Ihr Lieben,
natürlich haben es fast alle erraten… Es ging nach Leuven. Morgens hatte ich noch eine sehr chaotische Baubesprechung und einiges anderes zu erledigen. Um 13 Uhr 30 ließ ich dann den Griffel fallen und eilte zum Bahnhof, wo der Zug nach Lüttich schon bereitstand. Und bereitstand. Und bereitstand. Noch nicht mal pünktliches Abfahren hat die DB mehr drauf. Es ist ein Trauerspiel in ∞ Akten. Diesmal Signalstörung in Ehrenfeld. Wenigstens saß ich schön im Warmen in der 1. Klasse (ja, auch Klimaanlage lief suboptimal) und hatte ein Piccolöchen dabei. Mit 30 Minuten Verspätung ging es dann los und so war der Anschlusszug in Lüttich natürlich weg.
In Lüttich angekommen, stand schon der Zug nach Louvaine bereit. Sollte das ein schlechtes Omen sein? Auf jeden Fall war die einzige Bordtoilette abgeschlossen. Voller Freude kann ich berichten, dass auch dieser belgische Zug mit einiger Verspätung abfuhr. Grund: Warten auf einen anderen Zug. Und dann noch ein Halt mitten in der Pampa ohne Angabe eines Grundes. Ist das wie eine Art Seuche, die sich über den Kontinent ausbreitet? Und wieso hat MEIN verpasster Anschlusszug nicht gewartet? Ich glaube ja mal wieder an eine Verschwörung!
Manchmal erkennt man ja schon am Bahnhof, ob eine Stadt einen interessieren könnte. Löwen ist so eine Stadt. Man verlässt den Bahnhof und denkt „Wow“. Der Fußweg zum Hotel hat mir einige Ahs und Ohs entlockt. Das Hotel selbst liegt super zentral und macht einen sehr guten ersten Eindruck. Freundlicher Empfang, schöne Zimmer. Ruth und Monika kamen nur ein paar Minuten nach mir an, und so gönnten wir uns erst einmal ein Willkommensgetränk vor dem Hotel. Dann schlenderten wir über den Grote Markt mit seinem markanten Stadthaus zum Oude Markt.
Hier ist Trubel, denn wir sind mitten im Festival „Groot Verlof“ gelandet, mit vielen Absperrgittern, mehreren Bühnen, viel Volk und viel Rummel. Wir suchten uns mitten im Touristenfallengebiet ein Restaurant aus, wo wir zu sehr strammen Preisen speisten. Burger, Nudeln und Pulled Pork. In sehr unterschiedlicher Qualität. Immerhin gab es dazu die leckeren belgischen Fritten mit vier Fritjessauces (oder wie man das auch immer schreibt). Ich testete mich dabei auch ein bisschen durch die Bierkarte und stelle folgendes Ranking auf: 1. Leffe Blonde; 2. Stella Artois; 28194. Kriek. Das klingt nicht nur so, sondern es ist auch eine Kriegserklärung an jeden Gaumen. Süßliches Kirschbier, das den Namen Bier eigentlich nicht verdient.
Wir liefen anschließend ein bisschen herum und waren doch recht angetan von der Innenstadt. Schöne Häuser mit versteckten Besonderheiten, wie z.B. Giebelfiguren und Schmuckelementen, nette Lädchen, vieeeeel Gastronomie und erstaunlicherweise keine erkennbaren Souvenirshops. Über die sind wir ja letztlich in Antwerpen nur so gestolpert. Auch an der mächtigen, architektonisch sehr verwirrenden St.-Peter-Kirche liefen wir vorbei. Sie ist irgendwie unfertig und hat an Bunker erinnernde Aufbauten.
Als wir eine Runde gedreht hatten, trat auf der Bühne am Stadthaus gerade eine Gruppe auf, die uns ansehenswert schien. Wir erwarben daher an einem Stand Getränke, um eine Weile zuzusehen. Es war schade, dass nur versprengt vereinzelte Menschengrüppchen vor der Bühne standen, die das Geschehen dort auch nicht sonderlich zu interessieren schien. Der Wein, den Ruth und ich tranken, wurde in fingerhutgroßen Plastiktöpfchen serviert und war nicht wirklich trinkbar. Wir wollten uns daher auf einer Terrasse hinsetzen und der Band lauschen, aber es war wirklich jeder Tisch belegt. Einen Block entfernt fanden wir dann einen freien Tisch und gaben wieder üppig Geld für kleine Tröpfchen aus. Aber es machte uns nichts. Das Wetter toll, die Stimmung gut, das Städtchen total nett… Und dann wurde es auch voller und voller. Als wir zum Hotel zurückliefen, mussten wir uns regelrecht durch Menschenmassen vor der Bühne quetschen.
Im Hotel nahmen wir noch einen Absacker und dann war der erste Tag auch schon um. Mir gefällt Löwen sehr. Ich bin mir sicher, dass wir morgen noch weitere schöne Ecken entdecken werden. Ihr seid dann ja hoffentlich dabei 🙂
Liebe Grüße, Euer Gerry