Ihr Lieben,
während meiner kleinen Harz-Reise hatte ja die Nussmischung, die ich mithatte, einen kleinen Kampf gegen meinen oberen linken Backenzahn gewonnen, ich deutete es in meinem Tagebuch an. Direkt Montag nach meiner Rückkehr stellte der Zahnarzt fest, dass eben jener Backenzahn vertikal durchgebrochen war. Offensichtlich beherrschte die Nuss auch die Kunst gezielter Handkantenschläge. Long story short: Nach dem Ziehen entzündete sich alles und ich sehe meinen Zahnarzt öfter als mancher Mensch seinen Lebenspartner. Da mir erst vor zwei Jahren der benachbarte Backenzahn im Kiefer von der Wurzel gebrochen war, muss ich mich wohl oder übel mit dem Gedanken an mindestens ein Implantat anfreunden. Seufz!
So war ich froh, dass ich von Freitag- bis Sonntagabend mal nichts geplant hatte und mich ein wenig von dem Stress der letzten Woche – denn zusätzlich zu meinem Gebiss hat mich auch die Arbeit schwer geplagt – erholen konnte. Auf dem Weg nach Hause schaute ich mir noch ein kleine Installation auf dem Neumarkt an, die einen Rundumblick auf die Ausgrabungen in Pompeji ermöglicht. Ist ganz interessant und verkürzt die Wartezeit auf die Bahnen.
Heute früh dann hatte ich noch ein Paket in der Stadt abzuholen; ich habe die Abholerinnerungen dauernd ignoriert, und so poppte beim Frühstück die Nachricht auf, dass die Ware zurückgeschickt würde, sollte ich sie nicht bis soundsoviel Uhr abgeholt haben. Also ab in die Stadt. Hm, das könnte man ja mit einem Ausflug verbinden, gelle?
Ich fuhr zum Kölner Skulpturen-Park, wo zur Zeit schon die 11. Ausstellung kuratiert wird. Ich habe außer heute bisher nur eine gesehen. Und ich war auch zuerst alleine mit dem Sicherheitsmitarbeiter, der die Kunstwerke bewachte. Irgendwie ist es scheinbar ein Geheimtipp. Dabei ist das eigentlich sehr nett. Kleiner Park, mehr oder weniger gelungene Skulpturen, das schöne Herbstwetter! Einfach nur super nett! Hier ein paar Impressionen:
Die Holzkomposition „Rübezahl“ von Mary Baumeister fand ich super, das Plastikgewurstel von Olga Balema sinnbefreit. Naja, Geschmäcker sind verschieden und ich bin ja auch kein Kunstexperte. Manchmal verstehe ich das dem Kunstwerk innewohnende Seiende im Nichtsein bei gleichzeitiger Überwindung des Unendlichen im Scheinsein nicht, oder so ähnlich.
Da ich nun schon einmal in der Nähe war, holte ich mir auch direkt ein Seilbahnticket für die Rheinseilbahn. Erstens hatte ich nach den vielen Seilbahnen und Sesselliften im Harz schon Entzugserscheinungen und zweitens bin ich in meinem Leben erst zweimal damit gefahren. Schande! Man landet bekannterweise im Rheinpark, durch den ich dann auch noch lustwandelte. Im Parkcafé gönnte ich mir im 50er-Jahre-Ambiente (es ist ein wunderschöner Bau des Architekten Rambald von Steinbüchel-Rheinwall und wurde von Konrad Adenauer höchsthimself eingeweiht) ein Kölsches Piccolöchen, bevor ich mit der Seilbahn wieder übersetzte, um mein Paket in der Stadt abzuholen. Übrigens war das Parkcafé jahrzehntelang geschlossen, die Renovierung/Sanierung dauerte ewig (wenn man es im weltweiten Durchschnitt betrachtet) und verlief sehr schnell (wenn man es aus Kölner Sicht beurteilen soll).
In der Stadt habe ich dann noch Auszügen des Chorkonzerts eines sehr pfiffigen, jungen Ensembles lauschen können, es scheint regelmäßig vor dem DuMont-Carrée (aka Quincy, aber da muss ich immer an Jack Klugman denken) stattzufinden. Mit meinem Paket auf dem Schoß saß ich dann in der Bahn und bekam die Nachricht, dass ich in meiner Packstation in Poll auch noch etwas abholen könne. Ich konnte, aber leider riss mir meine Riesenpacktasche mit all den Paketen dann leider durch und alles purzelte herum. Kennt Ihr das, wenn man genervt nach oben schaut und denkt, dass da doch einer ist, der einen aber nur foppen will? Naja, mit der Diepolder’schen Stapeltechnik und mithilfe des Busses schaffte ich alles irgendwie nach Hause.
Also, man muss gar nicht wirklich weit fahren, um mal was Schönes zu erleben. Wenn das Wetter morgen auch noch so ist, dann fahre ich vielleicht zum Weinfest nach Porz.
Alles Liebe, allen ein schönes Restwochenende, Euer
P.S.: Kölns Name leitet sich ja von der Bezeichnung Colonia Claudia Ara Agrippinensium ab. Manche Menschen behaupten unverdrossen, dies wäre ungefähr mit Ort des Claudius und der Opferstätte der Aggripinenser zu übersetzen. Dies ist natürlich Mumpitz! Die schöne Agrippina (übersetzt „die oft Erkältete“) hatte hier nämlich um das Jahr 50 herum ihr erstes Ferienhaus und besuchte gerne die Claudius-Thermen. Daher kommt das. Ihr Haus steht immer noch: