Ihr Lieben,
ich habe gestern zuhause noch ein bisschen von den in Tejeda erstandenen Himmelsbröckchen genascht. Wow. Zuerst hat man das Gefühl, eine Zuckerstaubwolke im Mund zu haben, dann löst sich das ganze in Zucker, Mandeln und Zitronen auf und schmeckt …. ja, himmlisch passt. Und wie vorausgesagt, war der ganze Gerry voller Puderzucker. Die Dinger haben irgendwie einen sehr geringen Schmelzpunkt und bröseln schon beim Angucken auseinander. Herrlich. Ich habe sofort nach einem Rezept gesucht, aber keines gefunden. Ich muss wieder in den Laden und einen Containertransport nach Köln organisieren.
Aber zum Tag heute: Die Bauarbeitertruppe blieb heute aus. Nanu? Ah, es ist nicht nur Nikolaustag in Deutschland und wo auch immer der sonst gefeiert wird, sondern in Spanien auch Día de la Constitución, Tag der Verfassung und Nationalfeiertag. Spürbare Auswirkungen hatte das aber keine. Ich fuhr mit dem Bus nach Süden, in den Ort mit dem wunderbaren Namen Arguineguín. Da sollte heute einer der größten Märkte der Insel stattfinden. Ich liiiiebe Märkte. Leckereien, Souvenirs, diese Vielfalt. Und es hat heute auch viel besser mit den Bussen geklappt.
Aber dann: Puh. Arguineguín ist leider nicht annähernd so wunderbar, wie sein Name. Und der Markt ist eine einzige Ramschveranstaltung. Fangen wir mit dem Markt an: 300 Stände, davon 99% mit billigen Klamotten oder Plastiktinneff. Aber wohl ein lohnenswertes Geschäft, denn viele Besucher liefen mit vollbepackten Tüten herum. Ich kaufte mir eine Billigsonnenbrille, um für Sonnenfahrten im Auto gerüstet zu sein. Der Besitzer vom Nachbarstand sah das, schnupperte Morgenluft und folgte mir – mit einer Billigkopie meines Leinenhemdes wedelnd. „40 Euro, gute Qualität! Genau wie Deins! Nein? 30 Euro, nur für Dich! Nein? Heee, 20 Euro, okay? Super Qualität! Also 15, mein Freund!“. Ich habe für meine Sonnenbrille wahrscheinlich viel zu viel bezahlt. Ich zählte einen (!) Obst- und Gemüsestand sowie zwei Essensstände. Ich schaute kurz bei Tripadvisor nach. Was sind die Highlights von Arguineguín? Nr. 1: der Strand. Rechts Plastikstuhlbuden und links eine Art Ölraffinerie (?). Huch. Nr. 2: der Hafen. Naja. Nr. 3: der soeben besuchte Markt. Wie deprimierend. Ich verließ diesen gruseligen Ort, um nach Playa del Inglés zu fahren.
Ich wusste schon von meinem Besuch in 2019, dass dieser auch nicht zu meinen Lieblingsorten gehört, aber immerhin gibt es hier die Dünen, die wirklich eine Attraktion sind. Also dort ein bisschen durchgelaufen und dann einen Krug Bier am Paseo Maritimo zu mir genommen. Sollte man einfach mal gemacht haben. War auch lecker und wurde zu meiner großen Freude in einem tiefgekühlten Krug serviert. Ich blieb dabei aber angezogen, so viel Dezenz besaßen dann einige andere leider nicht. Dann war aber auch schnell gut. Also, zurück nach Arinaga. Da gibt es eine Direktverbindung. Hui!
Also, ich finde meinen Job ja schon nervenzerreibend. Aber Busfahrer im Touristenhotspot zu sein, erfordert wohl auch Nerven wie Drahtseile. „Sis Bas go Einkaufszentrum?…. Wot Bas go seer?“. An jeder Haltestelle Dutzende Touristen, die ein- und wieder aussteigen, weil sie im falschen Bus sind. Erstaunlicherweise hängen aber an jeder Haltestelle Listen mit den Zielen und entsprechenden Liniennummern. Ich würde mir ja einen Spaß draus machen und im Wechsel immer „sísí“ und „nono“ antworten. Aber die Kanaren sind wohl nicht so fies…
In Arinaga war dann am Nachmittag besseres Wetter als im Süden (da zog es sich schon mittags zu und es war auch recht schwül) und so nahm ich meinen High Tea ohne Baulärm in der Sonne auf der Veranda ein. Also alles in allem ein eher ruhigerer Tag. Darf auch mal sein. Den Rest des Abends wird zuhase gefaulenzt.
Morgen soll es – je nach konsultierter Wetter-App zwischen Weltuntergang und Paradies werden. Gibt es eigentlich Belege dafür, dass Meteorologie eine Wissenschaft ist? Meine Erfahrungen lassen einen solchen Schluss nicht wirklich zu. 🙂
Meine neuen Wanderschuhe singen seit drei Tagen „We boots are made for walking…“; mal sehen, vielleicht lasse ich mich ja morgen dazu hinreißen.
Liebe Grüße, allen einen schönen Nikolaus- bzw. Nationalfeiertag!
Euer Gerry
P.S.: Seid Ihr eigentlich mehr so der Schwan-, Flamingo- oder Einhorntyp?
P.P.S.: Wenn man merkt, dass das Hotel nicht den Vorstellungen entspricht: