Goede dag, lieve lezers!
Nun aber mal mit dem notwendigen Ernst, wie es tatsächlich war…
Schon im Vorfeld haben wir natürlich Vorbereitungen für unsere Doppelkopfreise nach Amsterdam getroffen: Prosecco im Selbstversuch verkostet, Programme ausgearbeitet, Otto nervös gemacht, ein Hotel gebucht und Bahnfahrkarten gekauft sowie 6 Plätze im ICE an zwei gegenüberliegenden Tischen reserviert. Nur Jasmina konnte noch nicht fest buchen, da es noch wegen des Jobs und wegen Nordmann, ihrem Hund, Dinge zu klären gab. Irgendwann waren aber auch diese Dinge geregelt und sie konnte noch einen weiteren Platz an unserem Tisch ergattern. Inzwischen hatte sich auch eine ahnungslose, arme andere Gestalt dort einen Platz gesichert, nicht wissend, welche Hölle ihm bevorstand.
Am Freitag, dem 14. Juni ging es dann mit Verspätung von Köln aus los. Wir hatten reichlich Proviant dabei, man kennt das ja mit der Deutschen Bahn. Man muss vorbereitet sein! Auf der knapp dreistündigen Fahrt konsumierten wir 5 Flaschen Sekt (eine Mitreisende hatte nur zwei Gläschen!), vier Pakete Würstchen, Dutzende von Brezeln sowie Erdbeeren, gezuckert und mit Triple Sec vor dem schnellen Verderben konserviert. Ja, Vitamine sind wichtig. Mit Erdbeeren im Sekt macht man aus jeder Sauftour quasi eine Gesundheitsreise.
Unser 8. Rad am Wagen war übrigens mit großer Geduld gesegnet. Und man muss dazu auch sagen, das wir bei weitem nicht die schlimmste Gruppe im Zug waren. Ich sach nur Junggesellenabschied! Gänsehaut. Malträtiert haben wir außerdem die Zugbegleiterin. Sie musste heiteres Pärchenraten spielen. Eine etwas undankbare Aufgabe, wie ich finde.
In Amsterdam angekommen, wurden wir von Otto mit viel Geherze und Geknutsche in Empfang genommen. Er war ein bisschen traurig, dass wir keine bunte Kühltasche dabei hatten, die er hätte für uns tragen können. Das hat er nämlich auf unserer gemeinsamen Reise nach Lüttich mit großer Hingabe getan.
Auf dem Weg zu unserer Pension Homeland machten wir einen ersten touristischen Stop im Schiffahrtsmuseum, dessen Glasdach im Innenhof ein architektonisches Schmuckstück ist. Wir haben es dann auch ausreichend bewundert. Im Homeland checkten wir nur kurz ein, machten ein bisschen Katzenwäsche, tranken am Anleger des Hotels noch ein Aufwärmgetränk (wir hatten ja schon so lange nichts mehr gehabt) und begaben uns dann auf den Weg zu Ottos Domizil. Mit Stop an einem Museum. 20 Minuten Fußweg bis dorthin. Man merke sich bitte diese Zahl. Sie ist magisch!
Auf dem Weg machten wir – wie schon vorab beschlossen – Halt in der Kirche „Ons‘ Lieve Heer op Solder“, die besterhaltene In-house-Kirche Amsterdams. Solche Art Kirchen wurden eingerichtet, da man den Katholizismus zwar irgendwie duldete, aber in der Öffentlichkeit nicht wirklich wahrnehmen wollte. Diese Kirche ist nun ein Museum. Mit dem sehr informativem Audioguide wirklich einen Besuch wert, erstens wegen der interessanten Geschichten über die Bewohner/Betreiber dieser Kirche (u.a. der deutsche Kaufmann Jan Hartmann) als auch vor dem Hintergrund des nicht einfachen Zusammenlebens konkurrierender Religionen im 17. Jahrhundert.
Eine Ausstellung des israelischen Künstlers Eran Shakine „A Muslim, a Christian and a Jew“, die sehr humoristisch Gemeinsamkeiten der Religionen aufzeigt, vervollständigte den Besuch der Kirche unter dem Dachboden.
Bei inzwischen strahlend blauem Himmel liefen wir dann zu Ottos Domizil im Stadtteil Jordaan. „Das dauert 20 Minuten“. Seine Wohnung ist toll. Wir aperitivierten auf der Dachterrasse und konnten uns nur schwer dort wieder lösen, da es so schön und bequem war. Aber Otto hatte einen Tisch bei einem Argentinier bestellt, wohin wir uns dann auch aufmachten. Wir aßen sehr gut dort, sehr fleischlastig meinerseits, aber man geht ja auch nicht zum Argentinier, um dann Sojasprossensalat zu verzehren. Nicht wahr, liebe Rohkost-Ruth? Hach, immer diese blöden Insiderwitze…
Es gab dann noch einen Absacker bei Otto auf dem Balkon. Vorher aber klingelte er bei sich nebenan an und wir durften Teile des dort befindlichen… nun ja, eben nicht Seniorenheims im klassischen Sinne besichtigen. Zwei Dutzend Menschen im Ruhestand leben dort in Gemeinschaft mit drei jungen Studenten, die dort preiswert wohnen dürfen, dafür aber im Gegenzug Hilfestellung leisten. Das Gebäude und der Garten sind wunderschön. So kann Altsein auch sein.
Da der Heimweg mit 20 Minuten abgeschätzt wurde, fuhren wir nach einem ersten tollen Tag mit der Straßenbahn dann wieder ins Hotel, wo ein Großteil der Gruppe dann noch einen oder zwei Absacker nahm. Rolf blieb natürlich bei Otto.
Was es jetzt mit den 20 Minuten auf sich hat? Naja, das ist eine erfundene Zeiteinheit. Das ist wie Gleis 9 3/4. Gibt es halt nicht. Schon gar nicht, wenn Schuhläden auf dem Weg liegen oder man einen Sachverhalt etwas genauer diskutieren muss. Man muss dazu nämlich stehenbleiben, sonst klappt das nicht. 🙂
Mehr Skandälchen gäbe es dann morgen wieder.
Tot ziens!
Euer Gerry
Herrlich!!!!