Tag 4: Geysire, Höhlen, Weihnachtsmärkte (und: wie macht man sich bei der Jugend beliebt?)

Ihr Lieben,

heute früh war Sonne pur. Als hätte es hier noch nieee geregnet. Wunderbar! Gestern habe ich meinen alten Reiseführer studiert und ein paar Dinge in der Umgebung gefunden, die ich vor drei Jahren noch nicht gesehen hatte. Unter anderem ruft wohl eine kleine Naturerscheinung namens El Bufadero große Begeisterung hervor. Also, auf die Liste gesetzt. Dann gibt es unweit davon kanarische Kultstätten. Check! Und ich soll für meine Spanischlehrerin kanarisches Gofio mitbringen, welches ich laut Google in einem Laden in Agüimes bekomme. Und da ich diesen Ort liebe, kommt der als Nr. 3 auf die Liste.

El Bufadero bei La Garita ist ein schwer zu erklärendes Phänomen. Ich versuche es mal. Bei abklingender Flut und gleichzeitigem Anlanden von Brandung zieht sich Wasser durch einen Trichter, der durch Höhlen mit dem Meer verbunden ist, nach unten, so dass ein Ringwasserfall entsteht. Bei Anbrandung läuft dieser Trichter wieder voll und durch kleine Auslässe drumherum spritzen Fontänen hoch. Ein paar Rezensenten bei Google fanden das langweilig bzw. haben nichts gesehen. Daher habe ich mir davon nicht viel versprochen. Aber was soll ich sagen! Es ist ein wunderbares Spektakelchen. Ich konnte mich gar nicht losreißen und habe mehrere hundert Stunden Filmmaterial gedreht. Ein paar kleine Fische und Krebse in den Gezeitenpfützen drumherum und ein paar Geckos in den Felsspalten komplettieren das Ganze. Prädikat: Sehr sehenswert!

Durch Telde und Ingenio fuhr ich zu den Höhlen „Cuatro Puertas“, einer Kultstätte der Kanarios, die aus mehreren Höhlen und einer Ritualstätte besteht. Es war erstaunlich viel los und so musste ich etwas entfernt an einem supersteilen Hang parken. Das Erklimmen des Berges war dann mein heutiges Cardio-Training. Vor den „vier Türen“, der bekanntesten Höhle, lichteten sich drei Influenzerinnen (?) in lasziven Posen ab. Ich schaute mir das zehn Minuten lang an und posierte dann mit. Auf die Frage, was das denn solle, meinte ich, auch andere Personen würden gerne Erinnerungsfotos machen. Ich bekam Szenenapplaus von anderen Touristen und so bekamen wir einen Time-Slot (ja so reden die!) von drei Minuten für unsere Fotos. Den Rest des Geländes hatte ich dann fast für mich alleine, obwohl auch die anderen Höhlen sowie die schönen Fernblicke mehr als sehenswert sind. Zurück am Auto musste ich feststellen, dass sich ein unbeschwerter Zeitgenosse direkt vor MBBs Schnauze gestellt hatte. Anfahren am Berg bei 45° Steigung und das rückwärts mit einer Kupplung, die erst reagiert, wenn das Knie am Kinn angekommen ist. Herrlich!

Weiter ging es nach Agüimes, einer der für mich schönsten Orte auf Gran Canaria. Dort erstand ich das oben erwähnte Gofio in einer örtlichen Kooperative, die sich auf regionale Produkte, und da insbesondere auf Käse, spezialisiert hat. Vor der Kirche San Sebastian fand eine Fiesta statt, mit Weihnachtsmarktbuden, Kinderschminkerei und Bimmelbahnfahrten. Ohne Glühwein allerdings. Komisch, muss denen ausgegangen sein. Ich bummelte noch eine Weile durch den Ort und lichtete mich unter anderem mit – das gehört einfach dazu – dem bronzenen Esel und seinem Kumpan, dem Dromedar ab. Bei der Dromedarszene liefen drei kachektische Mädels vorbei und kommentierten meinen Selfie-Versuch mit „¡Que mono!“ – „Was für ein Affe!“. Ich antwortete auf spanisch, dass sich ihre schlechte Laune vielleicht verbessern würde, wenn sie mehr äßen. Die Gesichter daraufhin waren unbezahlbar. Mein Spanischkurs rentiert sich. Nachtrag: Oder auch nicht…. bekomme gerade gesagt, dass es in der Regel „wie niedlich“ heißt. Was mich zum Grübeln bringt. Warum sollten mich pubertierende Glitzer-Mädchen für niedlich halten??? Dann wäre meine Antwort natürlich sehr rüde gewesen. 🙄

Ich gönnte mir ein appetitliches Fruchttörtchen, das ich eigentlich fotografieren wollte, aber da war es schon weg, das scheue Ding. Jaja, man muss in Wald und Flur beim Fotografieren schon ein bisschen aufmerksam sein.

Ich fuhr zurück nach Arinaga und machte eine winzig kleine Siesta, bevor ich mich auf einen kleinen Spaziergang an der alten Kalkerei vorbei Richtung altem Pier machte. Es zog sich schnell zu, es fing an zu nieseln und dann kam ein orkanartiger Wind auf, der die winzigkleinen Regentropfen in schmerzhafte kleine Waffen verwandelte. Meinen Plan, auf der Promenade draußen zu speisen, gab ich daraufhin auf und deckte mich im kleinen Spar-Markt mit etwas Obst, Käse und Brot ein. Der Kassierer war hin und weg von meiner spanischen Zungenakrobatik und strahlte mich an. Der Spanischkurs rent…. ach, das erwähnte ich ja bereits. Und die Bananen hier sind der Hit! Klein, fleckig und saulecker. In Köln würde die nicht jeder kaufen, da sie nicht makellos aussehen.

Ein bisschen noch zu Arinaga. Ich bereue es nicht, hier zu sein, da es wirklich recht untouristisch zugeht. Ich werde schon nach den paar Tagen hier und da freundlich gegrüßt. Leider haben nicht mehr alle Restaurants von früher auf. Meine Schneckenköchin ist weg, der Kaffee/Bar/Imbiss am Kalkmuseum ist weg, das große Restaurant am Playa Arinaga scheint verwaist. Die Küste erscheint mir hier wilder als woanders, das mag ich sehr. Mit der Bude habe ich mich inzwischen auch arrangiert, aber wegen der Terrassenmöblierung und der Küchenausstattung werde ich Nadia mal Verbesserungsvorschläge machen müssen. Auch mindestens einen Schrank hätte ich nett gefunden.

Inzwischen haben wir richtiggehend Unwetter, aber morgen wird es ab 10 Uhr gerüchteweise wieder sonnig, da suche ich mir spontan ein schönes Ziel aus. Ich hoffe, Ihr begleitet mich dahin.

Liebe Grüße,
Euer Gerry

P.S.: Hier der versprochene Rundgang durch meine Butze. Ich habe mich extra beeilt.

P.P.S.: Fann-Fäckt. Hier gibt es keine Mülltonnen pro Haus, man muss seine Abfälle zu zentralen Sammelpunkten bringen und dort trennen.

P.P.P.S.: Der Autor macht sich zum Affen (hier allerdings beim Esel):

P.P.P.P.S.: Sometimes try not to translate word by word…. 🙂

2 Gedanken zu „Tag 4: Geysire, Höhlen, Weihnachtsmärkte (und: wie macht man sich bei der Jugend beliebt?)“

  1. Hallo Gerry, nachdem ich erstmal seekrank wurde von deiner Roomtour und ich abwarten musste, ob ich mich doch noch übergeben muss, habe ich mir das ganze nocheinmal in 0,25facher Geschwindigkeit angesehen. Wie du schon sagtest, sehr spartanisch, sogar der Meerblick.
    Hauptsache du hast dich gut eingewöhnt und geniesst deine Zeit. Lass es dir weiterhin gutgehen. Alles Liebe Pauline

    1. Ja, ein Makler würde von Potenzial sprechen… 🤣
      Ich hatte schon viel kleinere Wohnungen mit ansprechenderer Ausstattung. Aber heute liegt die Baustelle brach, so kann ich mal auf der Terrasse frühstücken…

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