Tage 7 bis 10: Die ersten vier Seetage

Ihr Lieben,

die gefürchteten Seetage. Haben sie mich irre gemacht? Tagelanges Glotzen auf das Meer und kein Land in Sicht? Keine Ausflüge, quasi gefangen an Bord? Nun, ich nehme es vorweg, ich habe es überlebt.

Ich habe zwei der Spezialitätenrestaurants und zwei Cocktailworkshops besucht, Brot gebacken, gelesen und gefressen, gepichelt und gefaulenzt.
Und da mein Schiff 5 ja nicht Kolumbus‘ Niña ist, kam es auch zu keinen klaustrophobischen Aus- bzw. Anfällen.

Am ersten Seetag musste ich ja bekanntlicherweise erst einmal ausschlafen, da mich der Disco-Besuch etwas mitgenommen hatte. Ich ging spät brunchen, lümmelte den ganze Tag herum, las, legte mich mal kurz hin und schlief dabei ein. Ich verpasste mindestens zwei Veranstaltungen, die ich eigentlich hatte besuchen wollen.

Am Abend hatte ich eine Reservierung im Spezialitätenrestaurant „Schmankerl“. Es ist eins der drei Exklusiv-Restaurants des Schiffes, was heißt, dass man zur Kasse gebeten wird. Ich hatte aber auf Anraten kreuzfahrterfahrener Nachbarn einen sogenannten Gourmet-Pass gebucht, der einem den (fast) kostenfreien Besuch aller drei Restaurants ermöglicht. (Fast)? Ja, denn ich startete mit einem österreichischen Sekt, der schon mal nicht im Preis inbegriffen war. Das fing ja gut an, ich nahm ihn aber trotzdem und er war auch wirklich lecker! Es folgte eine Jausenplatte, oder wie auch immer das heißen mag, als Gruß aus der Küche. Als Vorspeise gab es Gröstl, das bestellte ich wegen des lustigen Namens, das war eine Art Bauernschmaus. Das Hauptgericht war eine halbe Ente, die eher Richtung Dagobert als Donald ging, aber Klöße, Rotkohl, Apfelchutney und Soße waren der Hammer! Den Abschluss bildete Kaiserschmarrn, den ich bis dato tatsächlich (soweit ich mich erinnere) noch nie gegessen hatte. Ist halt eine sehr mächtige Eierspeise. Einen Schnaps gönnte ich mir auch noch, weil ich wissen wollte, was Zirbe wohl bedeuten könnte. Naja, es schmeckt, als würde man in einen besoffenen Tannenzapfen beißen und ich brauche einen solchen nicht wirklich noch einmal. Aber insgesamt hat das „Schmankerl“ einen sehr guten Eindruck hinterlassen, nicht auch zuletzt wegen des guten Zweigelt (eine österreichische Traube) und des netten Services.

Am Abend ging ich ins Theater, wo es eine nette Akrobatik-Show gab, danach besuchte ich auf je ein Getränk noch die beiden Hauptbars im Schiffsinneren: Die TUI-Bar und die Schaubar. Ganz ehrlich: Wenn man sich mal ein paar Tage in solche Bars hinsetzt, hat man Stoff für seitenweise Realsatire. Ernst Jandl hat mal auf einer Lesung erzählt, wie er auf sein Gedicht über den Südostbahnhof (16 Jahr‘ heißt es) gekommen ist: Er hat einfach Gespräche belauscht und aus Fetzen daraus dieses Stück berühmte Lyrik geschaffen. Was hätte er wohl für poetische Perlen aus Kreuzfahrtgesprächen herausholen können?

An Seetag 2 war ein Cocktailworkshop angesagt. Ich habe ja meine eigene kleine Cocktailseite hier, die aber quasi brach liegt, da ich fast alles aus meinem Repertoire schon veröffentlicht habe. Aber wir fangen an mit den anderen Aktivitäten, die diesen Tag bestimmten. Nachdem ich an Seetag 1 meinen Rausch einigermaßen ausgeschlafen hatte, war ich um 8 Uhr schon beim Frühstück. Ich besuchte einen Vortrag über Indien (ich überlege, in 2025 eine Rundreise zu machen), der war super, der Bordlektor ist ein wirklicher Vortragsartist, schaute mir die Präsentation des Ausflugsbüros über Malaysia an, was Langkawi und Penang angeht (hier würde den Vortragenden etwas mehr Souveränität nicht schaden) und las auf meinem Balkon weiter in einem von einem Nachbarn seit langer Zeit geliehenen Roman über Thomas Mann. Leider darf man auf den Balkonen rauchen. Ich hätte mir hier gewünscht, dass z.B. an Backbord die Nichtraucher und an Steuerbord die Raucher hausen. Meine direkten Nachbarn quarzen scheinbar nicht, aber irgendwoher zieht es dann doch in meine Kabine, was mir nicht erlaubt, die Balkontüren lange geöffnet zu lassen bzw. mich selbst auf dem Balkon aufzuhalten. Wenn wir schon bei den Rauchern sind: Sie halten sich auch nicht immer an die Abtrennungen bei den Deckbars. Da wird dann auch mal im Nichtraucherbereich eine Zigarre gequalmt. Mitreisende haben übrigens von einem Mann berichtet, der barfuß in Speedos das Buffet-Restaurant besuchte. Niemand griff ein! Ehrlich, das ginge besser. Dem sollten die Servicekräfte Einhalt gebieten dürfen.

Während ich auf dem Balkon noch haderte, ob ich dem Qualm trotze, hupte das Schiffshorn für ein neugebackenes Ehepaar. Die Hochzeit, die ich zuvor schon einmal erwähnte, fand nämlich mit einem Tag Verzögerung heute auf hoher See statt. Die Braut sah ich später noch im Brautkleid über die Flure huschen.
Ich las dann im Bett weiter und Ihr ahnt es schon: Gerry im Bett = wilde Party!? Geschenkt, ich penne dann einfach ein! Gottseidank stelle ich ja den Wecker für Bordaktivitäten, damit ich daran denke und sie nicht verpasse.

Kommen wir zum Cocktail-Workshop: Der Bar-Supervisor selbst war unser Lehrer. Nur 10 Personen nahmen teil, was allen  ermöglichte, tatsächlich hinter der Bar einen oder zwei Drinks zu mixen. Ich habe leider gegen die anderen Teilnehmer mit meinem Gespür für Mengen ein bisschen abgeloost! Schreibt man das eigentlich so? Aber hat Spaß gemacht und ich freue mich auf den zweiten Teil des Kurses. Jeder hat ein Cocktailglas geschenkt bekommen, dass Hurricane oder Cyklone genannt wird. Braucht jemand so etwas? Ich werde möglicherweise im zweiten Cocktailkurs ein weiteres erhalten…

Zum Abendessen verabredete ich mich mit dem Moderatorenpärchen, die sich früh treffen wollten, da sie gute Sitze bei der Abendshow haben wollten. Ich bat sie, noch früher zu kommen, da ich am Kunstquiz teilzunehmen wünschte, da ich – ich behaupte mal, ich kenne mich mit Kunst gut aus – einen Gutschein für die Galerie gewinnen wollte. Was soll ich sagen?, das Essen war wieder ein zähes Unterfangen. Bei mir war fast alles OK (nur die angeblich korianderlose Suppe bestand aus fast nichts anderem), aber einer meiner Begleiter bekam erst das falsche Essen, dann ein anderes in eiskalt…. usw. usf.
Mit Ach und Krach schafften wir es zum Quiz. Wir drei belegten dann die ersten drei Plätze, obwohl es fast gar nicht um Kunst ging. „Dieses berühmte Bild von Salazar Rippendorf zeigt ein Auto. Wann wurde Michael Schumacher geboren?“. Jessas! Wer soll denn so etwas wissen? Ich dachte, die fragen nach dem richtigen Namen von El Greco oder dem Architekten des Petersdoms!
Als die Gewinne bekannt gegeben wurden, kam mein Name zuerst auch nicht vor. Aus verletztem Stolz heraus sprach ich die Galeristin an, es könne nicht sein, dass ich so viele Fragen falsch beantwortet hätte. Tatsächlich hat sie meinen Antwortbogen nicht richtig gecheckt. Ich bekam dann auch einen Gutschein.

Wir liefen ins Theater, da trat das mir bisher nicht bekannte Terri Green Project auf. Die Sängerin hat wohl mal einen Nummer-1-Hit gehabt, der mich aber schwer an einen Barry-White-Song erinnerte. Ist aber egal. Leute, was hat diese Dame mit Ihrem Saxofonisten, der auch die Klaviatur des Flügels beherrschte, für Stimmung gesorgt. Selbst der Onkel Gerry ist vom Sitz gesprungen! Das war ein mehr als gelungener Auftritt! Das Publikum hat sich – zu Recht – wirklich mitreißen lassen.

Wir trafen uns dann noch mit weiteren Bord-Bekannten in der Theater-Bar und das war dann ein sehr schöner Abschluss des Abends!
Heute Nacht werden die Uhren ganz merkwürdig umgestellt. Sri Lanka ist in einer Zwischenzeitzone. Man hat sich entschieden, diesen Zeitzonensprung mit anderthalb Stunden festzulegen. Hm.
Inzwischen sind wir so auf hoher See, dass ich nicht mehr weiß, zu welcher Heimzeit ich jetzt eigentlich zu Bett gehe.

Bevor ich dann morgen die Ereignisse des dritten Seetags zusammenfasse, muss ich noch von einem Schreckmoment berichten: Vietnam Airlines schickte mir eine WICHTIGE Nachricht bzgl. meines Heimflugs. Ich hatte fast einen Herzstillstand. Aber sie haben den Flug nur um 30 Minuten nach vorne gelegt. Was mir so etwas von egal bzw. wirklich recht ist, das es meinen Aufenthalt in Hanoi auf 7 Stunden 30 verkürzt.

Seetag Nummer 3 plätscherte so vor sich hin. Ich schlief lange, man hatte uns ja mit der Zeitumstellung ein paar Stunden Schlaf gestohlen und frühstückte wieder ein frühes Mittagessen. Um 15 Uhr begab ich mich dann zum gebuchten Brotbackkurs: Wie wird das bordeigene Artisan-Brot hergestellt? Der Chefbäcker erklärte es uns höchstpersönlich und jeder durfte einmal Teigfalten üben. Das streng gehütete Geheimrezept werde ich dann zuhause durchaus mal ausprobieren; es ist jetzt kein Wunderbackwerk, hat aber eine super Kruste. Gelernt habe ich übrigens auch noch den ein oder anderen Kniff. Während unseres Kurses keifte eine aufgebrachte Dame, sie verlange ein Brot zu kaufen. Man erklärte ihr, dass dies nicht ginge, da in Singapur keinerlei Lebensmittel in das Land eingeführt werden dürften und man daher den Brotverkauf gestoppt hätte. Die Dame bestand weiterhin darauf und erläuterte ihrerseits, dass sie das Brot ja auch an Bord esse. Jetzt kommt der irritierende Teil: Dieses Brot liegt überall für umme herum und sie könnte sich, wenn sie wollte daran totfressen! Verstehe einer die Mitreisenden… Der Bäckereichef hat übrigens zwar gute Tipps gegeben, aber seinen asiatischen Mitarbeiter an der Backstation in Gegenwart der Kursteilnehmer sehr von oben herab behandelt. Ob das Not tut?

Ich nahm mir mein Buch mit in die Vorderdecklounge und las, bis meine geschätzten neuen Freunde zu einem Schwätzchen auftauchten. Wir glühten schon einmal für das Ereignis des Abends vor: Das Essen in Tim Raues Spezialitätenrestaurant „Hanami“, dessen Besuch für die Käufer des Gourmetpakets plus inkludiert ist. Naja, wenn nach einem Kauf noch von inkludiert sprechen darf.

Wer mich kennt, weiß es: Ich bin kein Sushi-Apologet. Langweiliger, pappiger Reis mit ungewürztem Fisch oder Gemüse. Ich war daher etwas zurückhaltend, was meine Erwartung betraf. Aber es entpuppte sich als ein schönes Event, wo die „Reisklumpen“ sich als sehr lecker herausstellten, die Suppe schön scharf, das Sashimi vom Rind gut und die Hanami-Ente ganz wunderbar waren! Die Puffreisbanane am Ende war dann okay. Die Bedienung war – insbesondere unsere total gut gelaunte weibliche japanische Servicekraft – klasse und mir hat es ausnehmend gut gefallen. Ich hatte auch Glück mit meiner Bestellung, das muss man sagen. Einige Gerichte meiner Tischbegleitungen waren zwar wohl  genauso lecker, aber deutlich übersichtlicher.

Man beschloss, zur Schlagerparty am Pool zu ziehen. Ich beschloss, dies nicht zu tun und ging erst einmal kurz auf die Kabine. Ach, dachte ich, warum nicht zum Pool? Ich fuhr wieder hinauf und als die Türen sich öffneten und eine wild zuckende Menschenmasse „Cordula Grün“ mitgrölte, war ich von meiner kurzen Verirrung geheilt.
Ich setzte mich in die TUI-Bar, wo sich zwei andere Passagiere, die ich kurz schon einmal kennengelernt hatte, sich zu mir gesellten. Ein pensionierter Lehrer mit seinem gehörlosen Freund. Wir unterhielten uns, wie konnte das passieren, über unsere Reisen. Kreuzfahrtler sind in der Regel einfach Menschen, mit denen man sich immer unterhalten kann. Jeder hat seine Geschichten erlebt, die er gerne teilt.

Kurz noch ein kleiner Ausflug in das Wettergeschehen. Es regnet inzwischen auch mal auf hoher See und der ein oder andere Blitz erhellt den Himmel. Das Schiff schaukelt zuweilen arg und es wird schwüler und schwüler, die Luftfeuchtigkeit heute lag bei 80%. Und das bei Temperaturen von über 30°C. Erste Ankündigungen über die Bordlautsprecher infomieren die Passagiere, dass z.B. bestimmte Desserts nicht mehr zu haben wären, da sie vor Erreichen der Vitrinen schmelzten.

Apropos Lebensmitteleinfuhrverbot: Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass ich die in Dubai gekauften Süßigkeiten auch nicht nach Hause (in diesem speziellen Fall in mein Hotel in Singapur) mitnehmen darf. Ich müsse sie vorher verzehren. Na klasse! Ich plane, auf dem nächsten Seetage-Parcours einen Verzehr mit meinen sehr netten Mitreisenden.

Ich gebe zu, dass Seetag 4 mich anfangs ratlos auffand: schon wieder Essen, Trinken, Glotzen und irgendwie den Tag rumbringen? Zudem war heute das vorbezahlte, doch recht preisintensive Internet fast ganztägig nur sporadisch verfügbar. Damit fiel Zeitunglesen oder mit Daheimgebliebenen quatschen außen vor. Aber auch dieser Tag ging rum, und das ist auch den vielen netten Mitreisenden zu verdanken, mit denen ich geplaudert habe, insbesondere meiner Männerrunde vom zweiten Schiffstag. Man trifft sich hier und da, klebt aber nicht aneinander, und freut sich dennoch, wenn man sich trifft. Ralf, das geht jetzt mal an Dich: Zum ersten Mal verstehe ich, wie Deine Gran-Canaria-Gang funktioniert!

An Aktivitäten war der Tag auch wieder nicht arm. Ich besuchte einen Vortrag, hatte meinen Cocktailkurs für Fortgeschrittene (5 Teilnehmer! wir zauberten u.a. einen Negroni, einen Swimming Pool [Erika, erinnerst Du Dich an unseren Happy-Hour-Studenten-Plan?] und den berühmten Mai Tai), bestaunte einen Zauberer und langweilte mich leider etwas in einer Gruselshow im Theater, die ich besser gefunden hätte, wenn sie als das angekündigt worden wäre, was sie eigentlich war, nämlich eine Tanzeinlage in zerrupften Gewändern. Bitte nicht missverstehen, die Tänzer sind toll. Aber ich bin eben kein Fan von Hollywood on Ice. Dann lieber wirklich klassisches Ballett.

Das Abendessen vor der Zaubershow nahmen wir zu 7 Personen ein, denn es hatte sich noch ein Paar dazugesellt. Mit allen zusammen nahmen wir dann auch unsere mehr oder noch mehreren Absacker am Abschluss aller Shows in der Galerie-Bar ein. Ich fürchte, wir sind unangenehm aufgefallen, weil wir nach einer gewissen Wartezeit unsere Getränke dann an der Bar holen wollten, wo wir belehrt wurden, dass ja jemand zum Tisch käme. Ich versuchte zu scherzen, dass wir ja morgen früh auf unsere Ausflüge müssten, da war ich dann unten durch.
Kleine Exkursion zum Service: Man wartet hier am Platz ewig auf Getränke bzw. bekommt sie gar nicht. Daher hat sich eingebürgert, dass alle zur Theke latschen, um zu bestellen, so dass das Servicepersonal gar nicht die Chance hat, Tische zu bedienen. Ich kann nicht anders, als den Vergleich zu Phoenix zu ziehen: Dort ist eben nicht alles inklusive und daher wird versucht, möglichst viel Umsatz zu erzeugen. Du setzt Dich und der Kellner ist sofort am Tisch.

Hier ist quasi alles umsonst, möglicherweise sind daher die Kellner zum ignorieren angehalten? Mit einer solchen Politik täte sich TUI aber keinen Gefallen. Ich nehme es vorweg: Ich bin froh, dass meine nächste Reise wieder bei Phoenix ist. Es gibt bei TUI wirklich nette Bedienungen, aber der Hauptteil scheint gestresst und zeigt dies auch, durch offensives Augenrollen z.B. Und das sehen viele an Bord so. Ich tendiere eigentlich dazu, die Motzköppe nicht ernst zu nehmen. Leider sind sie nicht vollkommen im Unrecht.

Die Zaubershow war übrigens sehr nett (wer freiwillig auf die Bühne mitgeht, wird erniedrigt, das ist seit der Zerstörung Karthagos Usus, das weiß jeder, da darf man sich nicht wundern), der Abend mit meinen nun offensichtlich verbandelten Mitreisenden super. Ich bin sehr froh, dass es vor vielen Tagen keinen Einzelplatz für mich gab, und ich mit diesen lustigen, interessanten und gebildeten Menschen zusammenkam. S. hat heute mit dem Barpianisten der Galeriebar vierhändig gespielt. Das war wirklich ein Highlight.
Also, Ihr seht, Seetage kann man prima rumbekommen! Dennoch bin ich froh, dass ich morgen in Colombo wieder Land unter den Füßen haben werde. Wahrscheinlich fühle ich mich dann seekrank!

Übrigens: So viele Künstler und Mitreisende beschweren sich über starken Seegang. Bin ich gefühllos (jetzt bitte keine blöden Kommentare)? oder waren diese Zeitgenossen noch nicht in einem Zyklon unterwegs?
Ich jetzt weiß gar nicht, ob ich alles Erzählenswerte erzählt habe. Wirklich interessante Geschichten darf man ja – auch wegen einer möglichen Rückverfolgbarkeit – gar nicht preisgeben. Nicht aus rechtlichen, aber aus moralischen Gründen. Selbst Idioten oder Kotzbrocken haben ja ein Recht auf Privatsphäre. Daher nur noch eine kleine Schiffsanekdote, die exemplarisch für so viele steht, zum Schluss, bevor wir zusammen Colombo erkunden:

Mittags im Buffett-Restaurant Anckelmannsplatz saß ich am Nebentisch eines Pärchens, das gerade seine Vorspeisen verzehrte. Ich habe sie nicht durchgehend beobachtet, aber hörte, wie sie diskutierten, was sie denn wohl als Hauptgericht nähmen. Cut. Ich wurde wieder aufmerksam, als ein älterer Herr alles von deren Tisch auf einen anderen räumte, alles preußisch genau für vier Personen eindeckte und Platz nahm. Die vorherigen Tischinhaber kamen zurück und wunderten sich, dass dieser erobert war. Ich werde nie vergessen, wie zornentbrannt der Okkupant das Paar beschimpfte, dass halbvolle Gläser nicht als Platzhalter dienen könnten, wie dumm sie gewesen wären, nicht eine Tasche oder ein Brillenetui als Manifestation ihres Besitzanspruches hinterlassen zu haben… Leuteleuteleute. Ds Paar setzte sich einen Tisch weiter (der Saal war nur halbvoll!!!) und musste dennoch eine weitere Tirade über sich ergehen lassen (unverschämte Juggend und derart). Beim Weggehen sprach ich dem Paar mein Beileid aus und riet ihm – der Tisch war verlassen, aber voller Handtaschen, Fotoapparate und dergleichen – sich den Tisch zurückzuerobern, indem sie die Platzhalter einfach ins Meer schmissen.

Ja, das war ja jetzt doch mehr, als gedacht. Was man an vier Seetagen so alles erleben kann, will, darf und muss. Ich habe bestimmt wichtige Dinge vergessen oder belanglosem Quatsch einen viel zu hohen Stellenwert eingeräumt. Dennoch hoffe ich, dass Ihr meine Schilderungen mit Vergnügen verfolgt und Ihr mir auch weiterhin auf dieser Reise gewogen bleibt.

Bis morgen Abend, wenn ich von meinen ersten Eindrücken in Colombo erzähle.

Liebe Grüße, Euer Gerry

P.S.: Es gibt einen blauen Balkon, ist mir nicht geputzt genug. Daher gehe ich da nicht drauf. Die hauchdünnen Glasscheiben sind einfach zu dreckig… 🤣

P.P.S: Manchmal starrt mein Essen mich an:

2 Gedanken zu „Tage 7 bis 10: Die ersten vier Seetage“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert