Tag 6: Waterfront und Green Market im Regen

Ihr Lieben,

heute früh sah es gar nicht so gut aus, es hatte in der Nacht geregnet und die Berge waren wolkenverhangen. Die Prognose versprach aber Wetterbesserung, und so beschlossen die beiden Jungs, einen Ausflug nach Robben Island zu machen. Ich hingegen plante, ein bisschen shoppen zu gehen und zu versuchen, mich mit Ike und Silke an der V&A zu treffen, da sie heute früh in der Stadt Dinge zu erledigen hatten. Leider hatte ich Ike versehentlich auf Ihr deutsches Handy geschrieben, Silkes Nummer hatte ich auf dem falschen Handy und so schien es, dass uns ein Treffen versagt bleiben müsse.

Als Rolf und Otto aufgebrochen waren, machte ich mich ausgehfein und lief zuerst nur in Hemd und dünnem Pulli Richtung Waterfront. Das war unbedacht, denn schon nach kurzer Zeit musste ich noch einmal umkehren und mir eine richtige Jacke holen. An der Waterfront dann suchte ich den „African Trading Port“ auf, den Souvenirshop mit Festpreisen und riesiger Auswahl. Ich kaufte ein bisschen Tinnef und schlenderte dann durch die riesige V&A Waterfront Mall. Gefühlte 99.999 Läden gibt es da und ich war schon nach dem dritten physisch und psychisch komplett erschöpft. Irgendwie bin ich wohl doch nicht so der Shopper. Vor der Mall hörte ich mir noch ein bisschen die fröhliche Musik einer enthusiastischen Combo an.

Mir war nach einem Kaffee. Aber natürlich waren alle Außensitzplätze in den einschlägigen Institutionen wie Starbucks oder Coffee Beans & Tea Leaves oder Mugs and Beans besetzt. Es ist ein Phänomen. Hipstergestalten auf der ganzen Welt kaufen sich um 9 Uhr früh einen „Latte Chiocolatte Vanille Peppermint Special Brew with Honey Crumbs and a touch of Cardamom – Tall“ und sitzen dann an dieser Ekelhaftigkeit nuckelnd bis zum Abend mit ihrem Laptop am Tisch und hindern brave, ehrbare Kaffeetrinker am Kaffeetrinken. Ich wollte dann mein Glück im Food Market am Nobel Square versuchen. Und hastenichgesehen – laufe ich in Ike und Silke rein. Große Freude. Wir setzten uns nur kurz auf ein Plauderstündchen zusammen (und ich hatte endlich meinen Kaffee!), da die Beiden noch einen Tisch in einem Weingut reserviert hatten. Es war trotzdem sehr nett und wir werden uns ja morgen in Hermanus sehen.

Dann wollte ich zum Green Market, kaufte aber auf dem Weg dorthin noch in einem sehr schicken Spar-Markt ein und brachte die Ware ins Appartment. Was ein Glück, denn kaum dort, fing es an, wie aus Kübeln zu schütten. Ich blieb also dort und schrieb erst einmal Postkarten und fasste den ersten Teil des Tages in diesem Tagebuch zusammen.

Ja, und da der Himmel gerade aufklart, gibt es erst einmal WERBEPAUSE und den Rest schreibe ich dann heute Abend. 🙂

So, da bin ich wieder. Habt Ihr mich vermisst? Da mir mein Eselpark-Käppi vom Winde verweht wurde, machte ich mich auf die Suche nach einem Sonnenschutzersatz. Ich habe von der afrikanischen Sonne nämlich schon dicke Pickel auf dem Schädel. Mir schwebte so ein Indianer-Jones-Lederhut mit Hutband und Kordel vor, da diese den Hut ja am verwehen hindert. Leider war mein europäischer Quadratschädel für die hiesigen zarten Exemplare dieser Art einfach viel zu groß. Ich kaufte mir also einen Knautschhut, wie alte, modeapathische Männer ihn zu tragen pflegen. Hm, jetzt ist es also offiziell. Es geht aufs Ende zu…

Ich lief ein bisschen ziellos durch die Gegend und stieß durch Zufall auf einige weitere Sehenswürdigkeiten, wie den Blumenmarkt am Trafalgar Square, das Parlamentsgebäude und das Castle of Good Hope (das aber wegen Dreharbeiten zur Zeit geschlossen ist – das südafrikanische „Downton Abbey“ vielleicht?). Irgendwann landete ich an der Cape Town Station. Es lohnt sich, hierzu die Google-Rezensionen anzusehen, da hier mal klar wird, welche Prioritäten unsere Mitmenschen so im allgemeinen setzen. Ein Mischmasch aus Markt, völlig chaotischem Minitaxibusbahnhof und Drogenumschlagplatz. Ich habe in einer halben Stunde nur einen einzigen weiteren weißhäutigen Mann gesichtet und war daher so etwas wie eine Attraktion. Von Banane bis Unmoral wurde mir alles offeriert. Ich habe keins von beiden genannten und auch nichts von dazwischen erworben. Aber es war spannend.

Am späten Nachmittag tippelte ich zu unserer Wohnung zurück. Eine Weile wurde ich von einem Mann verfolgt, der mich bat, ihm einen Job zu geben. Offensichtlich sah ich mit meinem neuen Hut aus wie ein Südafrikaner. Kurz nach mir tauchten auch die beiden Junx wieder auf. Eigentlich wollten wir ja mit der Sightseeing-Linie auf den Signal Hill zum Sonnenuntergang. Aber wir waren uns einig, dass es dazu zu sehr wolkenverhangen und ungemütlich war.

Am Abend, an dem übrigens wieder die Sonne schien, als sei nichts gewesen, um sofort wieder zu verschwinden, als hätte es sie nie gegeben, waren wir alle ein bisschen schlapp und beschlossen, ganz in der Nähe zu essen. Wir schlenderten wieder ins Grey, schnabulierten ein paar Tapas und nahmen einen Absacker im Manhattan zu uns.

Morgen kommt eine Person namens Lovemore zu uns, um die Wohnung abzunehmen, weil Tziona ein Meeting hat. Es gibt hier in Südafrika eine Menge wundersame Namen. Precious und Melody, aber auch Talent und Lovejoy. Das hat ja irgendwas.

An dieser Stelle käme jetzt der Gastbeitrag von Otto und/oder Rolf über ihren Besuch auf Robben Island, wo sie gerüchteweise unglaublich erzählenswerte Geschichten erlebt haben. Aber sie wollen sie nicht niederschreiben. Selbst mein Angebot, sie auf niederländisch zu verfassen wurde abgelehnt. Schade, oder?

Also, morgen geht es in das Walguckgebiet. Es ist im November eigentlich schon zu spät, aber ab und zu sichtet man noch Nachzügler. Wir freuen uns über Begleitung.

Liebe Grüße, Euer Gerry

Wie, mein Reisebericht gefällt Euch nicht? Dann da lang!

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