Tag 2 – Havanna: Licht & Schatten

Ihr Lieben,

nach deutscher Zeit war ich erst gegen halb sechs in der Heia, das war halb eins hier. Ich hätte eigentlich einen Tag durchratzen müssen. Wegen der Aufregung habe ich dann aber eher mau geschlafen, so dass ich mich nach fünfeinhalb Stunden schon wieder aus den Laken schälte. Nix zu frühstücken im Haus, nicht mal Wasser.

Ich beschloss, den Malecón, Havannas Uferstraße, entlang in den Sonnenaufgang zu laufen und im Zentrum ein Café zu finden. Das ist das Schöne am Alleinreisen, dass man so bekloppte Vorhaben nur mit sich selbst diskutieren muss.

Das Meer schwappt dermaßen stark gegen die Uferbefestigung, dass man gar nicht auf der meerseits gelegenen Seite des Malecón spazieren gehen kann, man wäre umgehend komplett durchnässt. Auf der anderen Seite einst prächtige Gebäude, die zumeist total dem Verfall preisgegeben sind, an nur einigen wenigen wird versucht zu retten, was noch zu retten ist. Morbide, aber charmant.

Am Canal de Entrada angekommen, der Havanna trennenden Wasserstraße, bot sich mir ein wunderschöner Sonnenaufgang mit Blick auf das Castillo de los Tres Reyes Morro und die Festung San Carlos de la Cabaña.

Am Revolutionsmuseum und der Kathedrale vorbeigelaufen, stieß ich auf ein schönes kleines Plätzchen mit einem Café. Dies hatte leider noch geschlossen. Auf mich stießen dann aber Alex und Yassi, die anboten, mir die Gegend ein wenig zu zeigen. So von Freund zu Freund natürlich. Mir war völlig klar, dass sie Geld haben wollten, dennoch ließ ich mich überreden. Es war dann auch ganz spannend, ich habe gefühlt 200 Hände geschüttelt (ich war der gute Freund aus Deutschland), konnte in staatliche und private geführte Läden reinblicken (deutliche Unterschiede), hatte kurze Unterhaltungen mit Kubanern, die mir berichteten, wie schwer das Leben sei, bekam wichtige Lokalitäten für kubanische Musik gezeigt, eine Mauer der Märtyrer, alles sehr nett erklärt, alles sehr interessant.

Am Ausgangspunkt angekommen, fragten sie dann, ob ich sie nicht zu einem Frühstück einladen könnte, sie hätten nicht so viel Geld. Ich ließ sie bestellen, dann wollten sie aber auch noch Geld für die Führung, das war mir zwar, wie gesagt, von Anfang an klar, und ich gab ihnen 30 $. Das hat ihnen aber überhaupt nicht gereicht, sie wollten 30$ mehr, die sie dann auch von mir bekamen, auch weil ich es hasse, in der Öffentlichkeit eine Szene zu machen. Den Preis fand ich für einen anderthalbstündigen Spaziergang dann insgesamt doch recht knackig, da das Frühstück für uns drei auch eben mal 45 Dollar gekostet hatte. Immerhin hatte ich so vorerst die deutsch-kubanische Freundschaft gerettet. Aber es kam noch dicker, ob ich Kaffee brauche. Man könne mir solchen wirklich preiswert und in bester Qualität organisieren. Als dann Yassi fünf 50-Gramm-Tütchen anschleppte und dafür auch wieder 30$ haben wollte, beschimpfte ich sie als Gauner und verließ den Ort des Geschehens.

Immerhin hatte ich sehr viel Nichttouristisches von Habana Vieja und Habana Centro gesehen. Vieles leider sehr verfallen, ich mag mir gar nicht vorstellen, was sich da nach Sanierung für Kleinodien zeigen würden. Ich streifte ziellos weiter durch die Stadt, fand durch Zufall die Calle Obispo und die Plaza de Armas. Hier sah es schon ganz anders aus, als in dem zuvor besichtigten Teil, viel herausgeputzter und wesentlich touristischer. Hier wird man ständig angesprochen, ob man Zigarren kaufen möchte, ob man Geld tauschen möchte, ob man Liebesdienste benötigt…

Ich stieß wieder auf den Malecón, dem ich bis zur Anlegestelle der Fähren nach Casa Blanca folgte, das ist die dem Kanal gegenüberliegende Seite von Havanna. Man setzt für nicht einmal einen Cent, nämlich zwei Pesos über. In Casa Blanca gibt es die zuvor erwähnten Festungsanlagen und eine mit Sockel 24 m hohe Christusstatue, zu der man sich einige Serpentinen entlang hochkämpfen muss. Man hat beim Aufstieg einen wunderbaren Ausblick auf Havanna mit seiner markanten Capitolkuppel. Für die Rückfahrt musste ich sehr lange auf die Fähre warten, aber das ist ja ohnehin das erste, was man für Reisen, und dann eben insbesondere vielleicht auf Kuba, lernen muss: Geduld.

Vor 21 Jahren spielte die Fähre eine Rolle in einem schrecklichen Ereignis. Einige Kubaner kaperten sie gewaltsam und wollten damit nach Florida übersetzen. Unterwegs ging ihnen schnell das Benzin aus, sie wurden wieder nach Kuba gebracht und dort in einer Nacht- und Nebelaktion hingerichtet. Die Weltgemeinschaft nahm dies empört zur Kenntnis. Heute noch werden deswegen die Taschen und Rucksäcke vor Betreten der Fähre auf Waffen kontrolliert.
Die „Congreso“ benamste Fähre ist übrigens dermaßen marode, dass es mich wundert, dass sie noch den archimedischen Gesetzen gehorcht. Auf deutsch: Wieso schwimmt dat Ding eijentzlich noch?

Es wurde Zeit, einen Supermercado zu suchen, da ich morgen früh nicht wieder ohne Wasser, Kaffee und Milch dastehen wollte. In einer Nebenstraße der Calle Obispo fand ich einen kleinen Tante-Emma-Laden, auf spanisch in etwa, weil so schön alliterativ, „Tienda de la Tía Teresa“. Die Produkte waren ausgepreist und nicht gerade billig, vergleichbar mit deutschen Kiosken (bei meinem nächstgelegenen langt man inzwischen auch unglaublich zu). War mir jetzt auch egal und ich platzierte meine Order, als mich von hinten eine kleine Dame am Ärmel zupfte. Ob ich nicht etwas Geld übrig habe. Naja, sie konnte ja jetzt nichts dafür, dass ich meinen Teil an guten Gaben für den Tag eigentlich schon übererfüllt hatte und bat die Señora hinter der Theke, einen Wunsch der Frau mit auf meine Rechnung zu setzen. Es kamen dazu: Cola, Eis, Schokolade und Kekse. Das fand ich ausreichend und erklärte meinen Einkauf für beendet. Tante Teresa erklärte, ich sei ein Engel, die kleine Ärmelzupferin erklärte mir aber, nun hätte ich ihr ja immer noch kein Geld gegeben. Leute, ich war baff. Ich kann mir das nur mit absoluter Verzweiflung erklären.
Auf dem Hügel in Casa Blanca sprach mich ein kleiner Junge auf caramelos, Bonbons, an, ich gab ihm eine Handvoll Mini-Haribo-Tüten. Der war happy, bedankte sich überschwänglich und erklärte ungefragt, er teile die mit seinen Geschwistern. Was soll ich sagen: Die Kinder machen es uns manchmal vor.

Meine Quanten hatten nach 8 Stunden Gelatsche inzwischen die Breite eines Elefantenfußes angenommen, und so wollte ich mir ein Taxi gönnen. Ich winkte eins heran und fragte nach dem Preis. 10 Dollar, bitte. Auf spanisch murmelte ich, „Ihr habt sie doch nicht alle“, da waren es nur noch 5. Und ich solle anrufen, wenn ich zum Flughafen müsse, das koste nur 20 Dollar. In der Bude sitze ich seitdem auf dem schmalen Balkon mit Meeresbrise (wurde tagsüber ganz schön warm!) und schreibe dies, unterstützt von einer Dose Cristal Bier.
Gleich mache ich erst einmal kurz Siesta, und dann gucke ich mir ein bisschen die weitere Umgebung von Vedado an.

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Da bin ich wieder! Von wegen kurz. Eine halbe Stunde versuchte ich den Lärm der Stadt zu ignorieren, der durch die geöffneten Fenster drang; danach kapitulierte ich, schloss die Balkontüren, legte Oropax an und, hoppla, schlief 4 Stunden. Jetzt aber mal flugs nach draußen, den Malecón in anderer Richtung entlang, irgendwann wieder landeinwärts und die Calle 23 runter, die auch La Rampa heißt und sehenswert sein sollte. Naja. Laut Reiseführer von 2017, einer Zeit, in der Kuba von der Regierung Obama profitierte und prosperierte. Bis dann das orange Elend kam.

Ich kam an einem Protzbetongebäude vorbei, dem Pabellón de Cuba, aus dem dermaßen laut karibische Rhythmen dröhnten, dass ich an ein Livekonzert glaubte. Endlich was los! Ich erklomm die oben liegende Terrasse, um festzustellen, dass etwa 10 Paare gesetzten Alters dort herumrumbaten und herumsalsaten, aber mit einem Hüftschwung, Respekt! So hatte ich meine Ration Let’s Dance auch in Kuba. Nix mit Karfreitagsruhe. Ja, heute ist Buen Viernes, wir befinden uns in der Semana Santa.

Ich war hungrig. In einer für kubanischen Verhältnisse zu dieser Uhrzeit ziemlich gut besuchten Pizzeria fand ich ein Tischchen und bestellte die Pizza della Casa. Ähm, wir haben aber keinen Schinken und dies nicht und das nicht, ob ich nicht lieber etwas anderes nähme. So wurde es eine Pizza Vier Käse. Die war auch okay, aber zumindest in dieser Pizzeria wurde Pizzaboden neu interpretiert.

Auf dem Rückweg lief ich die Calle 21 entlang. Die ist wesentlich interessanter als die Rampa. Hier gibt es einige einladende Restaurants und wohl auch kleinere Klubs.

Ich humpelte nach Hause und lasse den Tag jetzt am Küchentisch Revue passieren und mit dem Studium nutzloser Reiseführer ausklingen.
Morgen wird es bestimmt lustig, ich habe eine Verabredung der besonderen Art. Neinneinnein, nicht mit einer Santería-Priesterin.
¿Nos vemos?

Viele Grüße, Euer Gerry

Kuba – die Anreise

Ihr Lieben,

in letzter Zeit gab es ja viele Bahn- und Flughafenstreiks, dazu kommt die Unzuverlässigkeit der Bahn in den letzten Jahren, was mich veranlasste, wieder am Vorabend nach Frankfurt zu reisen, um auch wirklich meinen Flieger zu bekommen.

Da es zudem einen Vorabend-Check-in gab, fuhr ich erst einmal zum Frankfurter Flughafen. Vom Bahnhof bis zum Check-in-Schalter sind es gefühlt 17 km. Dafür stand ich aber in der Business-Schlange an zweiter Stelle. Zum Hotel waren es dann 30 Minuten mit der S-Bahn.

Vielleicht habt Ihr hier gelesen, dass ich bei meinem letzten Frankfurt-Aufenthalt in einer grauslich-greulichen Bruchbude nächtigte. Diesmal habe ich mir ein 4-Sterne-Haus mit Frühstück etwas außerhalb, aber mit guter Anbindung zum Flughafen gegönnt. Naja, gegönnt ist gut, zahlte ich doch insgesamt nur 51,- Euro. Gegenüber liegt ein Lidl, in dem ich mich mit Abendbrot versorgte. Gegen halb 10 nickte ich bei furchtbarem Fernsehprogramm ein. Ich weiß schon, warum ich zuhause keinen Anschluss mehr habe.

Das Frühstück war leider nicht so meins. Rührei aus dem Tetrapack und kein Obstsalat. Dafür aber richtig guter Filterkaffee (nachdem ich den Cappuccino aus dem Spezialitätenautomat als untrinkbar einstufte).

Tiefenentspannt fuhr ich zum Flughafen, irrte dort wieder kilometerlang herum (ich bin kein wirklich großer Fan des FRA, Ihr merkt es…) und kam dann aber dank Fast Lane in 0,nix durch die Sicherheitskontrolle, vom Fliegerproletariat neidisch bis hasserfüllt beäugt. Wie? Ach, jetzt nehmt doch nicht alles so ernst…

Der Flug war sehr angenehm, aber in der Holzklasse hätte ich wahrscheinlich eine Krise bekommen, bei immerhin 11 Stunden Flug. So hatte ich zweieinhalb mal Fine Dining, zwei Stunden Mittagsschlaf (fast ausgestreckt!), nette Filme auf sehr großen Monitoren (Barbie war sehr unterhaltsam und der aktuelle Eberhoferkrimi ganz lustig). Dazu bevorzugte Behandlung auch nach der Landung, was aber insofern nicht geholfen hat, als dass das Gepäckband am Ende des Tages nicht mitspielte…
Als es endlich losging, gab es Verwirrung, da unsere Gepäckstücke aus dem Flieger auf zwei verschiedene Gepäckbänder verteilt wurden. Da haste aber mal Menschen hin- und herirren sehen.

Draussen vor dem Flughafengebäude standen ausreichend Taxifahrer, die mir ihre Dienste anboten. Ich sollte meinem Vermieter Bescheid geben, aber weder das W-LAN am Flughafen noch meine vor Abreise für Kuba konfigurierte eSIM funktionierten. Das Büro des kubanischen Telefonanbieters war auch geschlossen. Yeah. Ich rief über meine deutsche Nummer die Mutter des Vermieters in Havanna an. Bin gespannt auf die Rechnung.

Die ersten Oldtimer

Ich handelte den Taxista um 5 Dollar runter, die ich ihm dann als Trinkgeld gab. Am Haus wartete dann Elena, die mit mir die 59 engen Stufen eines heruntergekommenen Treppenhauses hochschnaufte. Ich wegen des ganzen Gepäcks, sie, weil sie auch einiges *hüstel* zu tragen hatte. Die Wohnung stellte sich aber dann als sehr ordentlich heraus, umlaufender Minibalkon, Klimaanlagen, hübsch eingerichtet und meeeeterhohe Decken. Das Meer und der berühmte Malecón sind keine 100 Meter entfernt.

Mama warnte mich vor Überfällen, erklärte, sie wisse jetzt nicht, wo noch Supermärkte geöffnet wären, die Kreditkarten akzeptierten, ermahnte mich, Wasser und Strom zu sparen und entschwand. Ich inspizierte meine neue Bude und packte dann aus.

Blick vom Balkon

Gottseidank gibt es einen kleinen Safe. Denn jetzt kommt ein schwieriges Thema. La moneda, los dineros, pinkepinke, Kröten, Mäuse, Kohle. Es gibt einen festgelegten offiziellen Wechselkurs von ca. 1:25 für US$. Ich schreibe dies bei einem Bier für 400 Pesos. Das würde demzufolge 16 Dollar kosten. Schwarz gewechselt ist der beste Kurs zur Zeit 1:330. Jetzt kostet das Bier plötzlich 1,20 US$. Die Geldautomaten und Banken wechseln nahezu zum offiziellen Kurs. Was muss man also tun? Massenweise Bargeld mit sich rumschleppen! Für 3 Wochen! Ohne zu wissen, wieviel man braucht. Unangenehm.

Ich verstaute meine Taler und Kreuzer im Safe und ging mit nur ein bisschen Geld auf die Straße. Kurz runter zum Malecón, am prachtvollen Hotel Nacional vorbei. Durstig und hungrig.
Ich wollte Pesos, für den ersten Abend notfalls auch zum Wucherpreis. Aber vor allen Geldautomaten tummelten sich Männergruppen, was mich – weiß gar nicht warum, danke Mamacita! – abhielt, die Kreditkarten zum Glühen zu bringen.

Hotel Nacional

Ein Mann quasselte mich an, ob ich ein Taxi brauche. Nö. Ob ich denn Geld tauschen wolle. Hmmmm…. jooo…. äh…. , zögerte ich. Ich solle ihm folgen. Bei ihm zuhause wäre es sicherer, als auf der Straße. Ich lief ihm durch schlecht ausgeleuchtete Straßen hinterher. Kurz dachte ich darüber nach, was Mama Elena wohl mit dem ganzen Geld aus dem Safe machen würde, sollte man mich tot im Gebüsch finden. Er fragte, wie viel ich denn tauschen wolle. Ich flüsterte schweißgebadet „100 Dollar“. Ach, dann ginge das auch hier, zog er mich in einen kleinen Laden mit mehreren Menschen drin. Da ging dann alles ganz schnell, wenn auch nur zu einem Kurs von 1:310. Abzüglich 500 Pesos Provision für Pedro (Name von der Redaktion geändert).
Jetzt ging das Bangen los, ob es wohl Falschgeld ist.

Ich setzte mich in einen Burgerladen um die Ecke und aß einen Chickenburger und trank ein paar Bier.
Ich lernte Chiara, Sam und ihren etwas quengeligen Sohn Jim kennen. Aus Raleigh, North-Carolina. Sie zahlten gerade. Ich ließ mich auf ein Gespräch ein. Sie orderten trotz bereits beglichener Rechnung nach und jetzt weiß ich ALLES über sie. Naja, irgendwann musste der Kleine mal ins Bett und ich konnte mich meinem Burger und meinem Tagebuch widmen. Das Ihr jetzt erst weißgottwann zu lesen bekommt.

Wem die Stunde schlägt, da sang Hemingway schon ein Lied von; die Rechnung kam, die Penunze, die Asche, das Geld wurde akzeptiert. Yeah!
Glücklich taumelte ich in meine Unterkunft zurück. 3 Uhr 44 ist es jetzt bei Euch. Hier schlägt es in einer Viertelstunde 23 Uhr.
Morgen gibt es einiges zu tun. Mehr Pesos, Telefonkarte und Orientierung, was wann wie mit wem am besten zu tun ist.

Liebe Grüße aus dem Off, Euer Gerry (der sich ohne Internet nur wie ein halber Autor fühlt)

P. P. S Es geht jetzt! Yeah. Habe noch eine Stunde an den Telefon-Einstellungen rumgemurkst. Ohne Anleitung! 🤩

Aus dem Burgerladen als Take-away

Kuba 2024: Der Prolog

Ihr Lieben,

eigentlich wäre dies ja der Prolog zu meiner Südamerikareise, die aber Ende letztes Jahr mangels Beteiligung abgesagt wurde. Zu der Zeit lag ich krank in Singapur in meinem Hotelbett und buchte im Fieberwahn einfach für den gleichen Zeitraum einen Hin- und Rückflug nach Kuba. Nicht wissend, was mich dort erwartet.

Ich halte mich nicht für eine absolute Niete in Geografie, aber ich habe die Dimensionen Kubas doch deutlich unterschätzt. Nein, es ist definitiv nicht das Rhodos der Karibik. Die größte Ausdehnung beträgt doch immerhin 1250 Kilometer.

Egal, dachte ich, nimm Dir einen Mietwagen. Du bist in Südafrika oder im Baltikum auch schon ganz schön lange Strecken mit dem Auto gefahren. Ich wollte Kuba dann halt erfahren. Aber ich erfuhr etwas ganz anderes. Die Mietwagenpreise sind astronomisch hoch. Es gibt kein Benzin. Ich erfuhr aus Reisegruppen bei Facebook, dass Ausländer ihre Mietwagen zurückgegeben haben, weil es kein Benzin gab, trotz bevorzugter Behandlung von Touristen an ausgewählten Tankstellen. Man stelle sich vor, dass man an einer Schlange Einheimischer vorbeifahren kann, weil man Tourist ist. Das würde ich absolut nicht wollen. Ob das wirklich so ist? Immerhin sind das Informationen aus dem Internet. Dennoch entschied ich mich gegen einen Mietwagen.

Man schrieb mir in ebendiesen Gruppen, ich solle zuhause bleiben, es gäbe kein Klopapier, kein Benzin, keinen Strom; und das auch von Kubanern. Amerikaner, die all-inclusive-Aufenthalte an den schönen Stränden gebucht hatten, berichteten, sie bekämen nichts vernünftiges zu essen. Auf der anderen Seite ermutigten mich viele, zu kommen, da der Tourismus für das Land sehr wichtig sei. Viele Touristen schrieben in den Facebook-Gruppen, dass sie einen tollen Aufenthalt hatten. Davon übrigens oft jene, die sich eben nicht auf die All-Inclusive-Ressorts beschränkt hatten. Ich war ein wenig verunsichert, überlegte, mich einer organisierten Reisegruppe anzuschließen, habe mich dann aber doch dazu entschlossen, die Reise selbst zu planen.

Die politischen Umstände machen Kuba zu einem speziellen Reiseziel. Ich möchte gar nicht näher darauf eingehen, ich verstehe zu wenig davon, was da passiert. Klar, die Invasion in der Schweinebucht hatten wir in der Schule besprochen, Guantanamo ist jedem geläufig. Die Namen von Che Guevara und Fidel und Raul Castro haben wir alle gehört. Freunde von mir waren auf Kuba und fanden es dort super. Aber das war zu anderen Zeiten, z.B. 2012 oder 2017. Dann kamen Trump, Covid und Inflation. Vielleicht lehrt mich die Reise auch etwas über den kubanischen Sozialismus und wie er einzuordnen ist. Ich möchte dennoch eher unpolitisch hier berichten.

Ich begann, mir einen Reiseverlauf zu überlegen, wollte ich doch so viel wie möglich sehen, aber dennoch nicht jeden Tag Umzugsstress erleiden. Wir sind wieder bei einer kleinen Insel in meinem Kopf und einer großen in der Realität. Ich würde nicht alles besuchen können. Also begrenzte ich meine Planungen auf 5 Aufenthalte in größeren Städten, von denen aus ich gegebenenfalls kleinere Touren unternehmen könnte. Und hier ist der Plan:

28.03. bis 02.04. La Habana; 02.04. bis 06.04. Trinidad; 06.04. bis 09.04. Camagüey; 09. bis 12.04. Holguín (wobei ich am 11.04. nach Guardalavaca fahren möchte, um mit mir meinen Geburtstag in einem Strandrestaurant zu feiern); 12. bis 15.04. Santiago de Cuba; vom 15. auf den 16. schlafe ich dann in einem Nachtbus, um vom 16. bis zum 18.04. noch einmal in Havanna zu sein.

Ich habe bereits eine Oldtimerfahrt in Havanna gebucht, die Überlandbusse bezahlt, einen Transfer von Holguín nach „HütedieKuh“ angefragt, nach Interessenten wegen eines Ausfluges in das Viñales-Tal gesucht… Was am Ende dann alles daraus wird, das steht ein bisschen in den Sternen. Ich fühle mich gleichzeitig gut und schlecht vorbereitet.

Kurz vor Abreise wurde es auch dienstlich und privat etwas wuselig, so dass ich wegen letzter Erledigungen etwas in Hektik gerate. In meiner Wohnung wird während des Urlaubs der Rest der Tornadofolgen beseitigt (neuer Boden, Anstriche), so dass ich seit heute zwischen Kartons lebe. Gottseidank haben Luis und seine drei Mädels beim Packen geholfen. Morgen wird dann der Koffer beladen, Mittwoch geht es nach der Arbeit nach Frankfurt, von wo aus ich am Donnerstag abfliege.

Jetzt kommt meine Standard-Schlussformel eines jeden Prologs: Wenn ich mal nichts schreibe, liegt das wahrscheinlich eher an der Technik, als dass ich in einem Rumfass mit einem letzten *hicks* mein Ende fand… nur ist diesmal tatsächlich wohl mit Stromausfällen zu rechnen und damit einhergehend eine stabile Internetverbindung nicht gegeben. Aber ich versuche mein Bestes, um Euch auf dem Laufenden zu halten. Und wie immer würde ich mich über Eure virtuelle Begleitung sehr freuen!

Hasta la vista, compañeros! Euer

P.S.: Das Beitragsbild wurde von 12019 auf Pixabay lizenzfrei zur Verfügung gestellt.