Ihr Lieben,
Port Klang mag zwar schön klingen, aber man legt dort an, um ins gefühlt 1000 Kilometer entfernte Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias, zu fahren. Dennoch fragte die Stimme des Schiffes bei ihrer Abendansage ernsthaft, ob wir in Port Klang einen schönen Tag verbracht hätten.
Meine Vermutung von gestern, dass wir nur einen weiteren Mitreisenden bei unserem Ausflug nach Kuala Lumpur zu ertragen hätten, erwies sich als Denkfehler. Es waren nämlich mehr als ein Bus in „kleiner Besetzung“ unterwegs. So waren wir zu neun Personen und mehr hätten aus meiner Sicht auch nicht in den Bus gedurft, auch wenn noch drei Plätze frei geblieben waren. Denn die Sitze sind eher für Hobbits ausgelegt und für Hagrids wie mich ungeeignet. Jaja, ich weiß, dass die auf verschiedenen Hochzeiten tanzen! Ich brauchte halt zwei Plätze!
Es war eine gute Entscheidung, die kleine Runde zu buchen, man kommt einfach schneller voran, es muss nicht dauernd jemand aufs Klo, es werden nicht so viele depperte Fragen gestellt und alles lässt sich viel schneller kommunizieren. Unsere Reiseleiterin Pyu-chin und Ihre Kollegin Zetti betreuten die kleine Gruppe. Nach etwa einer Stunde Fahrt, auf der uns viel über Malaysia, dessen Geschichte und dergleichen erzählt wurde (das meiste kannten wir ja schon) erreichten wir unser erstes Ziel, den neuen Königspalast. Dort hielten wir uns aber nur 10 Minuten für Fotos auf. Selbst wenn wir geklingelt hätten, wären wir wohl auch nicht zu einem Tee geladen worden.
Eine der Hauptattraktionen dieser Tour war unser nächster Anlaufpunkt: die Batu-Höhlen mit ihren vielen hinduistischen Tempeln drumherum und innendrin, der turmhohen Statue des Gottes Murugan und der berüchtigten Treppe mit 272 Stufen, die in eine imposante Höhle führt.
Man kann nicht beschreiben, was da für ein Gewusel war. Touristen, Gläubige, Affen, Priester, Tempelgehilfen, Musikanten, Souvenir-, Lebensmittel-, Opfergaben- und Devotionalienhändler. Die Musiker machten auf dem Vorplatz und im Haupttempel viel Krach, alles ist – wie in hinduistischen Tempeln üblich – seeehr, seeehr bunt, die Priester sammelten Opfergaben, die Gläubigen führten Rituale auf und ich… ja ich staunte einfach nur.
Die 272 Stufen haben mich fast geschafft, ich war klatschnass geschwitzt. Die Temperaturen heute waren deutlich über 30 Grad und die Luftfeuchtigkeit lag bei über 90%. Aber es hat sich gelohnt. Hier noch ein paar mehr Impressionen:
Von den Höhlen aus fuhren wir zu den Petronas-Towers, den berühmten Zwillingstürmen, die einmal das höchste Gebäude der Welt darstellten. Die Tickets für die Fahrt auf die Aussichtsplattformen waren schon lange ausverkauft, dennoch ist es imposant, davorzustehen, durch den Park dahinter zu flanieren und die Einkaufsmeile zwischen den Türmen zu besuchen. Ich erlief mir ein bisschen die Gegend und kaufte mir in einem Supermarkt eine gestückelte Mango für einen Spottpreis, denn jeder war angehalten, für sein Mittagessen selbst zu sorgen, und besuchte den Weihnachtsmarkt im Untergeschoss. Nebenbei, in Malaysia gibt es kaum Christen. Weihnachten ist irgendwie deren Halloween!
Von den Türmen aus fuhren wir zum Freiheitsplatz, wo wir wieder ein wenig über die Architektur und die Geschichte lernten. Kirchen im Tudorstil, langgezogene Gebäude im Mogul-Stil, natürlich die ganze Moderne dazwischen. Am Zusammenfluss der beiden Flüsse Klang und Gombak (früher Lumpur) sowie der Altstadt von Chinatown vorbei und über den Petaling-Street-Market spazierte unsere Gruppe zum Zentralmarkt, wo wir eine Stunde Freizeit hatten.
Auf dieser Route besuchten wir noch einen daoistischen Tempel, wo ich Opfergaben erstand, um eine gute Weiterreise zu erbitten. Kann ja nicht schaden.
Eine Mitreisende hatte sich in der Petronas-Mall eine originale Prada-Tasche gekauft. Ich möchte nicht wissen, was die gekostet hat. In der Petaling-Straße gibt es die auf jeden Fall preiswerter. Man muss nur darauf achten, dass die nicht etwa „Parda“ oder „Pradda“ heißt, denn damit kann man daheim nicht punkten.
Uns war in Zentralmarkt nicht nach Shopping, so ließen wir uns in einem Food Market nieder, als wir um die Ecke eine Bierbar entdeckten. Yeah! Tiger Beer musste her! Und Eistee, aber das nur am Rande. Die Bedienung war über die Störung offensichtlich gar nicht begeistert, was uns aber nur geringfügig belastete. Wir sind Hunnen, wir dürfen das.
Um 16:30 Uhr standen wir am vereinbarten Treffpunkt zur Abholung und fuhren an vielen Sehenswürdigkeiten zum Schiff zurück. Wieder lernten wir einiges, z. B. über das Brickfield-Viertel, die Nationalmoschee, die Sprache. Und wir (bis auf einen, wer mag das gewesen sein?) sangen auf Bitte von Pyu-chin deutsche Schlager. PUH! Wir waren uns trotzdem einig, dass wir sehr viel Glück mit unseren Reiseleiterinnen und dem Fahrer Vikra hatten!
Wir haben wohl insgesamt auch sehr viel Glück mit dem Verkehr gehabt, da die Transferzeiten vom Hafen in die Hauptstadt deutlich kürzer als ausgewiesen ausfielen. Was vielleicht auch den Tatsachen geschuldet war, dass Sonntag war und dass wir einen wendigen Kleinbus mit einem furchtlosen Fahrer hatten, denn ich traf abends ein Pärchen, dass den identischen Ausflug mit dem großen Bus gemacht hatte, die waren deutlich länger unterwegs und hatten auch weniger Freizeit an den Höhlen und auf den Märkten. Sie waren aber nicht nur deswegen aufgebracht, sondern auch, weil sie des Restaurants verwiesen wurden, da sie Zehensandalen trugen. Prinzipiell finde ich es ja okay, dass auf Etikette geachtet wird, aber Kleiderordnung interessiert die meisten Verantwortlichen hier doch überhaupt nicht. Wir sahen selbst einige unappetitliche Füße im Speisesaal, bei denen diese Regelung keine Anwendung fand. Lag es daran, dass es sich um einer eher schrilles, homosexuelles Pärchen handelte? Ich hoffe nicht.
An dem Abend stimmte ohnehin so einiges nicht im Restaurant. Unser heutiger Tischkellner war dermaßen schlecht gelaunt, so ein unprofessionelles Auftreten habe ich selten erlebt. Weder ich noch meine Begleiter hatten bisher mit ihm zu tun. Mein immer sehr gut gelaunter Kabinenservice hat mir am frühen Abend erzählt, dass er heute von Bord gehen wollte, man es ihm aber quasi verweigert habe, er müsse bis Singapur an Bord bleiben. Er war traurig, aber nahm es dennoch halbwegs gefasst; er sei froh, dass er so dann von seinen Kabinenpassagieren noch Abschied nehmen könne, da wir gemeinsam von Bord gingen. Traf diese Entscheidung auch andere?
Insgesamt ist die Stimmung beim Personal furchtbar. Wenn man aber mitbekommt, wie hier hierarchisch ausgetretene Pfade aus 2000 Jahren Marinegeschichte immer tiefer getreten werden, verwundert einen das eigentlich nicht wirklich.
Nach dem Essen, bei dem nur drei von uns zusammensaßen, trafen sich alle noch in der Galeriebar, da wir den Tag für morgen ein wenig strukturieren wollten. Ich hoffe, es klappt alles so, wie wir uns das vorstellen. Wenn ja, dann geht es u.a. hoch hinaus.
Allen eine gute Nacht, oder einen guten Tag oder einen guten Morgen, ich blicke bei der Zeitverschiebung nicht mehr durch 🙂
Liebe Grüße, Euer Gerry
Sehr gut! Markierung bitte beibehalten, damit wir dich (wohlbehalten?!) in Colonia wiedersehen 😁
Eigentlich wollte ich mir das an Bord eintätowieren lassen, aber der Tatooist ist für den Rest der Reise ausgebucht… 🤓