Eselpark, die X-te

Ihr Lieben!

Mein letzter Eintrag über den Eselpark ist eine Weile her. Aber natürlich habe ich ihm nicht den Rücken gekehrt. Dazu gäbe es nämlich keinen Grund! Es ist ein Refugium nicht nur für die Tiere, sondern auch – zumindest tageweise – für mich. Ich versuche, jeden Monat mindestens einmal da zu sein, das gelingt auch fast und ist immer ein Highlight!

Ich habe inzwischen ein zweites Patenkind, nämlich Boris, und habe schon mehrere Eselwanderungen mitgemacht. Die sind ja wegen Corona eine Zeit lang ausgesetzt gewesen. Auch meine „Gattin“ Elke ist regelmäßig dort und wir lieben den Eselpark sehr, sowohl die Tiere, als auch die Menschen, die sich dort kümmern. Zudem habe ich auch schon zwei kleine Beiträge für den Eselpark-Newsletter verfasst, die könnt Ihr auf der Homepage nachlesen.

Boris hasst Paparazzi….

Heute war ich dann mal mit meinem Spanischkurs (ja, auch im hohen Alter kann man noch Unsinn treiben 🙂 !) dort, damit die Katalanen, Carlos und Karlotta sind das, mal ein paar heimatliche Töne hören können. Beide haben uns dann übrigens auch ständig korrigiert. Besonders mäkelten sie an meinen Fehlern bei den unregelmäßigen Verben herum. Abgesehen davon, dass ich auf der Hinfahrt geblitzt wurde (:-( ) war das ein toller Tag. Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass wir wieder kurz wandern gehen, aber irgendwie war dann doch die Zeit so schnell rum, dass wir das heute auslassen mussten. Aber, und ich denke, ich spreche auch für meine „Spanier“: Es war wieder wunderbar.

Karlotta war heute extrem schmusebedürftig und suchte sich für ihre Liebesbekundungen ausgerechnet jemanden aus, der noch nicht recht damit umzugehen wusste. Es ist aber auch schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig, wenn dann eine Eselin in Pferdegröße sich dauernd an einen schmiegen möchte. Alwin dagegen zickte heute ein bisschen und hat meiner Spanischlehrerin aber dann doch nicht widerstehen können! Ein weiteres Mitglied des Kurses hat einen Namensvetter auf dem Hof und ja…. eine gewisse Ähnlichkeit zeichnet sie aus. Beide charmant und attraktiv 🙂

Wir haben ausgemistet, abgeäppelt, Tiere auf neue Grasweiden gebracht, gestriegelt, Hufe gereinigt und Ohren mit Kokosöl ausgewischt. Letzteres wegen der Fliegen und Kriebelmücken, die sich besonders gerne an Langohren gütlich tun. Es gab gruseligen Enten*** (liebe Kinder: nicht nachmachen, man drückt nie nie nie niemanden unter Wasser!) zu sehen, die Prachthühner stolzierten herum und die Rauchschwalben flogen fast wie in Formation um den Stall herum. Die Bienen wuselten, die Katzen beobachteten, die Schweine grunzten zufrieden. Von den Bienenstöcken im Park, die ein Imker dort aufgestellt hat, gab es übrigens heute erntefrischen Honig!

Was für ein toller Ort! Was für tolle Tiere! Was für tolle Menschen!

Geheimtipp: Auch mit dem 9-Euro-Ticket kann man da hin, aber bitte nur nach Voranmeldung (und vielleicht mit gefülltem Spendenportemonnaie?).

I-AH-ige Grüße, Euer Gerry

Von Schweinen und Menschen

Letztlich haben sich Flocke und mein Patenschwein Boris vor dem Sandkasten ein bisschen gezofft und Flocke hat Boris arg in den Rücken gezwickt. Um ihn ein wenig zu trösten, habe ich mich mit ihm ein paar Minuten in den Schatten gesetzt.

„Ich habe Deine Kolumne im Newsletter gelesen.“, grunzte Boris mich unvermittelt an. „Was soll denn mit meinen Tischmanieren nicht stimmen?“
„Nun ja“, erwiderte ich, „Du frisst wie ein Schwein.“
„ICH BIN EINS!“, echauffierte sich Boris und schnaufte: „Was weißt Du eigentlich über uns Schweine?“
„Ähhhh……“

Ob ich denn wisse, dass Schweine intelligent seien? Naja, erwiderte ich, immerhin sprächen wir ja miteinander, das sei mir Beweis genug. Ob mir denn bewusst sei, dass unsere genetische Verwandtschaft viel enger sei, als manche glaubten? Ja klar, witzelte ich, ich fräße auch manchmal wie ein Schwein. Boris strafte mich mit verächtlichen Blicken.

„Wenn Ihr missliebige Menschen ‚Schweine‘ nennt, wisst Ihr eigentlich, wie weh das tut?“, seufzte er. Ich musste schlucken und versicherte, dass es kein Tier auf der Erde gäbe, dessen Name für eine Beleidigung herhalten sollte. „Doch!“, gluckste er, „der Nacktmull!“ und grunzte sich die Seele aus dem Leib. Jetzt war es an mir, indigniert zu schauen. Es sei doch nur ein Scherz gewesen, beruhigte er mich.

„Vieles wisst Ihr über uns gar nicht. Zum Beispiel könnt Ihr Menschen gar nicht ‚schwitzen wie ein Schwein‘. Wir können nämlich nicht schwitzen, daher suhlen wir uns ja so gerne in Schlamm, damit unsere empfindliche Haut gekühlt und geschützt wird.“ Interessant, das wünscht man sich ja manchmal auch von dem ein oder anderen Zeitgenossen. Also, äh…, dass er seine Haut mehr kühlt. „Und im chinesischen Tierkreis sind wir eins der positivsten Zeichen, denn das Schwein steht für Glück und Freude.“, fuhr er fort. „Aha, deswegen sagt man ‚Schwein gehabt.‘“, sinnierte ich.

„Ja genau, aber jetzt muss ich baden,“, oinkte Boris, „ich fühle mich nun genug besucht. Aber schau gerne beizeiten mal wieder vorbei. Und vergiss dann nicht, etwas Leckeres zum Essen mitzubringen!“ Im Weggehen vermeinte ich, ihn leise „Manchmal wünsche ich mir einen Esel als Paten…“ schnauben zu hören, aber ich kann mich auch geirrt haben.

Auf dem Weg zurück zu den Ställen dachte ich über unser Gespräch nach. In unserem Sprachgebrauch sind einige Vergleiche mit der Tierwelt wirklich aus der Luft gegriffen. „Dummer Esel“ zum Beispiel ist quasi ein Widerspruch, denn es sind bekanntlicherweise sehr schlaue Tiere. „Blöde Ziege! Sturer Bock! Lahme Ente!“ – ehrlich, Ihr habt die Plitsch-Platsch-Bande noch nicht rennen sehen. Vielleicht sollten wir uns angewöhnen, hinter beleidigenden Attributen einfach immer „Mensch“ zu setzen.

Winston Churchill sagte mal über das Schwein: „I am fond of pigs. Dogs look up to us. Cats look down on us. Pigs treat us as equals. – Ich mag Schweine. Hunde sehen zu uns auf. Katzen blicken auf uns herab. Schweine behandeln uns wie ihresgleichen.“ Ein kluger Mann. Aber Hunde und Katzen mögen da auf Nachfrage vielleicht eine andere Meinung zu haben.

Mein 9-Euro-Deutschland

Ihr Lieben,

in den Monaten Juni bis August werde ich einiges über meine geplanten Erlebnisse mit dem 9-Euro-Ticket schreiben. Tatsächlich habe ich heute schon eins erworben, denn bei den Stadtwerken Wuppertal geht das bereits mit deren App.

Wohin soll es denn nun aber gehen? Ihr Lieben, KEINE Ahnung! Über WhatsApp habe ich meinen Freundes- und Bekanntenkreis dazu angeregt, mich zu begleiten. Vielleicht macht eine/r Vorschläge. Nur mache ich mir da nicht allzu viel Hoffnung. Aber im August bin ich z.B. schon mit lieben Freunden in Boppard. Das wird dann ein „9-Euro-Ziel“ werden. Ansonsten Quedlinburg, Trier, Bamberg, Leipzig, Goslar, die Lutherstädte….

Natürlich, eine Regionalfahrt nach Quedlinburg dauert 8 Stunden. Wer außer Bekloppten wie mir würde sich das antun? Wisst Ihr was, selbst ich bin nicht soooo bekloppt. Ich würde dann im Voraus planen und das ganze mit einer preiswerten Schnellverbindung kombinieren.

Also, wenn Ihr Lust habt…. ich würde mich wieder über virtuelle Begleitung freuen. Los ginge es übernächsten Sonntag mit einer Minitour, da ich Samstag schon bei „meinen“ Eseln bin. 🙂

Liebe Grüße, Euer

Bœuf à la Bourguignonne

Ihr Lieben,

mir war mal wieder nach einem Klassiker der französischen Küche, dem in Burgunderwein geschmorten Rindfleisch. Eigentlich heißt es ja Bœuf Bourguignon, aber da ich es etwas anders zubereite als normalerweise, nenne ich es à la bourguignonne, „nach Burgunder-Art“.

Man beginnt zwei oder drei Tage vorher mit den Vorbereitungen. Ein nur leicht marmoriertes Stück Rindfleisch (ich nahm in Ermangelung einer Alternative „falsches Filet“) wird pariert, also geputzt, und in einen ausreichend großen verschließbaren Behälter gegeben. Dazu gebe ich einen Esslöffel Pfefferkörner, einen Teelöffel Pimentkörner, vier grüne Kardamomkapseln, ein halbes Dutzend Wacholderbeeren, alle leicht im Mörser angequetscht. Weiterhin drei bis vier Gewürznelken, eine zerbrochene Zimtstange, ein Stück Sternanis und drei große Lorbeerblätter. Auf das Ganze gebe ich ein bisschen Brandy, das muss man nach Geschmack machen. Ich liebe Brandy und bin großzügig damit. Wer ihn nicht so dominant mag, gibt halt nur ein bisschen davon zu. Aufgefüllt habe ich mit einer Flasche Pinotage aus Südafrika. Diese Traube ist milder als ein roter Burgunder, aber ich mag diesen Wein sehr! Die Dose verschließen und das Fleisch zwei oder drei Tage darin marinieren lassen. Ab und zu umdrehen. Wenn die Zeit knapp ist, ist ein Tag besser als keiner.

Am großen Tag selbst wird das Fleisch aus der Marinade entnommen und mit Küchenpapier sauber getupft. Die Marinade wird durch ein Sieb geseiht und natürlich aufgehoben. In einem Bräter oder ofenfesten Topf wird sodann in dünne Streifen geschnittener Speck in Butterschmalz angebraten. Dann gibt man geputztes und kleinstgewürfeltes Suppengrün hinzu. Das inzwischen groß gewürfelte Fleisch kommt ebenfalls in den Topf und wird peu a peu angebraten. Im nächsten Schritt gießt man die Marinade sowie ein Glas Rinderfond an, legt ein paar Zweige Thymian und noch ein paar Lorbeerblätter in den Bräter und gibt diesen mit Deckel in einen auf 160 °C vorgeheizten Ofen, und das für etwa drei Stunden. Nachdem diese drei Stunden abgelaufen sind, fängt man damit an Schalotten zu karamellisieren. Dazu brät man sie in zwei Esslöffeln Butter und einem Esslöffel Zucker recht lange bei niedriger Hitze in einer Pfanne an, bis das Butter-Zuckergemisch die Schalotten überzogen (glaciert) hat.

Die Zwiebeln zum Fleisch geben und weiterschmoren lassen. In der Schalotten-Pfanne mit wieder einem Schnatz Butter die geputzten Champignons (große vierteln oder halbieren) anbraten. Diese ebenfalls in den Bräter geben und alles noch einmal für eine halbe Stunde schmoren lassen.

Den Bräter nun auf den Herd stellen und das Gericht leicht köcheln lassen. Ministückchenweise Mehlbutter (oder mit etwas Rotwein verrührte Speisestärke) hineingeben und umrühren, bis die Sauce die gewünschte Konsistenz hat. Ich persönlich mag die Sauce dann ja nicht ganz so dick. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Ja, und was soll ich sagen, schon fertig. 🙂 Petersilie drauf ist nie verkehrt! Ich esse dieses Gericht am liebsten mit (diesmal ungeplant sehr) knusprigem Baguette und trinke dann auch mal – eher gegen meine Gewohnheit – ein Glas Rotwein dazu.

Mediterranes Schnecken-Brot

Ihr Lieben,

auf Reisen sieht man ja immer die schönsten Kreationen, das gilt insbesondere für Backwerk. Ich erinnere nur an die schönen Glücksschweinchen im Forn del Teatro in Palma (die ich auch unbedingt mal nachmachen muss!!!).

Sind sie nicht entzückend? 🙂

In einer anderen Bäckerei im Palma erstand ich ein wie eine Schnecke geformtes, pikantes Gebäckstück, in dessen Teig Kräuter, getrocknete Tomaten und Oliven eingearbeitet waren. Das geht doch auch in groß, dachte ich so bei mir und legte heute mal los.

Ich knetete einen pikanten Hefeteig, den ich eine Stunde lang aufgehen ließ. Rezepte dafür gibt es ja zuhauf. Ersatzweise nimmt man Pizzateig aus der Kühlung (habe ich aber kaum Erfahrung mit). Der Teig wird rechteckig ausgerollt, eher breit als lang (da ich so faul bin und alles zackzack gehen muss, ist das bei mir eher multiformig), und mit einem Brei aus Oliven, getrockneten Tomaten, Jalapeños, gehacktem Knoblauch, Oregano und Thymian bestrichen.

Einrollen und dann etwas in die Länge ziehen. Eine Schnecke daraus formen und in eine eingefettete Back- oder Auflaufform geben. Noch einmal 30 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen.

Einritzen und ab mit dem Gebäck in den vorgeheizten Ofen, Ober-/Unterhitze 180°C für 30 bis 35 Minuten. Aus der Form stürzen und weitere 10 Minuten backen. Dazu kann auch eine Schale heißes Wasser in den Ofen gestellt werden, dann wird die Kruste knuspriger.

Guten Hunger!

Vichyssoise (kalte Kartoffel-Lauch-Suppe)

Liebe Schleckermäuler:innen.

Die Vichyssoise ist nun schon unbelegte 105 (aber mindestens 99) Jahre alt, das wollte ich dann doch mal gebührend feiern und sie für heute Abend zubereiten. Was weiß Wikipedia denn dazu zu berichten? Der französische Koch Dial habe sie erfunden, basierend auf einem warmen Suppen-Rezept seiner Mutter, hat dieses aber modifiziert und die Suppe (wahrscheinlich zu aller Entsetzen) dann auch noch kalt aufgetragen.

Dial kam aus Vichy und das Gericht wurde zu Ehren seines Herkunftsortes entsprechend benannt, wahrscheinlich aber nicht von ihm selbst. Im zweiten Weltkrieg (und auch noch danach) erschien der Name Vichyssoise dann einigen Köchen und/oder Gästen unangebracht und man versuchte, die kalte Suppe in Crème Gauloise umzubenennen. Hat nicht geklappt.

Und so habe ich es gemacht: Ich nahm drei Stangen Lauch, 5 mittelgroße Kartoffeln, 3 Knoblauchzehen, putze alles und schnitt es in kleine Würfel. In reichlich Olivenöl schwitzte ich das ganze Gemüse etwas an. Von meiner Gemüsebrühe goss ich dann einen guten halben Liter zu, gab einen Teelöffel meiner Chilipaste hinein und köchelte alles, bis das Gemüse weich war.

Nun pürierte ich alles zusammen mit 200ml Sahne sehr fein und schmeckte mit Salz und Pfeffer ab (und wonach Euch sonst der Sinn sein wird, ich rieb noch etwas Muskatnuss hinein). Die Suppe wurde kaltgestellt und kalt serviert. Ich briet mir ein paar in Knoblauch-Kräuter-Öl eingelegte Garnelen dazu, die passten wunderbar! Meine Vichyssoise sah recht grün aus. Wenn man sie „edel und weiß“ haben will, darf man nur die weißen Teile des Lauchs verwenden.

Bon appétit!

Tag 8: Bus und Schluss

Ihr Lieben,

die Nacht war eine Herausforderung. Ich bin relativ früh zu Bett gegangen, da ich nicht mehr sitzen oder gehen konnte. Ach, wie ich meine Matratze vermisse. Was aber kein Grund sein soll, künftig zu Hause zu bleiben. Eigentlich schlief ich auch recht schnell ein, bis um ca. 1 Uhr früh jemand beschloss, sein Zimmer im Gebäude umzudekorieren. Und das offensichtlich in Stepptanzschuhen. Wenn man genau hinhörte, hatte man auch noch sehr viel Spaß dabei. Um 3 Uhr gab ich entnervt die Hoffnung auf Besserung auf und stopfte mir Ohropax in meine Lauscher. Das mache ich nicht besonders gerne, weil ich dann am nächsten Morgen das Gefühl habe, meine Ohren fühlten sich wie Dumbos Flügel an.

Nach einem sehr ausgedehnten Frühstück packte ich, checkte aus, ließ meine um 5kg schwerere Tasche im Hotel und fuhr Richtung Portopí, um dort den roten Sightseeing-Bus zu stürmen.

Das war eine sehr gute Idee für einen Tag, an dem ich so ein bisschen Leerlauf hatte. Ich fuhr einmal die komplette Tour auf der linken Seite sitzend, einmal auf der rechten Seite sitzend durch. Bei der dritten Runde stieg ich an interessanten Plätzen, wie z.b. dem Castell Bellver oder eben noch einmal an der Kathedrale aus; an letzterer fand ein großer Markt statt, mit interessanten Ständen. Unter anderem ein Kebab, wo wirklich das gesamte Schwein auf dem Spieß über Holzkohlenfeuer gedreht wurde. Auch hätte ich dort noch tolle, wirklich tolle Mitbringsel erstehen können, dazu aber ganz zum Schluss noch mal mehr.

Ich erwähnte wohl schon öfter, dass ich die roten Busse sehr mag. Auch wenn man schon fast alles gesehen hat, bekommt man es noch einmal in einem anderen Kontext serviert. Unter anderem mit historischen Fakten unterlegt. So wusste ich z.b. bis heute nicht, dass Jürgen Drews gar nicht König von Mallorca ist. Angeblich hieß der letzte König hier Jaime, der Viertelvorzwölfte. Ist Drews etwa ein balearischer Reichsbürger?

Auch lernt man viel über Brüdermorde und wirklich prominente Gefangene der über Palma gelegenen Burg, von denen ich aber leider keinen kannte. Interessant sind natürlich auch die Perspektiven einfach aus dem zweiten Stockwerk, auf dem Oberdeck eines solchen Gefährt, da hat man ja noch einmal einen ganz anderen Blick auf Fassaden und dergleichen mehr. Zumal man nicht darauf achten muss, nicht in irgendetwas zu treten.

Dreimal eine solche Tour zu fahren, lässt auch tiefe Einblicke in die menschliche Psyche zu. Das alles weiter auszuführen, würde den Rahmen sprengen. Aber allein die Sitzplatzwahl in einem solchen Bus stellt schon eine große Herausforderung für manche Mitmenschen dar. Auch bekommt man anschaulich gezeigt, wie Darwins Gesetz möglicherweise funktionieren könnte. Durchsagen zu missachten, auf den man aufgefordert wird, auf dem Oberdeck nicht zu stehen, werden durch Olivenzweigklatschen bestraft. Leider lustig.

Es wurde Zeit für den Flughafen, ich holte mein Gepäck am Hotel ab, genoss noch einmal die Vorzüge einer sauberen Toilette und fuhr mit den Linien 4 und A1 los; hatte ich doch lange keine Busfahrten gemacht.

Gleich startet die Maschine, die Reise ist zu Ende. Es war eine sehr schöne Woche, mit sehr angenehmer Begleitung, mit nur anderthalb Tagen schlechtem Wetter, und selbst da konnte ich ja prima etwas unternehmen. Ich hoffe, den virtuell Mitreisenden hat es auch gefallen. Wir sehen uns bald wieder, wenn es mich mal wieder nicht zu Hause hält. Bis dahin allen alles Liebe und Gute und natürlich noch frohe Ostertage!

Euer Gerry

Davon wollte ich Euch eigentlich etwas mitbringen, aber ich hatte leider keine Peseten mehr…

Tag 7: Der mit dem Wurm drin

Ihr Lieben,

heute war ein sehr ereignisarmer Tag, es ist nicht viel passiert. Den Morgen habe ich komplett vertrödelt, denn es war total zugezogen, und ich überlegte ja, zur Prozession zu gehen. Die würde sehr spät angefangen, da wollte ich noch Lust haben. Gegen Mittag fuhr ich dann nach Palma rein, wo ich eine bestimmte Ausstellung sehen wollte, die aber heute geschlossen hatte. Um die Ecke gab es eine weitere Ausstellung, geöffnet, aber die ging über einen ägyptischen Pharao. Naja, ich fahre jetzt nicht nach Mallorca, um mir Ausstellungen über Pharaonen anzusehen.

Also schlenderte ich – inzwischen bei bestem Wetter – ziellos durch Palma, die Rambla entlang, durch die Passeigs, über die Plätze. Ich kam unter anderem am Corte del Ingles vorbei und lief da auch einmal wahllos durch. Es ist halt ein großes Kaufhaus.

Ja, und dann gingen die Rückenschmerzen los. Ich musste mich alle fünf Minuten hinsetzen und alberne gymnastische Verrenkungen machen. Die Vorstellung, jetzt drei Stunden lang auf die Prozession zu warten, dort noch ewig herum zu stehen, in einem riesigen Menschengewusel… Nein, das war mir dann doch zu viel und ich trat die Rückfahrt ins Hotel an.

Und auch dabei war der Wurm drin, denn ich saß zuerst an der falschen Haltestelle und warte 15 Minuten, bis ich feststellte, dass der Bus in die Gegenrichtung kam. Ich suchte die gegenüberliegende Haltestelle, was etwas aufwändiger war, und sah gerade den richtigen Bus abfahren. Also wieder eine Viertelstunde warten. Na ja, irgendwann kam ich dann im Hotel an, nahm eine heiße Dusche und sonnte mich auf einer neu entdeckten Terrasse.
Über die verpasste Prozession hinweggetröstet wurde ich durch die Tatsache, dass ich einige der Umzugswagen und Prozessions-Teilnehmer, schon in Verkleidung, sehen konnte.

Zum Abendessen suchte ich mir wieder das Hotelrestaurant aus. Heute war ich auch etwas zufriedener als sonst, es gab sehr leckere Albondigas, die nahm ich dann als Vorspeise, Hauptspeise und Dessert. Naja, fast. Käse und Obst waren auch dabei.

Morgen ist schon wieder Abreise. Allerdings geht mein Flieger recht spät. Muss mal gucken, zu was der olle Körper morgen in der Lage sein wird.

Hasta pronto, Ihr Lieben. Euer Gerry


Tag 6: Regentropfenprelude

Ihr Lieben,

in der Nacht fing es an zu regnen. Den ganzen Tag über hat es dann getröpfelt, mal mehr, mal weniger und mal viel mehr. Die Terrasse war zum Frühstück geschlossen, also wurde das Chaos im Speisesaal von gestern heute noch getoppt. Man hatte zudem beschlossen, den zweiten Kaffeeautomat wieder stillzulegen. Das war eine ziemlich dumme Idee, denn nun ging die Schlange an der einzig arbeitenden Maschine ungefähr bis Palma Flughafen. Die Reihe der um Einlass in den Frühstücksraum bettelnden Hotelbewohner wurde ebenfalls lang und länger, doch leider war nicht genug Platz für alle da. Ich war kurz versucht, zum Hotelmanager zu gehen, um meine Dienste als Organisator anzubieten. Dann fiel mir ein, dass ich in Urlaub bin. Aber so eine Arbeit würde mir möglicherweise Spaß machen.

Erika und ich tranken zum Abschied ein Glas Sekt zusammen, dann fielen wir uns tränenüberströmt in die Arme. Ihr Flieger ging zwar erst gegen Mittag, aber wegen des Wetters wollte sie nicht mehr großartig etwas unternehmen. Ich beschloss, den Vormittag im Miró-Museum zu verbringen, das in Cala Mayor in den Räumen seines hiesigen Ateliers eingerichtet wurde. Leider war ein Teil der Ausstellung geschlossen, da umgebaut wurde. Aber man bekam einen kleinen Eindruck von seinem Schaffen, zudem waren die Werkräume zur Besichtigung freigegeben. Sehr viele Schulklassen waren vor Ort und ich war positiv überrascht, wie begeistert die Kinder über die Erläuterungen zu Mirós Kunstwerken waren; sie stellten Fragen, drängten sich, etwas sagen zu dürfen. Ein Traum für jede Lehrerin und jeden Lehrer.

Im in der Nähe liegenden königlichen Sommerpalast, dem Palacio Marivent, gibt es im Park noch eine Skulpturenausstellung von Juan Miró, aber natürlich ist dieser ausgerechnet in in der Karwoche geschlossen. Dabei wäre ich gerne durch die königlichen Gärten gelustwandelt. Oder heißt es möglicherweise lustgewandelt? Immerhin habe ich das mit der Schließung vor Ostern zuerst nicht begriffen und kann jetzt behaupten, ich hätte bei Königs geklingelt. Leider hat noch nicht mal ein Butler oder eine Haushälterin reagiert. Lustig wäre es gewesen, wenn Felipe selbst…. Ach herrjeh, ich schweife wieder ab.

Die Kunstvilla Amadeus in Cala Major

Ich musste kurz ins Hotel zurück, denn ich unterlag dem Irrtum, dass Regen direkt auch Kälte bedeutet, das war ein Fehler. Ich war viel zu dick angezogen. Dann ging es wieder rein nach Palma de Mallorca, denn ich hatte Befürchtungen, dass an Gründonnerstag und Karfreitag dort alles geschlossen sein könnte. Stichwort Religiosität. Und ich wollte noch unbedingt in die Fundació Juan March sowie ein paar kulinarische Mitbringsel in den Markthallen einkaufen. Und bevor hier jetzt jemand falsche Hoffnungen hegt… ich meinte Mitbringsel für mich selbst.

Die Familie March habe ich ja schon einmal vor ein paar Jahren „vorgestellt“. Mögliche Folge des schlechten Gewissens über ihren zweifelhaften Reichtum sind zahlreiche karitative Aktivitäten und künstlerisches Mäzenatentum. Der Eintritt in die Villa March in der Sankt-Michael-Straße ist daher frei. Es finden sich 22 Säle mit je einer Handvoll Objekte moderner spanischer Künstlerinnen und Künstler. Klar, Dalí und Miró, aber auch eher unbekanntere Artisten. Ein Paar Stücke sind wirklich sehenswert.

Die Markthallen waren natürlich so spät wieder wie ausgestorben. Ab Mittag nämlich schließt ein Lädchen nach dem anderen. Ich konnte trotzdem noch etwas mallorquinischen Käse und Wurst erstehen. Und ein bisschen konserviertes Meeresgetier. Und natürlich teile ich das doch. ¡Atención! Spanisch-Kurs: Dienstag müsst Ihr mir helfen. Denn eine ganze Sobrasada schaffe nicht einmal ich 🙂

Um halb Acht machte ich mich dann auf zur „Haltestelle des Meeres“, la Parada del Mar. Ich war sehr gespannt, ob meine Ein-Mann-Reservierung auch im System gelandet war. Aber beim „13%“ hatte es ja auch geklappt.

Also, ich war completamente überfordert. Als ich ankam, stand schon eine riesige Schlange vor der Tür, darunter sehr viele Asiaten, die sich in kurzen Abständen quasi verdoppelten und vordrängelten. Irgendwann fragte jemand aus der Menge, wie viele Familienmitglieder denn noch zu erwarten wären, schließlich hätten ja alle Reservierungen. Hm. Gottseidank kam das von Spaniern. Nun gut, irgendwann war ich mal dran und wollte den Fischvariationsteller ordern. Nee, sorry, das ginge nur zu zweit oder mehr. „Und jetzt?“ – “ Sie zeigen jetzt in der Theke auf das, was Sie essen möchten, dann wird das abgewogen, zubereitet und Ihnen gebracht. Vorher müssen sie aber noch zur Bar, um etwas zu trinken zu bestellen“. Ich fühlte mich zuerst wie in einer Systemgastronomie, etwas unwohl und zeigte einfach auf Boquerones, Chipirones und Mejillones. An der Bar fragte ich nach einer Flasche Rosé, und wählte den hellsten. Später merkte ich, es war auch der teuerste. Ich habe scheinbar einfach einen guten Geschmack!

Es war also ein bisschen wie McDonalds für Reiche. Aber als ich erstmal saß, wurde es zu einem Erlebnis! Man brachte mir die ausgewählten Fischchen und Muscheln, kredenzte mir den Wein und umsorgte mich wie König Felipe persönlich. Alles war sehr lecker, die Kellnerinnen und Kellner waren aufmerksam, die Stimmung im Laden war fantastisch. Ich fragte nach einer Nachspeise, und bekam quasi Klassiker heruntergebetet. Brownie, Banoffiepie, Karottenkuchen… ach du je, dachte ich. Lauter Fertigzeug. Und krähte bei Karottenkuchen, „Ja, den nehme ich“. Leute, ich würde für das Rezept töten! Man klärte mich später auf Nachfrage auf, alles sei casera, hausgemacht. Mir wurde noch ein Amazonas-Cortado empfohlen, danach schwebte ich glücklich nach Hause, mit dem Wissen, dass ich wieder unglaublich preiswert und gut gegessen hatte. Amazonas ist übrigens ein mallorquinischer Rum.

Ich hielt Erika, die mit Verspätung Richtung Heimat unterwegs, aber inzwischen zumindest in Köln angekommen war, über jeden einzelnen Bissen auf dem Laufenden. Nicht, um sie zu ärgern, nein. Denn wir haben sofort beschlossen, dass wir die Gartenparty-Gruppe*) dazu zwingen, mit uns wieder auf die Insel zu fliegen, nur um dort drei Tage am Stück zu essen.

Morgen ist eine der größten Büßer-Prozessionen des Landes in Palma. Ich überlege ernsthaft, mir das anzutun. Also, als Zuschauer, nicht als Büßer. Hab ja meines Wissens nix Schlimmes gemacht. Wetten werden dennoch angenommen. Seid also auch morgen wieder dabei, wenn es heißt: „Was er wohl dann wieder alles in sich reinstopft!“. Aber im Ernst. Die spanischen Inseln sind das reinste Schlemmerparadies! Ich fahre auch gerne mit den Ibizas, den SOKODOKOs, der Spanischgruppe oder den Eselleuten hierher 🙂 *)

¡Hasta manana, Queridos! Euer Gerry

Wo ist mein Wetterglück hin?

*) Fragen Sie Ihren Autor oder Schriftsteller….

P.S.: Regentropfenprelude. Ich erwähnte 2019 bereits, dass Chopin dieses großartige und dennoch minimalistische Werk auf Malle komponierte. Er und George Sand verbrachten einen kalten und regnerischen Winter hier. Nicht lange danach, etwa 9 Jahre später, wie ich meine, ist Chopin gestorben. Also Achtung vor mallorquinischen Regentagen.

Tag 5: Ballermann

Ihr Lieben,

heute früh war es total zugezogen, so dehnten wir das Frühstück erst einmal ziemlich aus. Das Hotel wird immer voller, und man ist mit der Organisation des Frühstücks ziemlich überfordert. Wir sind  froh, dass wir immer ein Plätzchen auf der Terrasse finden. Dort hält sich der Trubel in Grenzen.

Gestern Abend haben wir noch versucht, herauszufinden, wie man eine Bootsfahrt von Palma aus unternehmen könnte. Es war wohl etwas zu kurzfristig, denn die online angebotenen Touren waren entweder ausgebucht oder nicht nach unserem Gusto. So sind wir heute auf gut Glück zur Anlegestelle in der Nähe des Auditoriums gefahren, um eventuell einen freien Platz auf einem der dort abfahrenden Boote zu ergattern. Wir hatten Glück: eine Viertelstunde nach unserer Ankunft am Pier fuhr ein Boot der City-Sightseeing-Linie ab. Es war eine sehr nette kleine Kreuzfahrt durch den Hafen, wir bekamen auch ein kleines Häppchen Iberico-Schinken aufs Haus. Das Wetter hatte sich stark gebessert und wir hatten schöne Blicke auf die Silhouette von Palma und einen Einblick in den Hafen. Wir hätten die Hafenrundfahrt noch etwas ausdehnen können, indem wir zu unserem Startpunkt zurückkehrten, entschieden uns aber schon am Schiffsanleger in Höhe der Kathedrale auszusteigen, um ein schönes Plätzchen zum Chillen und Auftanken zu finden.

Leute, Leute, Leute! Die Stadt war brechend voll, kein freies Plätzchen, das auch nur irgendwie von einem Fitzelchen Sonne beschienen war, selbst bei den Schattenplätzen standen die Menschen schon Schlange. Wir suchten also das Innere des Cafés Born 8 auf, was sich als geniale Idee erwies, denn dort war es schön ruhig. Von der Passeig des Born nahmen wir dann ein Taxi nach El Arenal, zur Schinkenstrasse. Nein, keine Angst, wir haben keine Persönlichkeitsveränderung durchgemacht. Aber am Eingang zur Schinkenstraße liegt auf der anderen Seite die „Kirche aus Glas“, la Iglesia de Cristall. Das ist eine recht moderne und sehr sehenswerte Kirche mit spektakulären Kirchenfenstern in schillernden Farben.

Die Taxifahrt dorthin war auch beeindruckend, denn ich habe tatsächlich jedes Wort des Taxifahrers verstanden, obwohl er wie ein Wasserfall quasselte. Aber ich glaube, er hat sich sehr viel Mühe gegeben, so zu sprechen, dass ich und Erika folgen konnten. Er hat sich auf jeden Fall wie Bolle gefreut, dass deutsche Touristen Spanisch lernen (wie in meinem Fall) bzw. schon beherrschen (wie bei Erika). Er schien sowieso sehr deutschenfreundlich gesinnt, denn er schwärmte von den Touristen des Ballermann, verteufelte aber die Touristen aus Magaluf. Kann natürlich auch sein, dass er sein Fähnchen dabei an den zu transportierenden Touristen ausrichtet. Die Kirche ist auf alle Fälle ein architektonisches Prachtstück. Ein Besuch lohnt sich definitiv! Es war zuerst auch einiges los, wobei Erika und ich den Altersdurchschnitt der Besucher vor Ort deutlich gesenkt haben. Aber nachher wurde es etwas ruhiger und wir konnten die meisterlichen Glasarbeiten gebührend bewundern.

Aus Gründen der Bequemlichkeit sind wir dann wieder mit dem Taxi zurück nach Ses Illetes gefahren; also umgerechnet hat uns der Eintritt in die schillernde Kirche eine Stange Geld gekostet. Aber die Zeit, die man spart, die Bequemlichkeit, die man genießt, das ist ja auch alles etwas wert. Auf der Hotelterrasse tranken wir Tinto de Verrano, Sommerrotwein. Nein, der heißt nicht so, weil die Trauben im Sommer geerntet werden, sondern weil der Rotwein mit Limonade verdünnt wird und so sehr erfrischend ist. Sehr zu empfehlen, auch fürs Nachmachen zu Hause.

Wir trennten uns kurz, damit jeder vor sich her kruscheln konnte (das Blogger-Geschäft ist übrigens BRUTAL! – statt mich dort zu erholen, schrieb ich auf dem Balkon*), und begaben uns abends mit dem Bus nach Cala Millor. Erika hat ein Fischrestaurant ausfindig gemacht, das „Parada del Mar“. Im Internet wurde unter anderem deren Fischdégustation angepriesen, eine Platte mit acht verschiedenen Sorten. Das wollte ich mir doch nicht entgehen lassen.

= = = W E R B E P A U S E = = =

Ach, Ihr Lieben. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Es fing damit an, dass der EMT-Bus justamente vor dem Hotel vorfuhr, als wir es verließen. Der Fahrer winkte uns auf unseren Haltewunsch hin hämisch zu, quasi ein Stinkefinger für die doofen Touristen. Um so erstaunter waren wir dann, dass die Taxifahrt nur wenig teurer als der Bustransport war. Hm. Am Restaurant angekommen dann die Horrorfragen aller Fragen: „Haben Sie reserviert?“. Nö. Ausgebucht die nächsten zwei Stunden. Heißa.

Wir beschlossen, etwas anderes und einladendes zu finden. In Cala Major. Einladend. In Cala Mayor**. Ähm. Wir guckten in den ein oder anderen Laden und aus Verzweiflung auch mal auf Speisekarten und fühlten uns falsch. Wir setzten uns auf den Bürgersteig und vergossen bittere Tränen! Also…. fast. Wir konsultieren TripAdvisor- und Google-Bewertungen. Bis wir vor einem – nach außen hin so scheinenden – Steakhaus stoppten. „Da steht zumindest Oktopus auf der Karte“, hauchte ich mit letzter Kraft. „Ich habe so einen Hunger!“. Im Eingangsbereich wurde dann diskutiert, ob unser Dasein mit den Reservierungen korrelierte. Unsere Dankbarkeit kannte keine Grenzen, als man ein Tischchen für uns fand. Was soll ich sagen? Ein unscheinbares, bei Google gar nicht so toll bewertetes Restaurant? Ich gebe 5 Sterne! Super aufmerksamer Service, exzellentes Essen, alle Saucen und Desserts hausgemacht. Guter Wein, überragende Qualität des Essens! Wir hatten so tolle Dinge auf dem Teller! Pastetchen, Hausmacherwurst, Rindermagen, Kronfleisch, Mandeleis….

Als wir noch nicht wussten, was wir bekamen und Erika sich die Hände wusch, reservierte ich dann online für morgen einen Tisch im Fischladen für mich alleine. Ich gestand meine Missetat aber sofort. Insgesamt müssen wir aber mal in die Welt tröten: Geht ins „Parilla Buenos Aires“.

Wir fuhren wieder Taxi, nahmen einen Terrassenabsacker und waren uns einig, dass der Tag überraschend, aber sehr stimmig war. Soll man wirklich so viel Geld für den Besuch einer Kirche ausgeben? Ja, soll man, sie war ein Erlebnis! Muss man 13,50 Euro für eine banale Bootsfahrt ausgeben? Ja, muss man. Wird einem von ungewohntem Essen wie Bauernwurst, Oktopus oder Rindermagen übel? Nein, es ist köstlich.

Ach, ich will ja nicht zu sehr schwärmen, um Euch nicht neidisch zu machen…. Gelogen! Seid Ihr morgen trotzdem wieder dabei?

Liebe Grüße, Euer Gerry

*) Fragen Sie unsere Politikerelite

** ) Fragen Sie Ihren örtlichen Sprachwissenschaftler

***) Mit der Überschrift wollte ich Euch nur erschrecken!

Dieser Gecko wollte im Hotelflur auf dem Teppich schlafen, er hatte aber nur Blumenkasten gebucht. Wir begleiteten ihn unter Protest seinerseits daher wieder hinaus.

Tag 4: Geburtstag unter Palmen

Ihr Lieben,

Ihr könnt euch vorstellen, dass nach dem gestrigen Tag das Aufstehen etwas schwerer fiel als gewöhnlich. Aber das war es wert, ich fühlte mich sehr schön in meinen Geburtstag reingeglitten. Heute Morgen frühstückten wir wieder auf der Terrasse, wo es allerdings noch sehr frisch war (aber im Laufe des Tages stiegen die Temperaturen und stiegen und stiegen, so dass wir am Ende 30°C in Palma erreicht hatten). Neben uns trötete ein Herr aus Österreich dermaßen in sein Handy, dass Erika und ich uns ohne Absprache anschrieen. „Schatzi, verstehst Du mich noch?“ – „Nein Hase, Du musst lauter sprechen!“ Der Herr war sehr pikiert, was uns aber nicht wirklich weiter störte.

Zuerst liefen wir nach dem Frühstück zum ortseigenen Strand und tauchten dort mal die Füße ins Wasser. Quasi schwimmen also. Der Strand ist sehr hübsch und vorsaisonal bedingt auch ruhig und kaum besucht. Wir fuhren dann von dort aus mit dem Bus der Linie 4 bis El Jonquet. Da stehen übrigens die Mühlen, über die ich am Samstag berichtet hatte; die Mühlen die ich dort fotografierte, sind völlig andere. Wenn man aber bedenkt, dass es mehrere tausend Mühlen auf Mallorca gibt, in einem mehr oder weniger erhaltenen Zustand, dann kann man auch mal durcheinander kommen.

Wir liefen dann wieder durch Santa Catalina und enterten die Markthallen, die aber überhaupt nicht gut besucht waren. Klar, fiel es mir wie Schuppen aus der Bouillabaise, sonntags wird ja auch gar nicht gefischt. Daher hatten viele der kleinen Geschäfte zu, und das Interesse der Besucher war dadurch offensichtlich gebremst. Wir liefen ein wenig wahllos durch die Stadt, passierten irgendwann die Banys Arabs, die arabischen Bäder, mit einem angeblich sehr sehenswerten Garten. Aber die Schlange davor schreckte uns ab.

So streunten wir durch die vollen Gassen, wo wir wirklich schöne Ecken entdeckten, bis wir wieder auf eine der Hauptstraßen stießen, die zur Plaça Mayor führt. Von da aus kurz in den Mercat Olivar, der aber ebenfalls heute sehr spärlich besucht war. Auch hier sehr viele Geschäfte geschlossen.

Ein wenig weiter davon entfernt fanden wir einen sehr schönen kleinen Platz, wo man in der Sonne sitzen und Kleinigkeiten zu sich nehmen konnte, weil zwei Bistros miteinander um Kunden konkurrierten. Wir haben klassische Tapas gegessen, Croquetas, Pimientos Padron und Gambas al ajillo. Das war sehr unspektakulär, aber wegen der Schlichtheit und der schönen Umgebung sehr nett. Durch das viele Herumstreunen hatten wir schon leichte Druckstellen an den Füßen und so entschlossen wir uns, auf einen Sundowner zum Strand nach Cala Mayor zu fahren. Als wir dort ankamen, war es richtig, richtig heiß. Und es war höllisch viel los. Wir stellten uns vor, wie es in der Hochsaison sein würde… unvorstellbar 🙂 Um 17 Uhr dann fingen die Mitarbeiter der Bar an, aufzuräumen und alles zusammen zu stellen. Irgendwann wurden dann auch wir rausgefegt. Erika nahm sich dann noch vor, in den Hotelpool zu hüpfen, während ich gleiches für die Hotelbar plante… reinhüpfen halt. Inzwischen war ein stürmischer Wind aufgekommen, so dass ich auf der Terrasse nicht mehr sitzen konnte, sondern ins Innere ausweichen musste.

Am Abend waren wir in der Strandbar am Illetes-Strand essen, das war entgegen der Vorstellung einer solchen recht edel und vornehm. Das Essen war gut, die Weine prima, der Service aufmerksam. Eine Bestellung lief falsch, das wurde anstandslos korrigiert. Allerdings sahen wir den Kellner danach nicht wieder. Hmmm… Während wir dort saßen, whatsappte mir der Spanischkurs als Sprachnachricht ein Geburtstagsständchen, claro que sí en español, das jemand vom Personal gehört haben musste, denn am Ende des Abends bekamen wir eine(n) Cava aufs Haus, mit den besten Glückwünschen zum Geburtstag. Ich schwöre, ich habe das nicht in voller Lautstärke abgespielt! Aber wir wollen uns den ungewollten Trick merken. Und für alle Fälle das ganze mehrsprachig vorbereiten. Wer weiß, wohin der Wind uns noch weht. Der Nachtisch war übrigens fast wie eine Käsesahneschnitte aus den 70er Jahren. Sie wird hier als mallorquinisches Geheimrezept gepriesen.

Mich hat heute sehr gefreut, dass so viele Menschen an uns gedacht und uns liebe Grüße geschickt haben, da haben wir uns sehr drüber gefreut. Alles in allem war es ein schöner, entspannter und unspektakulärer Geburtstag, der wieder bei einem Wein in der Hotelbar ausklang. Dort versuchten wir, für morgen eine Bootsfahrt zu buchen, leider vergeblich. Ẉir werden unser Glück wohl auf gut Glück versuchen müssen. Ob das klappt? Das könnt Ihr morgen erfahren, wenn Ihr mögt.

Alles Liebe, Eri und Gerry