TAG 2: von St. Gallen nach Chur

Grüezi mitenand us Chur!

Nach ausreichend Schlaf haben Matthias und ich ausgiebig gefrühstückt, das Buffet im Hotel Walhalla ist ganz wunderbar. Es gibt sogar jemanden, der einem frisches Omelette zubereitet! Die Orangen sind gehäutet, der Obstsalat ist frisch, der Kaffee ist phänomenal. Gegen 10 Uhr checkten wir aus, Matthias machte sich auf nach Graubünden, ich blieb noch in St. Gallen, um Altstadt und Umgebung zu erkunden.

Es ist wirklich wunder-, wunder-, wunderschön hier. Der geneigte Leser denkt jetzt wahrscheinlich, ach du je, jetzt kriegt der Alte sich wieder mal nicht ein! Aber bei Kaiserwetter den Dreilindenweg entlang gehen, hinter einem und links auf grüne Hügel und die Stadt zu schauen und vor einem liegt in seiner ganzen Pracht der Bodensee, das ist schon besonders.

Zum Dreilindenweg bringt einen eine Standseilbahn, die Mühleggbahn, die vom Tal auf den Berg 90 Sekunden braucht und durch einen düsteren Tunnel fährt.

Über das Dreilindengässlein lief ich in die Stadt zurück und erkundete den Stiftsbezirk, in dem das alte Kloster und die Laurentiuskirche stehen, drumherum die sehenswerte Altstadt, wo es einen Fressmarkt gab, und wo man Vorboten des Faschings erblicken konnte.

Nach knapp zweieinhalb Stunden Spaziergang lief ich zum Hotel zurück, sammelte meinen Koffer ein und begab mich zum Bahnhof, denn mein Ticket nach Chur hatte eine Zugbindung.

Die Fahrt war schön, teils am Bodensee entlang, zeitweise wunderbare Ausblicke auf die Berge und schöne, in die Hänge geschmiegte Ortschaften. Wir hatten nur leider eine Verspätung wegen eines vorherigen Personenschadens auf der Strecke.

Ankunft in Chur: Leute, was soll ich sagen… Da flieht man vor dem Kölner Karneval und landet in der Churer Fasnacht. Ich musste auf dem Weg ins – übrigens sehr pittoreske – Hotel Freieck mehrmals den Zugweg kreuzen. Hier ist quasi Ausnahmezustand. Heute Abend soll dann Straßenfasnacht sein. Bin gespannt.

Im Hotel nur kurz die Haare glatt gezogen, dann auf große Besichtigungstour durch Chur. Es ist sehr, sehr laut, man trommelt gerne, und man wird ständig mit Konfetti beworfen. Aber das ist besser als die legendäre Pralinenschachtel vom Rosenmontagszug 1992, die mir eine veritable Platzwunde an der Stirn eingebracht hat.

Zuerst bin ich einmal ziellos durch die Stadt gelaufen, denn so bekommt man am besten ersten Eindruck, wie ich finde. Irgendwann fand ich mich am Bahnhof wieder, wo ich mich – wir erinnern uns an das mittlere Fiasko gestern – mit einem Schlückli versorgte. Jaja, wir Säufer haben es schon schwer. Dann klapperte ich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ab, als da wären: der Domberg, das Rathaus, die Gassen der Altstadt und was einem sonst noch so in den Weg kam. Besonders gefallen haben mir die vielen Plaketten an den Häusern. So lernt man etwas über das rote Haus, das Spaniölhaus, die Rabengasse, die Nachtwächter und auch, dass Angelika Kauffmann hier geboren wurde. Eine starke Persönlichkeit und von Goethe verehrt.

Also, ich finde Chur sehr sehenswert. Es hat viel Charme, und ist auch von schönen Bergen mit weißen Kuppen umgeben; ich hätte als alte Meerjungfrau nicht gedacht, dass ich für Berge ähnlich romantische Gefühle wie für das Meer entwickele. Ich muss da einfach öfter mal hinfahren.

Nach einer etwa zweistündigen Besichtigungstour ließ ich mich für ein Calanda-Bier auf dem zentralen Postplatz nieder, wo die Stadtreinigung damit beschäftigt war, die Hinterlassenschaften des Umzuges wegzupusten, wegzukehren, wegzuräumen, wegzuweggen. Dies alles mit einer unglaublichen Lautstärke verbunden, es wurde allerschwerstes Gerät bemüht. Aber wenigstens lief hier nicht Helene Fischers „Atemlos“ in Dauerschleife. Wie z.b. am Kirchplatz, wo sich einige Jecken zum kollektiven Abschießen versammelt haben. Aber die ein oder andere musikalische Untermalung gab es trotzdem.

Am Abend war es etwas problematisch, ein Restaurant zu finden, das nicht von Karnevalisten okkupiert war. Das von Matthias empfohlene war voller Schlümpfe und kreischender Babys.

Ich wurde außerhalb der Altstadt fündig und bekam in einem American Restaurant ein Horse Beef Steak, das ich am Tisch quasi selber grillen musste. War aber sehr gut.

Mir fehlt immer noch die verpasste Mütze Schlaf von Donnerstag, daher gehe ich gleich zeitig ins Bett. Morgen geht es auch schon um 7:30 Uhr zum Bahnhof.

Ich erwarte mir von der Albulabahn morgen spektakuläre Ausblicke! Ihr auch? Na dann… bis dann!

Alaaf, Helau, Ahoi usw. usf.

Euer Gerald

Schweizerdeutsch für Anfänger, Teil 2
„Und WARUM darf ich das jetzt nicht mit nach Hause nehmen????“

TAG 1: Anreise und Liechtenstein

Liebe virtuell Mitreisenden!

Mit dem Wissen, um spätestens vier Uhr dreißig aufstehen zu müssen, habe ich auf Schlaf verzichtet, denn die Angst zu verpennen war zu groß. Aber so konnte ich in Ruhe packen, früh Kaffee trinken und ganz entspannt zum Flughafen fahren.

Der Flieger war pünktlich und nur halb voll, so dass ich mich nach der Ansage „boarding completed“ mit einem dreifachen Rittberger, kombiniert mit einer bielmannschen Pirouette zu einem der noch freien Notausgangssitze katapultierte. Ganz wunderbar viel Beinfreiheit! Denn auf den anderen Plätzen zollte man der wissenschaftlichen Erkenntnis Respekt, dass die Menschen immer kleiner werden und daher die Sitzreihen enger zusammengeschoben werden können.

In Zürich Kloten, wo sich der Flughafen befindet, ergatterte ich sofort eine Bahn nach Zürich Hauptbahnhof, wo ich mich erst einmal mit Franken versorgte und bei Burger King einen Kaffee trank, während ich auf den Basler Zug mit Matthias wartete.

Wir fanden uns einigermaßen schnell, bestiegen einen Intercity nach Sargans, um dort in den Bus nach Vaduz zu wechseln.

Vaduz ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Natürlich kenne ich die Burg von Fotos, aber der Ort drumherum ist fast gänzlich ohne Charme, maximal ein Dutzend alte Gebäude, viele extrem hässliche neue, eine kleine Kirche (die zur Kathedrale erhoben wurde, als ein unliebsamer Bischof aus Chur sie als Erzbistum angedient bekam) und massenweise Banken und Souvenirshops.

Wir liefen zur Burg hoch, was sehr anstrengend war, und die Fürstens luden uns noch nicht einmal zum Kaffee ein. Aber naja, die haben ja auch viele andere Sachen zu tun. Kaffeetrinken mit… sagen wir dem ungarischen Gesandten, dessen Wagen vor dem Schloss parkte.

Toll an Liechtenstein sind die Berge, die Vaduz umgeben, stellenweise schwer schneebedeckt und unglaublich majestätisch herumlungernd. Und die Aussicht vom Schloss aus… wunderbar!

Der Besuch des Kunstmuseums erwies sich hingegen als vertane Zeit. Die Ausstellungen waren uninteressant bis lieblos, einzig Beni Bischofs Wandkritzeleien sowie eine Handvoll Werke aus der Reihe „Conditio humana“ (Giacometti, Picasso, Klee, Beckmann usw.) fand ich interessant bzw. sehenswert.

Beni Bischof

Nach einer Stärkung in einem Café – ich hatte Wurstwegge, ein… interessantes… Gebäck – suchten wir noch die Wirkungsstätte des Skandalbischofs heim, wo ich für all die sündigen Homos, die dem Herrn ein Gräuel sind, ein Kerzchen entzündete.

Nun. Einige haben vor zu großen Erwartungen an Liechtenstein gewarnt, aber ich bin froh über diesen Besuch, denn, insbesondere nachdem die Sonne durchkam, es war ein wunderschöner Ausflug.

Von Vaduz aus fuhren wir nach Buchs, stiegen dort in die S-Bahn nach Sankt Gallen, wo wir erst einmal unser Hotel eroberten. Die Zimmer sind sehr schön, das Hotel liegt sehr gut, das war ein guter Griff. Obwohl der Buchungsprozess (wahrscheinlich wegen eines Systemfehlers bei booking.com) einige meiner Nervenstränge stilllegte. Aber das ist eine lange Geschichte, die ich auf Nachfrage gerne unter wildem Fuchteln persönlich vortrage.

Nachdem wir uns etwas frisch gemacht hatten, brachen wir zuerst zu einer kleinen Biertour auf, Matthias ist ja schließlich Biersommelier. Wir waren im Brauwerk, im Brüw und in der Birreria. Leider hatte Matthias keinen guten Lauf; ich als alter Langeweiler habe mir immer das klassische Lager bestellt, Matthias war mit seinen experimentellen Bieren leider nicht so glücklich und zufrieden. Dann erreichte ihn noch die Nachricht, dass er aus seinem für morgen gebuchten Hotel wegen Überbuchung rausgeflogen war, daher musste er eine gewisse Zeit aufwenden, um für sich und seinen Bekannten in der Nähe von Riom ein neues Zimmer zu organisieren, was definitiv nicht einfach war.

Für den Abend hatten wir in der Lokremise reserviert. Ein sehr schönes Restaurant, mit industrial chic, sehr zuvorkommender und lieber Bedienung und einem vorzüglichen Essen. Highlight des Abends war für mich ein Wein aus Lavaux, der hervorragend schmeckte. Ich hatte Mulligatawny soup (Dinner for one!) und Rindsvoressen. Letzteres hat eigentlich einen weniger despektierlicheren Namen verdient.

Auf dem Heimweg wollte ich mich noch mit meinem Tagebuchwein versorgen, aber – einige ahnen es vielleicht bereits – auch hier hat die Unsitte des abendlichen Alkoholverkaufsverbots Einzug gehalten. So schreibe ich nun bei Leitungswasser, was hoffentlich morgen durch gewissenhafte Planung vermieden werden kann. Ob das klappt? Erfahrt Ihr morgen, wenn ich live aus meinem Hotel in Chur berichte.

Alles Liebe, Euer Gerald

Schwyzerdütsch für Anfänger: Teil 1
Der Autor auf dem Schlosshügel.

Prolog: Die Karnevalsflucht

Liebe Leser!

Karneval naht. Damit einhergehend drohende Nervenzusammenbrüche meinerseits. Denn wenn „dat Trömmelsche jeht“ und „dä Dom in Kölle zo Hus ess“ (kölschographische Fehler nicht ausgeschlossen!) … nänä, Marie, dat is nich schön. Nicht für mich. Nicht mehr. Ich fliehe ja oft Karneval.

Eigentlich ist Karneval ja etwas sehr Schönes. Ich erinnere mich an wunderbaren Kneipenkarneval, Straßenkarneval und selbst an schöne Feiern in der Firma. Aber entweder bin ich ein grantiger alter Zausel geworden, oder aber die Feiern sind doch ein wenig ausgeartet. Wahrscheinlich liegt meine Wahrheit irgendwo dazwischen.

Auf jeden Fall buchte ich eine Blindflugreise. Man gibt den Zeitraum ein, sucht ein Thema aus (bekommt alle dann möglichen Ziele angezeigt) und fliegt für einen Festpreis. Vorsichtshalber checkte ich die Hotelpreise für die scheinbar teuerste Destination – Venedig – und fand sie okay.

„Wollen Sie jetzt buchen?“ – „jo… denke schon…“ – „Wirklich?“ – „Ja, doofe Frage“ – „Ernsthaft?“ – „JAHAAA!!!!!!“ – „Glückwunsch! Sie fliegen nach Zürich!“

Ach Du Kanne. Die teuerste Stadt der ganzen westlichen Hemisphäre! Stundenhotel ohne vorherigen Lakenwechsel 200 Franken. 3-Sterne-Hotel 1000 Franken. Ja gut, ist jetzt wegen der Dramatik etwas überzogen.

Ich schrieb meinen guten Freund Matthias aus Basel an. Heißa, ich komme Dich besuchen! Er schrieb zurück, heißa, ich bin auf Theaterreise. In Graubünden. (Als Zuschauer)

Nach einigen WhatsApps planten wir dann trotzdem, zusammen – ein Herzenswunsch von mir und dann besuchtes Land Nummer 50 – von Zürich aus direkt nach Vaduz in Liechtenstein zu fahren (Burg und Nationalschrägstrichkunstmuseum ansehen), von da aus nach St. Gallen zu reisen und dort zu übernachten. Danach fährt er nach Riom und ich nach Chur. Am Sonntag kommen wir wieder zusammen und fahren mit der Albulabahn bis St. Moritz und von dort aus nach Susch in das preisgekrönte Museum für moderne Kunst.

Dann kehre ich zu einer abschließenden Übernachtung nach Zürich zurück. In ein Hotel, das ich mir leisten kann, welches mir aber – nach der Beschreibung im Buchungsprozess – nur ein 8 qm² -Zimmer zur Verfügung stellen wird. Aber es soll ein nettes Hotel sein.

Mein Flug am Freitag geht seeeehr früh. Ich muss um 4 Uhr aufstehen. Aber ich freue mich schon sehr auf die Schweiz, Liechtenstein und die Erlebnisse mit Matthias, der ein Schweizexperte erster Klasse ist, hat er doch schon viele Reisegruppen dort betreut. Außerdem ist er auch ein Freundexperte erster Klasse 🙂

Ihr Lieben. Es sind nur drei Nächte, aber ich würde mich freuen, wenn Ihr mich wieder begleitet. Und wenn ich mal nichts poste, dann liegt das wahrscheinlich an mangelnder Internetverbindung und nicht daran, dass ich mit einer Lawine ins Tal gerissen wurde und nun mein Leben mit einem noch unentdeckten urschweizerischem Talvolk verbringe, für das ich den ganzen Tag Raclette-Käse schneiden muss….

Also, möglicherweise bis bald!

Euer

Tag 28: Und Tschüss…

Letzter Blick aus dem Fenster…

Ein letztes ¡Hola!, diesmal vom Flughafen.

Heute war Ausschlafen angesagt, gemütlich Kaffee trinken (ob ich die Cafetera vermissen werde? Eher nicht.) und dann Packen. Obwohl ich ein paar Dinge hier zurückgelassen habe, wurden meine Gepäckstücke alle sehr schwer. Sowohl im Koffer als auch im Trolley Übergewicht. Mysteriös! Durch geschicktes Umverteilen bekam ich das aber in den Griff. Nur wiegt jetzt meine Umhängetasche 40 kg. Aber die kommt ja nicht auf die Waage.

Ich räumte dann noch auf, spülte das Geschirr, schrieb eine Nachricht an Miguel und fuhr nach Arinaga. Erstens hatte ich das in guter Erinnerung, zweitens gibt es dort viele Restaurants an der Promenade und drittens liegt der Flughafen um die Ecke.

Das Wetter war toll in Arinaga. Schön an diesem Ort ist auch, dass man haufenweise Parkplätze vorfindet. Abgesehen von der Promenade ein uninteressanter, wenn auch netter Ort; bestimmt nicht der schlechteste Platz, um Urlaub zu machen. Man hat beide Inselwelten (sonnigen Süden und wunderschönen Norden) in greifbarer Nähe.

Ich aß Meeresfrüchtesuppe und Schnecken mit Chorizo. Und das mit Blick. Und lecker war’s auch. Die Caracoles sehr würzig, die Mariscos frisch wie nix.

Nach einem cortado largo (Espresso mit viel Milch) machte ich mich auf zum Flughafen. Ich war wie üblich viel zu früh, aber das ist ja gescheiter als andersrum. Heute früh übrigens rief ich meine Buchung auf und bekam einen kleinen Schrecken, poppte doch ein Warnhinweis auf, von dem ich zuerst nur „Streik“ las. Aber das ist ja erst ab Montag.

Mietwagenrückgabe absolut problemlos. Tschüss Sora. War schön mit Dir. 957 Kilometer hast Du mich perfekt chauffiert (die Busfahrer übrigens für knapp 100 Euro). Ja, und jetzt hocke ich hier bei einer letzten kanarischen Cerveza – ganz stilvoll im Plastikbecher – und warte auf meinen Aufruf. Ich werde mitten in der Nacht zuhause ankommen. Schön war es hier. Das mache ich jetzt immer. Also vier Wochen Urlaub. Jeden Monat.

Allen, die mich begleitet haben, vielen Dank dafür. Ich hoffe, es hat Euch ein bisschen unterhalten.

Bis zur nächsten Reise, wahrscheinlich über Ostern. Wohin weiß ich noch nicht…

Euer Gerald

Meinen besten cortado largo hatte ich San Cristóbal.

Tag 27: Der Weinkrampf

Blick von meiner Bushaltestelle aus.

Liebe Festlandsbewohner.

Quasi letzter Tag, wie traurig. Mein Antrag auf Asol wurde abgelehnt. Meine Tränen wollen gar nicht mehr versiegen. Um den Salzverlust auszugleichen, war ich dann heute mal im Meer. Also, immerhin bis zu den Waden. Vom Auditorio kneippte ich mich so den ganzen Canteras-Strand hoch.

Ziellos lief ich dann durch La Isleta, um wieder zur Promenade zurückzukehren. Dort war heute nicht ganz so viel los. Ich ergatterte einen Platz in der ersten Reihe und aß Hummersuppe und alte Wäsche im „lachenden Schwein“. „Ropa vieja“ ist ein Eintopf, der auf Kichererbsen basiert, meist mit Fleisch vermengt. Ich hatte ihn mit Pulpo. Sehr yummie!

Nach einer ausgiebigen Meeresbesichtigung zog ich mich zu einer Siesta zurück. Denn für das bevorstehende kulturelle Ereignis am Abend wollte ich ausgeruht sein. Es ging zum Concierto Popular Año Nuevo in das Auditorio Alfredo Krauss. Der Saal ist sehenswert. Hinter dem Orquesta Sinfónica de Las Palmas mit dem großen Chor eine riesige Panoramascheibe mit Blick aufs Meer.

Das Konzert war richtig nett, schön bunt gemischt und alles mit viel Elan vorgetragen. Es gab Flamenco- und Paso-Doble-Einlagen, Queen (mit einem Freddy-Double) und John Lennon (ohne Double), Oper und die Schreibmaschinensinfonie, aber auch Sibelius et al. Besonders hat mir der erste Satz von Beethovens Fünfter als Mambo gefallen!

Und jetzt ist der letzte Abend in Costa Ayala fast zu Ende… Ich darf wegen des späten Fluges – und da die nächsten Gäste erst Sonntag kommen – bis abends in der Wohnung bleiben, was ich sehr nett und praktisch finde.

Ich fahre aber etwas früher los, um noch einmal in Arinaga Fisch in der Sonne zu essen.

Also, Ihr Lieben, morgen dann der finale Abgesang auf diesen schönen (Sprachschul-)Urlaub.

Alles Liebe, Euer Gerald

Diese Sense ist wohl eine zweischneidige…
Da fehlt doch irgendwie was… PFT!

Tag 26: Cabra, Cerveza, Cóctel y Cristóbal Colón

¡Hola de la isla!

Die letzten Tage will ich es mal ruhig angehen lassen. Nach einem ausgedehnten Morgenritual (klingt doch besser als Rumgammeln, oder?) bewegte ich mich ganz gemächlich Richtung Zentrum. Pünktlich zur Essenszeit erreichte ich die Fressbuden im Vegueta-Viertel. Alles sehr voll. Beim Marokkaner war Platz, sah auch gut aus, aber ich hatte mir in den Kopf gesetzt, kanarisch zu speisen. An meinem Papas-Arrugadas-Restaurant ergatterte ich ein Plätzchen und nahm Carne de Cabra, Ziegeneintopf. Sehr lecker! Und eine sehr große Portion wieder.

Der Laden heißt „Te lo dije, Pérez“ – „Ich hab’s Dir gesagt, Perez“. Man prügelt sich ein bisschen um die Tische hier draußen: es ist gerade wirklich Hauptsaison. Auf der Calle Triana z. B. ging es zu wie auf dem Rummelplatz.

Nach dem Essen gab’s Bildung. Alles über Christoph Columbus in dem extra für ihn eingerichteten Museum. Die Hauptattraktion in diesem Museum ist nicht etwas die Nachbildung einer Schiffskabine. Auch Bilder der letzten 5 Jahrhunderte, unter anderem ein Veronese (wenn ich richtig geschaut habe), oder historisches Kartenmaterial nicht. Es sind zwei Papageien, die aber bissig sein sollen. Ein schönes Museum in einem sehr schönen Haus. Mit Galerie und Krypta.

Von Vegueta aus ging es zum Yachthafen. Zu den Reichen und Schönen. Ein Mastenwald sondergleichen. Sehr malerisch.

Einmal quer über die Halbinsel, dort setzte ich mich in eine hippe Cocktailbar und nahm eine große Cerveza und einen Mai Tai zu mir. Bildung macht nämlich durstig. Sonne pur, das Meeresrauschen, die gute Luft. Ein Träumchen. Später fuhr ich nach Hause und machte mir wieder einen Multivitamintrunk.

26 Tage sind rum, ist das zu fassen? Nein, ist es nicht. So langsam muss ich mich mal darauf einstellen, bald wieder Parka und Schirm zu tragen. Oder ich beantrage noch schnell Asol, das ist das Recht auf einen Platz in der Sonne.

Tschökes, bis morgen vielleicht.

Euer Gerald

Und da bin ich überall langelaufen…
Yippieh…

Tag 25: Ofenhitze

¡Felices fiestas, guapos!

Heute hat Gran Canaria ja geschlossen. Es gibt nur wenige Tage im Jahr, wo hier wirklich fast nichts geht (und irgendwie geht dann doch wieder was, aber man muss wissen, wo). Also war Wandern angesagt. Dazu braucht es keine Öffnungszeiten. Leider war heute früh das Wetter ein bisschen diesig und bewölkt. Das verleitete mich zum Bummeln und völlig erschreckt stellte ich um 10 Uhr 30 fest, dass ich die geplante lange Wanderung nicht mehr schaffen würde. GOTTSEIDANK!!! Denn ich machte mich dann auf zu nur einer Teilstrecke. Ihr Lieben. Ich weiss definitiv, was ich heute getan habe.

Zuerst fuhr ich durch das untere Agaete-Tal. Das ist wirklich wunderhübsch. Es ist sehr grün, es blüht hier und da, die Ziegen blöken in den Hängen und bimmeln „Leise rieselt der Schnee“ mit ihren Glöckchen. Die vielen Früchte, die man sehen kann, zeugen von landwirtschaftlichem Reichtum. Es gibt viele produzierende Fincas. Ein etwas verfallenes Restaurant und kurz vorher eine Finca stehen zum Verkauf. Sofort hatte ich wieder Flausen im Kopf. Tststs.

Im Reiseführer wird der Wanderweg von El Sao nach El Hornillo als anfangs etwas steil, dann abflachend beschrieben. Die Abflachung muss ich irgendwie übersehen haben. Leute. In meinem ganzen Leben war ich noch nie so froh, einen Ort erreicht zu haben. Mein Puls war auf 140 und ich war – nun ja – ein klitzekleinwenig derangiert. Wie aus dem Hornillo gezogen quasi. Vielleicht bin ich irgendwie aus dem Alter für solche Bergtouren raus. Fataler Fehler war auch, mit Turnschuhen und ohne Stöcke zu laufen.

Aber die Wanderung ist fantastisch. Auch bei so trübem Wetter. Nur das Refugio Hornillo war leider geschlossen. Die hätten mit mir einen Megaumsatz an Getränken gemacht. 25. Dezember, was willste machen? Es ging wieder ein bisschen durch Waldbrandgebiet, mehrere verlassene Fincahäuser lagen auf dem Weg. Ich hoffe, die Gegend regeniert sich wieder schnell! Auch lagen Höhlen auf dem Weg, in der letzten von mehreren ein Buch zum Eintragen, habe ich dann auch gemacht. In El Hornillo sind auch viele Häuser in den Berg gebaut.

Der Rückweg ging sich natürlich dann viel pulsschonender, hier war nur Aufmerksamkeit gefordert, da die Strecke teils wirklich steil und geröllig war. Während ich so abstieg, lief ein Mann mit einem Affenzahn an mir vorbei. Wie eine kleine Bergziege hüpfte er den Weg hinunter. Ich hatte etwas ähnliches bei meiner Gebirgstour letzte Woche schon von weitem gesehen. Muss eine Sportart sein. Gebirgsrennwandern oder so.

Auf der Rückfahrt nach Hause machte ich noch einen Zwischenstop in Agaetes Zentrum. Vor der Kirche war Weihnachtstrinken angesagt. Es schien, als hätte sich der ganze Ort dort zum Feiern versammelt. Sehr nett.

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Eigentlich wollte ich noch abends nach LPGC rein, aber es hat sich so zugezogen, dass ich mir einen Fernsehabend gönne. Abgesehen davon ziepen meine Oberschenkel auch ein bisschen. Geübte Trecker, Hiker und Alpinisten werden sich jetzt totlachen, aber ich hatte 250 Höhenmeter auf den ersten anderthalb Kilometern zu erkraxeln. Für so einen Sesselfurzer ist das ’ne ganze Menge.

Ich hoffe, Ihr hattet alle einen wunderbaren 1. Weihnachtstag! Mir hat meiner gefallen.

Bis bald, hasta luego!

Euer Gerald

Día 24: ¡Feliz Navidad!

Frohe Weihnachten, Ihr Lieben!

Heute – ganz im Sinne der Weihnacht – sollte es ein ruhiger und friedlicher Tag werden. Zum Sonnenaufgang hatte ich mir den Wecker gestellt und saß dann kurz vorher mit Kaffee am offenen Fenster, es fehlte nur das Kissen mit den Bommeln dran. Es war dann aber ein eher unspektakuläres Ereignis. Ich legte mich dann nochmal ein bisschen hin.

Im Osten geht die Sonne auf…. Wer kennt den Teil über den Norden?

Am späten Vormittag fuhr ich dann mit Bussen bis zum nördlichsten Haltepunkt von Las Palmas (der letzte hat im Leerlauf so vibriert, dass ich nie im Leben jemals eine Hautstraffung benötigen werde). Dort befindet sich der Mirador de Las Coloradas. Ein Aussichtspunkt in einem kleinen Ort auf einem Mondlandschaftshügel. Früher war rundherum und ist heute noch teilweise militärisches Sperrgebiet.

Las Coloradas. Nicht ganz so farbenfroh, wie der Name es vermuten lässt.

Ich kraxelte auf den Mirador de la Cruz, von dem aus man perfekte Fernblicke genießen kann. Ich wanderte weiter Richtung Canteras-Strand. Es wurde leider immer schottiger und steiler. Kurz hinter dem Confital-Strand musste ich nachgeradezu alpine Fähigkeiten beweisen, bis mich nur noch 5 Meter von der Promenade trennten. Leider komplett steil und mit Kakteen in Sprungweite. Zwei schon erlittene Bänderrisse reichen mir für mein Leben und so alpinierte ich zurück. Einen ziemlichen Umweg, diverse Schürfwunden und einen Riss in der Hose später stand ich auf der Promenade, schaute die Gefahrenstelle hoch. Maximal 2 Meter und durchaus machbar. Jeder Pekinese hätte das geschafft! Aber Kiste ist ja bekanntlicherweise die Vorsicht der Porzellanmutter!

Auf dem Weg liegt übrigens eine archäologische Stätte. Höhlen der Canarios. Jetzt offensichtlich bewohnt von Aussteigern, die natürlich und ökologisch leben wollen und so herrlich unkonventionell sind.

Man beachte die Müllberge!!!

Ich hatte Bärenhunger! Jetzt schnell in ein Restaurant, etwas totaaaal leckeres essen. Puh! Alles voll. Alles! ALLES!! Ratet mal, in welchen drei Raststätten es Plätze gab! Burger King, die vegane Saftbar und der All-you-can-eat-Chinese hätten mich gerne willkommen geheißen.

Am Ende von Las Canteras bin ich dann in eine Seitenstraße, dort fand ich eine Avocado-Bar. Prima. Arrugadas mit Guacamole! „Guacamole ist aus…“ Manchmal hat man so einen Lauf… Also einen Wrap mit Salat, aber dazu als Weihnachtsgeschenk noch Sticks mit Hummuspaste. Und das Bier war extrem lecker! Nach Wanderungen ist es das eigentlich immer! Der Kellner ein Fan von Basquiat. Sehr sympathisch. Das ist übrigens kein Fußballverein, sonst hätten wir uns darüber nicht unterhalten können.

Wegen einer einzigen Tomate bin ich dann noch in den Supermarkt. Die brauchte ich dringend für meine Wanderung morgen. Ich nehme mir nämlich einen dreistöckigen Bocadillo mit.

Abends habe ich mich dann wieder auf die Klippen gesetzt. 17 Uhr. Da wurde es dann sentimental. Es bin ich. Damals haben wir zuhause immer so ziemlich genau gegen 17 Uhr die Kerzen im Baum angezündet. Dann wurden – früher wild durcheinander, später gesittet nacheinander – die Geschenke ausgepackt und dann wurde zusammen sehr einfach gegessen. Toast mit Räucherfisch z.B.

Vorher natürlich immer das Drama, wer geht zu wem, wer muss bestimmte Verwandte ertragen, wer kocht, wer räumt auf… Und der Stress mit den Geschenken! Jetzt saß ich einfach auf den Klippen, es war Heiligabend und ich… fand es unglaublich friedvoll und schön!

Der Autor hat ein Sentiment oder so.

Hier und da saßen andere Leute in den Klippen und schauten verträumt aufs Meer. Manche knutschten. Ich chattete ein bisschen mit einer Klassenkameradin aus dem Spanischkurs und einer Freundin aus Köln. Die Sonne ging unter. Ich blieb sitzen. Das Meer brandete gegen die Felsen. Mir wurde klar, dass ich hier leben will. Auf den Kanaren.

Sentimentaler alter Wirrkopp! rief ich mir zu und begab mich in mein Appartement. Dort warteten kühler Wein und eine Empanada de Carne auf mich, mein Weihnachtsmenü. Ähm… kann ein Gericht alleine eigentlich ein Menü sein?

Morgen ist eine Megawanderung geplant, von der ich noch nicht weiß, ob ich sie schaffen werde. Die Australierin aus dem Kurs hat eine ähnliche gemacht und musste ein Taxi rufen, weil sie sich verirrt hatte. Sollte ich Silvester nicht bei Rolfs Party sein, dann sucht mich im Tal von Agaete.

Ihr Lieben! ¡Felices Fiestas! Ich wünsche Euch alles erdenklich Liebe und Gute und sende Euch ganz viele Grüße aus Costa Ayala!

Euer Gerald

Wir wurden hier geboren, wir leben hier und ich gedenke hier zu bleiben, bis sich die Augen schließen.
Carmen Jiménez

Tag 23: Unentdecktes Las Palmas

Buenas tardes de la Costa Ayala, Ihr Lieben!

Heute hatte Sora frei und ich blieb in Las Palmas. Hier gibt es doch tatsächlich Ecken, die ich noch nicht gesehen hatte. Mit dem Guagua ging es erst einmal nach San Telmo und von dort aus in 45 Minuten zu Fuß die Küstenpromenade hinunter nach San Cristóbal, einem Fischerdörfchen im Süden von Las Palmas. Direkt an der Küste verläuft die Hauptautobahn der Insel, die GC-1. Also hat man rechts Verkehrs- und links Meeresbrandung.

Das kleine Örtchen ist einerseits wegen seiner bunten Bemalung, andererseits wegen eines kleinen Türmchens sehenswert. Letzteres war Teil einer Befestigungsanlage, die Angreifer von See abhalten sollte. Francis Drake und Pieter van der Does fügten der Festung aber dennoch massive Schäden zu, so dass sie wieder aufgebaut werden musste. Jetzt erinnert nur noch das gestutzte Türmchen an diese bewegte Zeit. Bei Flut, wie bei meinem Besuch, steht el Torreón de San Pedro Mártir mit den Füßen im Wasser.

Mit dem Guagua ging es nach Santa Catalina. Im Bus zahlte eine alte Dame ihre 1,40 Euro Beförderungsentgelt in Eincentmünzen. Die Freude beim Fahrer war groß. Sie entschuldigte sich dann bei allen Niños und Caballeros wortreich für die Verzögerung.

In La Isleta schaute ich mir die Hafenmarkthallen und die Festung La Luz an. Beides ganz nett. Die Markthalle war leider nur teilweise in Betrieb und das Kastellchen geschlossen.

Von dort lief ich zum Las Canteras-Strand, um zu Mittag zu essen. Es war brechend voll! Da ich unbedingt draußen sitzen wollte, ließ ich mich bei einem Italiener nieder, weil dort justament ein Tischchen frei wurde. Das Essen war aber leider versalzen und teuer und das Personal sehr muffelig. Aber die Aussicht war nett.

Ich lief die Promenade runter und tätigte meinen Festtagseinkauf, schleppte ihn nach Hause und setzte mich dann mit einem Feierabendbierchen auf die Klippen. Das ist ja so viel besser als Dachterrasse. Leider sind sie ein bisschen vermüllt.

Am zweiten Weihnachtstag hat quasi ganz Gran Canaria geschlossen, wie ich heute im Carrefour in Erfahrung brachte. Das schreit geradezu nach einem Wandertag. Apropos Carrefour… Ich mausere mich zu einem Couponspezialisten. Heute habe ich ca. 20% auf meine Einkäufe gespart.

Zu Weihnachten wünsche ich mir jetzt nur noch, dass das Wetter so schön ist wie heute.

¡Hasta mañana, wenns ihr mögt !

Euer Gerald

Tropische Grüße von den Klippen!
Sin título…

Tag 22: Der Süden im Recall

Estimados Sras. y Srs.

Fröhlichen 4. Advent Euch allen!!!

Heute also die zweite Chance für den Süden. Wobei – war ja beim ersten Erkunden nicht alles schlimm.

Also, heute gibt es Punkte für das Wetter. Hier im Norden war es heute früh und ist es immer noch zugezogen. Im Süden supersonnig und sehr gut warm!

Punkte gibt es auch für Arteara, eine Nekropole der Canarios. Sie liegt umrahmt von mächtigen Felsmassiven nördlich von Maspalomas. Diese Gebirge sind im Gegensatz zum üppigen Norden karg und schroff, fast unwirklich. Hier kann man Western drehen und Episoden für Raumfahrtserien. Ich meine sogar, dass Sioux City, ein Vergnügungspark im Süden, ursprünglich mal ein Filmset war – ich müsste das nochmal nachschlagen.

Die Nekropole selbst wird von einem sehr überschaubaren Museum eingeleitet. Dann folgt man gekennzeichneten Pfaden durch das Gräberfeld. Also, das ist hochinteressant! Haufenweise (im wahrsten Sinne des Wortes) Gräber in der gleichen Grundstruktur, doch in unterschiedlichsten Ausarbeitungen. Was diese Art der Bestattung für eine Mühe gemacht haben muss!

Gräberfeld

Es gibt zwei Palmenhaine an den Rändern der Stätte, Bienenstämme werden angesiedelt und Gehege für Tiere wurden angelegt. Noch vor hundert Jahren (so ein Schild, das weiß Gott wie alt ist) wurden hier ertrunkene Seeleute bestattet. Leider sind einige der Erklärungstafeln unleserlich geworden. Auch gibt es keine Waschräume und dergleichen. Wenigstens war es aber, vielleicht wegen der 4 Euro Eintritt, wirklich fast wie ausgestorben. Was ja zu so einem Ort durchaus passt.

Unangenehm war nur die Fahrt auf der GC-60 dorthin. Nicht ganz so kurvig, aber eng und bevölkert von zweien meiner Lieblingsgeschöpfe: Irrsinnige Motorradfahrer und lebensmüde Radrennfahrer. Wobei erstere noch die schlimmeren sind. Die zischen dreistellig durch 30er-Kurven. Und treten in röhrenden Horden auf. Und wenn dann bergab völlig unvermittelt ein Radfahrer im Rückspiegel auftaucht, der quasi am Heck klebt… tatsächlich bin ich an einer Unfallstelle vorbeigekommen, wo ein Radler scheinbar frontal auf ein Auto draufgefahren ist. Wer jetzt in der falschen Spur fuhr? Naja, zwar kotzte der Radfahrer gerade über die Leitplanke, aber scheinbar haben es alle überlebt.

Ich fuhr zum berühmt-berüchtigten Yumbo-Center. Punkte? Nö. Aber auch kein Abzug. Durch gruseligste Schilderungen – auch von großen Fans – war ich auf das allerschlimmste gefasst! Was soll ich sagen? Nicht gerade ein Traum, aber jo mei. Hunderte Fressbuden und Kneipen, die meisten um diese Zeit geschlossen. Souvenirläden und Parfümerien. Massagesalons und Ärzte. Also, etwas trist, aber man hat alles an einem Platz. Die Empanadas zum Lunch konnte ich allerdings nicht zuende essen. Die waren sehr merkwürdig. Und wegen der Fahrerei konnte ich mir die auch nicht schöntrinken. Andere Gäste haben das nämlich offensichtlich mit aller Macht versucht.

Yumbos Innenhof

Ein geschichtsträchtiger Platz befindet sich kurz vor Santa Lucia. Auf dem Heimweg wollte ich dort, an der Fortaleza, vorbei. Hier wurde – vermutet man – 1483 die letzte Schlacht zwischen den Canarios und den spanischen Besatzern geschlagen. Vernichtend für die Canarios, deren Anführer sich anschließend vom Fels gestürzt haben sollen. Die restlichen Überlebenden wurden gemetzelt oder versklavt. Aber die Policia machte mir einen Strich durch die Rechnung. Nachdem ich fast 20 Minuten auf kurvigen, engen Strecken Richtung Santa Lucia unterwegs war, wurde ich von ihr gestoppt. Es ginge wegen Bauarbeiten nicht weiter, ich müsse zurück oder nach rechts abbiegen und einen riesigen Umweg in Kauf nehmen. Naja, ich finde ja, das hätte man schon früher irgendwie andeuten können. Ich fuhr zurück zur Küste und nach Hause. Wieder in die Wolken rein.

Und so rein punktetechnisch? Ja, da hat der Süden was gutgemacht.

Einen Besuch im Arenas-Einkaufszentrum habe ich mir gespart, als ich von der Straße oben das Gewusel auf dem Kreisverkehr unten sah. Aber ich fürchte, morgen muss ich dringend Großeinkauf machen. Weiß ja nicht, wie das hier mit den Feiertagen so ist.

Auf der Klippe vorm Haus stehen wieder viele Meeresanbeterwagen. Irgendwie witzig. Ich würde ja aussteigen und mich auf die Felsen hocken. Aber die Mehrheit sitzt bei hochgekurbeltem Fenster (selbst die Raucher) im Auto und schaut zur Frontscheibe raus.

Heute Abend gibt’s wieder Sangria, ich habe noch so viel Obst. Da erscheint Trinken ja auch gleich als überaus gesundheitsfördernd!

Ihr Lieben, bis morgen vielleicht. Ich verabschiede mich für heute mit einem lautstarken ¡Eviva España!

Euer Gerald (der hofft, dass Ihr jetzt nicht alle einen schlimmen Ohrwurm habt)

Besuchen Sie Tunte… Hm. Was mag da so interessant sein?
Der Autor im Grand Canyon