Ihr Lieben,
ein kleiner Bericht außer der Reihe von meinem Observatoriumsbesuch. Ich nehme eins vorweg: Muss man nicht haben. Aber der Reihe nach. Die Veranstaltung sollte um 21 Uhr beginnen, das bedeutete Nachtfahrt mit Manuel. Bis zum Abzweig nach Temisas war das auch noch kein Akt. Dann aber ward es zappenduster und kurvig. Nach nur einem halben Kilometer auf dieser ansteigenden Serpentinenroute wurde jemand hinter mir nervös. Ich verlangsamte, um zu signalisieren, dass ich eine Vorbeifahrt wünschte. Ah, ein Guagua. Kein Wunder, dass der nicht hinter mir herschleichen wollte. Ich hingegen wollte die Gelegenheit nutzen, um mich an den Bus zu kleben, um besser voranzukommen. Naja, ich hatte Manuels Kreislaufprobleme unterschätzt. Der Bus war schon längst in Panama, da versuchten wir noch, wieder zumindest auf 15 km/h zu beschleunigen. Aber war egal, den Rest der ganzen Strecke war ich allein. Eigentlich fangen so ja Gruselfilme an.
Oben angekommen musste ich erst einmal vor der Einfahrt warten, das Zufahrtstor war noch geschlossen. Irgendwann erschien dann der Dozent und schloss auf. Inzwischen war die Autokarawane schon stattlich angewachsen. Der Herr vom Observatorium bedeutete mir, ich solle die Schlange anführen und hochfahren. Hallelujah, eine einzige Schlaglochquälerei. Wir parkten dann in Reihe die Schotterpiste entlang.
Zu Beginn wurden die Namen abgefragt, eine Deutsche und ich wurden gefragt, ob wir denn Spanisch verstünden und hüstelten ein Geht-so raus. Ich nehme es vorweg: Besonders viel habe ich nicht verstanden…. Als der Vortrag schon begonnen hatte, stürmten 5 weitere Personen den Saal, von denen der Gruppentroglodyt 50 cm neben mir Platz nahm, einen angefressenen Döner beendete, um dann während der ganzen Veranstaltung lautstark Schleim hochzuziehen und rumzuhusten. Zwischendurch prokelte er mit ungeahnter Hingabe in seinem ausladenden Zinken und erforschte die Fundstücke ausgiebig. Als ihm das zu langweilig wurde, zog er Schuhe und Socken aus und knetete an seinen Füßen rum. Das war der Zeitpunkt wo ich publikumswirksam meinen Gartenstuhl schnappte und umzog. Die Stühle waren nämlich leider abgezählt. Also, mal ehrlich, sind solche Menschen eigentlich so zahlreich oder habe ich nur ein Händchen, solche Leute anzuziehen. Und, wahrscheinlich interessanter: Was hat ihn bewogen, dieser Veranstaltung beizuwohnen??
Im Grunde ging es beim Vortrag um Asteroiden und Meteoriten. Ich habe verstanden, dass es Milliarden davon gibt und wir alle irgendwann wegen irgendeines Einschlags sterben werden. Dann ging es noch um Planeten (warum ist Pluto keiner mehr?) und um chemische Zusammensetzung von Gestirnen. Das war ganz interessant, die Farbe am Himmel sagt nämlich etwas über die Zusammensetzung aus. Wir durften dann ein paar Meteoritenstücke in die Hand nehmen und ein kleines… nunja…. Zimmerchen mit Ausstellungsstücken ansehen, das hochtrabend als Museum bezeichnet wurde.
Dann alle raus, Sterne gucken. Das war wirklich toll. Der Sternenkundler hatte einen Laserpointer dabei, der wirklich bis zum Sirius leuchtete, und erläuterte alles, was wir so sahen. Unter anderem Mars und Jupiter. Aber auch Taurus, die Plejaden und dergleichen mehr. Leider nahm dieser Part der Veranstaltung nur einen Bruchteil der Zeit ein. Es waren auch noch zwei Periskope aufgebaut, einer auf Jupiter, der andere auf einen mir unbekannten Haufen Sterne gerichtet. Um die wurde sich dann geprügelt.
Die Zeit war eigentlich rum, aber ein paar Personen quatschten unseren Dozenten zu, sie hatten wohl dringende Fragen zu klären. Leider wurde es kälter und kälter und ich hatte schon meine Strickwaren übergezogen. Und leider gehörte diesen interessierten Personen der letzte Wagen in der Reihe. Irgendwann saßen die Meisten bei laufenden Motoren in ihren Autos und warteten und warteten. Also, wenn ich nicht wegen dieses rumrotzenden Steinzeitfundes krank werde, dann wegen der Warterei in der Kälte.
Fazit: Geile Lasershow, super Sternenhimmel, aber dann doch eher was für Hartgesottene. Falls Ihr mal überlegt, das Observatorium zu besuchen: Fahrt lieber raus in die Berge und nehmt eine Sternenkarte mit. Auch die Blicke von oben auf die hellerleuchteten Küstenstädte ist ein Traum.
Der Rückweg war easy, denn ich konnte mich an die vorausfahrende Wagenkolonne hängen (bergab war das für Manuelito kein Problem) und 40 Minuten später habe ich dann selten mit sooo viel Genuss ein Bier getrunken. 🙂
Und jetzt noch ein Glaserl Wein und dann heißt es „Sleep you very well in your klapprich Bedgestell“, wie meine Oma Hamburg gerne reimte!
Alles Liebe
Euer Gerry