Moin Mitbürger! Freunde! Friesen!
Hört mich an: Wir sind beide ziemlich angefressen. Nein, nicht in dem Sinne. Irgendwie sind einige Insekten hier in der Gegend ziemlich hungrig. Sogar die Fliegen beißen. Das ist schon skurril.
Heute zog es uns in den Süden, genauer nach Büsum. Büsum ist das Zentrum der Krabbenfischerei und gleichzeitig touristischer Hot-Spot. Schon morgens war es in Zennhusen sehr neblig, die Vorhersage versprach uns aber baldigen Sonnenschein. Nur verschob sich der Startzeitpunkt immer weiter nach hinten. Auf jeden Fall war es bewölkt und frisch, als wir in Büsum ankamen. Wir fanden einen kostenfreien Parkplatz (wie konnte das passieren?) und waren nach kurzem Fußweg im Zentrum des Geschehens.
Büsum war voll! In der Alleestraße, die die Einkaufsmeile darstellt, knubbelte es sich regelrecht. Man hielt sich im Allgemeinen an die vorgegebene, coronabedingte Routenführung und so entstand der Eindruck einer gebrechlichen kleinen Prozession. Gebrechlich? Nun ja, wir haben durch unser Erscheinen den Altersdurchschnitt schon ziemlich gesenkt.
Ganz zu Anfang erstand ich einen Pullover, der runtergesetzt war. Das stellte sich als hervorragende Investition heraus, denn als es auf den Deich ging, wäre ich ohne den erfroren. Eintritt auf den Deich übrigens 3 Euro pro Person. Und der Hund durfte nichts. Selbst am Hundestrand nicht. Dies wurde durch Patrouillen streng kontrolliert. Der Deichspaziergang machte ein bisschen etwas von dem nicht so guten ersten Eindruck von Büsum wett. Es ist nämlich nicht wirklich schön dort. Viele Bausünden und null Charme. Wobei das jetzt auch nicht heißt, dass der Deich besonders besuchenswert ist. Wir nahmen zur Immunstärkung eine Hopfenkaltschale ein. Hopfen wird stark unterschätzt!
Am Fischereihafen war es dann ganz nett und es gibt in der Nähe von diesem rund um die hübsche St.-Clemens-Kirche einen netten Platz mit dem sehenswerten Hotel-Restaurant „Zur Post“. Einige Schiffe haben wohl eine standesamtliche Zulassung. Aber insgesamt musste ich an Storms Gedicht über Husum denken. Graue Stadt am Meer.
Wir fuhren nach Westerdeichstrich. Nach, nicht zum! Das haben wir noch nicht nötig. Dort gibt es eine Mühle. Bestimmte Dinge triggern uns. Bei Elke sind es Klöster und Esel. Bei mir Leuchttürme und Mühlen. Das Mühlen-Restaurant hat aber mittwochs geschlossen. Apropos Deichstrich: In Büsum gibt es Slipanlagen. Wir wollten darüber nicht weiter nachdenken.
Am frühen Nachmittag waren wir wieder daheim. Elke faulenzte auf der Terrasse, während ich wieder mein anstrengendes Entschleunigungsprogramm durchzog. Dabei wurde ich aber wieder von hungrigem Geziefer attackiert. „Du sollst nicht töten“ wird dabei zur Herausforderung!
Unser Nachbar hatte einen Spaziertipp für freilaufende Hunde. Dem wollten wir nach unserer Verschnaufpause nachgehen. Nun, vielleicht haben wir ihn nicht richtig verstanden und uns verirrt, oder aber wir haben ihn nicht richtig verstanden und uns etwas ganz anderes vorgestellt. Wir waren an einem Feldweg, der an einem Bootsanleger begann und sehr kurz war, da bald ein Schutzgebiet anfing, dessen Betreten verboten war. Einmal hin und zurück in 10 Minuten. Aber nett, denn auf der einen Seite säumten Pferdekoppeln den Weg und auf der anderen Seite begrenzte uns ein Seitenarm der Eider. Die Pferde waren teils sehr ungestüm und galoppierten sich die Seele aus dem Leib.
Da ich mittags schon von einer Grillplatte Akropolis träumte, war Elke einverstanden, abends zu einem Griechen zu fahren. Der stellte sich als Freibadgastronomie in einem schmucklosen Bau heraus. Freibad und Poseidon passen ja. Große Überraschung: Sehr leckere Riesenportionen und eine unglaublich nette Bedienung! Da der Laden brummte, mussten wir auf der Terrasse sitzen, was bei ziemlicher …. äh…. Sommerfrische für Bedienung und uns eine Herausforderung war. Aber es gab Decken.
Nun sitzen wir in unserer bescheidenen Kate und wärmen uns auf. Es wird den Prognosen nach zwar kälter werden, aber wieder sonniger. Der Urlaub ist jetzt schon über den berühmten Berg und ich staune wieder einmal, wie schnell die Zeit vergeht, wenn es schön ist.
Schön. Ja, das ist es hier. Abseits der wenigen touristischen Hotspots ist es hier sehr idyllisch. Die Menschen sind wirklich freundlich (Ausnahmen essen Erdbeershake zum Frühstück), die Weite der Landschaft ist grandios und überall Tiere (auch die an uns knabbernden) und Bäume und Wasser. Ich liebe es! So schön hätte ich es mir hier nicht vorgestellt!
In jedem größeren Ort gibt es Mitfahrbänke. Manchmal mit herausklappbaren Ziel-Schildern. Unsere Villa war nicht abgeschlossen bei Anreise. Es gibt Obst- und Gemüsestände mit Sparschwein. Nehmen Sie und zahlen Sie bitte. Ich bin gerade sehr vernarrt in diesen Landstrich.
Was wir morgen machen, steht noch nicht fest. Aber vielleicht wollt Ihr ja wissen, was wir so treiben und erleben. Dann schaut bitte wieder rein.
Liebe Grüße aus Zennhusen! ?