Harz, 7. Tag: Was haben wir uns eingebrockt?

Ihr Lieben,

heute war frühes Aufstehen angesagt, denn wir wollten zum Brocken. Der Zug von Goslar sollte um 9 Uhr fahren und vorher galt es, noch zu frühstücken und sich ausgehfein zu machen. Mit der Regionalbahn ging es nach Wernigerode, wo wir in die Brockenbahn umstiegen, einer Schmalspurbahn, die von einer Dampflokomotive angetrieben wird. Die Planung vorher war etwas turbulent, da die HSB GmbH beschlossen hatte, die Brockenbahn genau zu dem Zeitpunkt abfahren zu lassen, an dem der Regelzug aus Goslar in den Bahnhof einfährt. Das ist doch mal pfiffig, oder? Naja, so hat man etwas Zeit, sich am Bahnhof umzusehen, sich die Hände zu waschen und ein überteuertes Kaltgetränk im Bahnhofskiosk zu erstehen.

Das Ticket ist nicht preiswert, aber die Fahrt lohnt sich auf jeden Fall! Der Zug ist etwas über anderthalb Stunden unterwegs, und die alte Lokomotive mit den ebenso alten Waggons schnauft und ächzt sich etwa 1000 m aufwärts auf die höchste Erhebung des Harzes. Normalerweise ist der Brocken nebelverhangen, meteorologischen Daten zufolge an weit über 300 Tagen im Jahr. Wir hatten Sonnenglück! Die Fahrt hat einen Heidenspaß gemacht, und auch wenn der Zug ziemlich voll war, gab es nur wenig Prügeleien um die Plätze auf den Plattformen zwischen den Zügen, von denen man aus natürlich die beste Aussicht hatte. Am Brocken hatten wir eine fantastische Fernsicht, Richtung Osten ins platte Land, Richtung Westen in das Mittelgebirge. Es wurde von verschiedenen Stellen (u.a. der Kellnerin des Brauhauses) dringend empfohlen, am Gipfel die legendäre Erbsensuppe zu essen, aber das Restaurant hatte leider geschlossen. Wir werden das kulinarische Highlight unseres Lebens verpasst haben! Oder ist es doch nur ein besseres Dosengericht? Wahrscheinlich ist das alles ein perfider Plan von Harz-Touristik GmbH & Co. KG, um die Touristen zu einer Wiederkehr zu bewegen.

Statt mit der Dampflok zurückzufahren, entschlossen wir uns, 7 km zu Fuß Richtung Bergfuß zu laufen, um dann in Oderbrück in den Bus Richtung Braunlage zu steigen. Wegen des schönen Wetters war der Ansturm auf den Brocken ziemlich groß, es waren sehr viele Wanderer unterwegs, Mountainbiker, Familien etc., aber sobald wir die Hauptzufahrtswege zum Brocken verließen, lichteten sich die Reihen. Auf unserer kleinen Wanderung mussten wir die alte innerdeutsche Grenze überqueren, die mit einem Schwarz-Rot-Gold bemalten Pfahl einerseits und mit einem Dreieckstein andererseits markiert wird. Um ersteren räkelten einige von uns sich dann mehr oder weniger lasziv herum, um sowohl links als auch rechts der Grenze einen Fuß abzusetzen.

Später kamen wir an einem Ehrenfriedhof vorbei, dessen Besichtigung wir uns aber schenkten, da wir sonst möglicherweise eine entscheidende Busverbindung verpasst hätten. Die Wanderung war toll, aber auf dem Brocken gab es vor wenigen Wochen schwere Brände, deren Spuren heute natürlich noch sichtbar sind. Fast schlimmer aber noch sind die Schäden durch den Borkenkäfer, der halbe Wald ist quasi tot. Das ist ein sehr deprimierender Anblick. Später erklärte ein junger Mann, der sich offenbar mit dem Thema auseinandergesetzt hatte, im Bus, warum der Wald nicht irgendwie aufgeräumt wird. Zusammenfassend: Es ist für niemanden wirtschaftlich. Hier aber mal Impressionen:

In Braunlage schlug Uwe eine Einkehr ins Spezialitätenrestaurant Puppe’s (das Apostroph ist nicht von mir!) vor. Dort gibt es Harzer Köstlichkeiten, die man auch kaufen kann. Ich erstand eine Salami und sündhaft teure Landjäger. Waren halt leider lecker. Wir aßen bzw. tranken eine Kleinigkeit, Petra schmiss ein Schlückchen Schierker Feuerstein (kann man durchaus mal schlürfen!), und ruhten unsere müden Knochen ein bisschen aus. Leider waren wir so erschöpft, dass es von diesem Zwischenstopp keine Bilder gibt.

Von Braunlage fuhren wir dann mit dem Bus nach Bad Harzburg, auch während der Busfahrt waren die Verwüstungen durch den Borkenkäfer omnipräsent.
In Bad Harzburg trennte sich die Gruppe, denn ein Teil, so ich, fuhr mit der Regionalbahn, der andere Teil mit dem Bus zurück nach Goslar. In Goslar seilte ich mich ab und setzte mich noch einmal auf den Marktplatz, trank einen Campari Spritz und begann mit meinem heutigen Tagebuch. Ich hatte es unbeabsichtigt so abgepasst, dass ich das dortige sehr nette Glockenspiel live miterleben konnte. Unter anderem spielt es auch das Steigerlied (Stefan W., da musste ich an Deinen Ausstand denken!) und die Figuren haben Bezug zum Bergbau. Schon schön!

Es wurde Zeit, nach meinem Marktplatzaperitif, zum verabredeten Abendessen aufzubrechen. Ute und Andreas schlugen einen Griechen vor und kümmerten sich um die Reservierung für sieben Personen. Sieben? Gott, der Gerry kann nicht mehr zählen! Nenenee! Uwe hat morgen Klassentreffen in Goslar und seine ehemalige Mitschülerin B. war auch schon in der Stadt und er hat sie dazugebeten. Sie ist auch Hamburgerin, und wir hummelhummelmorsmorsten natürlich. Es war megalecker und normalerweise mache ich ja kaum Werbung hier (krieg ja nix dafür 🙁 ), aber das Platon ist eine gute Adresse in Goslar! Ich war in das Meze Arni schockverliebt. Alles andere war auch überdurchschnittlich. Ein lustiger Abend mit viel Lachen (ich sag nur Schulanekdoten), Genießen und Gutgehenlassen.

Morgen teilen wir uns auf und wir gucken mal, ob und wann wir wie wieder zusammentreffen. Erst hatte ich überlegt, mich auf das Klassentreffen zu schmuggeln und im Brustton der Überzeugung jedem entgegenzuschmettern, ich sei es doch, der Horst, „Ja, erkennst Du mich denn gar nicht mehr?“. Aber das hätte die Tagesplanung etwas durcheinander gebracht. So fahren Petra und ich nach Werningerode, treffen da eventuell Ute und Andreas, die den Ostharz erkunden wollen.

Werningerrode ist ein MUSS im Harz. Daher sehe ich leider keine Möglichkeit, Euer Fernbleiben morgen hier auf dieser Seite zu entschuldigen… äh… Huch, vielleicht haben wir beim Abendessen doch zu viel über Schule gesprochen. Was ich eigentlich sagen wollte: Würde mich freuen, wenn Ihr mit uns auf den Schlossberg kraxelt. Liebe Grüße, Euer

P.S.: Hier nun unsere bei allen Lesern äußerst beliebte Kulturecke:

Faust auf dem Brocken. Brocken auf der Faust.

Video/Foto von (c) Andreas Ahn. Sensationell! Ich liebe es! Zudem habe ich heute von ihm viel Interessantes über Rallyes gelernt.

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