Ihr Lieben,
heute morgen war es etwas schwerer, aus dem Bett zu kommen. Merkwürdig. Sehr merkwürdig. Aber das Frühstück, das zumindest für mich keine Wünsche offen lässt, machte mich wieder fit und wir konnten den Tag planen. Nachdem Rolf gestern während des Online-Buchungsprozesses ständig rausgeschmissen wurde, konnte ich heute früh drei Karten für die blaue Linie um 12 Uhr erwerben. So hatten wir nach dem Frühstück auch noch etwas Entspannungszeit.
Wir liefen zur Tram-Information, wo wir einen Shuttlebus zum Bahnhof nehmen wollten. Dort rief uns ein gestresster Mitarbeiter einen Shuttle-Fahrer. Gestresst, weil gerade sein Info-Häuschen für Bauarbeiten aus dem Weg geräumt werden sollte. Nach kurzer Zeit holte uns dann auch ein Mitarbeiter zu Fuß ab, mit dem wir erst einmal mehrere Minuten in die falsche Richtung liefen, da er seinen Bus weit vom Infopoint geparkt hatte. Nun, da hätten wir eigentlich auch genausogut direkt zum Bahnhof laufen können. Am Bahnhof bekamen wir einen blauen Aufkleber auf die Brust gepappt, einen Abfahrtsplan in die Hand gedrückt und nach einem Kaffee wurden wir zu einem Bus dirigiert. Nanu. Heißt das Dings nicht Wein-Tram? Immerhin war der Bus ganz nett anzusehen. Offene Fenster, ziemlich voll. Und dann peste der mit einem Affenzahn von Weingut zu Weingut.
Das erste Gut hieß Atlas Swift, das kannte James, den wir beim Frühstück um Rat fragten, noch nicht, da es so neu war. Als wir es bei der Anfahrt sehen konnten, erschien es uns nicht so besuchenswert, und wir ließen es aus. Das zweite Gut hieß Pigcasso, und nein, dies ist kein Schreibfehler. James erläuterte uns, dass es da zwar auch Wein gäbe, aber die Attraktion ein malendes Schwein sei. Diese unglaublich lebensbereichernde Erfahrung wollten wir dann auch nicht machen. Am dritten Weingut stiegen wir dann aber aus: Mont Rochelle. Das war ein schönes Weingut, das wir aber nicht ausführlich besichtigten; stattdessen enterten wir das Restaurant „The Country Kitchen“, denn es war Mahlzeit-Zeit! Während wir dort saßen, rief Ike an, sie stoße mit Silke zu uns. Wir bestellten aber, bevor die beiden kamen, denn wir hatten ja Fahrplanstress. Das Essen war gut, der Sekt lecker und der Rotwein „MP Little Rock“ sogar sehr lecker. Da kann man auf jeden Fall (mal wieder) hin. Die Mädels kamen, wir aßen etwas zeitversetzt zusammen und dann ging es schon weiter zum Weingut „La Bri“.
Auch dort stiegen wir aus, es war aber keine architektonische Perle. Wir stürmten den Wine Tasting Room und entscheiden uns für ein Chocolate-Pairing (zu drei Pralinen je einen korrespondierenden Wein) bzw. ich mich für eine Standardprobe mit 4 Weinen. Bis auf La Bri Affinity überzeugte mich aber keiner so richtig. Nächster Halt: Holden Manz. Wir hatten uns zwar vorgenommen, dort auszusteigen, aber die Anfahrt war nicht vielversprechend. Da wir das Runter-vom-Bus-schnell-saufen-und-wieder-rauf-auf-den-Bus inzwischen auch etwas anstrengend fanden, beschlossen wir, etwas länger auf dem Weingut „La Grande Provence“ zu verweilen. Dort fuhren wir dann auch endlich mit der Bahn hin.
Das ist ein wunderbares Weingut! Kunst, Parks, schöne Gebäude, eine Galerie. Ich erstand zwei kleinere Wandskulpturen. Die kann ich Euch leider hier nicht zeigen, da sie bruchsicher verpackt wurden. Den Verkäufer fand ich auch sehr nett, aber deswegen habe ich da nicht eingekauft. Ich schwöre :-). Wir machten dann ein etwas entspannteres Winetasting, für das wir uns Zeit nahmen. Während wir auf unsere Käseplatte und die Weinauswahl warteten, rief Ike an, sie käme dazu. Sie hatte inzwischen Silke zum Flughafen gebracht, die uns heute schon verlassen musste. Also, angeblich stecken in jeder Flasche der Serie Angels‘ Tears 8.888 Engelstränen. Na, das zähle ich heute Abend aber mal nach. Ich erwarb nämlich zwei Flaschen Sauvignon Blanc, den ich eigentlich eher nicht so gerne trinke. Hier aber schmeckt der sehr gut. Das Grande Provence kann ich vorbehaltlos empfehlen. Ein toller Ort.
Ike bot an, uns nach Hause zu fahren, aber wir wollten noch weiter Wine-Tram fahren. Nur aussteigen konnten wir an keinem der beiden weiteren Weingüter mehr. Rickety Bridge und Franschhoek Cellar standen noch auf dem Plan. Es war aber inzwischen dafür zu spät. Wir haben uns dann aber noch mit einem amerikanischen Pärchen unterhalten, sie aus Washington D.C., er Mitarbeiter der Botschaft in Prätoria. Das war zwar ganz unterhaltsam, aber die Frau wurde immer berührungsfreudiger. Aber die Bahnfahrt dauerte ja nicht lang. Fazit: Gestern noch hatten wir überlegt, direkt mehrere Linien an verschiedenen Tagen zu buchen, aber es ist doch irgendwie sehr hektisch. Lieber suchen wir uns ein oder zwei wirklich nette Weingüter aus und fahren da mit einem Taxi hin.
Nach einer kurzen Erholungspause im Maison Chablis, unserem Domizil, machten wir uns auf gut Glück auf, einen Platz zum Abendessen zu finden. Einem Teil der Herren war nach Nudeln und so entschieden wir nach Speisekartenlage. Das sehr nette Café Franschhoek hatte drei Plätze am Kamin für uns. Ich informierte Ike, wo wir dinieren wollten und sie kam dann auch kurzfristig dazu. Man stellte dann wegen der vielen Gläser und Teller zwei Tische für uns zusammen und dann wurden wir von dem sehr effektiven Kamin gut durchgegrillt. Das Essen war gut. Es gab unter anderem Bobootie Spring Rolls. Frühlingsrollen mit einem traditionellen südafrikanischen Hackgericht gefüllt. Im Café Franschhoek gibt es aucheine interessante Zapfanlage. Man bekommt eine Karte und zapft sich seine Weine nach Wahl zusammen und bezahlt dann am Ende wie an einer Tankstelle. Das finde ich total innovativ. Es gibt auch das Event „Winemaker for a day“, bei dem man verschiedene Weine zusammenführen kann, um sein eigenes Cuvée zu kreieren. Im Preis dieser Veranstaltung inbegriffen ist eine Schürze, die einen als Winzer ausweist.
Wir nahmen noch einen völlig unnötigen 🙂 Absacker im Tuk Tuk und folgten dann dem Ruf unserer Zimmer im Hotel.
Also, es war ein schöner Tag mit einigen interessanten Aspekten und wir sind gespannt auf morgen. Ihr auch?
Liebe Grüße von Ike, Otto und Rolf und natürlich Eurem Gerry