien meiner Lieblingsgeschöpfe: Irrsinnige Motorradfahrer und lebensmüde Radrennfahrer. Wobei erstere noch die schlimmeren sind. Die zischen dreistellig durch 30er-Kurven. Und treten in röhrenden Horden auf. Und wenn dann bergab völlig unvermittelt ein Radfahrer im Rückspiegel auftaucht, der quasi am Heck klebt… tatsächlich bin ich an einer Unfallstelle vorbeigekommen, wo ein Radler scheinbar frontal auf ein Auto draufgefahren ist. Wer jetzt in der falschen Spur fuhr? Naja, zwar kotzte der Radfahrer gerade über die Leitplanke, aber scheinbar haben es alle überlebt.

Ich fuhr zum berühmt-berüchtigten Yumbo-Center. Punkte? Nö. Aber auch kein Abzug. Durch gruseligste Schilderungen – auch von großen Fans – war ich auf das allerschlimmste gefasst! Was soll ich sagen? Nicht gerade ein Traum, aber jo mei. Hunderte Fressbuden und Kneipen, die meisten um diese Zeit geschlossen. Souvenirläden und Parfümerien. Massagesalons und Ärzte. Also, etwas trist, aber man hat alles an einem Platz. Die Empanadas zum Lunch konnte ich allerdings nicht zuende essen. Die waren sehr merkwürdig. Und wegen der Fahrerei konnte ich mir die auch nicht schöntrinken. Andere Gäste haben das nämlich offensichtlich mit aller Macht versucht.

Yumbos Innenhof

Ein geschichtsträchtiger Platz befindet sich kurz vor Santa Lucia. Auf dem Heimweg wollte ich dort, an der Fortaleza, vorbei. Hier wurde – vermutet man – 1483 die letzte Schlacht zwischen den Canarios und den spanischen Besatzern geschlagen. Vernichtend für die Canarios, deren Anführer sich anschließend vom Fels gestürzt haben sollen. Die restlichen Überlebenden wurden gemetzelt oder versklavt. Aber die Policia machte mir einen Strich durch die Rechnung. Nachdem ich fast 20 Minuten auf kurvigen, engen Strecken Richtung Santa Lucia unterwegs war, wurde ich von ihr gestoppt. Es ginge wegen Bauarbeiten nicht weiter, ich müsse zurück oder nach rechts abbiegen und einen riesigen Umweg in Kauf nehmen. Naja, ich finde ja, das hätte man schon früher irgendwie andeuten können. Ich fuhr zurück zur Küste und nach Hause. Wieder in die Wolken rein.

Und so rein punktetechnisch? Ja, da hat der Süden was gutgemacht.

Einen Besuch im Arenas-Einkaufszentrum habe ich mir gespart, als ich von der Straße oben das Gewusel auf dem Kreisverkehr unten sah. Aber ich fürchte, morgen muss ich dringend Großeinkauf machen. Weiß ja nicht, wie das hier mit den Feiertagen so ist.

Auf der Klippe vorm Haus stehen wieder viele Meeresanbeterwagen. Irgendwie witzig. Ich würde ja aussteigen und mich auf die Felsen hocken. Aber die Mehrheit sitzt bei hochgekurbeltem Fenster (selbst die Raucher) im Auto und schaut zur Frontscheibe raus.

Heute Abend gibt’s wieder Sangria, ich habe noch so viel Obst. Da erscheint Trinken ja auch gleich als überaus gesundheitsfördernd!

Ihr Lieben, bis morgen vielleicht. Ich verabschiede mich für heute mit einem lautstarken ¡Eviva España!

Euer Gerald (der hofft, dass Ihr jetzt nicht alle einen schlimmen Ohrwurm habt)

Besuchen Sie Tunte… Hm. Was mag da so interessant sein?
Der Autor im Grand Canyon

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