Auguste

Ihr Lieben,

Anfang letzter Woche gab es bei einem großen Discounter einen Foodprocessor zu erwerben, den Monsieur Cuisine Connect. Das ist so ein Thermomix für Arme. Wobei, das ist ja der Kochtopf. Also eher etwas für nicht ganz so Reiche… Und da inzwischen einige Freundinnen mit dem Luxusmodell gute Erfahrungen gemacht haben, habe ich in einer Nacht- und Nebelaktion dieses Gerät um Schlag 0 Uhr 01 im Online-Shop bestellt. Denn ich wollte mich keineswegs in einer Filiale in eine wilde Schlägerei verwickeln lassen.

Ich gebe zu, ich habe immer gerne Artikel über diese Geräte gelesen, vor allem wegen der darunter befindlichen Kommentare. Kaum eine Erfindung spaltet die Nation ja so wie der Thermomix samt Anverwandten. Und kaum ein Kommentar, der nicht ganz außen eine Extremposition einnimmt. „Ich KANN ohne dieses Gerät nicht mehr sein. Es hat mein LEBEN verändert! Und die Neider sollen mir den Buckel….“ gegen „Ich brauche so einen Quatsch nicht, ich brate mein Steak mit bloßer Hand über dem Feuer!“ Autsch. Naja, es ist ja Mode, extrem zu sein, und nicht mal Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen und eine zivile Diskussion zu führen.

Mittwoch war mein neuer Küchenhelfer dann da. Zu Ehren Escoffiers, dem Koch der Köche, nannte ich ihn Auguste (nicht, dass der sich im Grabe rumdreht). Ohgühst ausgesprochen, bitte! Abends dann erst einmal die Bedienungsanleitung studiert. Herrjeh. Fast schon eine Raketenwissenschaft. Donnerstag vor der Arbeit kochte ich daher erstmal ein Ei im Zaubertopf. Ja, ernsthaft, so nennen sich diese Geräte in der Fangemeinde! Ja, und das Ei war dann auch ganz zauberhaft. Hm, hatte ich da etwa den teuersten Eierkocher der Welt…. ach nee, das wäre ja das Konkurrenzmodell.

Am Freitag hatte ich dann genug Zeit, in die Rezeptwelt einzutauchen und kochte – fast sklavisch nach Rezept, und wie alle wissen, mache ich das besonders gerne – indisches Butterchicken (das hatte ich auch schon einmal freihändig gemacht und fand es sehr lecker). Die einzige Abweichung vom in der Maschine programmierten Rezept war, dass ich Butterchicken-Masala statt Garam Masala nahm.

Was soll ich sagen? Ich war begeistert, dass ich so wenige Küchenutensilien gebraucht habe, dass ich nicht aufpassen musste und irgendwie alles wie von Zauberhan…. äh…. ach daher…. Nicht so angetan war ich davon, dass das Hühnerfleisch am Ende sehr zerfasert war und nicht in den schönen Würfelchen, in denen ich es gewollt hätte. Aber es hat (zusammen mit Pitabrot) verdammt lecker geschmeckt.

Am nächsten Tag dann – wieder sklavisch – Polpette. Hackbällchen in Tomatensauce, italienisch gewürzt. Ich wollte Reis dazu machen und war entzückt, dass eine der Moderatorinnen im Cuisine-Forum schrieb, den könne man ja im dafür vorgesehenen Körbchen über die Sauce im Basistopf hängen, der würde dann direkt mitgegart. Das Rezept schien mir ein bisschen profan (so wenig Gewürze?), aber ich muss Auguste ja erst einmal kennenlernen. Und ja, das war wieder sehr einfach und utensiliensparend. Aber. Aber, aber, aber. Es war absolut fade. Gedämpfte Hackbällchen mit der Konsistenz eines alten Flummis und null Aroma. Okay, das kann man ja ändern, indem man die Rezepte anpasst. Aber dann der Reis. Fast genau so knusprig, wie er aus der Tüte kam. Schade um den schönen Basmati. Ich hatte noch Mikrowellenreis da, den machte ich dann schnell dazu. Aber es war eine große Enttäuschung.

Heute Nachmittag dann machte ich meine Gemüsepaste mit dem Zauberding. Das hat wiederum viel Zeit gespart, auch wenn die Lauchfasern mit meiner Handmethode im Endergebnis irgendwie weniger präsent sind. Aber sonst ist die Paste wirklich gut geworden. Alle Achtung, wie stark der Motor ist.

Später mache ich vielleicht noch Eierlikör für meine Spanischgruppe am Montag, mal sehen, ob der was wird. Tout le monde ist ja begeistert von selbstgemachtem Eierlikör, vielleicht ja auch von unserem. Wie schrieb schon Hape Kerkeling ins Buch des wirklich weisen Wissens: “Ich nehm gerne noch ein Eierlikörchen. Dat Leben muss doch irngswie weitergehn.”

Über meine weiteren Abenteuer mit Auguste halte ich Euch dann hier in dieser Rubrik unregelmäßig auf dem Laufenden.

2 Gedanken zu „Auguste“

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