Ihr Lieben,
ja, ich weiß, es ist Jammern auf aller-, aller-, allerhöchstem Niveau. Aber ich habe schon den halben Urlaub rum. Heul! Zeit, in sich zu gehen oder aber in den Waschsalon; ich hatte nur für zwei Wochen gepackt. Also war letzteres gerade wichtiger. In mich gehen kann ich ja auch später im Leben noch. Oder danach.
Zwar hat das Haus eine Gemeinschaftswaschmaschine, aber weiß Gott, wie viele Parteien darauf Zugriff haben. Hier wohnen nur ich und nebenan eine Familie, aber die Maschine läuft ununterbrochen. Und einen Trockner gibt es auch nicht. Theoretisch ein Wäschereck, aber das habe ich nur einmal flüchtig gesehen. Wer weiß, wo es sich sonst aufhält!? Vielleicht fährt es genau so gerne auf der Insel herum, wie ich.
Also Waschsalon. Da geht es schneller und – haltet mich für bekloppt – ich finde Waschsalons ja auch irgendwie beruhigend. Dass ich nicht ganz alleine mit dieser merkwürdigen Vorliebe bin, bezeugen BAPs Song „Ich geh‘ so unwahrscheinlich gern mit Dir in den Waschsalon“ und der tolle Film „Mein wunderbarer Waschsalon“ von Stephen Frears und Hanif Kureishi. Um die Ecke des Salons gibt es ausreichend Cafés und Bars, die morgens schon geöffnet haben, so dass ich auch mit Kaffee und Gebäck versorgt war.
Die Benutzung der Maschinen wurde mir von einem sehr freundlichen jungen Mann erklärt; ein älterer Herr, der vor Dutzenden von Jahren in Köln einmal gekellnert hatte, unterhielt sich mit mir über die Schönheiten der kanarischen Inseln. Auf Spanisch mit nur ganz wenigen englischen Einsprengseln! Gerry voll integriert 🙂
Nachdem ich die saubere Wäsche in meinem Refugium verstaut hatte, fuhr ich nach Telde, der zweitgrößten Stadt der Insel. Früher Sitz einer der beiden Guanartemes der Insel, so hießen die altkanarischen Herrscher. Der andere Sitz war übrigens in Gáldar und die Herrschaftsgrenze war ziemlich genau in der Mitte der Insel. Das passt ja ganz gut zum Thema Halbzeit.
Telde hat eigentlich keine großartigen Sehenswürdigkeiten, aber es gibt die beiden wunderbaren Stadtteile San Juan und San Francisco. Über diese beiden Stadtteile schrieb ich schon 2019. Heute schaute ich mir neben den beiden auch einmal die Innenstadt, die größtenteils verkehrsberuhigt ist, an. Für eine untouristische Stadt ist Telde wirklich nett. Es gibt schöne Parks, eine nette Fußgängerzone, die allerdings am frühen Nachmittag wie ausgestorben dalag, und vor der Kirche San Gregorio steht eine meterlange Krippe zum Bestaunen.
Heute war strahlenblauer Himmel und es war sehr heiß. Die Thermometer in Telde zeigten zwischen 30 und 32°C an. Und da ich mir wieder einen Wolf gelaufen habe, war ich am Ende des Tages mal wieder ausreichend erschöpft. Als Belohnung machte ich meinen ultrateuren Wein aus Santa Lucia auf und aß ein Arroz Negro, dass ich an einer der Essenstheken im Supermarkt erstanden hatte. Legga!
Morgen kommen die Herren Nachbarn zu Besuch. Da freue ich mich drauf und habe den Cava schon kalt gestellt. Trinkt Ihr ein Schlückchen mit?
Alles Liebe
Euer Gerry
P.S.: Gestern gab es übrigens Randale vor dem Haus. Drei Jugendliche rissen Teile des Bauzauns um und schmissen mit Rohrteilen, die dort verlegt werden sollen herum. Das war vielleicht nicht besonders schlau, weil die halbe Straße am Fenster hing und von denen nochmal die Hälfte das ganze mit Handy filmte. Und einer der Bubis verschwand dann auch noch in einem Hauseingang in der Straße. Seeehr gerissen!
Wir kommen Morgen auch gerne auf ein Gläschen Cava vorbei. 🙂
Ach, Ihr Lieben, ich wusste schon immer, dass Euch kein Weg zu weit, kein Transportmittel zu teuer ist. Nehmt am Besten den Jet und landet in der Nähe des Vulkans bei Arinaga. Da ist Platz zum Landen.
Bis morgen dann! 🤗 Freue mich sehr!