Wir beginnen bei den Beginen

Ihr Lieben,

das Frühstücksbuffett kann sich sehen lassen, auch wenn das Spiegelei als Straßenbelag hätte verwendet werden können und der Sekt schal war. Aber das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Wir schlugen zu und brachen dann Richtung Beginenhof auf. Zu den Beginen habe ich ja schon in meinem Bericht über Antwerpen etwas geschrieben. In Leuven gibt es einen kleinen und einen großen Hof. Wir marschierten natürlich zum Groot Begijnhof, der auch die Liste der TOP-Sehenswürdigkeiten der Stadt anführt. Ich nehme es vorweg: zu recht!

Der Groot Begijnhof ist eine Stadt in der Stadt und ist UNESCO-Weltkulturerbe. Bei strahlendem Wetter waren auf dem sehr ansprechenden Gelände, das auf das 13. Jahrhundert zurückdatiert, nur wenige andere Touristen unterwegs. Es ist ein Ort der Stille und man merkt kaum, dass dort Menschen leben. Zwar keine Beginen mehr, aber die restaurierten Unterkünfte stehen Dozenten, Studenten und Gaststudenten zur Verfügung. Wir nehmen an, dass es zwar ein schönes Fleckchen Erde zum Wohnen ist, man aber a) strikte Regeln befolgen und b) die Touristenmassen ertragen muss. Wobei uns Löwen irgendwie wie eine unentdeckte Perle vorkommt. Gut besucht, aber weit entfernt davon, überlaufen zu sein. Das macht einen großen Teil des Charmes der Stadt aus.

Wir liefen durch die angrenzenden Viertel, entdeckten interessante Gebäude, viele Kirchen, kleine Flüsschen, Parks und Gassen. Es ist wirklich, wirklich nett hier! Wir ließen uns in einem Café nieder, auch hier alles nett, nett, nett. Ruth hatte den weltbesten Frappucino des Universums und auch die servierten Kleinigkeiten, wie üppig belegte Bagels, sahen mehr als appetitlich aus. Allerdings waren wir vom Frühstück noch ausreichend satt. Nach der kurzen Verschnaufpause ging es wieder durch viele Gassen und Anlagen weiter Richtung Universitätsbibliothek.

Hier trennten wir uns kurz, da ich meinem (neben Seilbahnfahren!) liebsten Hobby, nämlich der Turmbesteigung fröhnen wollte, den Damen aber mehr nach einem kleinen Snack war. Der Turm der Universitätsbibliothek ist 87 Meter hoch und eine sehr schmale Wendeltreppe führt zur Aussichtsplattform. Auch hier war wenig los, so dass ich nur ein Aneinandervorbeiquetschmanöver durchführen musste. Belohnt wird man oben mit verschwitzter Frisur sowie einem schönen Ausblick über die ganze Stadt. Just, als ich die Plattform erreichte, läutete auch die Freiheitsglocke. Also, wenn das nicht mal Timing war. Die Stufen habe ich nicht gezählt und im Internet keine Zahl dazu gefunden, aber ich denke, es waren so an die 2.650. Jaja, das wird so in etwa hinhauen.

Wieder unten angekommen, gesellte ich mich zu Monika und Ruth ins Bistro und nahm dankbar mein wohlverdientes Sportbier zu mir. Wir beschlossen dann, auch abends dort Muscheln essen zu gehen, weil es so sympathisch und nicht so trubelig war. Dafür musste ich eine gestern getätigte Reservierung in einem Edelrestaurant stornieren, aber ehrlich? Irgendwie war uns dann doch nach eher rustikal als gediegen.

Vom Ladeuzeplein (wo die Bibliothek steht) liefen wir dann noch die Einkaufsstraße bis zum Bahnhof hinunter, wo wir uns wieder eine Pause in einem netten Bistro gönnten. Es kommt Euch übrigens nur so vor, als hätten wir den ganzen Tag faul in der Sonne gesessen, das trifft in keinster Weise zu! Auch haben wir keinesfalls über Personen gelästert, die man so auf einem Bahnhofsvorplatz so zu sehen bekommt, denn das tut man ja auch nicht. Niemals!

Die Einkaufsstraße wieder hoch, die ist zwar von den Läden her nicht spannender als andere Straßen in anderen Städten, aber alles ist in teilweise sehr schönen Häusern im flämischen Stil untergebracht. Klar, auch hier kennt man Bausünden, aber insgesamt ist man weit entfernt von der Kölner Quote an Geschmacksverirrungen.

Wir gönnten uns dann eine Stunde Rekreationszeit im Hotel und liefen ausgeruht wieder zum Den Beiaard, unserer Muschelauffangstation. Draußen im lauen Abendlüftchen sitzen, erst einmal eine Portion Bitterballen, dann zwei große Portionen Muscheln, ein Hechtfilet, alles sehr lecker, Bier, Wein und Sangria, netter Service… so fühlt sich Urlaub an. Und es waren überwiegend Einheimische dort. Die eher mäßige Bewertung bei Google von 4.1 Sternen verstehe ich persönlich nicht, das Restaurant ist klasse.

Wir haben sehr lange diniert, daher schenkten wir uns weitere Aktivitäten für den Rest des Abends. Morgen wartet ein weiterer halber Tag Louvaine auf uns, auf den wir – und ich denke, dass ich für alle sprechen kann – uns auch schon sehr freuen. Ebenso, wie auf Eure virtuelle Begleitung.

Liebe Grüße von Monika, Ruth und Eurem

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