Ihr Lieben,
dieses Jahr klappt es irgendwie nicht mit der Planung einer längeren Auszeit, daher flitze ich dieses Jahr vorerst nur ein bisschen in Mittelstreckenweite hin und her und suche mir dafür hauptsächlich Städte aus. Ich war ja letztes Jahr so positiv überrascht von Tirana, da habe ich mich jetzt auf den Balkan im weitesten Sinne kapriziert. Ja, ich weiß, Mailand und Mallorca gehören auch im weitesten Sinne nicht dazu :-). Aber Sarajevo, da geht es am Donnerstag für 3 Nächte hin, und Bukarest, da bin ich im Juni.
Ursprünglich wollte ich mit einem mir noch persönlich unbekannten Bekannten verreisen, ja, ich weiß, klingt paradox, aber der Arme ist ein Unglücksrabe und unsere verabredeten Treffen zum Kennenlernen fielen erst einer Corona-Erkrankung im Februar und sodann einem schweren Treppensturz im April zum Opfer. Der war so heftig, dass auch jetzt nicht an Reisen für ihn zu denken ist. So fahre ich mal wieder alleine. Gute Besserung weiterhin von hier aus!
Beschäftigt hatte ich mich mit Sarajevo erst kurz vor Abreise und ich war überrascht, was für vielfältige Unternehmungen möglich sind. Es ist eine geschichtlich bedeutsame Stadt, über das Attentat von 1914, die sozialistische Zeit, die olympischen Winterspiele und natürlich den schrecklichen Krieg in den 90ern hinaus. Vorher schon war Sarajevo ein strategisch wichtig gelegener Ort, gekennzeichnet durch das Zusammenleben vieler Religionen und verschiedener Bevölkerungsgruppen.
Ich werde nicht alles sehen und erfahren können, da ich auch einen gesamten Tag mit einem Ausflug nach Mostar eingeplant habe. Zudem ist zwar der Hinflug sehr früh, aber der Rückflug am Sonntag leider auch. Aber eine ausführliche Stadtführung werde ich mitmachen, womöglich Seilbahn fahren und auf Zitadellen kraxeln.
Ich schreibe dies alles übrigens in einem Hotel am Kölner Flughafen. Manche halten mich ja vielleicht für überspannt. Ach, Ihr ahnungslosen Autofahrer! Ihr unbefleckten Nichtreisenden! In Köln und Umgebung kann man keine Anreisen mehr planen; es gibt keine Pläne. Und alleine die Fahrt vom Hauptbahnhof zum Flughafenhotel hat bewiesen, dass dies inzwischen die Regel ist. Ich habe 75 Minuten gebraucht!!! In Deutz mussten alle Passagiere den Regionalexpress verlassen, ab da ging erstmal gar nichts mehr. Es fuhr NICHTS, aber auch NICHTS! Richtung Süden. Dafür gab es jede Menge kruder Durchsagen, wann welche Bahnen sich wie verspäten. Alle diese Bahnen kamen GAR NICHT! Grund: Ein (1!!!!) liegengebliebener Zug im Bahnhof und eine (1!!!!) Weichenstörung. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie es einem da mitten in der Nacht mit einem solchen Chaos ginge. Es gab aber auch tagsüber ausreichend panische Passagiere mit Koffern.
Und ich alte Schlafmütze soll um 5 Uhr früh am Gate sein! Daher habe ich das gesamte Hotelpersonal verpflichtet, mit mir im Zimmer zu verbringen und mich rechtzeitig zu wecken. Das trieb den Übernachtungspreis natürlich etwas in die Höhe und eigentlich hätten mich für das Geld auch Sänftenträger direkt nach Sarajevo gebracht… Nee, Quatsch. Aber ruft ruhig alle gegen Viertel vor 5 Uhr an und fragt, ob ich schon durch die Kontrollen bin. Dann könnte ich es immer noch schaffen, der Weg vom Hotel zur Bordkartenkontrolle beträgt 7 Minuten.
Ich hoffe, einige von Euch begleiten mich wieder virtuell, das würde mich sehr freuen! Sollte ich wider erwarten mal hier nichts posten, liegt das eher an technischen Störungen, als daran, dass ich die olympische Sprungschanze herunterraste und seitdem ununterbrochen im V-Stil über die Berge Bosnien-Herzegowinas hinwegflattere. Ach, und den Flug muss ich natürlich erwischen. 🙂
Liebe Grüße, Euer

Die Hotelterrasse ist schon ziemlich nett.

Ach, was soll ich sagen – ich wollte doch nur ein bisschen Kennenlernen, stattdessen mache ich unbeabsichtigt Karriere als medizinischer Sonderfall. Erst Corona, dann die Treppe…
Ich hoffe, ich komme wenigstens in deinen Reiseanekdoten zu literarischem Ruhm!
Ich wünsche dir fantastische Eindrücke in Sarajevo – ich reise von der Couch aus sehr gerne mit (weniger sturzgefährdet)!
Gute Reise!
Es wird sich irgendwann irgendwas ergeben… Es sei denn, du nimmst es als Omen… 😁
Virtuell reisen ist auf jeden Fall ungefährlicher.