Leaving Leuven

Ihr Lieben,

man hat im Hotel wohl meinen gestrigen Blogeintrag gelesen, denn das Spiegelei war heute eine Tränen in die Augen treibende Prachtkreation. Nur mit dem nicht-schalen Sekt, das müssen sie noch lernen… 🙂

Schon der belgische Häuptling der Bellovaker, Correus, wusste: Wo es einen großen Beginenhof gibt, da gibt es auch einen kleinen. Den suchten wir dann nach dem Frühstück auf. Dieser besteht aus nur einer Straße, die aber wie die große Schwester auch Würde und Ruhe ausstrahlt. In der Nähe steht die große Sint-Geertruikerk, die mit mächtigen Glockenschlägen auch die letzte Schlafmütze im Umkreis von 50 Kilometern aus dem Bett scheuchte. Über dem Viertel waberte ätherischer Gesang, von dem wir jetzt nicht sicher sagen konnten, ob das ein Kirchenlied oder eine keltische Beschwörungskantate war.

Auf dem Weg zu den kleinen Beginen haben wir dann auch in den Straßen und Gässchen die Geschäfte gefunden, die wir bisher vermisst hatten. Boutiquen, Delikatessen, Tinneff. Nur Souvenirgeschäfte gibt es keine. Nicht ein einziges! Ich war deswegen sogar in der Touristeninformation, um nachzuforschen. Nein, nichts, nada, niente, nitschewo! Ich meinte zu dem Mann hinterm Tresen, dass sich da ja eine Geschäftsidee auftäte, aber er erwiderte lakonisch, dass die Stadt einfach zu klein sei. Ich denke aber noch darüber nach. Wer gibt mir Startkapital und erklärt mir das Geschäftsleben?

Als wir gestern so durch die Sträßchen strollten, kam uns ein Pärchen entgegen, das etwas in unsere Richtung radebrechte, was wie „Where are you from?“ klang. Ruth krähte fröhlich, das wir from Germany wären, was das Paar sichtlich irritierte. Es stellte sich heraus, dass sie den botanischen Garten suchten. Wir konnten ihnen den Weg weisen und kamen lange nicht mehr aus dem Lachen heraus. Heute machten wir uns dann selbst dorthin auf. Der Eintritt ist frei, der Garten ist nicht zu groß, aber mit Bedacht ein wenig verwildert angelegt. Seeehr sehenswert. Es gibt Obstgärten, Gewächshäuser, Kräutergarten, Teiche und und und. Eine kleine Wohlfühloase inmitten der Wohlfühlstadt.

Es war Zeit, uns vor der Rückfahrt noch einmal zu stärken. Auf dem Alten Markt war es uns zu laut, man baute immer noch die Bühnen und Absperrungen des Festivals ab. Wir liefen zum Großen Markt, wo wir ein Restaurant bemerkten, dass deutlich besser besucht war, als die anderen. Wir ließen uns nieder und vom Kellner beraten, was man denn so hier essen müsse. Nudeln aus dem Wok, wurden wir beschieden. Naja, klang jetzt erst einmal nicht so spektakulär, aber ich bestellte sie und es war wirklich ein Gedicht! Also, klare Empfehlung für das Restaurant „Agora“. Man sitzt schön, der Service ist total nett, das Essen eine Wucht!

Wir machten uns auf Richtung Hotel. Ich bin zwar Mitglied im Pentahotel&Friends-Club, was mir gestattet hätte, erst um 15 Uhr auszuchecken, aber mein Zug fuhr ja auch irgendwann und die Damen mussten ja ebenfalls noch eine kleine Strecke fahren. Die Tage zuvor kamen wir mehrmals an einer Eisdiele nahe des Hotels vorbei, vor der immer endlose Schlangen standen. Eine Recherche im Internet ergab, dass sie scheinbar zu den TOP-Eisdielen der Welt zählt, und so waren wir dankbar, dass wir kurz vor Abreise dort vorbeikamen und nur ein paar Personen anstanden. Spontan kauften wir uns je eine Kugel und diese war riesig und saulecker! t’Galetje heißt der Laden.

Ja, und dann war schon die Zeit für den tränenreichen Abschied gekommen. Schluchzend lagen wir uns in den Armen, versprachen uns, dass wir zusammen den Weihnachtsmarkt in Ahrweiler besuchen würden, und dann gingen wir unserer Wege. Diesmal lief auch mit den Zügen alles wie geplant und nachmittags kam ich wohlbehalten zuhause an.

Leuven/Löwen/Louvaine ist definitiv eine kleine Reise wert, es ist eine unglaublich friedliche, schöne und ruhige Stadt mit mehr Fressbuden als Belgien Einwohner hat. Es gibt architektonische Perlen, Parks, schöne Gassen und freundliche Menschen. Das Preisniveau ist etwas höher als bei uns, insbesondere bei Getränken. An den Touri-Hotspots gibt es Kaschemmen und Perlen, da muss man halt genauer hinschauen. Mir hat es auf jeden Fall ausnehmend gut gefallen! Zwei Nächte sind auch prima geeignet, um einen nicht allzu oberflächlichen Eindruck zu gewinnen.

Danke für Eure virtuelle Begleitung und das Feedback auf allen Kanälen. Bis bald, Euer

Wir beginnen bei den Beginen

Ihr Lieben,

das Frühstücksbuffett kann sich sehen lassen, auch wenn das Spiegelei als Straßenbelag hätte verwendet werden können und der Sekt schal war. Aber das ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Wir schlugen zu und brachen dann Richtung Beginenhof auf. Zu den Beginen habe ich ja schon in meinem Bericht über Antwerpen etwas geschrieben. In Leuven gibt es einen kleinen und einen großen Hof. Wir marschierten natürlich zum Groot Begijnhof, der auch die Liste der TOP-Sehenswürdigkeiten der Stadt anführt. Ich nehme es vorweg: zu recht!

Der Groot Begijnhof ist eine Stadt in der Stadt und ist UNESCO-Weltkulturerbe. Bei strahlendem Wetter waren auf dem sehr ansprechenden Gelände, das auf das 13. Jahrhundert zurückdatiert, nur wenige andere Touristen unterwegs. Es ist ein Ort der Stille und man merkt kaum, dass dort Menschen leben. Zwar keine Beginen mehr, aber die restaurierten Unterkünfte stehen Dozenten, Studenten und Gaststudenten zur Verfügung. Wir nehmen an, dass es zwar ein schönes Fleckchen Erde zum Wohnen ist, man aber a) strikte Regeln befolgen und b) die Touristenmassen ertragen muss. Wobei uns Löwen irgendwie wie eine unentdeckte Perle vorkommt. Gut besucht, aber weit entfernt davon, überlaufen zu sein. Das macht einen großen Teil des Charmes der Stadt aus.

Wir liefen durch die angrenzenden Viertel, entdeckten interessante Gebäude, viele Kirchen, kleine Flüsschen, Parks und Gassen. Es ist wirklich, wirklich nett hier! Wir ließen uns in einem Café nieder, auch hier alles nett, nett, nett. Ruth hatte den weltbesten Frappucino des Universums und auch die servierten Kleinigkeiten, wie üppig belegte Bagels, sahen mehr als appetitlich aus. Allerdings waren wir vom Frühstück noch ausreichend satt. Nach der kurzen Verschnaufpause ging es wieder durch viele Gassen und Anlagen weiter Richtung Universitätsbibliothek.

Hier trennten wir uns kurz, da ich meinem (neben Seilbahnfahren!) liebsten Hobby, nämlich der Turmbesteigung fröhnen wollte, den Damen aber mehr nach einem kleinen Snack war. Der Turm der Universitätsbibliothek ist 87 Meter hoch und eine sehr schmale Wendeltreppe führt zur Aussichtsplattform. Auch hier war wenig los, so dass ich nur ein Aneinandervorbeiquetschmanöver durchführen musste. Belohnt wird man oben mit verschwitzter Frisur sowie einem schönen Ausblick über die ganze Stadt. Just, als ich die Plattform erreichte, läutete auch die Freiheitsglocke. Also, wenn das nicht mal Timing war. Die Stufen habe ich nicht gezählt und im Internet keine Zahl dazu gefunden, aber ich denke, es waren so an die 2.650. Jaja, das wird so in etwa hinhauen.

Wieder unten angekommen, gesellte ich mich zu Monika und Ruth ins Bistro und nahm dankbar mein wohlverdientes Sportbier zu mir. Wir beschlossen dann, auch abends dort Muscheln essen zu gehen, weil es so sympathisch und nicht so trubelig war. Dafür musste ich eine gestern getätigte Reservierung in einem Edelrestaurant stornieren, aber ehrlich? Irgendwie war uns dann doch nach eher rustikal als gediegen.

Vom Ladeuzeplein (wo die Bibliothek steht) liefen wir dann noch die Einkaufsstraße bis zum Bahnhof hinunter, wo wir uns wieder eine Pause in einem netten Bistro gönnten. Es kommt Euch übrigens nur so vor, als hätten wir den ganzen Tag faul in der Sonne gesessen, das trifft in keinster Weise zu! Auch haben wir keinesfalls über Personen gelästert, die man so auf einem Bahnhofsvorplatz so zu sehen bekommt, denn das tut man ja auch nicht. Niemals!

Die Einkaufsstraße wieder hoch, die ist zwar von den Läden her nicht spannender als andere Straßen in anderen Städten, aber alles ist in teilweise sehr schönen Häusern im flämischen Stil untergebracht. Klar, auch hier kennt man Bausünden, aber insgesamt ist man weit entfernt von der Kölner Quote an Geschmacksverirrungen.

Wir gönnten uns dann eine Stunde Rekreationszeit im Hotel und liefen ausgeruht wieder zum Den Beiaard, unserer Muschelauffangstation. Draußen im lauen Abendlüftchen sitzen, erst einmal eine Portion Bitterballen, dann zwei große Portionen Muscheln, ein Hechtfilet, alles sehr lecker, Bier, Wein und Sangria, netter Service… so fühlt sich Urlaub an. Und es waren überwiegend Einheimische dort. Die eher mäßige Bewertung bei Google von 4.1 Sternen verstehe ich persönlich nicht, das Restaurant ist klasse.

Wir haben sehr lange diniert, daher schenkten wir uns weitere Aktivitäten für den Rest des Abends. Morgen wartet ein weiterer halber Tag Louvaine auf uns, auf den wir – und ich denke, dass ich für alle sprechen kann – uns auch schon sehr freuen. Ebenso, wie auf Eure virtuelle Begleitung.

Liebe Grüße von Monika, Ruth und Eurem

Leuven – Louvaine – Löwen: Die Ankunft

Ihr Lieben,

natürlich haben es fast alle erraten… Es ging nach Leuven. Morgens hatte ich noch eine sehr chaotische Baubesprechung und einiges anderes zu erledigen. Um 13 Uhr 30 ließ ich dann den Griffel fallen und eilte zum Bahnhof, wo der Zug nach Lüttich schon bereitstand. Und bereitstand. Und bereitstand. Noch nicht mal pünktliches Abfahren hat die DB mehr drauf. Es ist ein Trauerspiel in ∞ Akten. Diesmal Signalstörung in Ehrenfeld. Wenigstens saß ich schön im Warmen in der 1. Klasse (ja, auch Klimaanlage lief suboptimal) und hatte ein Piccolöchen dabei. Mit 30 Minuten Verspätung ging es dann los und so war der Anschlusszug in Lüttich natürlich weg.

In Lüttich angekommen, stand schon der Zug nach Louvaine bereit. Sollte das ein schlechtes Omen sein? Auf jeden Fall war die einzige Bordtoilette abgeschlossen. Voller Freude kann ich berichten, dass auch dieser belgische Zug mit einiger Verspätung abfuhr. Grund: Warten auf einen anderen Zug. Und dann noch ein Halt mitten in der Pampa ohne Angabe eines Grundes. Ist das wie eine Art Seuche, die sich über den Kontinent ausbreitet? Und wieso hat MEIN verpasster Anschlusszug nicht gewartet? Ich glaube ja mal wieder an eine Verschwörung!

Manchmal erkennt man ja schon am Bahnhof, ob eine Stadt einen interessieren könnte. Löwen ist so eine Stadt. Man verlässt den Bahnhof und denkt „Wow“. Der Fußweg zum Hotel hat mir einige Ahs und Ohs entlockt. Das Hotel selbst liegt super zentral und macht einen sehr guten ersten Eindruck. Freundlicher Empfang, schöne Zimmer. Ruth und Monika kamen nur ein paar Minuten nach mir an, und so gönnten wir uns erst einmal ein Willkommensgetränk vor dem Hotel. Dann schlenderten wir über den Grote Markt mit seinem markanten Stadthaus zum Oude Markt.

Hier ist Trubel, denn wir sind mitten im Festival „Groot Verlof“ gelandet, mit vielen Absperrgittern, mehreren Bühnen, viel Volk und viel Rummel. Wir suchten uns mitten im Touristenfallengebiet ein Restaurant aus, wo wir zu sehr strammen Preisen speisten. Burger, Nudeln und Pulled Pork. In sehr unterschiedlicher Qualität. Immerhin gab es dazu die leckeren belgischen Fritten mit vier Fritjessauces (oder wie man das auch immer schreibt). Ich testete mich dabei auch ein bisschen durch die Bierkarte und stelle folgendes Ranking auf: 1. Leffe Blonde; 2. Stella Artois; 28194. Kriek. Das klingt nicht nur so, sondern es ist auch eine Kriegserklärung an jeden Gaumen. Süßliches Kirschbier, das den Namen Bier eigentlich nicht verdient.

Wir liefen anschließend ein bisschen herum und waren doch recht angetan von der Innenstadt. Schöne Häuser mit versteckten Besonderheiten, wie z.B. Giebelfiguren und Schmuckelementen, nette Lädchen, vieeeeel Gastronomie und erstaunlicherweise keine erkennbaren Souvenirshops. Über die sind wir ja letztlich in Antwerpen nur so gestolpert. Auch an der mächtigen, architektonisch sehr verwirrenden St.-Peter-Kirche liefen wir vorbei. Sie ist irgendwie unfertig und hat an Bunker erinnernde Aufbauten.

Als wir eine Runde gedreht hatten, trat auf der Bühne am Stadthaus gerade eine Gruppe auf, die uns ansehenswert schien. Wir erwarben daher an einem Stand Getränke, um eine Weile zuzusehen. Es war schade, dass nur versprengt vereinzelte Menschengrüppchen vor der Bühne standen, die das Geschehen dort auch nicht sonderlich zu interessieren schien. Der Wein, den Ruth und ich tranken, wurde in fingerhutgroßen Plastiktöpfchen serviert und war nicht wirklich trinkbar. Wir wollten uns daher auf einer Terrasse hinsetzen und der Band lauschen, aber es war wirklich jeder Tisch belegt. Einen Block entfernt fanden wir dann einen freien Tisch und gaben wieder üppig Geld für kleine Tröpfchen aus. Aber es machte uns nichts. Das Wetter toll, die Stimmung gut, das Städtchen total nett… Und dann wurde es auch voller und voller. Als wir zum Hotel zurückliefen, mussten wir uns regelrecht durch Menschenmassen vor der Bühne quetschen.

Im Hotel nahmen wir noch einen Absacker und dann war der erste Tag auch schon um. Mir gefällt Löwen sehr. Ich bin mir sicher, dass wir morgen noch weitere schöne Ecken entdecken werden. Ihr seid dann ja hoffentlich dabei 🙂

Liebe Grüße, Euer Gerry

Prolog – Zu Besuch bei der größten Brauerei der Welt… (oder aber auch nicht)

Ihr Lieben,

wahrscheinlich werden wir dann dennoch nicht in die Firmenzentrale vordringen. Aber das von Monika, Ruth und mir ausgewählte Wochenendziel ist tatsächlich die Stadt, in der der weltgrößte Brauereikonzern seinen Sitz hat. Wir haben aber hoffentlich anderes vor, als nur drei Tage unter dem Zapfhahn zu liegen.

Es gibt ein sehr spezielles und schmales Rathaus, das aber jeder erkennt, der schon in der Stadt war. Und es gibt einen Beginenhof. Man spricht flämisch oder französisch. Mehr weiß ich auch gerade noch nicht, ich bin etwas unvorbereitet. Wohin geht es also? Das verrate ich dann später. Erika darf übrigens nicht mitraten, sie weiß es schon.

Zur Vorgeschichte: Bei einem unserer „Kulturabende“ (es mag auch die Doppelkopfrunde gewesen sein), erzählte Monika, dass sie plane, an die Nordseeküste zu fahren. Ruth und ich überredeten sie, das Startwochenende der Reise mit uns zu verbringen und wir suchten uns eine kleine Stadt aus, die wir noch nicht kannten. Dort verbringen wir jetzt drei Tage zusammen, reisen aber unterschiedlich an, da ich aus dem Büro heraus per Bahn reise (jaja, die DB hat jetzt extra für mich eine Haltestelle eingerichtet!!!), und die Damen mit dem Auto anreisen.

Blöd war, dass ich vollkommen vergessen hatte, dass wir diesen Trip geplant hatten, denn ich vergaß schlichtweg, ihn in den Kalender einzutragen. Das Hotel hatte ich noch am gleichen Abend des Gesprächs gebucht. Aber danach… Wie weggeblasen. Leute, Kalender sind schon sinnvoll. Eine WhatsApp, wann wir denn wie anreisen, erinnerte mich. Ich musste andere Verabredungen verlegen (das war kein Problem), aber mich dann auch um das Zugticket kümmern. Zug ausgewählt, reservierungspflichtig, bitte Alter angeben wegen Grenzübertritt, blablabla. „Fahrkarte nicht verfügbar!“. Geändert. „Sitzplatz nicht verfügbar!“. Neuer Versuch. Blablabla. Es hat eine ganze Staffel Games of Thrones gedauert, bis ich eine Reise buchen konnte, wo im Buchungsprozess nicht gemosert wurde. Aber jetzt freue ich mich!

Wir lesen uns, wenn Ihr mögt, gerne morgen Abend wieder, dann löse ich das Rätsel auch auf. 🙂

Ich würde mich über virtuelle Begleitung sehr freuen und freue mich auch auf die reelle Begleitung durch Monika und Ruth!

Liebe Grüße, Euer

P.S.: Das lizenzfreie Vorschaubild stammt von flurk20050 von der Plattform pixabay. Danke für die Freigabe!

P.P.S.: Ich glaube, ich habe das Rätsel zu einfach gemacht!